Nick Marten
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Könntest du dir vorstellen, vier Tage die Woche zehn Stunden zu arbeiten – wenn du dafür ein langes Wochenende hättest? Für viele Berufstätige ist das mehr als nur ein Gedankenspiel. Eine aktuelle Stepstone-Umfrage zeigt: Immer mehr Menschen wünschen sich flexiblere Arbeitszeitmodelle. Und während in der Politik noch über die Zukunft des Acht-Stunden-Tags diskutiert wird, haben viele Beschäftigte längst eine klare Vorstellung davon, wie sie in Zukunft arbeiten wollen.
73 % der Befragten wären bereit, an einzelnen Tagen länger zu arbeiten, wenn sie dafür an anderen Tagen kürzertreten könnten. Über die Hälfte (54 %) möchte die Wochenarbeitszeit ganz frei einteilen. Und fast ein Drittel (30 %) würde lieber längere Arbeitstage in Kauf nehmen – wenn dadurch regelmäßig zusätzliche freie Tage drin sind. Das zeigt deutlich: Der klassische Acht-Stunden-Tag passt nicht mehr zu den Lebensrealitäten vieler Menschen.
Wer seine Arbeitszeit flexibel gestalten kann, arbeitet nicht nur zufriedener, sondern oft auch effizienter. Das sagen zumindest drei von vier Befragten. Kein Wunder – wer selbst über Arbeitsbeginn, Pausen und Feierabend entscheidet, kann den Job besser mit dem Alltag koordinieren. Arzttermine, Kinderbetreuung, Konzentrationsphasen: All das lässt sich leichter unter einen Hut bringen, wenn der Tag nicht von außen durchgetaktet ist.
- Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei StepstoneEs geht nicht darum, weniger zu arbeiten – sondern bewusster.
Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone, weiß: „Wer seine Arbeitszeit passend zur eigenen Lebensrealität gestalten kann, kommt oft erholter, motivierter und fokussierter zur Arbeit. Ein echter Hebel – für Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen.”
Flexibilität heißt nicht automatisch Freizeit – aber sie bringt neue Spielräume. Und die werden vor allem fürs Privatleben genutzt, wie die Umfrage zeigt:
Gerade für viele Jobsuchende, die etwa familiäre Verpflichtungen haben oder neben dem Job pflegen, studieren oder ehrenamtlich aktiv sind, können flexible Arbeitszeitmodelle einen riesigen Unterschied machen.
Trotz großer Zustimmung zur Arbeitszeitflexibilität bleibt die Realität oft hinter den Erwartungen zurück. Die klassische 5-Tage-Woche mit starrer Tagesstruktur ist noch immer der Standard für 81 % der Befragten. Nur rund ein Fünftel kann die eigene Arbeitszeit frei einteilen.
Das Problem: Viele moderne Modelle wie die 4-Tage-Woche, Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit sind theoretisch machbar, werden aber selten angeboten. So halten 42 % der Befragten die 4-Tage-Woche für umsetzbar – aber nur 18 % haben diese Möglichkeit tatsächlich im Unternehmen. „Natürlich lässt sich Flexibilität nicht überall sofort umsetzen“, sagt Zimmermann. „Aber Unternehmen sollten offen mit ihren Teams über Wünsche sprechen und gemeinsam kreative Lösungen entwickeln – das ist auch eine Frage der Wertschätzung.“
Wenn du bei deiner nächsten Stelle auf mehr Work-Life-Balance, Flexibilität und Selbstbestimmung setzt, solltest du gezielt nach Arbeitgebern suchen, die moderne Arbeitszeitmodelle ermöglichen. Achte bei Stellenausschreibungen auf Hinweise wie
Sprich das Thema auch offen im Bewerbungsgespräch an – viele Arbeitgeber schätzen es, wenn Bewerber*innen klar formulieren, wie sie am produktivsten arbeiten können.
1. Überlege, wie dein idealer Alltag aussieht.
Willst du lieber früher anfangen, um am Nachmittag Zeit für Hobbys oder Familie zu haben? Oder arbeitest du konzentrierter, wenn du dir längere Zeitblöcke freischaufelst? Je besser du deine Bedürfnisse kennst, desto klarer kannst du sie im Job oder beim Bewerbungsgespräch formulieren.
2. Sprich das Thema Arbeitszeit früh im Bewerbungsprozess an.
Frage im Vorstellungsgespräch offen nach flexiblen Arbeitszeitmodellen wie Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit oder der Möglichkeit, deine Wochenstunden selbst einzuteilen. So vermeidest du spätere Enttäuschungen – und zeigst zugleich, dass dir gutes Zeitmanagement wichtig ist.
3. Prüfe, ob eine 4-Tage-Woche für dich realistisch ist.
Immer mehr Unternehmen testen dieses Modell. Falls es bei deinem Arbeitgeber (noch) nicht offiziell angeboten wird, kannst du vorschlagen, es für einen Testzeitraum gemeinsam auszuprobieren – vor allem, wenn du dabei deine volle Leistung zusicherst.
4. Nutze gewonnene Zeit bewusst.
Wer flexibler arbeitet, spart oft Pendelzeit oder kann ruhigere Tageszeiten für Fokusarbeit nutzen. Nutze diese Freiräume aktiv für Erholung, Bewegung, soziale Kontakte oder Dinge, die dir guttun – so profitiert nicht nur dein Privatleben, sondern auch deine Energie im Job.
5. Sei offen für neue Modelle – aber realistisch.
Nicht jeder Job erlaubt totale Zeitsouveränität. Wenn du in einem Bereich arbeitest, in dem fixe Zeiten oder Kundenerreichbarkeit wichtig sind, kann es helfen, gemeinsam mit dem Team kreative, faire Lösungen zu finden – etwa durch Schichttausch, Kernarbeitszeiten oder hybride Modelle.
Die Zeiten, in denen eine einzige Norm für alle galt, sind vorbei. Ob du früh morgens am kreativsten bist, deinen Tag lieber kompakt gestaltest oder deine Woche individuell strukturierst – die Arbeitswelt öffnet sich neuen Ideen. Und auch wenn flexible Arbeitszeitmodelle noch nicht überall Realität sind: Der Wandel hat längst begonnen.
Denn letztlich gilt: Je besser die Arbeit zum Leben passt, desto besser passt auch das Leben zur Arbeit.
Flexible Arbeitszeiten bedeuten, dass Beschäftigte ihre tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit selbst bestimmen oder anpassen können – zum Beispiel durch Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit oder Modelle wie die 4-Tage-Woche.
Bei einer 4-Tage-Woche arbeiten Beschäftigte ihre regulären Wochenstunden (z. B. 38 oder 40) an vier Tagen statt an fünf. Das bedeutet in der Regel längere Arbeitstage, dafür ein zusätzlicher freier Tag pro Woche – oft der Freitag.
Das hängt vom individuellen Biorhythmus und der Tätigkeit ab. Viele Menschen empfinden es als motivierend, an einzelnen Tagen mehr zu leisten, wenn sie dafür mehr Freizeit oder Erholungszeit an anderen Tagen bekommen.
Laut einer Stepstone-Umfrage können nur 20 % der Beschäftigten ihre Arbeitszeit derzeit komplett frei gestalten. Die klassische 5-Tage-Woche ist für 81 % nach wie vor Standard. Viele wünschen sich jedoch mehr zeitliche Freiräume.
Mehr Flexibilität ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Beschäftigte können Arbeitszeiten an ihre Lebenssituation anpassen, sich besser erholen und motivierter arbeiten – ein Gewinn für beide Seiten.
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