Homeoffice: Freiheit mit Disziplin

Der Arbeitsplatz „at home” macht flexibel – gutes Management vorausgesetzt
Homeoffice – oft auch Home Office geschrieben – kann eine schöne Sache sein. Freie Zeiteinteilung und ein individuell ausgestatteter Arbeitsplatz sind lockende Vorteile. Allerdings gelten auch für das Büro zu Hause die gleichen Regeln und Gesetze zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber wie vor Ort im Unternehmen. Daneben gibt es Nachteile wie fehlende Kontakte zu Kollegen, Ablenkungen durch Privates und nicht zuletzt reduzierte Karrierechancen. Wägen Sie das Für und Wider eines Office zu Hause gut ab – alle wichtigen Argumente finden Sie hier.

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 Flexibilität in der Familienphase

 

Das Homeoffice hat einen herausragenden Vorteil für Arbeitnehmer: größere Flexibilität. Letzteres ist nicht nur verlockend für Menschen, die sich ungern in ein enges Zeitkorsett spannen lassen.

Flexibilität ist vielmehr eine echte Notwendigkeit für Frauen und Männer in einer frühen Familienphase. Denn es ist ein Mythos, dass Ganztagskindergärten oder Ganztagsbetreuung in der Schule den Eltern nach der Kleinkindphase wieder uneingeschränkt den Vollzeit-Job ermöglichen. Im wahren Leben ergeben sich immer wieder Situationen, die ein Elternteil dazu zwingen, während des Arbeitstages die Kinder irgendwo abzuholen und sich selbst um sie zu kümmern.

Homeoffice ist deswegen ein besonders attraktives Modell für Angestellte mit Familie. Die Arbeit von zu Hause aus unterliegt zwar den gleichen Regeln und Bestimmungen wie die Tätigkeit am Unternehmenssitz. Trotzdem bietet sie Möglichkeiten, die Gesamtarbeitszeit auf mehrere Blöcke über den Tag zu verteilen, um zwischendurch den familiären Anforderungen gerecht werden zu können – und das durchaus auch mal spontan, wenn sich die Notwendigkeit ergibt.

 


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 Gute Gründe für das Homeoffice

 

Ebenso wichtig wie für Arbeitnehmer mit Kindern ist diese Freiheit für Menschen, die Verantwortung für die Pflege von Angehörigen tragen. Die Bedürfnisse kranker oder pflegebedürftiger Menschen richten sich nicht nach den Anforderungen, die der Job stellt. Da kann es dann schon mal erforderlich werden, die Arbeit zu unterbrechen und sich die Zeit für die Pflegeaufgaben zu nehmen.

Verlockend ist das Home Office aber auch für Menschen, die gern selbständig arbeiten und dabei am liebsten ihrem eigenen Rhythmus folgen. Wer beispielsweise sehr schnell und effizienzorientiert vorgeht, fühlt sich von Kollegen und von den ewigen Meetings im Unternehmen möglicherweise ausgebremst. Das drückt die Motivation. Daheim hingegen hindert ihn niemand daran, seine Aufgaben so fix zu erledigen, wie er es liebt – und dadurch zum Ausgleich zwei oder drei freie Stunden mehr zu genießen.

Nicht zu unterschätzen schließlich ist auch der Zeitgewinn, der darin liegt, dass der Job im Homeoffice den Anfahrtsweg ins Büro erspart. Wer morgens und abends eine Stunde im Stau oder in überfüllten S-Bahnen verbringt, der wird vom Homeoffice geradezu träumen. Vor allem für Pendler sind Arbeitgeber, die ihren Standort in zentralen Innenstadtlagen haben, immer mühsamer zu erreichen, je dichter der Verkehr wird. Der Umzug in die Stadt verbietet sich oft – die Mieten dort sind viel zu hoch. Das Büro in der Wohnung ist dann die einzige Alternative zu den nutzlos verplemperten Stunden in Auto oder Zug.

 

 Homeoffice wird immer  beliebter

 

Diese Erkenntnis gewinnen auch zunehmend viele Arbeitgeber. Der Zeit- und Kräfteverschleiß, dem die Mitarbeiter auf der Anfahrt zu Arbeit ausgesetzt sind, reduziert letzten Endes deren Leistungsfähigkeit und Motivation. Deswegen bieten viele Arbeitgeber im Wettbewerb um die besten Köpfe die Chance, zumindest einige Tage in der Woche zu Hause zu arbeiten.

Zwölf Prozent der Beschäftigten, so heißt es aus dem Bundesministerium für Arbeit, arbeitet bereits im Home Office, nur vier Prozent allerdings täglich. Andere Quellen schätzen die Zahl der (gelegentlichen) Heimarbeiter doppelt und dreifach so hoch ein. Die AOK rechnet in einer Studie sogar mit 40 Prozent in Deutschland.

So ungewiss die Zahlen sind, so zeigt sich doch im internationalen Vergleich zumindest ein Trend: Deutschland befindet sich im unteren Mittelfeld. Frankreich, Großbritannien und Österreich haben einen höheren Anteil an Heimarbeitern; weit vorn liegen Schweden und Island.

