Mandy Rilke
Mehr Artikel
Es ist keine Seltenheit, dass Arbeitgeber ihre eigenen Mitarbeiter*innen auffordern, das abschließende Zeugnis selbst zu verfassen. Klingt ideal? Falls du aber noch nie Arbeitszeugnisse selber schreiben musstest, kann die Aktion Wunschzeugnis ganz schnell nach hinten losgehen.
Ein Arbeitszeugnis ist weit mehr als eine Aneinanderreihung von Lob und Kritik. Das lieblose Zusammenfügen von Textbausteinen wird weder Personaler-Herzen höherschlagen lassen noch deinem eigenen Anspruch gerecht werden. Verstehe daher die Herausforderung, das Arbeitszeugnis selber zu schreiben als eine Gesamtaufgabe von Einleitung bis Ende, die viel Sorgfalt bedarf.
Um also das perfekte Zeugnis selbst zu verfassen, musst du dich in die Rolle der Personaler*innen versetzen und versuchen, dein Kontextwissen dabei auszuklammern. Oft passiert es, dass bestimmte Arbeitsabläufe oder Aufgaben als selbstverständlich vorausgesetzt werden und deshalb nicht im Zeugnis aufgeführt werden. Hast du dich im Schreiben also verständlich ausgedrückt, sodass jede Person dein Zeugnis verstehen und einordnen kann?
Neben deinen eigenen Ansprüchen in Sachen Inhalt, achten Personaler*innen aber auch vor allem auf korrekte Formalitäten, deckungsgleiche Angaben zu deinem perfekten Lebenslauf und die Bestätigung gesuchter Kompetenzen im Arbeitszeugnis. Dabei helfen stilsichere zusammenhängende Sätze, die konkrete Bezüge zu deiner Arbeit erkennen lassen und deine individuelle Leistung dadurch greifbar machen.
Um ein besseres Gespür für die Benotung vieler Formulierungen zu bekommen, findest du hier zwei Musterbeispiele für ein „sehr gutes“ und ein „ausreichendes bis mangelhaftes“ Zeugnis. Ausdrücke und Formulierungen, die eindeutig auf ein gutes bzw. schlechtes Arbeitszeugnis hindeuten, siehst du in den Beispielen fett markiert.
Frau/Herr Muster geboren am (GEBURTSDATUM) in (GEBURTSORT), war vom XX.XX.XXX bis XX.XX.XXXX in unserem Unternehmen als (JOBTITEL) im Bereich (ABTEILUNG) tätig.
Optional: kurze Selbstbeschreibung des Unternehmens, inkl. Branche, Tätigkeitsbereiche und ggf. Kunden
Als (JOBTITEL) hat Frau/Herr Muster den Erwartungen des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Kunden in jeglicher Hinsicht und in allerbester Weise entsprochen. So gelang es Frau/Herr Muster insbesondere ihr/sein großes theoretische Fachwissen stets zu unserer vollsten Zufriedenheit in die Praxis umzusetzen. Zu den umfangreichen und verantwortungsvollen Aufgabenbereichen gehörten insbesondere:
Durch ihr/sein außerordentliches Engagement und das hohe Maß an Zuverlässigkeit erzielten alle ihr/ihm übertragenen Aufgaben herausragende Arbeitsergebnisse. Besonders hervorzuheben ist dabei das Projekt (NAME), welches sie/er über einen langen Zeitraum konstruktiv unterstützte und somit dem gesamten Team und dem Unternehmen zu neuen Lösungsansätzen verhalf.
Aber nicht nur in einer unterstützenden, sondern auch in einer leitenden Funktion, konnte sie/er ihr/sein Fachwissen und ihre/seine Teamqualitäten durch erfolgreiche Projekte demonstrieren. Selbst in Stresssituationen bewies sie/er immer Struktur, analytische Schärfe und äußerste Sorgfalt. So konnte Frau/Herr Muster auch in Problemsituationen stets mit einer äußerst zufriedenstellenden Quantität und Qualität der Arbeit überzeugen. Durch ihren/seinen kooperativen Führungsstil bei gleichzeitigem Teamplay auf Augenhöhe konnte Frau/Herr Muster stets ein produktives Arbeitsklima in der Abteilung schaffen und hat das Unternehmen aufgrund ihrer/seiner Kompetenz, Persönlichkeit und zwischenmenschlichem Gespür vorbildlich repräsentiert. Ihr/sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden war stets vorbildlich.
Wir bedauern das Ausscheiden von Frau/Herr (NAME) aus dem Unternehmen und Wünschen ihr/ihm persönlich und beruflich alles Gute für die Zukunft. Für die langjährige, wertvolle Mitarbeit wollen wir uns hiermit nochmals außerordentlich bedanken.
(Unterschrift Geschäftsleitung, ggf. Firmenstempel)
Frau/Herr Muster geboren am (GEBURTSDATUM) in (GEBURTSORT), war vom XX.XX.XXX bis XX.XX.XXXX in unserem Unternehmen als (JOBTITEL) angestellt.
