Mandy Rilke
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In vielen Fällen machen sich Arbeitnehmer*innen erst Gedanken um ein Zwischenzeugnis, wenn sie sich beispielsweise auf einen neuen Job bewerben. Ohne entsprechenden Anlass macht die Frage nach dem Zeugnis Arbeitgeber aber eher stutzig: Steht da etwa eine Kündigung an?
Um der Skepsis deines Arbeitgebers zu entgehen, nutz am besten einen triftigen Grund, sobald sich dir einer bietet: Ein Vorgesetztenwechsel oder andere größere strukturelle Veränderungen in deinem Unternehmen sind beispielsweise gute und unauffällige Gründe, um ein Zwischenzeugnis anzufordern. Worauf du achten solltest, wenn du ein qualifiziertes Zwischenzeugnis anforderst, verraten wir dir hier.
Ein Feedback ist nicht nur nach Abschluss der Probezeit, nach einem größeren Projekt oder vor Verlassen des Unternehmens hilfreich. Das Zwischenzeugnis geht allerdings über ein einfaches Feedback-Gespräch hinaus. Es dient als schriftlicher Nachweis für deine Erfolge und Leistungen in deinem Job und Unternehmen und kann in verschiedenen Situationen hilfreich oder sogar notwendig sein: Etwa wenn du
Beim Zwischenzeugnis wird unterschieden zwischen
Die wesentlichen Unterschiede sind dabei:
Einfaches Zwischenzeugnis | Qualifizierte Zwischenzeugnis |
---|---|
Umfang: kurz | Umfang: ausführlich |
Inhalt: reine Auflistung der Tätigkeiten (in Stichpunkten) | Inhalt: bewertende Auflistung der Tätigkeiten |
Fehlender Inhalt: Beurteilung | Zusätzlicher Inhalt: Beurteilung der Leistungen und des Sozialverhaltens des*der Arbeitnehmenden) |
Kommt deine Bitte um ein Zwischenzeugnis völlig unerwartet, könnten Vorgesetzte eventuell stutzig werden. Denn die Vermutung liegt nahe, dass du das Zeugnis für eine Bewerbung bei einem anderen Unternehmen brauchst. Das kann zu unangenehmen Situationen am Arbeitsplatz führen.
Um das zu vermeiden, nutz am besten jeden triftigen Grund, der sich dir bietet, um ein Zeugnis zu beantragen. So hast du es in der Hinterhand, falls du es einmal brauchst und bringst dich und deinen Arbeitgeber nicht in unangenehme Situationen.
In aller Regel wird das Zwischenzeugnis schriftlich per Mail bei deinem*deiner Vorgesetzten angefordert. Je nach Situation und auch deiner persönlichen Beziehung zu deinem*deiner Vorgesetzten, geht das aber natürlich auch mündlich.
Für den schriftlichen Antrag gilt: Weniger ist mehr. Eine formlose E-Mail genügt völlig. Am besten beziehst du die Begründung mit ein und wenn nötig eine Deadline. Das kann etwa so aussehen:
Sehr geehrte Frau Mustermann,
aufgrund des anstehenden Vorgesetztenwechsels innerhalb unserer Abteilung möchte ich einen Überblick über meine Arbeitsleistung und eine Einschätzung meiner Arbeitsqualität erhalten. Deswegen bitte ich Sie hiermit um die Erstellung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses bis zu ihrem Austrittsdatum am XX.XX.XXXX.
Mit freundlichen Grüßen
[Dein Name]
So oder so ähnlich kannst du die Mail an deinen Arbeitgeber gestalten. Achte nur darauf, dass du die Deadline für das Zeugnis nicht zu knapp einplanst. Besonders wenn deine Führungskraft wechselt, stehen bestimmt noch jede Menge andere To-dos auf seiner*ihrer Liste.
Ein qualifiziertes Zwischenzeugnis ist kein Hexenwerk, muss aber dennoch einige Voraussetzungen erfüllen. Damit du überprüfen kannst, ob dein Zwischenzeugnis inhaltlich komplett und formal richtig aufgebaut ist, haben wir dir eine Checkliste zum Inhalt und Aufbau eines Zwischenzeugnisses zusammengestellt:
Inhaltlich unterscheidet sich das Zwischenzeugnis wenig vom Arbeitszeugnis. Der größte Unterschied liegt in der Absicht und dem Zeitpunkt der Ausstellung:
Das Zwischenzeugnis wird ausgestellt, während du bei deinem Arbeitgeber angestellt bist. Auch eine Kündigung vonseiten deines Arbeitgebers steht beim Zwischenzeugnis nicht im Raum. Hast oder wurdest du allerdings schon gekündigt, wird ein Arbeitszeugnis ausgestellt.
Das Zwischenzeugnis liest sich außerdem ähnlich wie ein Arbeitszeugnis: Auch hier gibt es einige feststehende Floskeln, die sich häufig in Schulnoten übersetzen lassen.
Deswegen ist aber auch Vorsicht geboten bei positiv klingenden Formulierungen im Zeugnis. Es gilt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt – jedenfalls in deutschen Zwischenzeugnissen.