Obwohl sowohl Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber bei entsprechen guter Organisation Vorteile aus Homeoffice-Modellen ziehen können, sind es in der Praxis meist die ersteren, die sich Heimarbeit wünschen, während die Arbeitgeber bremsen. Einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge würde etwa jeder dritte Arbeitnehmer zu Hause arbeiten, wenn sein Chef es gestattete. Den Anteil der Arbeitsplätze, der zumindest theoretisch ins Homeoffice verlagert werden könnte, schätzt das DIW auf 40 Prozent.

 


 Heimarbeit hat Tradition

 

Die Arbeit daheim hat eine lange und nicht immer rühmliche Tradition in der Geschichte der Industrie. Bereits früher kamen Arbeitgeber auf die Idee, an Arbeitsmitteln und der Einrichtung von Arbeitsplätzen zu sparen.

Das klassische Beispiel sind die Weber: Die Herstellung von Textilien im 19. Jahrhundert geschah vorwiegend in Heimarbeit und unter oft erbärmlichen Bedingungen, einen hohen Anteil von Kinderarbeit eingeschlossen. Das im Volksmund „Ölberg” genannte Viertel in Elberfeld – heute ein Teil von Wuppertal – hieß so, weil bereits am früheren Morgen und an den langen Abenden des dunklen bergischen Winters die Lampen in den Wohnstuben der dicht gedrängten, mehrgeschossigen Arbeiterhäuser für die Arbeit an den Webstühlen leuchten mussten.

In der Schwerindustrie hingegen war Heimarbeit kein Thema. Stahlkocher oder Bergleute können nicht zu Hause nach Kohle buddeln oder Eisen auf dem Herd schmelzen. Da braucht es schon den Großbetrieb – wie auch in den Chemiekonzernen oder der Autoindustrie.

Anders sah es schon wieder aus in Unternehmen, die sich auf Services und Dienstleistungen spezialisierten. Versicherungskonzerne beispielsweise hatten neben zahlreichen Beschäftigten in ihren Bürotürmen immer schon Vertreter in vielen Städten, wo jeder zu unterschiedlichen arbeitsrechtlichen Konditionen als freier oder angestellter Mitarbeiter in eigenen Büros oder eben von ihrer Wohnung aus arbeitet.

 


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 Digitalisierung schafft Freiräume

 

Die rasant zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft führt nun dazu, dass sich der Ort der Arbeit und der Standort des Arbeitgebers zunehmend entkoppeln. Eine schnelle Internetverbindung vorausgesetzt, müssen sich Arbeitnehmer und Betrieb nicht einmal im gleichen Land befinden. Man kann auch in Papua Neuguinea für ein deutsches Unternehmen Code schreiben.

Die Regel ist dies selbstverständlich nicht; zahlreiche organisatorische und arbeitsrechtliche Gründe stehen dem entgegen. Aber der Trend ist seit langem da. Das „Outsourcing” von Aufgaben, ein Buzzword aus den 90er Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion, führte zur Verlagerung von Jobs in Billiglohnländer im Osten. Dabei ging es auch, aber nicht nur um Produktion, sondern um Telearbeit: die Software-Schmiede in Polen, das Call-Center in Indien, die Rechnungsbuchhaltung in Rumänien.

Hier arbeiten die Angestellten zwar nicht daheim, sondern an ausgelagerten Standorten des Unternehmens beziehungsweise in Subunternehmen – aber möglich wird ihre Arbeit nur durch die Digitalisierung. Das Internet bindet die digitalen Prozesse verschiedener Quellen zusammen. Die auf viele Länder verstreuten Teams halten ihre Meetings als Video-Calls und koordinieren ihre Tätigkeiten mit Software-Tools.

Von der Heimarbeit – der Produktion von Gütern zu Hause – über die Telearbeit – die digitale Zusammenarbeit über Standorte hinweg – ist es ein logischer Schritt zum Homeoffice, der digitalen Arbeit in der eigenen Wohnung.

 

 Homeoffice bringt Unternehmen Vorteile

 

Aus der Sicht des Arbeitgebers hat sie durchaus Vorteile. Wenn das Homeoffice Bestandteil einer umfassenden Personalmanagement-Strategie des Unternehmens ist, dann kann es Geld sparen – weil weniger Arbeitsplätze in der Firma selbst eingerichtet werden müssen. Auch Infrastrukturkosten sinken, vom Energieverbrauch über die Administration von Geräten bis hin zur Kantine. Dabei steigt in vielen Fällen die Motivation und Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer.

Umgekehrt werden möglicherweise Organisations- und Abstimmungsprozesse erschwert. Die Überwachung der Arbeitszeit sowie der Arbeits- und Datenschutzregeln erfordert einen gewissen Aufwand. Und nicht zuletzt gibt es eben auch sehr viele Arbeitnehmer, die nicht im Homeoffice arbeiten möchten und die dort schlechtere Leistungen bringen würden als am Präsenzarbeitsplatz im Unternehmen.