Optional: kurze Selbstbeschreibung des Unternehmens, inkl. Branche, Tätigkeitsbereiche und ggf. Kunden
Als (JOBTITEL) hat Frau/Herr Muster den Erwartungen des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Kunden entsprochen. Zu ihrem/seinem Aufgabenbereich gehörten insbesondere:
Alle ihr/ihm übertragenden Aufgaben erledigte er/sie mit Sorgfalt und Genauigkeit. Die Projektarbeiten, an denen sie/er über einen langen Zeitraum mitarbeitete, wurden zur Zufriedenheit des Unternehmens ausgeführt.
In einer unterstützenden Funktion konnte Frau/Herr Muster ihr/sein Fachwissen und ihre/seine Teamqualitäten im Großen und Ganzen demonstrieren. Auch in Stresssituationen bemühte sie/er sich immer um Struktur und Sorgfalt. So hatte Frau/Herr Muster bei Herausforderungen in der Regel kaum Probleme mit ihrem/seinem zuständigen Tätigkeitsbereich. Darüber hinaus hat er/sie das Unternehmen durch ihre/seine Interessen, zeitgerechten Arbeitsweise und Fleiß unterstützt. Technische und operative Hürden in der Arbeitsroutinen wurden im Rahmen ihrer/seiner Möglichkeiten bewältigt und entsprachen den Anforderungen. Durch ihre/seine aufgeweckte, gesellige Art konnte Frau/Herr Muster stets ein lockeres Arbeitsklima in der Abteilung schaffen. Ihr/sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden war meistens einwandfrei.
Für ihre/seine Zukunft wünschen wir Frau/Herr Muster alles Gute, auch Erfolg. Wir bedanken uns für ihre/seine Mitarbeit.
(Unterschrift höhergestellter Mitarbeiter, ggf. Firmenstempel)
Je nach deiner Anstellungsart und der Dauer des Arbeitsverhältnisses können Form und Umfang des Zeugnisses sehr variieren. Während ein einfaches Arbeitszeugnis teilweise nur grobe Eckdaten verschriftlicht, nimmt dies bei einem qualifizierten Arbeitszeugnis ganz andere Dimensionen an. Da du das Arbeitszeugnis selber schreibst, solltest du dabei immer mindestens folgende Elemente im Aufbau einbringen:
Du schreibst dein Zeugnis selbst und es ist dadurch ein gewisser Mehraufwand. Das ist dennoch kein Grund, ganze Tätigkeitsbereiche aus anderen Arbeitszeugnissen oder deinem Lebenslauf zu kopieren. Bei einer genauen Sichtung deines Bewerbungsmaterials wird dies dem kritischen Personalerblick nicht entgehen. Das schöne Bewertungskriterium „sehr gut“ darf sich im Laufe des Textes auch nicht unnatürlich oft in die Sätze einschleichen.
Auch wenn du „gute Noten“ im Arbeitszeugnis verdient hast, wertet diese Aneinanderreihung derselben Formulierungen dein Zeugnis nicht auf – ganz im Gegenteil. Einerseits wirkt dein Bewertungsschreiben dadurch eintönig und, andererseits, bringt dir übertriebenes Lob oftmals mehr Skepsis als Anerkennung. Ratlosigkeit kann sich bei Personaler*innen auch breit machen, insofern Sätze nicht eindeutig formuliert wurden. Achte also sprachlich und grammatikalisch immer darauf, dass klar ist, wer und was gemeint ist.
Neben Beispielformulierungen im Arbeitszeugnis in Hieroglyphenschrift für den Hauptteil, bilden vor allem auch Anfang und Schluss oft unterschätzte Textelemente. Allgemein funktioniert der Zeugniscode nach einem simplen Schema, das man kennen muss.
Während „zur vollen Zufriedenheit“ weitgehend der Note 3 und „zur vollsten Zufriedenheit“ der Note 2 entspricht, drückt erst der Superlativ „stets zur vollsten Zufriedenheit“ eine sehr gute Leistung aus. Die Einleitung kann ruhig sehr förmlich bleiben, da es am Anfang zunächst um Informationen geht. Die oben gelisteten Daten über den Arbeitnehmer dürfen dabei genauso wenig fehlen wie deine Positionsbezeichnung. Achte aber bereits in der Einleitung darauf, dass du möglichst aktiv wahrgenommen wirst, indem du nicht nur „beschäftigt“, sondern „tätig“ warst.
Falls deine Position sehr spezifisch ist, kann der branchenübliche Überbegriff in Klammern nicht schaden.
Die Schlussformel hingegen kann je nach Ablauf der Kündigung schwieriger zu schreiben sein. Viele Personaler*innen springen zu Beginn zu diesem letzten Abschnitt, da er immer den Grund des beendeten Arbeitsverhältnisses beinhaltet. Auch wenn du dein Arbeitszeugnis selber schreibst, musst du stets bei der Wahrheit bleiben.
Neben dem Ausstellungsgrund ergänzen ein Bedauern des Arbeitsverlusts, ein Bedanken für die Mitarbeit sowie individuelle Zukunftswünsche oft den letzten Abschnitt des Zeugnisses. Tue dir auch hier einen Gefallen, indem du dir im Text weiterhin viel Erfolg wünschst und somit an Vergangene anknüpfen kannst.
Du möchtest aktuelle Tipps rund um Gehälter, Bewerbung und Karriere erhalten? Dann registriere dich kostenlos auf unserer Seite und bleib immer auf dem Laufenden.
Kostenlos registrieren