Verena Feldmann
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Während die meisten Angestellten ein festes Gehalt bekommen, haben sich in manchen Branchen alternative Formen der Lohnzahlung etabliert. Eine davon: der Prämienlohn. Wie genau diese Kombination aus festem Gehalt und Prämienzahlung funktioniert, welche Arten und Vor- und Nachteile es gibt, verraten wir dir hier – inklusiver konkreter Beispiele für Prämienlohn.
Der Prämienlohn ist eine besondere Form der Gehaltszahlung, die sich aus zwei Teilen zusammensetzt: einem festen, leistungsunabhängigen Grundgehalt und einer variablen, leistungsabhängigen Prämienzahlung. Das Grundgehalt darf dabei nicht unter dem Mindest- bzw. Tariflohn liegen. Außerdem ist es idealerweise so hoch angesetzt, dass sich allein damit die Lebenshaltungskosten decken lassen, da anderenfalls ein permanenter Druck zu Mehrarbeit entstehen kann. Die Prämienzahlung richtet sich nach klar definierten und für Mitarbeiter*innen nachvollziehbaren Kennzahlen, die sie erreichen müssen, um eine Prämie zu erhalten. Um eine Überarbeitung oder sogar einen Burnout durch dauerhafte Mehrarbeit zu verhindern, gibt es in der Regel eine Obergrenze für Prämien, den sogenannten Prämienendpunkt. Alternativ werden die Prämienzahlung nach oben hin immer geringer und die Mehrarbeit somit immer unattraktiver – dann ist die Rede von einer abgeflachten Prämienkurve.
Typische Branchen und Tätigkeitsbereiche, in denen Prämienlohn gezahlt wird, sind zum Beispiel die Produktion und Fertigung, der Vertrieb und Kundenbetreuung.
Je nach Branche und Tätigkeit gibt es verschiedene Faktoren, welche für die Zahlung einer Prämie berücksichtigt werden können. Dabei schließen sich diese Faktoren untereinander nicht aus: Oftmals werden mehrere Faktoren kombiniert und erst die Erfüllung beider bzw. aller Faktoren führt zu einer Prämienzahlung.
Die verschiedenen Arten von Prämien können sowohl an einzelne Mitarbeiter*innen, als auch als Gruppenprämie ausgezahlt werden. In letzterem Fall steht dann die Teamleistung im Fokus, was einerseits das Gruppengefühl stärken kann – andererseits aber auch die Gefahr birgt, dass sich einzelne auf der Mehrarbeit anderer ausruhen.
Übrigens: Prämien, die Mitarbeiter*innen für eine gewisse Betriebszugehörigkeit erhalten, sind kein Prämienlohn. Was du zu dieser und anderen Sonderzahlungen wissen musst, verraten wir dir in einem separaten Ratgeber.
Wie oben bereits erwähnt, setzt sich der Prämienlohn aus zwei Bestandteilen zusammen: einem festen Grundgehalt und einer flexiblen Prämie. Wie hoch der Prämienlohn konkret ausfällt, hängt von der Art der Prämie ab. In der Regel wird ein prozentualer Anteil des Grundgehalts für die Prämienzahlung angesetzt.
Erhältst du beispielsweise eine Mengenprämie über 10 Prozent deines Basisgehalts, würde sich dein monatlicher Prämienlohn wie folgt berechnen lassen:
Grundgehalt + (Grundgehalt x 0,1) = Prämienlohn
Sind in deinem Vertrag 3.200 Euro Grundgehalt vorgesehen, würde das folgendes bedeuten:
3.200 x (3.200 x 0,1 = 320) = 3.520 Euro
Gut zu wissen: In deinem Arbeitsvertrag wird klar benannt, ob du einen Prämienlohn erhältst. Hier wird auch festgehalten, wann und in welcher Höhe dein Arbeitgeber dir einen flexiblen Prämienanteil auszahlt. In manchen Fällen erhältst du von deinem Arbeitgeber sogar eine freiwillige Zulage, wenn du im Urlaub oder länger krank bist, so dass dir auch während deiner Abwesenheit keine Prämienzahlung entgeht.