 

 Heimarbeiter: Produktiver und seltener krank

 

Ob und wie sich das Homeoffice auf den Unternehmenserfolg auswirkt, ist derzeit noch wenig erforscht; erste Studien liegen allerdings vor. Eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) in Europa und Amerika hat ergeben, dass ein Heimarbeiter besonders produktiv ist. Er arbeitet im Vergleich zu Beschäftigen auf Präsenzarbeitsplätzen längere Phasen hochkonzentriert.

Die AOK hat 2019 mit einer Befragung untersucht, wie sich die Heimarbeit auf den Krankenstand im Unternehmen auswirkt. Dabei zeigte sich, dass Beschäftigte, die im Home Office arbeiten, nur 7,7 Tage im Jahr krank geschrieben sind im Gegensatz zu ihren Kollegen auf Präsenzarbeitsplätzen, die Fehlzeiten von 11,9 Tagen ansammeln.

Das subjektive Befinden der Heimarbeiter ist allerdings deutlich schlechter als das derjenigen, die in den Unternehmensbüros sitzen. Erschöpfung, Reizbarkeit, Verärgerung sowie die Unfähigkeit, nach Feierabend richtig abzuschalten, kamen bei den Heimarbeitern sehr viel häufiger vor.

Aussagekräftige Vergleichsstudien über die Effizienz von Arbeitskräften zu Hause und im Unternehmen liegen noch nicht vor. Eine laufende, grundlegende Langzeit-Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie anderer Beteiligter fragt allerdings nach den Zusammenhängen zwischen der Arbeitsqualität der Beschäftigten und dem wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe. Eine 2019 vorgelegte Zwischenbilanz zeigt, dass Ausgestaltung und Erfolg flexibler Modelle in hohem Maße von der Branche und der Unternehmensgröße abhängen.

 

 Erfolgsfaktor Motivation

 

Fachleute der Personalwirtschaft sind sich einig, dass eine hohe Motivation der Arbeitnehmer ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg ist. Vor diesem Hintergrund gibt es in der Praxis bereits eine Fülle von Modellen der „New Work”, die mit flexiblen Regelungen versuchen, die individuellen  Bedürfnisse der Arbeitnehmer und die der Unternehmen optimal auszubalancieren. Homeoffice kann ein Bestandteil sein.

Im besten Fall führt dies zu individuellen Vereinbarungen, die die unterschiedlichen Möglichkeiten und privaten Anforderungen und Wünsche der Arbeitnehmer berücksichtigen – dazu zählen Lebensphasen wie Elternschaft, das Alter, die persönliche Wohnsituation und vieles mehr. Unterm Strich kann dabei ein Mix von flexiblen Arbeitszeitregelungen, Arbeitszeitkonten und anderem mehr herauskommen, bei dem teilweise oder vollständige Arbeit von zu Hause aus einer von mehreren Bausteinen ist.

Tipp: Für orts- und zeitflexibles Arbeiten hält das Bundesministerium für Arbeit (BMAS) Handlungsempfehlungen bereit, die auf der Website des Ministeriums als PDF heruntergeladen werden können.

 


 Rechtliche Regelungen rund um das Homeoffice

 

Wie ist eigentlich die rechtliche Situation zum Homeoffice geregelt? Muss man im Homeoffice arbeiten, wenn der Chef das will? Kann der Arbeitnehmer umgekehrt selbst ein Recht auf die Arbeit von zu Hause aus einfordern?

Beides lässt sich klar verneinen: Es gibt weder einen Zwang zum Homeoffice noch ein Anrecht darauf. Das liegt schlicht daran, dass diese Form der Heimarbeit in Deutschland noch nicht gesetzlich geregelt  ist – anders als beispielsweise in den Niederlanden, wo Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf Home Office haben. In Deutschland hingegen gilt, was im Arbeitsvertrag steht. Darin allerdings sind durchaus verbindliche Regelungen zum Thema Homeoffice möglich.

Solche Regelungen sollten im Arbeitsvertrag möglichst konkret erfolgen, um Unsicherheiten auf beiden Seiten zu vermeiden. Dazu zählen zum Beispiel Vereinbarungen zum zeitlichen Umfang, zur Erreichbarkeit, zum Datenschutz und zu Dokumentationspflichten.

Im SPD-geführten Bundesarbeitsministerium gibt es bereits seit langem Pläne, ein Gesetz zum Homeoffice auf den Weg zu bringen und eine Rechtsanspruch für Arbeitnehmer zu schaffen; allerdings hat sich dies bislang in der schwarz-roten Regierungskoalition nicht durchsetzen können (Stand Herbst 2019).

 


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 Drei große Rechtsbereiche sind zu beachten

 

Aber auch ohne ein eigenes Gesetz zum Home Office existieren selbstverständlich arbeitsrechtliche Regelungen, die bei der Heimarbeit gelten und von Arbeitnehmern wie Arbeitgebern zu berücksichtigen sind. Dazu zählen zum Beispiel Vorschriften

  • zum Arbeitsschutz,
  • zum Datenschutz sowie
  • zur Arbeitszeit.

