Stefanie Mixa
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Googelst du den Begriff „digitale Nomaden“ werden dir jede Menge Bilder von Menschen angezeigt, die an einem wunderschönen Strand sitzen, in einer Hängematte liegen oder irgendwo in der Natur stecken. Alle ausgerüstet mit einem Laptop auf den Beinen. Was Digital Nomads noch ausmacht – außer ihrem Arbeitsort mit Urlaubsflair –, welche Städte sie am liebsten mögen und mit welchen Jobs dieser Lifestyle möglich ist, verraten wir dir in diesem Artikel.
Liest du irgendwo, wie digitale Nomad*innen leben und arbeiten, klingt das fast nach einer Traumvorstellung: Menschen, die dahin reisen, wo es ihnen gefällt und die dort ihr Geld mit Online-Jobs verdienen. Sie müssen weder jeden Tag ins Büro noch sind sie an einen festen Ort, ein Home-Office oder eine Zeitzone gebunden.
Einige reisen von Ort zu Ort und haben keinen festen Wohnsitz. Sie sind überall auf der Welt unterwegs, manche sogar mit ihrer Familie. Und weil sie wie Nomad*innen umherziehen, werden sie als digitale Nomad*innen bezeichnet. Allerdings gibt es auch einige, die es immer wieder an die gleichen Orte verschlägt. Ein Laptop im Gepäck und unabhängig von Ort und Zeit arbeiten – das haben sie alle gemeinsam.
Die Idee des digitalen Nomadentums hat in den letzten Jahren an enormer Popularität gewonnen, und das nicht ohne Grund. In Deutschland begann der Trend etwa um die 2010er-Jahre, als immer mehr Menschen die Möglichkeit entdeckten, mit der zunehmenden Digitalisierung auch ihre Arbeitsweise zu verändern. Vor allem die Etablierung von Co-Working-Spaces in größeren Städten und die Verbreitung schnelles Internets machten es einfacher, ortsunabhängig zu arbeiten. Aber nicht nur die Infrastruktur hat sich verändert – auch die Denkweise der Menschen. Das Streben nach Selbstverwirklichung und einer ausgewogenen Work-Life-Balance führte dazu, dass viele deutsche Arbeitnehmer*innen den klassischen Büroalltag hinterfragten.
Die "Digitale Nomaden Konferenz" (DXN) ist ein Paradebeispiel für diese Bewegung. Sie fand erstmals 2014 in Berlin statt und hat seitdem eine wachsende Anzahl an digital arbeitenden Menschen zusammengebracht. Auf dieser Konferenz treffen sich Nomad*innen aus Deutschland, um Erfahrungen auszutauschen, Netzwerke zu bilden und Inspiration zu schöpfen. Die DXN hat nicht nur als Plattform für persönliche Geschichten und Tipps gedient, sondern auch als Ort, um neue Trends und Technologien zu diskutieren, die das digitale Arbeiten erleichtern. Diese Konferenz ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil der digitalen Nomadenszene geworden. Wer sich für diesen Lebensstil interessiert, findet hier die ideale Gelegenheit, Gleichgesinnte zu treffen und die ersten Schritte in die Welt des digitalen Nomadentums zu wagen. Ebenfalls 2014 erschien übrigens der Dokumentarfilm „Digitale Nomaden – Deutschland zieht aus“ – er verhalf dem digitalen Nomadentum hierzulande zu weiterer Popularität.
Selbstbestimmt zu arbeiten, zu entscheiden, wann, wo und wie viel man arbeitet, das wünschen sich viele Menschen. Weil digitale Nomad*innen genau das können, sind sie oft sehr zufrieden mit ihrem Leben und damit auch mit ihrem Job.
Morgens erst einmal zu Fuß zur nächsten U- oder S-Bahn, dann der Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, um eventuell noch mal ein Stück ins Büro zu laufen. Oder du fährst mit dem Auto zur Arbeit – wie viele andere auch. Diese Wege brauchen Zeit und genau diese Zeit sparen sich die meisten digital Nomads.
