Caroline Stanski
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Du hast einen Ausbildungsberuf und überlegst dir, eine Weiterbildung zum Meister zu machen? Weiterbildung ist immer gut, denn wer kontinuierlich dazulernt, kann besser mit Herausforderungen im Job umgehen, und auch beruflich aufsteigen – und mehr verdienen. Doch wie lukrativ ist der Meisterbrief tatsächlich?
Julia Ruser (37) ist Malermeisterin und leitet ihren eigenen Betrieb. Die Meisterausbildung neben dem Beruf war anstrengend, aber hat sich gelohnt. “Ich beschäftige drei Gesellen, einen Minijobber und bilde eine Malerin aus.”
Für Malermeisterin Julia Ruser (37) hat es sich gelohnt. Seit 20 Jahren arbeitet sie schon als Malerin und Lackiererin, ließ sich im Betrieb ihres Vaters ausbilden und entschied sich dann, als Gesellin ihren Meister zu machen. Nun leitet sie ihren eigenen Betrieb in Tüttendorf (Schleswig-Holstein), ist Unternehmerin und Arbeitgeberin. “Ich beschäftige drei Gesellen, einen Minijobber und bilde eine Malerin aus”, erzählt sie am Telefon. Und das in einer noch recht männerdominierten Branche, wie sie sagt. Dafür ist der Meisterbrief die Voraussetzung.
Einen anderen Weg hat Louis Baureis (27) aus Sandhausen (Baden-Württemberg) eingeschlagen, er arbeitet in der väterlichen Schreinerei, allerdings ist er Quereinsteiger. Nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und einer Führungsposition entschied er sich: Ich will doch die Schreinerei von meinem Vater übernehmen. Nun wechselt er zwischen Büro und Werkbank und studiert neben der Arbeit Management & Innovation.
Finanziell lohnt sich eine Weiterbildung laut unserer aktuellen Auswertung am meisten vor allem für Chemielaborant*innen. Diese verdienen mit einem Meisterbrief 63% mehr. In absoluten Zahlen bedeutet das rund 43.750 € brutto als Gesell*innen und mit einem Meistertitel erhöht sich das Einkommen auf 71.500 €. Auch für Biologielaborant*innen lohnt sich die Fortbildung finanziell, ihr Gehalt steigt auf 70.750 € und somit um 44 %.
Doch auch Industrie-Meister*innen, Goldschmied*innen, Kraftfahrzeugmechatroniker*innen, Uhrmacher*innen und Trockenbau-Monteur*innen erhöhen ihr Gehalt nach dem Meister um mehr als 50 % und somit zwischen 19.750 und 18.750 € brutto.
Doch dieser Gehaltsanstieg durch den Meisterbrief ist mühsam, so erzählt es Malermeisterin Julia Ruser. Drei Jahre lang ging sie neben ihrem Vollzeitjob im elterlichen Betrieb am Wochenende in die Meisterschule. “Ich habe mich für eine Ausbildung in Teilzeit entschieden, weil ich nicht ein Jahr auf das Gehalt verzichten konnte”, sagt sie. So wird es Vielen gehen, doch es gibt auch Fördermöglichkeiten für Menschen, die sich diese enorme Belastung nicht zutrauen, das weiß Jürgen Wittke. Eine Möglichkeit sei das Aufstiegs-BaföG (www.aufstiegs-bafög.de). Julia Ruser entschied sich gegen diese Förderung, sagt aber heute: “Ich glaube, wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich meinen Meister in Vollzeit gemacht. Mich nur auf die Schule zu konzentrieren wäre deutlich angenehmer gewesen.” Um diese Doppelbelastung stemmen zu können, hatte sie ihr Pferd als Ausgleich, Reiten, das habe ihr Kraft gegeben.