 

 Arbeitszeit

 

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) zum Beispiel schreibt vor, dass Arbeitnehmer die Regelungen zu Höchstarbeitszeit, Ruhepausen und Ruhezeiten sowie das Sonn- und Feiertagsverbot einzuhalten haben. Das gilt auch im Homeoffice. Der Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, eine Methode zur Erfassung der Arbeitszeit anzuwenden, die die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben sicherstellt.

Das große Thema Arbeitszeit lässt sich auf unterschiedliche Weise lösen. Eine Möglichkeit ist die so genannte Vertrauensarbeit: Hier gibt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer die Möglichkeit, seine Arbeitszeit selbst zu bestimmen – wichtig ist dann nur, dass Ziele erreicht und die angestrebten Ergebnisse erfüllt werden. Aber auch dann, wenn die Arbeitszeit eingehalten werden soll, kann der Arbeitgeber die Kontrolle darüber an den Mitarbeiter übertragen. Dieser muss dann seine Arbeitszeit selbst dokumentieren und gegebenenfalls anfallende Überstunden nachweisen.

 

 Arbeitsschutz

 

Job des Arbeitgebers ist es auch, eine Gefährdungsbeurteilung des Heimarbeitsplatzes vorzunehmen und festzustellen, ob und welche Arbeitsschutzmaßnahmen erforderlich sind. Dazu muss er sich bei seinem Mitarbeiter genau erkundigen, wie der Heimarbeitsplatz beschaffen ist. Außerdem muss er ihn über die Vorgaben der Betriebssicherheitsverordnung für Arbeitsmittel informieren. Hingegen ist der Arbeitgeber – trotz mancher anderslautender Information im Internet – nicht dazu verpflichtet, den Heimarbeitsplatz seines Angestellten vor Ort zu kontrollieren.

 

 Datenschutz

 

Ein besonders sensibles Thema ist der Datenschutz. Die Anforderungen daran steigen ständig und dürften oft die Ursache sein, wenn eine Homeoffice-Regelung scheitert. Es ist die Aufgabe des Arbeitgebers dafür zu sorgen, dass die Datenschutzvorkehrungen und die entsprechende IT-Infrastruktur im Homeoffice ausreichen. Er, der Arbeitgeber, muss gewährleisten, dass beispielsweise Familienangehörige seines Angestellten keinen Zugang zu vertraulichen Daten erhalten. Parallel muss die Kommunikation zwischen dem Unternehmen und dem Homeoffice den Anforderungen des Datenschutzes genügen, zum Beispiel durch ein Virtual Private Network (VPN).

Nicht zuletzt müssen Dokumentationspflichten beachtet werden, also die Speicherung von Daten. All dies muss in eine IT- und Datenschutzorganisation eingebunden sein, die das Management dieser Prozesse im unternehmensweiten Maßstab ermöglicht, ohne jedes einzelne Home Office individuell überwachsen zu müssen – eine hohe Anforderung an die Infrastruktur.

Um die Bestimmungen zum Arbeits- und Datenschutz einzuhalten, kann der Arbeitgeber seinem Angestelltem verbieten, im Homeoffice private Arbeitsmittel zu nutzen. Der Beschäftigte muss sich dann auf die Geräte beschränken, die ihm der Arbeitgeber für seine Tätigkeit zur Verfügung stellt – zum Beispiel Laptop und Handy. Nicht zuletzt kann in einer arbeitsvertraglichen Regelung oder auch per Betriebsvereinbarung geregelt sein, dass der Arbeitgeber das Recht hat, das Homeoffice seines Arbeitnehmers nach Terminabsprache zu betreten und die Einhaltung aller Bestimmungen zu überprüfen.

 


 Sind Sie im Homeoffice versichert?

 

Ein zentrales Thema beim Homeoffice ist die Versicherung. Selbstverständlich stehen Arbeitnehmer auch bei der Heimarbeit unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Allerdings gilt das nur dann, wenn sie arbeiten.

Das heißt: Wenn es an der Tür klingelt und der Arbeitnehmer auf dem Weg dorthin ausrutscht und sich verletzt, dann macht es einen Unterschied, ob der Bote mit einem Aktenordner vom Büro draußen steht oder der DHL-Mitarbeiter mit einem privaten Päckchen. Im ersten Fall greift die Versicherung, im zweiten nicht.

 


 Müssen Sie immer erreichbar sein?

 

Flexible Arbeitszeiten sind einer der größten Vorteile der Tätigkeit im Home Office. Jedenfalls dann, wenn diese vereinbart wurden. Steht hingegen im Arbeitsvertrag, dass der Arbeitstag um 9 Uhr beginnt und um 17 Uhr endet und dass die Mittagspause zwischen 12:30 und 13:30 Uhr zu nehmen ist, dann gilt das auch für die Arbeit daheim. Während dieser Zeit muss der Heimarbeiter dann grundsätzlich sicherstellen, dass er zu erreichen ist – oder zumindest zügig zurückruft.

Anders sieht es aus, wenn im Arbeitsvertrag eine freie Arbeitszeiteinteilung vereinbart ist. Dann darf der Beschäftigte selbst entscheiden, wann er mit der Tätigkeit beginnt und wann er Pausen macht. Wichtig ist, dass zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern völlige Klarheit über die Vereinbarung herrscht und dass beide die Regelung mittragen.