Nine-to-five-Jobs kennen digital Nomads nicht. Auch mit Hierarchien haben sie meist nicht viel am Hut. Ihnen gibt niemand vor, wann sie etwas wie erledigen müssen. Sie entscheiden über all diese Dinge selbst und können ihre Arbeit dadurch ideal ihrem Alltag anpassen. Klar, dass sie Deadlines einhalten und digitale Termine wahrnehmen müssen. Trotzdem genießen sie – im Vergleich zu einem klassischen Job in Festanstellung – mehr Flexibilität.
Als digital Nomad hast Du hast die Freiheit, Arbeit und Freizeit nach deinen eigenen Vorstellungen zu kombinieren. Und natürlich ergeben sich in einem fernen Land ganz andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung als zu Hause: Sei es das tägliche Schwimmen im Meer, das Entdecken landestypischer Speisen oder einer neuen Kultur.
Dieser Aspekt ist für viele digitale Nomad*innen der attraktivste: Du lebst deine eigene Workation, kannst Urlaub und Arbeiten miteinander verbinden und kannst durch das Reisen ständig neue Eindrücke gewinnen und verschiedene Kulturen kennenlernen.
Trotz der vielen Vorteile bringt das Leben als digitale*r Nomad*in auch einige Herausforderungen mit sich, die es zu bewältigen gilt. Eine der größten Hürden ist oft die Zeitverschiebung. Wenn du in einem anderen Land arbeitest, kann es sein, dass du dich mit Kolleginnen oder Kund*innen in verschiedenen Zeitzonen abstimmen musst. Dies erfordert sorgfältige Planung und Flexibilität bei der Gestaltung deiner Arbeitszeiten. Missverständnisse oder Verzögerungen können leicht entstehen, wenn keiner von beiden den richtigen Zeitpunkt für ein Meeting findet. Zusätzlich kann die dauerhafte Veränderung des Umfeldes emotional herausfordernd sein. Das Umziehen an neue Orte erfordert eine gewisse Resilienz und die Fähigkeit, schnell neue soziale Kontakte zu knüpfen. Manchmal kann es einsam werden, und es ist wichtig, Strategien zur Selbstfürsorge zu entwickeln, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Eine ganz konkrete Herausforderung, die auf jeden Fall vor Antritt der Reise geklärt werden muss, betrifft die steuerliche Situation: Je nach Aufenthaltsland können unterschiedliche Regelungen auf dich zutreffen. Daher ist es ratsam, dich im Vorfeld über steuerliche Verpflichtungen und mögliche Doppelbesteuerungsabkommen zu informieren. Hier sind einige konkrete Beispiele:
1. Doppelbesteuerung: Ein häufiges Problem für digitale Nomad*innen ist die Gefahr der Doppelbesteuerung. Das bedeutet, dass sie sowohl im Heimatland als auch im Aufenthaltsland Steuern auf ihr Einkommen zahlen müssen. Um dies zu vermeiden, sollten Nomad*innen sich über die bestehenden Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen ihrem Heimatland und dem jeweiligen Aufenthaltsland informieren. Diese Abkommen regeln, welches Land das Recht hat, Steuern auf bestimmte Einkünfte zu erheben.
2. Wohndauer und Steueransässigkeit: Die Dauer des Aufenthalts im Ausland spielt eine entscheidende Rolle für die steuerliche Ansässigkeit. Viele Länder betrachten dich als steuerlich ansässig, wenn du dort mehr als 183 Tage pro Jahr verbringst. Das hat zur Folge, dass du dort dein weltweites Einkommen versteuern musst. Digitale Nomad*innen sollten daher darauf achten, die Aufenthaltsdauer in verschiedenen Ländern zu dokumentieren und zu planen, um ungewollte steuerliche Ansässigkeiten zu vermeiden.
