Caroline Stanski
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Alkohol und Arbeit – das war lange eine feste Verbindung in der deutschen Arbeitskultur. Eine Studie des Instituts Forsa im Auftrag der DEKRA zeigt, dass etwa 11 % der Arbeitnehmer*innen regelmäßig Alkohol im beruflichen Kontext konsumieren. Hochgerechnet bedeutet das, dass mehr als 6 Millionen Menschen in Deutschland ihren Arbeitsalltag gelegentlich mit einem alkoholischen Getränk verbinden.
Doch in Deutschland zeichnet sich langsam ein Wandel ab, hin zu einer achtsameren Trinkkultur. Wie diese genau aussieht und was es beim Trinken von Alkohol am Arbeitsplatz zu beachten gilt, erfährst du im folgenden Beitrag.
Der Umgang mit Alkohol am Arbeitsplatz ist ein sensibles Thema, das sowohl rechtliche Vorgaben als auch gesundheitliche und soziale Aspekte berührt. Während in einigen Berufsfeldern ein Glas Sekt bei besonderen Anlässen oder ein Feierabendbier im Kollegenkreis als akzeptabel gilt, herrscht in vielen Branchen ein striktes Alkoholverbot. Arbeitnehmer*innen sollten sich der Regeln und möglichen Konsequenzen bewusst sein, um Missverständnisse oder gar arbeitsrechtliche Probleme zu vermeiden.
Alkohol kann die Leistungsfähigkeit und Konzentration erheblich beeinträchtigen. Selbst kleine Mengen genügen, um die Reaktionszeit zu verlangsamen oder das Urteilsvermögen zu trüben. In Berufen mit hohen Sicherheitsanforderungen, wie in der Bau- oder Verkehrsbranche, können solche Beeinträchtigungen schwerwiegende Folgen haben. Aber auch in Bürojobs oder kreativen Berufen leidet die Produktivität, wenn Alkohol im Spiel ist. Fehler schleichen sich leichter ein, und die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen kann darunter leiden.
Die rechtlichen Regelungen zum Alkoholkonsum am Arbeitsplatz sind in Deutschland überraschend locker. Eine festgelegte Promillegrenze gibt es – abgesehen vom Straßenverkehr – nicht. Stattdessen gilt ein sogenanntes relatives Alkoholverbot. Das bedeutet, dass du Alkohol trinken darfst, solange dadurch keine Gefahr für dich oder andere entsteht. Diese Vorgabe ist in den Unfallverhütungsvorschriften der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) geregelt (§ 15 DGUV Vorschrift 1). Außer natürlich, dein Arbeitgeber hat im Arbeitsvertrag oder in der Betriebsvereinbarung den Konsum von Alkohol während der Arbeitszeit oder auf dem Betriebsgelände verboten.
Verstöße können zu Abmahnungen führen und im schlimmsten Fall sogar eine Kündigung nach sich ziehen. Darüber hinaus sind Arbeitgeber durch das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet, die Sicherheit ihrer Beschäftigten zu gewährleisten. Wenn Alkohol diese Sicherheit gefährdet, dürfen und müssen sie eingreifen.
Auch wenn die gesetzlichen Regelungen auf den ersten Blick lasch wirken, können auch diese bereits ernste Konsequenzen nach sich ziehen, selbst wenn dein Arbeitgeber keine weiteren Einschränkungen durch den Arbeitsvertrag vorgenommen hat.
Das Thema Alkohol am Arbeitsplatz betrifft jedoch nicht nur Regeln und Verbote, sondern auch das Arbeitsklima. Viele Betriebe erlauben bei besonderen Gelegenheiten wie Geburtstagsfeiern oder Firmenevents den Konsum von Alkohol in moderatem Umfang. Hier gilt es, sich bewusst zu machen, dass auch in solchen Momenten die Grenze zwischen Genuss und Übermaß entscheidend ist. Wer nach einer Feier weiterarbeiten muss, sollte vorsichtshalber auf Alkohol verzichten, um Fehler zu vermeiden.
Für Arbeitnehmer, die das Gefühl haben, dass Alkohol ein Problem darstellt – sei es bei ihnen selbst oder bei Kollegen –, gibt es zahlreiche Anlaufstellen. Ein vertrauliches Gespräch mit dem Vorgesetzten oder dem Betriebsrat kann ein erster Schritt sein, um Hilfe zu finden. Viele Unternehmen bieten auch Unterstützung durch externe Berater oder Betriebsärzte an. Organisationen wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen stehen ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite.
Letztlich ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol im Arbeitsumfeld unerlässlich. Einerseits sollte man die geltenden Regeln im Unternehmen respektieren, andererseits liegt es auch in der eigenen Verantwortung, die eigene Gesundheit und das Wohl des Teams im Blick zu behalten. Ein bewusster und maßvoller Umgang sorgt dafür, dass Alkohol am Arbeitsplatz kein Problem wird – weder für die eigene Karriere noch für das Arbeitsklima.