Übrigens ist es nur selten so, dass Heimarbeiter die vermeintliche Freiheit lässig ausnutzen, um weniger zu arbeiten als verlangt. Ganz im Gegenteil: Die meisten schuften mehr und länger.

 


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 Viele Heimarbeiter arbeiten zuviel

 

Eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) in 15 Ländern hat ergeben, dass 42 Prozent derjenigen, die ständig mobil oder von ihrer Wohnung aus arbeiten, über hohen Stress klagen und unter Schlafstörungen leiden. Von denen, die im Unternehmensbüro arbeiten, hat nur ein Drittel vergleichbare Probleme. Beschäftigte im Homeoffice arbeiten konzentrierter und machen häufiger Überstunden, damit bringen sie sich häufig an den Rand der Erschöpfung.

Auch die räumliche Verbindung von Privatem und Beruflichem, vermeintlich einer der Vorteile des Homeoffice, kann zum Stressfaktor werden. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), hat ergeben, dass Heimarbeiter häufig darüber klagen, dass sich private und berufliche Sphäre gegenseitig stören. Im Homeoffice kommt es häufig dazu, dass berufliche und familiäre Anforderungen kollidieren. Im Endeffekt haben paradoxerweise mehr Heimarbeiter als ihre Kollegen auf Präsenzarbeitsplätzen das Gefühl, dass ihre Arbeit sie daran hindert, ihrer Familie ausreichend Zeit zu widmen.

 

 Erhöhtes Risiko für Burn-out

 

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch die bereits erwähnte Studie der AOK. Ihr zufolge leiden Menschen, die viel daheim arbeiten, deutlich häufiger unter psychischen Problemen als ihre Kollegen an Präsenzarbeitsplätzen. Die Trennung zwischen Privat- und Berufsleben löst sich auf; berufliche Sorgen und Probleme bleiben nicht im Büro, sondern werden in der Freizeit weitergewälzt.

Zudem verlagern viele Heimarbeiter mit flexiblen Arbeitszeitvereinbarungen ihre Tätigkeiten in den Abend oder aufs Wochenende und bringen sich dadurch selbst um die nötigen Entspannungsphasen. Stress und Burn-out-Risiko, so hat die AOK beobachtet, steigen.

 


 Organisieren Sie sich konsequent selbst

 

Wer sich im Home Office wohl fühlen will, der braucht ein hohes Maß an Selbstorganisation. Das beginnt damit, sich ehrlich Rechenschaft darüber abzulegen, ob die beruflichen Aufgaben, die es zu erfüllen gilt, tatsächlich von zu Hause aus optimal erledigt werden können. Oder ist es – beispielsweise – doch nötig, sich möglichst oft von Angesicht zu Angesicht mit Kollegen auszutauschen?

Auch informelle Kontakte, die sich im Präsenzbüro regelmäßig ergeben, sind wichtiger, als man denken mag – Stichworte sind hier der berühmte Flurfunk oder das Quätschchen am Kaffeeautomaten oder im Kopierer-Raum.

 


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 Arbeitsraum und Einrichtung

 

Als nächstes sollte man darüber nachdenken, ob die eigene Wohnsituation die Bedingungen an ein Homeoffice erfüllen kann. Sie sollten einen eigenen, ruhigen Raum haben, nicht riesig, aber groß genug für Schreibtisch und Aktenschrank. Dort sollten Sie in Ruhe arbeiten können, ungestört auch von den Alltagsgeräuschen des Familienlebens.

Es spricht nichts dagegen, mit dem Arbeitgeber darüber zu verhandeln, ob er technische Einrichtungen oder Möbel für das Homeoffice bereitstellt. In den meisten Fällen wird er dies allerdings nur teilweise oder gar nicht tun. Also müssen Sie alles selbst kaufen. Allerdings lassen sich die Gegenstände in der Regel von der Steuer absetzen.

Oft unterschätzt wird der Preis eines guten Bürostuhls. Wenn Sie ihn viele Jahre lang nutzen und dabei gesund bleiben möchten, dann sollten Sie das gute Stück nicht im Möbelmarkt um die Ecke erstehen, sondern bei einem Fachhändler. Ferner benötigen Sie einen Schreibtisch, möglichst einen, der sich in der Höhe flexibel verstellen lässt. Ergänzend kann auch ein Stehpult nicht schaden, damit Sie sich nicht durch andauerndes Sitzen den Rücken verderben.

Funktionale Schränke für Akten und andere Unterlagen runden die Einrichtung Ihres Büros ab; denken Sie daran, dass Schränke und Schubladen abschließbar sein sollten. Als letzter wichtiger Aspekt kommt nun noch das Licht hinzu. Hier gibt es Vorgaben für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Informieren Sie sich darüber und kaufen Sie eine Deckenlampe sowie eine Schreibtischleuchte, mit der Sie diese Vorgaben erfüllen.

 

 Technik muss sein. Und etwas Grün.

