Natalia Sadovnik
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Hast du eine Einladung zum Assessment-Center bekommen und spürst ein unangenehmes Flattern in der Magengrube? Keine Sorge. Mit etwas Vorbereitung kannst du diese Gelegenheit nutzen, um einen starken Eindruck zu hinterlassen. Hier erfährst du, wie ein Assessment-Center aussehen kann, welche Übungen häufig dazugehören und wie du dich am besten vorbereitest.
Wenn du dich schon einmal bei einem großen oder renommierten Unternehmen beworben hast, kommt dir das vielleicht bekannt vor: Deine Unterlagen haben überzeugt – plötzlich blinkt eine Einladung zu einem Assessment-Center in deinem E-Mail-Postfach. Was nun?
Assessment-Center sind eine beliebte Methode, um deine Kompetenzen, deine Persönlichkeit und deine Soft Skills genau unter die Lupe zu nehmen. „To assess“ kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „beurteilen“. In einem intensiven Auswahlerfahren, oft von externen Berater*innen durchgeführt, absolvierst du mehrere Übungen, hältst Präsentationen und erledigst Aufgaben im Team und allein. Dieser Parcours, der auch mehrere Tage dauern kann, soll zeigen, wo deine Stärken liegen, wie du mit Herausforderungen umgehst und ob du zur Unternehmenskultur passt.
Für die einen ist es eine Bühne, auf der sie zeigen können, was in ihnen steckt. Für die anderen klingt die Vorstellung, beurteilt zu werden, nach blankem Horror. Um deine eventuellen Sorgen ein bisschen zu dämpfen: Perfektion wird nicht erwartet.
Engagement ist viel wichtiger. Unternehmen suchen in der Regel nicht nach fehlerfreien Maschinen, sondern nach Persönlichkeiten. Sie wollen dich kennenlernen und in Aktion erleben. Dafür wirst du mit verschiedenen Aufgaben konfrontiert – und zwar unter Zeitdruck. Die Zeit ist meist extra knapp bemessen, damit die Prüfer*innen sehen, wie du mit Stress umgehst, wie du unter Druck arbeitest und wie du Aufgaben priorisierst.
Du solltest auf jeden Fall authentisch bleiben. Es geht nicht unbedingt darum, sich „gut zu verkaufen“, viel wichtiger ist, dass du dich realistisch einschätzen kannst und dich auf die Aufgaben einlässt.
Deshalb: Keine Sorge bei Fehlern. Fehler passieren allen, und das wissen auch deine zukünftigen Vorgesetzten. Wichtiger ist, wie du mit ihnen umgehst: Ob du offen für Feedback bist und ob du trotzdem das Beste aus der knappen Zeit machen kannst.
Nehmen wir an: Ein großes Tech-Unternehmen sucht eine*n Projektmanager*in. Da kann es passieren, dass du gebeten wirst, in einer Gruppenübung ein neues Produkt zu entwickeln und dieses in einer Präsentation vorzustellen. Hier wird dein fachliches Know-how, deine Kreativität und Teamfähigkeit, aber auch deine Überzeugungskraft unter Beweis gestellt. Dann musst du vielleicht Aufgaben priorisieren und delegieren, Feedback-Gespräche mit deinem Team oder Kundengespräche führen.
Eine beliebte Aufgabe zu Beginn ist eine Präsentation zu einem vorgegebenen Thema – oder eine Selbstpräsentation, bei der du über dich, deine Ziele und deine Stärken sprechen sollst. Viele Aufgaben haben unmittelbar mit deinem Arbeitsalltag zu tun: Du wirst zum Beispiel in Rollenspielen Gespräche mit aufgebrachten Kund*innen simulieren oder im Team Produkte entwickeln oder Vermarktungsstrategien erarbeiten müssen.
Oft endet das Assessment-Center mit einem Feedbackgespräch, bei dem du deine Performance auch selbst beurteilen musst. Ein gesundes Maß an Selbstkritik ist also wichtig – genau wie die bereits erwähnte Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen.