Doch nicht nur der klassische Ausbildungsweg kann zum Meisterbrief führen: In den nächsten Jahren möchte Baureis noch mehr von seinem Vater lernen. „Ich bin zwar in der Schreinerei aufgewachsen, jeden Samstag bin ich mit meinem Vater hingefahren und habe kleine Aufgaben übernommen aber eine Ausbildung als Schreiner habe ich nicht“, sagt er. Doch das soll nicht so bleiben, denn wenn er nun weiter in der Schreinerei arbeitet, kann er nach etwa fünf Jahren im Beruf auch ohne Ausbildung eine Gesellenprüfung ablegen. Und hat somit auch die Voraussetzung erreicht einen Meister zu machen. „Das kann ich mir schon gut vorstellen“, sagt er.
Louis Baureis (27) ist auf der Karriereplattform LinkedIn als LinkedIn-Schreiner aktiv und schreibt über das Handwerk in Deutschland. „Durch meinen Bachelor könnte ich den Meister auch verkürzen, da ich die kaufmännischen Voraussetzungen erfülle.“
Zwar ist sein Vater noch im Betrieb und es gibt auch einen angestellten Meister, der ausbilden könne, aber den Titel Meisterschreinerei möchte Baureis auch in Zukunft auf keinen Fall verlieren. „Durch meinen Bachelor könnte ich den Meister auch verkürzen, da ich die kaufmännischen Voraussetzungen erfülle.“ Ein Meister, das steht für Qualität im Handwerk, so Jürgen Wittke. Das sei auch noch immer ein gutes Marketinginstrument.
Welche Meisterprüfung am schwersten ist, lässt sich kaum beantworten. So unterschiedlich sind die Berufe, wie leicht einem das Lernen fällt und natürlich auch das Talent. Doch Julia Ruser ist sich sicher: “Es ist ein anderes Lernen als an der Schule, man liebt den Job und ist deshalb wissbegierig. Deshalb wollte ich alles verstehen und im Kopf behalten.”
Eine Meisterausbildung kostet neben dem zeitlichen Investment auch Geld. "Pauschal lässt sich nicht beziffern, wie viel”, so Wittke. Mit ein paar tausend Euro sollte man rechnen, bei den Handwerkskammern gibt es die Möglichkeit, sich über Förderungen zu informieren. Bei Julia Ruser waren es um die 10.000€, sagt sie. Auch, weil sie ihre Ausbildung auf einer Privatschule machte. Kosten fielen auch für Schulgebühren, Prüfungsmaterialien und die wöchentlichen Fahrten nach Husum an. Ihre betriebswirtschaftliche Prüfung machte sie in einem 3-monatigen Vollzeit-Crashkurs. Auch weil die Schule versprach, dass sie den Kurs wiederholen dürfe, sollte sie durchfallen. Sie fiel nicht durch und das Geld war gut investiert, sagt sie. Aber, und das gehört auch zur Wahrheit, es gibt auch Meisterausbildungen, in denen zumindest der Lohnanstieg eher niedrig ist.
Jürgen Wittke ist Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin. Ein Meisterbrief steht für handwerkliche Qualität und ist auch ein gutes Marketinginstrument, sagt er. "Ein Meister, das steht für Qualität im Handwerk. Das ist auch noch immer ein gutes Marketinginstrument."
Eher weniger auf dem Bankkonto bemerkbar macht sich der Meisterbrief bei Fliesen-, Platten- und Mosaikleger*innen ( 8 % mehr), Parkettlegemeister*innen (11 % mehr) und Medientechnolog*innen (13 % mehr).
Beruf | Mediangehalt ohne Meister | Mediangehalt mit Meister |
---|---|---|
Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/ Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerin, Fliesen-, Platten- und Mosaiklegemeister/-in | 40.750 Euro brutto im Jahr | 43.750 Euro brutto im Jahr |
Medientechnologe Druck, Medientechnologin Druck, Druckermeister/-in, Industriemeister/-in - Printmedien/ B. Prof. Print | 39.750 Euro brutto im Jahr | 44.750 Euro brutto im Jahr |
Graveur/Graveurin, Graveurmeister/-in, Industriemeister/-in - Metall | 35.550 Euro brutto im Jahr | 55.250 Euro brutto im Jahr |
Bodenleger, Estrichleger, Parkettleger, Parkettlegermeister, Estrichlegermeister/-in | 34.500 Euro brutto im Jahr | 38.250 Euro brutto im Jahr |
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es unumgänglich, sich fortzubilden, sei es, um betriebswirtschaftliches Wissen aufzubauen, neue Prozesse zu etablieren oder ein Verständnis für künstliche Intelligenz zu erlangen. “Das gilt im Handwerk ebenso wie in anderen Branchen”, sagt Jürgen Wittke. So schafft man sich selbst auch einen Wettbewerbsvorteil für gute Jobs und auch 10 % mehr Brutto-Gehalt machen sich netto auf dem Konto bemerkbar.
