Natalia Sadovnik
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Von Workation hast du vielleicht schon gehört – aber weißt du auch, was Career Cushioning oder Work-Life-Blending ist? Immer mehr Buzzwords schwirren durch die Arbeitswelt. Was steckt hinter den aktuellen HR-Trends – und was bedeuten sie für dich?
Was früher nur für digitale Nomad*innen möglich war, ist heute theoretisch in jedem Bürojob denkbar, der auch remote erledigt werden kann: Arbeiten vom Strand aus. Workation bringt Work und Vacation zusammen. Gerade im tristen deutschen Winter ist die Fluchtbereitschaft bei vielen recht hoch. Immer mehr Unternehmen machen es ihren Beschäftigten möglich, eine Weile von einem warmen Ort aus zu arbeiten. Workations können auch eine gute Teambuilding-Maßnahme sein: In jedem Fall sorgen der Ortswechsel und die Strandspaziergänge in den Mittagspausen sicherlich für etwas mehr Entspannung, Motivation und vielleicht auch Kreativität.
Auch die Hotels stellen sich auf die neuen, arbeitenden Langzeit-Urlauber*innen ein und bieten inzwischen Co-Working-Spaces oder Zimmer mit Büro-Ausstattung an. Aber natürlich reicht vielen auch ein Café mit guter WLAN-Verbindung – dann steht einem Arbeitstag am Strand oder in den Bergen nichts im Wege.
Rechtlich sind Workations im EU-Ausland übrigens kein Problem, soll’s etwas weiter weg gehen, wird die Sache mit der Sozialversicherung etwas komplizierter – was möglich ist, hängt von den Vereinbarungen zwischen den Ländern ab.
Sich für den Job nicht mehr verausgaben: Das war der Vorsatz eines 24-jährigen New Yorkers. 2022 erzählte Zaid Khan in einem TikTok-Video davon – und das Buzzword Quiet Quitting ging anschließend um die Welt. Im Deutschen wird es oft mit Dienst nach Vorschrift gleichgesetzt. Doch das wird dem Konzept nicht ganz gerecht.
Quiet Quitting kann zwar heißen, gerade mal das Allernötigste zu tun, das vertraglich geregelt ist. Aber vielmehr geht es darum, klare Grenzen zu setzen. Stress, Überstunden, Job-Mails nach Feierabend: Schluss damit, sagen Quiet Quitters. Viele Jobs sind es in ihren Augen einfach nicht wert, ihr Privatleben zu vernachlässigen oder ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Wenn sie mehr Verantwortung übernehmen sollen, wollen sie dafür auch angemessen bezahlt werden.
Diese Entwicklung ist auch dem aktuellen Arbeitnehmermarkt geschuldet – was auch bei vielen der anderen HR-Trends deutlich wird. Die Jobaussichten sind für viele so gut wie noch nie. Die Menschen können es sich leisten, Forderungen zu stellen – was langsam, aber sicher die Art verändert, wie wir arbeiten.
In Zeiten von Personalmangel sprechen viele HR-Verantwortliche auch von Quiet Hiring – wenn die neuen Stellen intern besetzt werden. Der Vorteil liegt auf der Hand. Angestellte können sich weiterentwickeln, neue Fähigkeiten lernen und mehr Verantwortung übernehmen. Zusätzliche Aufgaben sollten allerdings nicht zu Überlastungen führen – und auch dementsprechend entlohnt werden.
Die Praxis ist altbekannt, aber seit kurzem hat sie einen neuen, griffigen Namen. Von Quiet Firing spricht man, wenn Mitarbeiter*innen subtil vergrault werden – um den Kündigungsschutz zu umgehen oder keine Abfindung zahlen zu müssen. Die Methoden können mehr oder weniger fies sein: Verantwortung entziehen, keine wichtigen Projekte mehr zuteilen, die Einladung zu wichtigen Terminen vergessen, unnötige Aufgaben aufhalsen oder unsachlich kritisieren. So oder so wird das Arbeitsumfeld deutlich ungemütlicher.