 

Bei der technischen Ausstattung ist es, schon aus Datenschutzgründen, eher wahrscheinlich, dass Ihr Arbeitgeber investiert. Er wird Ihnen also einen Laptop, möglicherweise auch einen PC sowie natürlich das Handy zur Verfügung stellen. Eigene Geräte dürfen Sie meist gar nicht für die Arbeit benutzen. Allerdings kann es sein, dass Sie sich einen eigenen Monitor anschaffen – auch hier ist Qualität Trumpf. Langfristig werden es Ihnen Ihre Augen danken.

Geben Sie nicht der Versuchung nach, Ihr Büro für eine Doppelnutzung einzurichten – beispielsweise mit einer Schlafcouch, damit Sie das Zimmer gelegentlich für Gäste nutzen können. Ein Bett im Raum kann dazu führen, dass das Finanzamt das Zimmer nicht als Büro anerkennt.

Und schließlich: Stellen Sie sich ruhig eine Pflanze ins Büro. Das sieht schön aus, und wenn der Tag mal stressig ist – Grün beruhigt.

 


 Effizient im Homeoffice – so geht’s

 

Wenn Sie sich ein schönes, effizientes Home Office eingerichtet haben, kann’s losgehen. Gehen Sie bewusst zur Arbeit, auch wenn der Weg nur vom Schlafzimmer nur durch den Wohnungsflur führt. Ziehen Sie sich genauso an, wie Sie sich für einen Präsenzarbeitsplatz anziehen würden. Ihr Outfit spiegelt Ihre innere Haltung, und beides vermittelt sich beispielsweise in Telefonaten mit Kollegen oder Vorgesetzten. Sie würden ja auch nicht im Pyjama zum Meeting gehen.

Arbeit ist Arbeit und Privates bleibt Privates. Das gilt auch für Ihre eigentliche Tätigkeit im Büro. Bleiben Sie bei der Sache und surfen Sie nicht im Internet nach dem nächsten Urlaubsziel oder recherchieren das Geburtstagsgeschenk für Ihren Sohn.

Je nach den Aufgaben, die Sie zu erledigen haben, kann es helfen, sich abends immer eine To-Do-Liste für den nächsten Tag anzulegen. Dann können Sie morgens gleich starten. Außerdem ist es gut, wenn Sie sich selbst soweit kennen, um sagen zu können, wann Ihre produktivsten Phasen am Tag sind. Danach können Sie Ihre Arbeitstage dann strukturieren: Vormittags beispielsweise arbeiten Sie konzentriert laufende Vorgänge ab. Nachmittags hingegen – und das lassen Sie auch Ihre Kollegen wissen – ist Ihre beste Zeit für Videocalls und Telefonate.

 


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 Wechsel von Konzentration und Pausen

 

Zur Tagesstruktur gehören auch Pausen. Selbstverständlich müssen Sie mittags nicht alles stehen und liegen lassen, wenn Sie gerade so richtig im Flow sind. Aber in der Regel sollten Sie schon Ruhepausen machen und zum regenerieren nutzen. Dazu gehört auch ein vitaminreiches Mittagessen und, wenn Sie mögen, ein kurzer Mittagsschlaf oder ein kleiner Verdauungsspaziergang an der frischen Luft.

Außerhalb der Pausen sollten Sie sich möglichst nicht stören lassen. Ihrer Familie sollte klar sein, dass Sie sich bei der Arbeit befinden und sich konzentrieren müssen. Mal eben bei den Hausaufgaben helfen – das bringt Ihre Tätigkeit aus dem Rhythmus. Vielleicht können Sie mit Ihrer Familie Zeiten festlegen, zu denen Sie ansprechbar sind und die Sie fest in Ihren Tagesablauf integrieren.

Analog zur Tagesstruktur können Sie sich auch eine Wochenstruktur auferlegen, um sich die Orientierung im Homeoffice-Leben zu erleichtern. Beispielsweise ist dann Freitag immer der Tag, um Anlage zu machen und Ordnung auf dem Schreibtisch und der PC-Oberfläche zu schaffen. Dienstag und Donnerstag hingegen sind die Tage, die Sie Kundenanrufen widmen.

 

 Feierabend machen und Kontakte pflegen

 

Ganz wichtig: Machen Sie Feierabend. Es ist eine der größten Gefahren im Homeoffice, dass man auch in der Freizeit weiter über die Arbeit nachdenkt, sich eben noch mal schnell an den Laptop setzt, Ideen notiert, E-Mails checkt. Lassen Sie’s bleiben! Wer nicht konsequent Feierabend machen kann, der ist schon auf dem besten Weg zum Burn-out. Der Mensch braucht Ruhephasen, jeder Mensch – auch Sie.

Das Home Office – vor allem dann, wenn Sie allein in Ihrer Wohnung leben – kann einsam machen. Es ist möglich, dass ganze Tage vergehen, in denen Sie keinen Menschen zu Gesicht bekommen. Mögen Sie das, oder schreckt Sie das? Achten Sie als Heimarbeiter besonders gut darauf, Ihre Sozialkontakte zu pflegen, und organisieren Sie Treffen mit Ihren Freunden und bekannten. Gehen Sie möglichst täglich einmal unter die Leute – und sei es nur, um Brötchen beim Bäcker zu holen oder ein paar Kleinigkeiten einzukaufen.