Überall da, wo Arbeit und dessen Ergebnisse messbar sind, wird Prämienlohn immer beliebter. Für dich als Angestellte*r können die Prämien ein Anreiz sein – gleichzeitig birgt das Bezahlungsmodell aber auch Gefahren. Welche Vor- und Nachteile bzw. Chancen und Risiken Prämienlohn birgt, verrät folgender Vergleich:
Finanzieller Anreiz und dadurch höhere Motivation
Mehrarbeit wird wertgeschätzt
Bei Gruppenprämien: Stärkung des Teamgefühls
Bei einigen Prämienarten: Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Prozesse sowie Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung
Konkurrenzdruck kann bei Einzelprämien steigen
Bei Nichterreichen und/oder unklaren Rahmenbedingungen steigt die Unzufriedenheit
Hohe Belastung bei zu niedrigem Grundgehalt
Bei Gruppenprämien: Teamzusammenhalt kann geschwächt werden, wenn Ziele nicht erreicht und einzelne Mitarbeiter*innen dafür verantwortlich gemacht werden
Für Arbeitgeber steigt der Verwaltungsaufwand und der Aufwand für die Lohnabrechnung
Die Mischung aus festem Gehalt und flexibler Prämienzahlung ist ein zweischneidiges Schwert: Während sie einerseits motiviert und Mehrarbeit ausdrücklich belohnt, kann sie andererseits auch den Konkurrenzdruck steigern und zu einer ernsthaften Belastung werden, wenn Mitarbeiter*innen dauerhaft das Gefühl haben, mehr als die eigentlich vereinbarten Ziele erreichen zu müssen. Umso größer ist die Verantwortung von Arbeitgebern, klare Regeln für die Prämienzahlungen aufzusetzen und das Grundgehalt so zu gestalten, dass schon dieses allein zum Leben reicht. Werden Prämien an ein komplettes Team gezahlt, muss außerdem sichergestellt werden, dass jedes Teammitglied seinen Anteil am Erfolg und damit der Prämienzahlung trägt. Ob und wie gut das Modell Prämienlohn zu dir passt, ist außerdem eine Frage, die du dir selbst vor der Entscheidung für einen Job mit entsprechender Bezahlung beantworten musst. Der variable Anteil am Gehalt kann, muss aber nicht verunsichern und ist darum nicht für jeden die optimale Lösung.
Der Hauptunterschied zwischen Prämien- und Akkordlohn ist, dass bei einem Akkordlohn die Arbeit bzw. deren Mengenergebnis immer eindeutig gemessen werden kann und dieser pro Stück berechnet wird. Außerdem ist entscheidend, dass Mitarbeiter*innen selbst Einfluss auf die Menge haben, die Qualität kaum eine Rolle spielt und die Arbeit immer gleich abläuft. Ist einer dieser Punkte nicht erfüllt, darf anstelle eines Akkordlohns nur ein Prämienlohn ausgezahlt werden.
Ein typisches Beispiel für einen Prämienlohn ist, wenn ein*e Mitarbeiter*in in der Produktion immer eine bestimmte Anzahl an Produkten pro Schicht fertigstellt und dafür eine Prämie erhält. Für die Prämienzahlung ist dabei nicht die tatsächliche Anzahl entscheidend, sondern nur, dass eine Mindestanzahl erreicht wird.
Prämien sind grundsätzlich steuerpflichtig und werden, wie das übrige Bruttogehalt auch, versteuert, inklusive Abgaben an die Sozialversicherung. Einmalig ausgezahlte Prämien und Prämien bis zu einer gewissen Höhe, für einen konkreten Verwendungszweck oder als Sachbezug können unter bestimmten Umständen von der Steuer befreit sein.
Prämien werden, wie das übrige Bruttogehalt auch, voll versteuert, da sie in der Regel wie reguläres Entgelt gewertet werden. Oftmals bleibt nach den Steuern nicht viel vom Weihnachtsgeld und anderen Prämien über, so dass der Eindruck entsteht, dass hier besonders hohe Steuern angesetzt wurden – das ist aber nicht der Fall.
Auf wiederkehrende Prämienzahlungen werden Steuern und Sozialabgaben fällig. Einige Prämienformen, beispielsweise Einmalzahlungen oder zweckgebundene Prämien, sind unter bestimmten Bedingungen von der Steuer befreit.
Regelmäßig ausgezahlte Prämien sind Teil des Gehalts, weshalb diese Mischform oft als Prämienlohn bezeichnet wird. Eine einmalige Bonuszahlung kann hingegen unabhängig vom Gehalt sein und wird steuerlich unter "sonstige Bezüge" erfasst.
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