Ein weiteres Schlagwort, das seit 2022 in die Arbeitswelt Einzug erhalten hat: Career Cushioning. Der Begriff Cushioning, auf Deutsch etwa „abfedern“, kommt aus der Dating-Welt und heißt, sich mehrere Optionen offen zu halten. Auf den Job übertragen bedeutet es, auf eine Kündigung vorbereitet zu sein und einen Plan B zu haben. Sprich: in die eigene Weiterbildung zu investieren, den Lebenslauf proaktiv zu polieren, sich nach potenziellen Stellen umzuschauen, auch wenn man zufrieden ist – oder sich neben dem Hauptjob ein zweites Standbein aufzubauen.
Zur Abwechslung stammt dieser Begriff aus Deutschland. Blind Signing bedeutet, den Arbeitsvertrag vorschnell zu unterzeichnen. Laut Job-Coach Bernd Slaghuis hat Blind Signing in Zeiten von Schnellbewerbungen und dem Kennenlernen über Zoom stark zugenommen – was öfter dazu führt, dass neue Mitarbeiter*innen enttäuscht sind und schnell wieder kündigen. Er rät, sich ausreichend Zeit zu nehmen und möglichst viele Fragen zu stellen, um abzustecken, ob die gegenseitigen Erwartungen wirklich zusammenpassen.
Auch dieser Begriff stammt von einer TikTok-Userin. Rage Applying heißt schlicht: sich aus Frust über den derzeitigen Job bei mehreren Jobs gleichzeitig zu bewerben. In der Hoffnung, dem alten Arbeitgeber möglichst schnell den Rücken zu kehren, schicken Rage Applyer*innen wild Bewerbungen drauflos. Dieser Trend zeigt unter anderem: Unsere Wechselbereitschaft wächst. Macht uns ein Job nicht zufrieden, suchen wir uns eben schnell den nächsten.
Das Gute an der Methode ist: Statt sich ewig Gedanken zu machen, Pläne zu schmieden und viel zu viel Zeit mit Anschreiben zu verbringen, wirst du schnell aktiv. Je mehr Bewerbungen du losschickst, desto mehr Chancen tun sich auf. Aufpassen solltest du spätestens beim Kennenlerngespräch: Den Frust, der dich angetrieben hat, solltest du lieber zuhause lassen.
Das Konzept des Bare Minimum Monday geht auf die amerikanische Gründerin Marisa Jo Mayes zurück. An einem Bare Minimum Monday überlegst du dir ein absolutes Minimum an To-Dos, die du in zwei Stunden abarbeiten kannst. Die restliche Zeit widmest du entspannenden oder kreativen Dingen: Sport, Lesen, Meditieren oder Tagebuchschreiben. So startest du entspannt in die Woche. Natürlich eignet sich diese Art von Stress-Prävention vor allem für Menschen, die im Home-Office arbeiten: Chirurg*innen, Handwerker*innen oder Pflegekräfte können damit wohl eher wenig anfangen.
Sprechen wir von Work-Life-Balance, gehen wir davon aus, Arbeit und Freizeit seien zwei strikt getrennte Bereiche, die ins Gleichgewicht gebracht werden müssen. Unrealistisch, sagen die Kritiker*innen. Für viele Menschen lassen sich Beruf und Privates nicht mehr sauber auseinanderhalten. Wer Kinder hat, nebenberuflich gründet, Ehrenämtern nachgeht oder auch nur während eines Home-Office-Tages zwischendurch den Einkauf erledigt, weiß das allzu gut. Beim Work-Life-Blending wird die Arbeit als Teil des Lebens gesehen – im besten Fall ein bereichernder Teil. Andere wiederum sehen in diesem Modell die Gefahr der totalen Vereinnahmung durch Arbeit, was unter anderem dazu führen kann, nicht mehr richtig abschalten zu können.
Dieser Begriff kommt mal wieder aus der Dating-Welt, das unangenehme Verhalten ist allerdings längst in der Arbeitswelt angekommen: Wenn nach dem Abschicken der Bewerbung oder dem ersten Gespräch eine der Parteien nichts mehr von sich hören lässt, spricht man von Job-Ghosting. Früher wurde das Verhalten eher von der Arbeitgeberseite praktiziert, inzwischen machen immer mehr Recruiter*innen Erfahrungen mit diesem Phänomen – noch ein Zeichen dafür, dass Bewerber*innen bessere Jobaussichten und mehr Auswahl haben als früher. Ganz die feine Art ist es übrigens von beiden Seiten nicht: Eine freundliche Absage sollte immer drin sein.
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