Eine Herausforderung für Heimarbeiter ist der Mangel an Feedback. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass Sie irgendwann das Gefühl bekommen, einen endlosen Acker zu durchpflügen, ohne einen Erfolg zu sehen. Achten sie deswegen darauf, für sich selbst kurz- und mittelfristige Ziele zu setzen, auf die Sie hinarbeiten. Für jedes Ziel, das Sie erreicht haben, belohnen Sie sich ein bisschen: mit einer kleinen Pause, in der Sie sich einen leckeren Kaffee kochen oder sich auf Youtube ein Musikvideo ansehen, das Sie gern mögen.

 

 Bleiben Sie sichtbar für Ihren Chef

 

Wenn es um wichtigere Ziele geht, die dafür geeignet sind, dann kommunizieren Sie diese auch Ihren Vorgesetzten. „Aus den Augen, aus dem Sinn” – das Sprichwort kennen Sie bestimmt auch. Achten Sie deswegen besonders gut darauf, dass Ihr Chef Sie wahrnimmt, dass er immer weiß, woran Sie arbeiten und welche Erfolge Sie dabei erzielen. Dafür müssen Sie aktiv sorgen. Es ist nur menschlich, wenn Ihr Chef sich sonst auf das Naheliegende konzentriert – und das sind Ihre Kollegen und deren Arbeit auf den Präsenzarbeitsplätzen.

 


 So überzeugen Sie Ihren Vorgesetzten

 

Sie möchten gern im Homeoffice arbeiten, aber Ihr Chef zweifelt noch? Wenn Sie ihn überzeugen wollen, müssen Sie versuchen, aus seiner Sicht zu argumentieren: Welche Vorteile hat er davon bzw. welche Vorteile für das Unternehmen kann er geltend machen, wenn Sie von Zuhause aus arbeiten?

 

  • Effizienz: Zeigen Sie Ihrem Chef, dass das Homeoffice Zeitaufwand und Kosten reduziert. Denn Sie sparen sich den langen Weg zur Arbeit, und Ihr Arbeitgeber hat deutlich niedrigere Kosten für Ihren Arbeitsplatz. Andererseits sind Ihre Leistung und Ihr Output mindestens ebenso hoch wie vorher. Unterm Strich also eine Verbesserung der Kosten-Nutzen-Relation.

 

  • Motivation: Machen Sie deutlich, dass Sie mit viel frischeren Kräften an die Arbeit gehen können, wenn Sie sich den langen Anfahrtsweg ersparen. Und dass Sie noch stärker für Ihre Arbeit motiviert sind, wenn Sie durch eine ausgewogene Work-Life-Balance private Herausforderungen wie beispielsweise die Kinderbetreuung besser im Griff haben.

 

  • Arbeitgeberattraktivität: Im Wettbewerb um die besten Köpfe müssen Unternehmen heutzutage den Arbeitnehmern weit entgegenkommen. Ein Arbeitgeber, der in punkto Homeoffice Flexibilität beweist, zeigt, dass er diese Herausforderung verstanden hat und bereit ist, die nötigen Freiräume zu schaffen.

 

Machen Sie Ihrem Chef zugleich deutlich, dass Sie einige seiner Befürchtungen bedacht haben und Lösungen bereithalten:

 

  • Arbeitszeit: Zeigen Sie, dass Sie selbst so gut organisiert sind, dass Sie die vereinbarten Arbeitszeiten einhalten können und vor allem – worauf es ja eigentlich ankommt – Ergebnisse liefern werden.

 

  • Entfremdung vom Betrieb: Machen Sie klar, wie bewusst es Ihnen ist, dass Sie im Home Office etwas isoliert dasitzen. Entwickeln Sie deswegen eine Strategie, wie Sie mit Ihren Kollegen und Ihrem Vorgesetzten im engen Kontakt bleiben werden – beispielsweise mit einem oder zwei Präsenzarbeitstagen in der Woche, mit regelmäßigen Telefonaten, mit Videocalls, mit der Teilnahme an Workshops, Qualifizierungsmaßnahmen, Unternehmens-Events. Stellen Sie diese Strategie Ihrem Chef überzeugend vor.

 

  • Fehlende Kontrolle: Wenn Ihr Chef Kontrollverlust fürchtet, dann entwickeln Sie proaktiv ein Konzept, wie er über den Fortgang Ihrer Arbeit stets auf dem Laufenden bleibt. Dazu kann beispielsweise Kollaborations-Software beitragen, die im Management von Projekten immer häufiger eingesetzt wird. Daneben können und sollten Sie mit Ihrem Vorgesetzten klare Ziel- und Zeitvorgaben vereinbaren. Dadurch weiß Ihr Chef immer, woran sie gerade arbeiten – und Sie haben die Chance, Ihre Zielerreichung und damit Ihre Erfolge immer klar kommunizieren zu können.

 


 Und Ihre Karriere?