3. Umsatzsteuer und Selbstständigkeit: Wenn digitale Nomad*innen als Selbstständige arbeiten und Dienstleistungen an Kunden in verschiedenen Ländern anbieten, müssen sie sich mit den jeweiligen Umsatzsteuervorschriften auseinandersetzen. In vielen Ländern unterliegt der Verkauf von Dienstleistungen der Umsatzsteuer, und je nach Umsatzhöhe sind sie möglicherweise verpflichtet, sich im jeweiligen Land umsatzsteuerlich zu registrieren. Diese Verpflichtung kann einen erheblichen Verwaltungsaufwand bedeuten.
4. Renten- und Sozialversicherungsbeiträge: Ein weiteres steuerliches Thema sind die Renten- und Sozialversicherungsbeiträge. Digitale Nomad*innen müssen klären, in welchem Land sie Pflichtbeiträge zahlen müssen, um im Alter Anspruch auf Rentenleistungen zu haben. Die Regelungen können hierbei komplex sein und variieren je nach internationalen Abkommen.
5. Unsicherheiten bei der Finanzverwaltung: Unterschiedliche Länder haben unterschiedliche Anforderungen und Fristen für die Steuererklärung. Digitale Nomad*innen müssen sich über die jeweiligen steuerlichen Fristen im Klaren sein und sicherstellen, dass sie ihren Verpflichtungen auch aus dem Ausland nachkommen – was je nach Land auch Sprachbarrieren mit sich bringen kann.
Um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, ist es ratsam, sich frühzeitig mit einem Steuerberater oder einer Fachkraft für internationales Steuerrecht in Verbindung zu setzen, um eine maßgeschneiderte Strategie zu entwickeln. So kannst du die steuerlichen Fallstricke besser umgehen und dich ganz auf deine Reise und Arbeit konzentrieren. Auch der Austausch mit erfahrenen digitalen Nomaden kann hilfreich sein.
Auch das Thema Krankenversicherung ist für viele digitale Nomaden ein leidiges. Als digitale*r Nomad*in benötigst du einen umfassenden Schutz, der dir auch im Ausland Sicherheit bietet. Eine globale oder länderspezifische Krankenversicherung zu finden, die im Notfall überall greift, kann kostspielig und schwierig sein. Informiere dich im Vorfeld über internationale Versicherungen, die dir im Notfall – sei es bei Krankheit, Unfall oder anderen Anliegen – zur Seite stehen.
Höhere Zufriedenheit
Mehr Zeit
Bessere Work-Life-Balance
Mehr Flexibilität
Möglichkeit, neue Kulturen kennenzulernen
Abstimmungsschwierigkeiten durch Zeitverschiebung
Gefahr der sozialen Isolation
Steuerliche Herausforderungen (Steueransässigkeit, Doppelbesteuerung,...)
Krankenversicherung: ggfs. aufwendige Suche und kostspielig
Große asiatische Metropolen wie Singapur und Hongkong überzeugen digitale Nomad*innen nicht nur mit schnellem Internet, sondern auch mit einer hohen Lebensqualität, einem lebendigen Nachtleben oder dem kulturellen Angebot. Auch Orte in Thailand wie Phuket, Bangkok und Chiang Mai sind begehrte Hotspots und das hauptsächlich aus diesen vier Gründen:
Chiang Mai, die Tempelstadt im Norden Thailands, führt die Beliebtheits-Skala klar an, weil sie richtig viel zu bieten hat: Co-Working-Spaces und moderne Cafés überall in der Stadt, günstige Apartments und noch dazu große Wälder und Berge. Und weil Chiang Mai so beliebt ist, finden dort auch viele Network-Veranstaltungen und Konferenzen für digitale Nomad*innen statt, wo sie sich austauschen können.
Wer schnelles und verlässliches Internet sucht, wird in Südamerika nicht immer fündig. Wer also eine gute Verbindung braucht, der entscheidet sich für die großen Metropolen wie Panama City, Santiago de Chile oder Montevideo. Es ist aber vor allem Buenos Aires, das die Herzen digitaler Nomaden erobert hat. Das liegt ziemlich sicher an den vielen Cafés mit kostenlosem WLAN, den Co-Working-Spaces und den überschaubaren Lebenshaltungskosten, die beispielsweise der angesagte Stadtteil Palermo zu bieten hat.
