Guy Frederick
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Auf der Suche nach einer neuen Arbeit sind viele Leute wie du an einer Festanstellung in Vollzeit interessiert. Aber es gibt auch viele andere, die einen Job mit Flexibilität suchen, die sich neu orientieren wollen und in einem anderen Bereich den Quereinstieg wagen möchten oder nach einer Auszeit den Wiedereinstieg planen: Für die ist es eine super Gelegenheit, als befristete*r Mitarbeiter*in in der Zeitarbeit durchzustarten.
Du, als Leiharbeitnehmer*in, die Verleihfirma und die Entleihfirma stehen in jeweils gesonderten Rechtsverhältnissen zueinander. Ver- und Entleihfirma schließen einen Arbeitnehmerüberlassungsvertrag, der die Geschäftsbeziehung der beiden verpflichteten Unternehmen im Einzelnen regelt (z. B. Haftungsbestimmungen). Die Verleihfirma und du schließen einen individuellen Leiharbeitsvertrag. Das ist ein „ganz normaler“ Anstellungsvertrag, der euch beiden als Arbeitgeber und Arbeitnehmer*in im arbeitsrechtlichen Sinne definiert. Die Entleihfirma und du haben also nur eine mittelbare „Liaison“. Beim entleihenden Unternehmen liegt die Weisungsbefugnis für dich als Leiharbeitnehmer*in, der seinerseits zur Erbringung der eingeforderten Arbeitsleistung verpflichtet ist. Du darfst seit 2004 in dasselbe Kundenunternehmen ohne zeitliche Beschränkung überlassen werden.
Den Faktor Zeitarbeit solltest du in deine Überlegungen zur Stellensuche auf dem Arbeitsmarkt miteinbeziehen, wenn deine Vorstellungen vom Arbeitsleben sich nicht in einer langfristigen, langjährigen Berufsroutine erschöpfen.
Erstens gewährleistet die Anstellung bei einer Zeitarbeitsfirma größere Unabhängigkeit. Wenn du dir Freiräume in Lebensgestaltung und Zeitplanung verschaffen willst, solltest du vielleicht nicht längerfristig an einen Betrieb binden, sondern in ein unbefristetes Angestelltenverhältnis, also der Zeitarbeit, zu einer Verleihfirma treten, die dich verschiedenen Unternehmen immer nur eine Zeit lang überlässt. Damit wächst auch deine persönliche Sicherheit in dem neuen Job. Zudem sind die Einstellungshürden für einen Job in der Zeitarbeit in der Regel nicht so hoch wie bei einem Beruf in der Festanstellung.
Das Zeitarbeitsmodell findet man häufig im kaufmännischen Bereich, wie zum Beispiel Vertrieb, Einkauf und Finanzen, aber auch in den Sektoren Technik, Industrie, Logistik, Lager und Produktion, gerade wenn Personalengpässe im Betrieb bestehen. Du arbeitest dabei in allen wichtigen Branchen der Wirtschaft und ersetzt dabei häufig Mitarbeiter*innen der Stammbelegschaft, die sich vorübergehend wegen Urlaub, Krankheit, Erziehungsurlaub oder Schwangerschaft nicht am Arbeitsplatz befinden.
Bei Problemen mit Vorgesetzten oder Kolleg*innen am Einsatzort besteht in der Regel die Möglichkeit des schnellen und unbürokratischen Wechsels, außerdem ist auch im Falle von temporärer „Vermittlungsflaute“ von der Arbeit gebenden Verleihfirma der Lohn weiterzubezahlen. Oft werden diese vermittlungsfreien Zeiten für Weiterbildungsmaßnahmen genutzt. So kannst du mit einem komfortablen, unbefristeten Arbeitsvertrag dennoch große Flexibilität in der Zeitarbeit genießen.
Bei der Zeitarbeit handelt es sich zudem um ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis, das oft ein guter Weg aus Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit oder der ewigen Praktikantenrolle sein kann. Hier ist es aber häufig von Vorteil, wenn du dir bereits ein gewisses Branchenwissen für die Zeitarbeit angeeignet hast. Zudem sollten auch die Zeitarbeitskräfte deinen Anforderungen genügen und im Idealfall auf dein Arbeitsprofil zugeschnitten sein.
