Jasmin Dahler
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Autos, Computer, Möbel - wer sie am Fließband produziert, wird in der Regel nach Akkordlohn bezahlt. Der Akkordlohn ist eine besondere Vergütungsform, die vor allem in produktionsorientierten Branchen Anwendung findet, aber auch im Handwerk, der Landwirtschaft oder in der Logistik. Hierbei wirst du nicht nach Arbeitszeit, sondern nach erbrachter Leistung bezahlt. Ob du an einer Maschine arbeitest, auf einer Baustelle tätig bist oder Dienstleistungen im Akkord erbringst: Deine Produktivität entscheidet über deinen Verdienst. In diesem Artikel erfährst du, wie Akkordlohn funktioniert, wo er eingesetzt wird, und welche Vor- und Nachteile er mit sich bringt.
Der Akkordlohn ist leistungsbezogen, was bedeutet, dass du für das bezahlt wirst, was du tatsächlich leistest. Anders als beim Stundenlohn spielt die aufgewendete Zeit nur indirekt eine Rolle. Insofern ist der Akkordlohn eine sehr faire Vergütung, da er auf individueller Leistung basiert anstatt auf der bloßen Anzahl von Arbeitsstunden.
Von zentraler Bedeutung sind die zwei Hauptarten des Akkordlohns:
Die leistungsorientierte Vergütung spricht vor allem Menschen an, die von Natur aus zu hoher Performance neigen. Dennoch ist es auch eine Frage von Beruf und Branche, ob Akkordlohn überhaupt möglich ist.
Akkordlohn kommt überall dort zum Einsatz, wo die Arbeitsleistung eindeutig messbar ist und standardisierte Aufgaben vorliegen. Typische Branchen und Berufsfelder sind:
In Produktionsstätten wird häufig nach Stückzahl bezahlt, was Mitarbeitende zu möglichst hoher Effizienz motivieren soll. Traditionelle Beispiele sind Fließbandarbeit, Maschinenbedienung und Montage.
Auch Handwerksbetriebe setzen oft Zeitakkord ein, um qualifizierte Arbeiter*innen wie etwa Tischler*innen, Dachdecker*innen oder Fliesenleger*innen zur Optimierung ihrer Arbeitsabläufe anzuregen.
Saisonarbeit ist ebenfalls ein klassisches Beispiel für Stückakkord. So werden Arbeiter*innen in der Obsternte, der Weinlese oder beim Spargelstechen oft nach geernteten Kilo oder Körben bezahlt.
Paketboten können für die Anzahl der ausgelieferten Pakete vergütet werden. Dadurch ist die Motivation, möglichst viele Zustellungen pro Tag zu schaffen, entsprechend hoch.
Reinigungskräfte können etwa nach gereinigten Quadratmetern bezahlt werden. Im Call Center wird die Anzahl erfolgreich abgeschlossener Gespräche honoriert.
Die Verdienstmöglichkeiten hängen von der Branche und den tariflichen oder betrieblichen Vereinbarungen ab. Im besten Fall können Akkordarbeitende deutlich überdurchschnittliche Gehälter erzielen. Entscheidend dafür ist die persönliche Effizienz: Deine individuelle Leistung ist praktisch der Multiplikator, auf den es ankommt.
Dazu einige Beispielrechnungen:
Ein Maschinenbediener verdient 1,50 Euro pro produziertem Teil.
Angenommen, ein Dachdecker benötigt im Schnitt 5 Stunden pro Auftrag und erhält 70 Euro pro Vorgabezeit.
Eine Erntehelferin verdient 3 Euro pro geerntetem Kilo Erdbeeren.
In all diesen Fällen erfolgt die Berechnung des Akkordlohns linear, was bedeutet, dass der Zugewinn durch eine bessere Performance einfach und schnell berechnet werden kann. Dasselbe gilt umgekehrt natürlich auch für schwächere Performances. Ein positiver Nebeneffekt ist in jedem Fall: Bei Akkordarbeit besteht kaum das Risiko, dass du deine Arbeitszeit als verschwendet empfindest – schließlich sind Leerlauf-Phasen, wie sie beispielsweise in Bürojobs häufiger vorkommen können, nicht in deinem Interesse.
Dein Einkommen durch Akkordlohn wird ganz regulär versteuert und unterliegt den gesetzlichen Sozialabgaben. Allerdings gibt es einige Besonderheiten zu beachten:
Ob Akkordarbeit oder nicht, spielt für die meisten steuerlichen Aspekte keine Rolle. Dennoch ist es bei Akkordarbeit ratsam, dass du dich umfassend informierst, allen voran mithilfe eines Steuerberaters.
Obwohl der Akkordlohn in vielen Branchen Vorteile bieten kann, gibt es andererseits auch Bereiche, in denen diese Vergütungsform nicht praktikabel oder sogar kontraproduktiv ist. Insbesondere Jobs, die auf Qualität, Sicherheit oder stark variierende Tätigkeiten setzen, sind für Akkordlohn ungeeignet.
Auch hierzu einige Beispiele:
Ganz klar: In allen Berufen direkt am Menschen steht Qualität über Quantität. Akkordlohn könnte beispielsweise dazu führen, dass das Personal versucht, mehr Patient*innen in kürzerer Zeit zu behandeln, was die Versorgung tendenziell verschlechtert und zu Fehlern führt.