Geht es um europäische Ziele digitaler Nomad*innen, stehen Barcelona und Lissabon weit oben auf der Da-möchte-ich-hin-Liste. Gerade die portugiesische Hauptstadt punktet mit ihrem südländischen Flair, ihren günstigen Preisen, dem sehr gut ausgebauten Netz öffentlicher Verkehrsmittel und ihrer Nähe zu schönen Stränden. Und weil Lissabon fast nur einen Katzensprung von Deutschland entfernt ist und dort das ganze Jahr über ein mildes Klima herrscht, ist die Stadt ideal, um das Leben als digital Nomad auszuprobieren.
Theoretisch ist es in vielen Jobs möglich, von unterwegs zu arbeiten. Das hat die Coronapandemie nachhaltig bewiesen, als viele Unternehmen ihre Beschäftigten ins Home-Office schicken mussten. Trotzdem lässt sich Reisen und Arbeiten in einigen Berufen besser kombinieren als in anderen. Wir stellen hier ausgewählte Jobs vor, die sich richtig gut fürs digitale Nomadentum eignen:
In diesem Job geht es ums Programmieren von Software oder Apps. Weil du dafür nur einen Computer brauchst, kannst du diesen Beruf problemlos als digital Nomad ausüben.
Content Creator sind häufig freiberuflich unterwegs. Sie erstellen die unterschiedlichsten Inhalte wie Online-Texte, Videos oder Fotos – und das für verschiedene Auftraggeber*innen. Klar, dass sie diese Aufgabe nicht zwangsläufig an einem bestimmten Ort erledigen müssen.
Grafik-Designer*innen entwerfen beispielsweise Logos, Broschüren und Flyer, aber auch Anzeigen und Visitenkarten und damit alles, was Kund*innen sich wünschen. Weil Briefings, Absprachen und Korrekturen digital möglich sind, bietet sich auch dieser Job für digitale Nomad*innen an. Übrigens: Gleiches gilt für den Beruf als Webdesigner*in.
Menschen, die in der PR-Branche arbeiten, sind für die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen zuständig. Weil auch hier alles über digitale Kanäle abgestimmt werden kann, können Selbstständige diesen Beruf ortsunabhängig erledigen.
Eine virtuelle Assistenz übernimmt in der Regel administrative Aufgaben: Termine organisieren, Präsentationen erstellen, Dinge recherchieren. Diese Aufgaben sind prädestiniert dafür, um sie flexibel von überall aus zu erledigen.
Übrigens: Wer erst einmal ausprobieren möchte, ob der Lebens- und Arbeitsstil fernab der Heimat der richtige ist, kann sich mit einer temporären Workation herantasten oder die gewünschte Kultur sowie Land und Leute erst einmal in einem Gap Year kennenlernen.
Um digitaler Nomade zu werden, benötigst du einen Job, der ortsunabhängig ist, und die Fähigkeit, deine Arbeit online zu erledigen. Beginne damit, deine Fähigkeiten zu analysieren und die digitalen Tools zu identifizieren, die du für das digitale Nomadentum benötigst.
Digitale Nomad*innen sind Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch digitale Arbeit verdienen und dabei von verschiedenen Orten aus arbeiten. Sie nutzen Technologie, um ihre Arbeitsaufgaben unabhängig vom Standort zu erfüllen, oft während sie auf Reisen sind.
Das Einkommen digitaler Nomad*innen kann stark variieren, abhängig von der Art der Arbeit und der Branche. Viele verdienen zwischen 30.000 und 100.000 Euro jährlich, wobei einige durch spezialisierte Fähigkeiten oder selbstständige Projekte deutlich höhere Einkommen erzielen können.
Digitale Nomad*innen arbeiten häufig in Bereichen wie Webentwicklung, Grafikdesign, Content Creation, Online-Marketing oder als virtuelle Assistenz. Diese Berufe bieten die nötige Flexibilität, um von unterwegs aus zu arbeiten und die Welt zu erkunden.
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