Die Anstellung bei einer Zeitarbeitsfirma bietet zusätzlich die Chance, eine berufliche Orientierungsphase auszudehnen. Du kommst mit verschiedenen Branchen und Betrieben in Berührung, erweiterst deinen professionellen Horizont und lernst dadurch deine eigenen Präferenzen auf dem Arbeitsmarkt wirklich kennen: eine Art „Studium Generale“ für das Berufsleben.
Mittlerweile verliert die Zeitarbeit mehr und mehr das oft anhaftende schlechte Image, denn sie kann als Türöffner in große und renommierte Unternehmen dienen, und das ohne den langwierigen Bewerbungsprozess. Dabei musst du dich keinesfalls als Kollege*in zweiter Klasse fühlen oder vor Ausbeutung fürchten: Ein Vorurteil, das sich hartnäckig in der öffentlichen Wahrnehmung hält. Denn auch Zeitarbeiter*innen haben Rechte, zum Beispiel auf soziale Absicherung, die im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) als Grundsätze geregelt sind. Bei ihnen wechselt nur der Einsatzort und die Anforderungen der Tätigkeiten im zeitlichen Ablauf.
Zudem gibt es im Rahmen der Zeitarbeit häufig die Möglichkeit, die angebotene Position unverbindlich zu testen und in einer Art Kennenlernphase zu prüfen, ob der Arbeitgeber wirklich zu dir passt. Gerade in hoch qualifizierten Bereichen entspricht das Lohnniveau in der Zeitarbeit oft dem in entsprechender Festanstellung. Erfahrene Zeitarbeiter*innen werden gerne für wichtige Projekte engagiert, man zählt auf ihre Erfahrung (vielleicht sogar bei Konkurrenzunternehmen) und ihr Talent, sich schnell in neue Arbeitsgruppen und Themen einzuarbeiten.
Gerade in hochqualifizierten Bereichen, wie beispielsweise dem Ingenieurswesen, werden Mitarbeiter*innen in der Zeitarbeit gerne gesehen. Und auch Interims-Manager sind oft Zeitarbeiter*innen, die beim Arbeitgeber nur so lange bleiben, bis eine besondere Aufgabe erledigt ist, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für das Unternehmen, beispielsweise im Rahmen einer Konfliktlösung.
Es eröffnet sich außerdem eine Möglichkeit für Berufsrückkehrer oder Seiteneinsteiger, wieder auf den Beschäftigungszug innerhalb der Zeitarbeit aufzuspringen. Auch für ältere Arbeitnehmer*innen, Ungelernte, Facharbeiter sowie Berufsanfänger ergibt sich so oft eine neue bzw. erstmalige Chance auf dem Arbeitsmarkt, für die dann auch eine Differenz zum üblichen Branchengehalt in Kauf genommen wird. Auf diese Weise wird der Faktor Zeitarbeit auch zur Alternative für all diejenigen, die längerfristig wieder ein festes Engagement bei einem „klassischen“ Arbeitgeber anstreben: Im Moment werden rund 30 Prozent der Zeitarbeitnehmer irgendwann von einem Kundenbetrieb der Verleihfirma übernommen. In gewisser Hinsicht ergänzt und verkürzt Zeitarbeit also die aufwendigen Bewerbungsverfahren des Personal-Managements: Wenn ein Unternehmen die Arbeitskraft schon länger kennt und schätzt, ist dies immer eine gute Referenz. Zudem helfen gute Agenturen aktiv bei der Vermittlung in den Job oder sogar in das Wunschunternehmen.
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass die Zeitarbeit für alle Beteiligten von großem Vorteil sein kann, gerade in Zeiten des demografischen Wandels, zunehmender Globalisierung und immer neuen Jobanforderungen. Arbeitnehmer*innen sollten sich nicht davor scheuen, einen Wechsel in die Zeitarbeit in Betracht zu ziehen, vor allem wenn sie auf der Suche nach möglichst flexiblen Jobanforderungen sind oder nach einer beruflichen Abwesenheit einen neuen Karrierestart wagen wollen. Zudem lassen sich auch hier immer wertvolle Kontakte knüpfen.
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