Kreative Tätigkeiten erfordern oft Zeit für Ideenfindung und konzeptionelle Arbeit. Gedankenblitze und Flow-Zustände erscheinen schließlich nicht auf Knopfdruck. Ein Akkordsystem würde die Kreativität einschränken, da die Fokussierung auf Geschwindigkeit oft zu einer Verringerung der Qualität führt.
Hier ist Präzision essenziell, da Fehler schwerwiegende Konsequenzen haben können. Akkordlohn würde aufgrund des Zeitdrucks zu erhöhter Risikobereitschaft und weniger Kontrolle führen.
Innovationsprozesse sind komplex und erfordern Versuche (Trial & Error), Fehleranalysen und kreative Lösungsansätze. Auch hier wäre ein Akkordsystem nicht förderlich, da die Prozesse und Ergebnisse kaum linear messbar sind.
In Berufen wie diesen steht die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften im Mittelpunkt, unabhängig davon, wie lange es dauert. Die Arbeit kann je nach Beruf sehr vielfältig sein und lässt sich daher nicht einfach in klar messbare Einheiten aufteilen.
Akkordlohn kann zu einer unangemessenen Verschiebung der Prioritäten führen. Qualität, Sicherheit und Kreativität leiden logischerweise, wenn der Fokus zu stark auf Geschwindigkeit und Quantität liegt. Andere Vergütungsmodelle, allen voran leistungsunabhängige Gehälter, sind für diese (und weitere) Bereiche folglich besser geeignet.
Ob Akkordlohn zu dir passt, hängt von deiner Persönlichkeit, deinem Beruf und deinen Arbeitszielen ab.
Motivation & Leistungsanreiz
Selbstkontrolle
Flexibilität
Leistungsdruck
Unsicherheit
Gesundheitsrisiken / Überbelastung
Entscheidest du dich für einen Job mit Akkordlohn, solltest du die folgenden Tipps berücksichtigen:
Diesen Punkt gilt es nicht zu unterschätzen, da viele Arbeitgeber händeringend nach Angestellten suchen, die zu Akkordlohn bereit sind – der Vorteil liegt also auf deiner Seite. Du solltest dich nicht unter Wert verkaufen.
Den letzten Punkt solltest du dir deswegen auch für deine Gehaltsverhandlung merken. Mehr dazu hier:
Akkordlohn kann eine attraktive Vergütungsform für Menschen sein, die sich durch ihre Leistung auszeichnen möchten. In den passenden Branchen ermöglicht er überdurchschnittliche Einkommen und belohnt effizientes Arbeiten. Gleichzeitig sind die Risiken nicht zu unterschätzen: Leistungsdruck, Unsicherheiten und gesundheitliche Herausforderungen gehören zum Alltag.
Überlege dir deswegen gut, ob diese Arbeits- und Vergütungsform zu deinen beruflichen und persönlichen Zielen und Eigenschaften passt. Diese individuellen Faktoren kannst nur du selbst beantworten, da sie letztendlich vor allem Typsache sind. Nur mit einer realistischen, reflektierten Einschätzung deiner Fähigkeiten und Präferenzen sowie einer strategischen Herangehensweise kannst du vom Akkordlohn profitieren. Und dann auch nur, wenn die Rahmenbedingungen genau passen.
Der Akkordlohn bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich, die je nach Branche und individueller Situation unterschiedlich schwer wiegen.
Vorteile:
Nachteile:
Akkordlohn ist eine rechtlich zulässige Vergütungsform, solange die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Laut Arbeitszeitgesetz müssen maximale Arbeitszeiten und Pausenzeiten eingehalten werden, auch bei leistungsbezogener Vergütung. In vielen Branchen regeln Tarifverträge die Bedingungen für Akkordarbeit, wie Stückpreise oder Vorgabezeiten. Der Lohn muss außerdem mindestens den gesetzlichen Mindestlohn erreichen, selbst wenn die Produktivität in einer bestimmten Zeit geringer ausfällt.
Akkordlohn wird vor allem in Berufen eingesetzt, in denen die Arbeitsleistung messbar ist. In der Industrie ist das etwa bei der Fließbandarbeit oder Maschinenführung der Fall. Im Handwerk arbeiten Dachdecker*innen, Näher*innen oder Möbelbauer*innen oft nach Akkord. In der Landwirtschaft ist Akkordarbeit bei saisonalen Tätigkeiten wie Obst- oder Spargelernte verbreitet. Auch in Dienstleistungsberufen, wie Callcenter oder Reinigung, wird die erbrachte Leistung häufig leistungsbezogen vergütet.
Akkordarbeit beschreibt Tätigkeiten, bei denen der Lohn nicht nach der geleisteten Arbeitszeit, sondern auf Basis der erbrachten Arbeitsleistung berechnet wird. Dies kann entweder durch den Stückakkord erfolgen, bei dem für jedes produzierte Werkstück eine feste Vergütung gezahlt wird, oder durch den Zeitakkord, bei dem festgelegte Zeitvorgaben pro Arbeitseinheit den Verdienst bestimmen. Das Ziel ist dabei stets, produktive Mitarbeiter*innen zu belohnen und die Effizienz zu steigern.
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