Wer erstmal keinen Meister machen möchte, für den können auch Fortbildungen zu Zukunftstechnologien spannend sein, sagt Wittke. Etwa zur Fachkraft für Solartechnik oder zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten. Festgelegte Tätigkeiten, das sind Aufgaben im Bereich Elektronik, die von einer Elektrofachkraft durchgeführt werden dürfen, ohne eine umfassende Ausbildung im gesamten Elektrohandwerk zu haben.
Doch auch mit dem Meisterbrief hört das Lernen für die Malermeisterin Julia Ruser nicht auf. Sie beschäftigt sich vor allem mit Materialien und neuen Arbeitsweisen: “Die Farben werden immer umweltfreundlicher und auch weniger schädlich für die Gesundheit.”
Es ist im Handwerk notwendig, sich regelmäßig auf den neuesten Stand der Technik zu bringen und auch digital fit zu werden.
Den deutschen Handwerksbetrieben geht es wirtschaftlich gut. Lediglich 15 Prozent der Betriebe würden ihre aktuellen Geschäftsergebnisse als schlecht bewerten. Das macht Handwerksbetriebe zu einem sicheren Arbeitgeber. Und es gibt viele freie Stellen im Handwerk. Trotzdem ist das Handwerk besonders beim Thema Nachwuchs und Personal herausgefordert. Gründe dafür sind der demografische Wandel und auch, dass viele Menschen gerne studieren möchten. Dabei gibt es gerade im Handwerk hohe Einstiegsgehälter für Auszubildende und viele Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung.
Seit einigen Jahren gibt es eine Imagekampagne des Handwerks. Doch die beste Imagekampagne sind wahrscheinlich Menschen wie Julia Ruser und Louis Baureis, die ihren Job lieben und begeistert von ihrer Arbeit und ihrem Handwerk erzählen.
Die schwerste Ausbildung im Handwerk in Deutschland zu bestimmen, ist schwierig, da dies davon abhängt, worin du gut bist und was deine Interessen sind. Einige Handwerksberufe sind jedoch allgemein als besonders anspruchsvoll bekannt, sei es wegen der körperlichen Anstrengung oder der technischen Komplexität. Ein*e Maurer*in muss viel über Statik wissen und ein*e Dachdecker*in sollte schwindelfrei sein, Elektroniker*innen müssen wiederum sehr präzise arbeiten. Die Wahl einer passenden Ausbildung hängt also stark von den individuellen Stärken und Schwächen und deinen persönlichen Vorlieben ab.
Im Handwerk gibt es zahlreiche Weiterbildungen. Der Meister ist gleichwertig mit einem Bachelor-Abschluss und qualifiziert dazu, einen Betrieb zu leiten oder Andere auszubilden. Der Betriebswirt, also die Ausbildung zum*r Geprüften Kaufmännischen Fachwirt*in (HwO), bereitet auf das Management kleinerer und mittlerer Betriebe vor. Diese Weiterbildung ist die höchste Ausbildung im Handwerk und mit einem Master gleichzusetzen.
Das Handwerk ist ein zentraler Wirtschaftsbereich in Deutschland. Laut des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks sind aktuell 1.037.073 Betriebe im Handwerksregister und im Verzeichnis handwerksähnlicher Gewerbe eingetragen. Dort sind etwa 5,6 Millionen Menschen beschäftigt und rund 350.000 junge Menschen machen eine Ausbildung. Somit arbeiten 12,2 Prozent aller Erwerbstätigen und 28,2 Prozent aller Auszubildenden in Deutschland im Handwerk. Im Jahr 2023 erzielte das Handwerk einen Umsatz von rund 765,6 Milliarden € (ohne MwSt).
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