Alkohol ist tief in der deutschen Kultur verwurzelt. Gemeinsames Bier nach der Arbeit oder der Sekt beim Firmenjubiläum waren bisher feste Rituale. Im Durchschnitt gibt ein*e deutsche*r Arbeitnehmer*in jährlich rund 350 Euro für alkoholische Getränke im beruflichen Umfeld aus. Über die gesamte Karriere hinweg können das mehr als 10.000 Euro sein. Aber: Immer mehr Menschen überdenken ihren Umgang mit Alkohol. Mittlerweile bezeichnen sich in Deutschland immer mehr Arbeitnehmer als „achtsame Trinker“. Das heißt: Sie haben ihren Alkoholkonsum reduziert oder planen, dies künftig zu tun oder trinken gar keinen Alkohol. Der Trend zu weniger Alkohol ist generationenübergreifend zu beobachten. Gleichzeitig verzeichnete die AOK 2023 1,77 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die alkoholabhängig sind.
Mittlerweile bezeichnen sich viele Arbeitnehmer in Deutschland als "achtsame Trinker". Das bedeutet, dass sie ihren Alkoholkonsum bewusst reduzieren, ihn in bestimmten Situationen einschränken oder ihn ganz vermeiden. Diese Bewegung ist nicht auf eine bestimmte Altersgruppe beschränkt, sondern erstreckt sich über alle Generationen. Studien zeigen, dass die Generation Z etwa 20 Prozent weniger Alkohol konsumiert als die Millennials, während diese wiederum 12 Prozent weniger trinken als die Babyboomer. Laut einer Erhebung des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2022 gab mehr als die Hälfte der 15- bis 24-jährigen Männer an, entweder abstinent zu leben oder höchstens einmal pro Woche Alkohol zu trinken. Bei den Frauen dieser Altersgruppe lag der Anteil sogar bei fast zwei Dritteln.
Die wichtigsten Beweggründe für den rückläufigen Alkoholkonsum sind Gesundheit und Wohlbefinden. Viele Menschen achten verstärkt auf ihre körperliche Fitness und sehen in Alkohol ein Hindernis für ihre gesundheitlichen Ziele. Gewichtskontrolle spielt dabei eine wesentliche Rolle, da alkoholische Getränke oft viele Kalorien enthalten. Gleichzeitig rückt das Thema mentale Gesundheit stärker in den Fokus: Menschen berichten, dass sie sich ohne Alkohol klarer und ausgeglichener fühlen. Zudem spielen finanzielle Aspekte eine Rolle, da der regelmäßige Kauf von alkoholischen Getränken eine erhebliche Ausgabe darstellen kann. Bereits nach kurzer Zeit kann der Verzicht von Alkohol eine große Wirkung auf uns haben:
Es gibt verschiedene Strategien, mit denen Arbeitnehmer ihren Konsum bewusst einschränken. Viele setzen sich klare Regeln, beispielsweise nur am Wochenende oder zu besonderen Anlässen Alkohol zu trinken. Ein verbreitetes Konzept ist der bewusste Verzicht an Arbeitstagen, um produktiver und fokussierter zu bleiben. Immer populärer werden auch Herausforderungen wie der "Dry January" oder der "Sober October", bei denen Menschen für einen bestimmten Zeitraum komplett auf Alkohol verzichten. Solche Initiativen helfen vielen dabei, ihre eigenen Trinkgewohnheiten zu hinterfragen und neue, gesündere Routinen zu entwickeln.
In geselliger Runde ist das Limit schnell überschritten – doch mit ein paar einfachen Tricks behältst du die Kontrolle:
Auch im Alltag lässt sich der Konsum senken:
Mit diesen Tipps genießt du bewusster – ohne Verzicht, aber mit Kontrolle!
Alkohol am Arbeitsplatz verliert an Attraktivität. Mehr als 30 % der deutschen Arbeitnehmer*innen empfinden alkoholische Getränke bei beruflichen Veranstaltungen als veraltet. Unternehmen, die bisher auf "boozy Benefits" wie Bierkühlschränke oder Freitagssekt gesetzt haben, sollten daher umdenken. Diese Angebote wirken zunehmend antiquiert und sprechen viele Beschäftigte nicht mehr an. Dennoch bedeutet das nicht, dass der gesellige Aspekt von gemeinsamen Getränken vollständig verschwindet. Viele Arbeitnehmer*innen schätzen weiterhin informelle Treffen mit Kollegen, allerdings mit einem vielfältigeren Getränkeangebot, das auch alkoholfreie Alternativen einschließt.
Ein gewisser sozialer Nutzen von Alkohol lässt sich nicht leugnen. Rund 20 % der Arbeitnehmer*innen geben an, dass gemeinsames Trinken die Beziehungen zu Kollegen verbessert und das Zugehörigkeitsgefühl stärkt. Gerade in Unternehmen mit einer langen Feierabendbier-Tradition kann Alkohol eine verbindende Rolle spielen. Allerdings fühlen sich viele Arbeitnehmer*innen auch bei beruflichen Events unter Druck gesetzt, Alkohol zu konsumieren, was zu Unbehagen führen kann. Die positive Entwicklung: Der gesellschaftliche Druck nimmt ab. In den meisten Fällen hat es keine negativen Auswirkungen auf die Karriere, wenn jemand bewusst auf Alkohol verzichtet.
Hier sind fünf Tipps, wie Firmen die Veränderungen unterstützen können:
Die Zeit des Feierabendbiers am Arbeitsplatz geht vielleicht nicht ganz zu Ende, aber sie wandelt sich: Es gibt mehr Raum für Vielfalt – und das ist für alle ein Gewinn.
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