 

Ihr Wechsel ins Homeoffice kann im Rahmen einer ganzheitlichen Lebens- und Karriereplanung sehr sinnvoll sein. Aber wenn Sie sich auf die Karriere fokussieren und es für sie an erster Stelle steht, voranzukommen und im Unternehmen aufzusteigen, dann – seien wir ehrlich – ist das Homeoffice keine gute Idee.

Sie müssen den Gedanken an den Job von zu Hause aus deswegen nicht völlig aufgeben. Doch Sie sollten nicht mehr als einen maximal zwei Heimarbeitstage anstreben. Denn für Ihre Karriere ist und bleib es wichtig, dass Sie Ihrem Chef unter den Augen bleiben. „Face Time” muss sein.

 


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 Drei Gründe sprechen gegen das Homeoffice

 

Das hat drei Gründe. Zum einen gibt es in vielen Unternehmen immer noch eine Präsenzideologie. Man muss lange Arbeitstage absolvieren, hohe Präsenz zeigen – das wird dann gleich gesetzt mit Engagement und Motivation. Eine Studie der University of California ergab, dass Mitarbeiter auf Präsenzarbeitsplätze als engagierter und produktiver wahrgenommen werden als ihre Kollegen im Homeoffice. Der viel sinnvollere Ansatz, das Engagement von Mitarbeitern nach ihrer Leistung und ihrem Output zu bewerten, ist leider noch längst nicht selbstverständlich.

Zum zweiten können Sie, wenn Sie selbst im Unternehmen anwesend sind, leichter Kontakte knüpfen und pflegen, an Ihrem internen Netzwerk arbeiten. Sie müssen Begegnungen und Telefonate nicht grundsätzlich im Voraus planen. Vieles passiert zufällig – man läuft sich über den Weg, fährt im Aufzug zusammen, trifft sich auf dem Parkplatz, verabredet sind beiläufig zum Mittagessen. Durch die Fülle dieser teils informellen Kontakte entwickeln Sie auch ein viel feineres Gespür für das, was gerade im Unternehmen läuft, welche Strömungen wichtig werden, welche Trends sich abzeichnen.

Und drittens: Jede Gruppe, die sich bildet, entwickelt die Kategorien „drinnen” und „draußen”. Die Mitglieder der Gruppe gehören dazu, die anderen nicht. Wenn Sie zu oft abwesend sind, ist es leicht möglich, dass Sie als „draußen” wahrgenommen werden – als jemand, der nicht mehr oder nicht mehr so richtig dazugehört.

 

 Studien beweisen die Nachteile

 

Diese negativen Auswirkungen des Homeoffice sind eher unterschwelliger, unbewusster Art, aber gleichwohl sehr wirksam. Eine konkrete Folge davon zeigt zum Beispiel eine Studie der Stanford Universität: Beschäftigte im Homeoffice werden ihr zufolge schlechter bezahlt als Angestellte auf Präsenzarbeitsplätzen.

Eine Studie der London Business School hat ergeben, dass Angestellte, die nicht im Büro präsent sind sondern anderswo arbeiten, schlechtere Leistungsbeurteilungen bekommen, geringere Gehaltserhöhungen erhalten und seltener befördert werden. In einer Umfrage des internationalen Personalberatungsunternehmen Korn/Ferry unter 320 Chefs weltweit sagten 60 Prozent, dass die Arbeit im heimischen Büro ein Karrierekiller sei.

 


 Fazit: Erfolgreich im Homeoffice

 

All das zeigt: Das Homeoffice ist eher ein Hindernis auf dem Weg Ihrer Karriere, möglicherweise aber ein wichtiges Element im Rahmen einer ausgewogenen Lebensgestaltung. Um von dem letztgenannten Aspekt zu profitieren, ohne Ihrer Karriere zu sehr zu schaden, beachten Sie folgende Tipps:

 

  • Verbringen Sie nicht mehr als 30 Prozent Ihrer Arbeitszeit im Homeoffice, den Rest am Präsenzarbeitsplatz
  • Argumentieren Sie gegenüber Ihrem Chef mit erhöhter Konzentration und dadurch verbesserter Leistung am Heimarbeitsplatz
  • Vereinbaren Sie mit Ihrem Arbeitgeber klare und verbindliche Regelungen über Arbeitszeit, Erreichbarkeit etc.
  • Achten Sie besonders gut darauf, Ihre unternehmensinternen Kontakte und Netzwerke zu pflegen
  • Treffen Sie mit Ihrem Chef eindeutige Zielvereinbarungen und sorgen Sie dafür, dass Ihre Erfüllung der Ziele und Ihre Erfolge deutlich wahrgenommen werden
  • Organisieren Sie sich sorgfältig selbst und passen Sie auf, dass Sie Ihre Abwesenheit vom Präsenzbüro und nicht durch übermäßige Arbeit und mangelnde Freizeit bis zum Burn-out überkompensieren

 

Und schließlich: Nutzen Sie die Flexibilität und die Freiheiten, die Ihnen das Homeoffice bietet – nur dann lohnt es sich für Sie.

 


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