Formulierungen wie „Er*Sie ist stets bemüht, seine*ihre Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit zu erledigen“ klingen erstmal nicht verkehrt. Übersetzt bedeutet das Beispiel allerdings, dass der*die Arbeitnehmer*in zwar bemüht ist, ihre Mühe aber ohne Erfolg bleibt. Es verstecken sich also einige Fallen und Stolpersteine im Zwischenzeugnis.
Die gute Nachricht: Dein Arbeitgeber kann das Arbeitszeugnis nicht nach Lust und Laune gestalten. Hat deine Führungskraft also einen schlechten Tag oder vermutet etwa, dass deine Frage nach einem Zwischenzeugnis mit deiner eventuell bevorstehenden Kündigung zusammenhängt, darf sich das nicht im Zeugnis widerspiegeln. Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, die Mitarbeitenden wahrheitsgemäß, aber wohlwollend zu bewerten.
Wenn auch du die streng geheime Zeugnissprache von Personaler*innen und Führungskräften verstehen und dein Zwischenzeugnis entschlüsseln möchtest, hilft dir unser Überblick zu den verschiedenen Floskeln im Zeugnis:
Schulnote | Zwischenzeugnis |
---|---|
1 (sehr gut) | Viele Superlative, ausführliche Darstellung |
2 (gut) | Weniger Superlative, aber dennoch durchweg positive Formulierungen |
3 (befriedigend) | Negative Aspekte in positiv anmutenden Formulierungen versteckt Signalwörter: „zufriedenstellend“, „adäquat“ oder „angemessen“ |
4 (ausreichend) | „ausreichend“ kommt sehr häufig im Text vor |
5 (mangelhaft) | Zwischenzeugnis wirkt so, als würde es gar keine Bewertung enthalten |
Wie das in der Praxis aussieht, kannst du anhand unserer Beispiele nachvollziehen:
Wenn du dein Zwischenzeugnis selbst schreiben sollst, kannst du die Bewertung natürlich zu deinen Gunsten vornehmen, aber auch in diesem Fall gilt: Das Arbeitszeugnis sollte wohlwollend, aber wahrheitsgemäß ausfallen. Wichtig zu wissen: Ein Abweichen von der Beurteilung im Zwischenarbeitszeugnis ist in einem Abschlusszeugnis nicht ohne weiteres möglich. Hast du also ein sehr gutes Zwischenzeugnis vorliegen und deine Führungskraft erstellt dir möglicherweise aus Groll nach deiner Kündigung ein schlechtes Abschlusszeugnis, kannst und solltest du dagegen vorgehen.
Disclaimer: Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft. Die in diesem Artikel veröffentlichten Rechtsgrundlagen wurden sorgfältig zusammengestellt, erheben aber keinen Anspruch auf Aktualität, sachliche Richtigkeit oder Vollständigkeit; eine entsprechende Gewähr wird nicht übernommen. Insbesondere übernimmt The Stepstone Group Deutschland GmbH keinerlei Haftung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nutzung der bereitgestellten Inhalte entstehen.
Triftige Gründe für ein Zwischenzeugnis sind langfristige berufliche Auszeiten wie Elternzeit oder Sabbatical, ein Wechsel der Vorgesetzten, strukturelle Veränderungen im Unternehmen, ein interner Jobwechsel oder die Notwendigkeit, das Zeugnis bei Behörden oder vor Gericht vorzulegen.
Ja, ein Arbeitgeber kann ein Zwischenzeugnis verweigern, wenn kein triftiger Grund vorliegt. Liegt jedoch ein berechtigtes Interesse vor, ist der Arbeitgeber verpflichtet, das Zwischenzeugnis unverzüglich auszustellen.
Ein Zwischenzeugnis allein ist kein Kündigungsgrund. Allerdings könnte die unerwartete Anfrage nach einem Zwischenzeugnis bei dem Arbeitgeber den Verdacht erwecken, dass eine Kündigung bevorsteht, insbesondere wenn kein triftiger Grund vorliegt.
Wenn dein*e Vorgesetzte*r kein Zwischenzeugnis ausstellt und du keinen triftigen Grund nachweisen kannst, bleibt dir in der Regel nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren. Hast du jedoch einen triftigen Grund, solltest du diesen klar kommunizieren und darauf bestehen.
Wenn du einen triftigen Grund vorweisen kannst, sollte das Zwischenzeugnis unverzüglich ausgestellt werden. Es empfiehlt sich, bei der Anfrage eine angemessene Frist zu setzen, um sicherzustellen, dass das Zeugnis rechtzeitig erstellt wird.
Ja, eine Bewerbung ist auch ohne Zwischenzeugnis möglich. Ein qualifiziertes Zwischenzeugnis kann jedoch vorteilhaft sein, um deine bisherigen Leistungen und Fähigkeiten nachzuweisen.
Ein Zwischenzeugnis sollte die Überschrift „Zwischenzeugnis“ tragen, persönliche Daten, eine kurze Beschreibung des Unternehmens, eine stichpunktartige Auflistung deiner Aufgaben und Tätigkeiten sowie eine Beurteilung deiner Arbeitsleistung und deines Sozialverhaltens enthalten. Das Zeugnis sollte auf Firmenbriefpapier erstellt und von deiner Führungskraft unterschrieben sein.
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