Name der Übung | Aufgabenbeschreibung | Ziel & Dauer | Beispiele & Tipps |
---|---|---|---|
Interview | Klassisches Vorstellungsgespräch: Fragen zu deiner Person, deinem Lebenslauf bzw. deinen beruflichen Zielen | Kennenlernen (15-45 Min.) | Fragen zu bisherigen Anstellungen, zu Karrierezielen, Ausbildungen, Grund für Jobwechsel etc. Tipp: Überlege dir welche Skills für den neuen Job wichtig sind. |
Rollenspiel | Mittels vergebener Rollen werden Gespräche zwischen den Kandidat*innen und den AC-Beurteiler*innen simuliert. | Austesten, ob du verschiedene Rollen einnehmen kannst, auch wenn diese schwierig sind. (0,5-2 Std.) | Kundenbeschwerden, Verkaufsgespräche, Konfliktgespräche, Verhandlungen Tipp: Lass dich auf das Spiel ein. Versetz dich in deine Rolle! |
Postkorbübung | ca. 15 bis 20 To Dos unter Zeitdruck erledigen & priorisieren. | Stressresistenz, Schnelligkeit und Entscheidungsfähigkeit testen (20-60 Min.) | Planen von Terminkalendern, Priorisieren von Aufgaben etc. Tipp: Treffe notwendige Annahmen. Ordne die Aufgaben nach Dringlichkeit. |
Aufsatz | Text zu einem vorgegebenen Thema verfassen. | Testen von sprachlicher und analytischer Kompetenz (10-60 Min.) | Motivationsschreiben für die Stelle, berufsbezogene Themen oder allgemeine Themen wie Politik Tipp: Denk an den roten Faden & eine gute Struktur |
Name der Übung | Aufgabe | Ziel & Dauer | Beispiel & Tipp |
---|---|---|---|
Gruppendiskussion | Diskussion zu einem vorgegebenen Thema, um in der Gruppe die beste Lösung für ein Problem zu finden. | Testet die Argumentations- & Kommunikationsfähigkeit (15-45 Min.) | Durch eine Pro- & Contra Liste einen gemeinsamen Standpunkt zu einem Problem festlegen. Tipp: Es geht um die soziale Kompetenz (Teamplayer, klare Kommunikation) |
Unternehmensplanspiel | Praxissimulation: Setze dein Fachwissen ein, um Entscheidungen für ein wirklichkeitsbezogenes Projekt zu treffen. | Testet die Methodenkompetenz (mind. 1 Std.) | Börsenplanspiele, Unternehmensplanspiele aus dem kaufmännischen Bereich. Tipp: Erörtert Wirkungsbereiche / Teilaspekte und verteilt Aufgaben in der Gruppe. |
Konstruktionsübung | Erarbeite eine Lösung für ein Problem in der Gruppe. | Testet methodisches Vorgehen und Zusammenarbeit (20-60 Min.) | Objekt aus Papier anfertigen, etwas mit anderen Materialien nachbauen. Tipp: Sprecht in der Gruppe verschiedene Ansätze. |
Wie bereitest du dich also am besten vor? Natürlich solltest du dich zuerst über das Unternehmen und seine Werte informieren, genau wie über die spezifischen Anforderungen der Stelle. Was ist besonders wichtig in diesem Job? Was kannst du beisteuern? Hier unterscheidet sich die Vorbereitung nicht von einem normalen Vorstellungsgespräch.
Und genau wie beim Vorstellungsgespräch gilt: Trag etwas Bequemes, das zum Job passt, komm pünktlich und möglichst ausgeschlafen – und versuch, ruhig zu bleiben und das Ganze als eine machbare Herausforderung zu betrachten. Bereite, genau wie beim Vorstellungsgespräch, Rückfragen über das Unternehmen und über die Stelle vor. So zeigst du Neugier und Initiative, und dass du dir über den Job Gedanken gemacht hast.
Auf jeden Fall solltest du üben, über dich zu sprechen. Wichtig sind nicht Daten und Fakten, sondern deine Erfahrungen und deine Persönlichkeit. Welche Ziele verfolgst du? Was sind deine Stärken und Schwächen, wofür brennst du? Was kannst du nicht so gut? Welche Meilensteine hast du schon erreicht? Was ist dir wichtig im Beruf? Bereite am besten eine kurze Präsentation, die du bei Unsicherheit erstmal probeweise vor Freund*innen halten kannst.
Zu den Schlüsselqualifikationen, die im Assessment-Center bewertet werden, gehören neben Fachwissen vor allem Soft Skills und soziale Kompetenzen. Es geht nicht unbedingt darum, in allem der oder die Beste zu sein, sondern darum, Initiative und Einsatz zu zeigen. Sei offen für Feedback und nimm es nicht so schwer, wenn etwas nicht klappt. Nutze jede Übung, um deine Stärken zu zeigen, aber auch um aus jeder Interaktion zu lernen – und lass das Ganze am Ende nochmal in Ruhe Revue passieren.
Denk daran: Auch du bist da, um das Unternehmen kennenzulernen. Passt es zu deinen Werten und Zielen? Hast du wirklich Lust auf diese Stelle? Das Assessment-Center wird dir definitiv helfen, das herauszufinden. Selbst wenn es nicht sofort mit der Stelle klappt, sammelst du wichtige Erfahrungen – und knüpfst Kontakte, was dir in Zukunft vielleicht zu einem deutlich besseren Job verhilft.
Assessment-Center sind strukturierte Personalauswahlverfahren, bei denen Bewerber*innen Übungen, Tests und Aufgaben durchlaufen, um ihre Eignung für eine bestimmte Position oder Rolle zu beurteilen.
Ein Assessment-Center umfasst verschiedene Aktivitäten: Übungen, Diskussionen, Rollenspiele, Präsentationen sowie Tests und Interviews, die über einen oder mehrere Tage verteilt sein können.
Teilnehmer*innen eines Assessment-Centers müssen verschiedene Aufgaben erfüllen, die auf die Anforderungen der Stelle zugeschnitten sind, wie Team- und Einzelübungen, sowie Aufgaben, die auch in ihrem Job vorkommen könnten.
Die Kleidung sollte angemessen sein und zum Job passen – also am besten entweder Business-Stil oder „smart casual“. Für das Assessment-Center gelten hier die gleichen Regeln wie für die Wahl des Outfits beim Vorstellungsgespräch: Geht es beispielsweise um eine Bewerbung bei einem traditionellen Familienkonzern, darf auch die Kleidung etwas konservativer ausfallen.
Ob ein Assessment-Center schwer ist, kommt auf die Anforderungen der jeweiligen Position an und auf die Fähigkeiten und Erfahrungen der Teilnehmenden – manche Aufgaben oder Tests können schwer erscheinen, andere wiederum leicht. Eine gewisse Schwierigkeit ist jedoch einprogrammiert, um zu sehen, wie die Teilnehmenden auf Stress reagieren.
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