Wenn du berufstätig bist und dir ein Kind wünschst oder erwartest, hast du dir sicher schon Gedanken darüber gemacht, wie sich das auf deine Karriere auswirken könnte. Damit bist du nicht allein: Gerade Eltern, die eine Babypause einlegen wollen, befürchten häufig Nachteile im Job. Dass diese Sorge nicht immer unbegründet ist, zeigt eine aktuelle Stepstone-Studie, für die über 2.000 berufstätige Eltern mit Kindern unter 10 Jahren befragt wurden. Demnach ist ein reibungsloser Wiedereinstieg in den Beruf nach der Elternzeit in Deutschland weiterhin oft schwierig. Zwei von drei Müttern und Vätern berichten von Herausforderungen beim Weg zurück in den Job. Doch woran liegt das? Und was kannst du tun, damit die Karriere mit Kindern gelingt?
In unserer hektischen Arbeitswelt wird die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und persönlichem Wohlbefinden immer wichtiger. Wie sollte Arbeit gestaltet sein, um Karriere, Familienleben und Alltag in Einklang zu bringen? Im Oktober 2023 hat The Stepstone Group rund 12.000 Menschen in Deutschland, darunter ca. 6.000 Elternteile, 2.000 mit Kindern unter 10 Jahren, zu Herausforderungen und Chancen im Bereich Work-Life-Balance befragt. Die Befragung ist repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung nach Alter und Geschlecht.
Formal haben alle Eltern Anspruch auf einen gleichwertigen Arbeitsplatz, wenn sie in ihren Job zurückkehren. Dennoch markiert die Elternzeit für viele Arbeitnehmer einen Wendepunkt in ihrer Karriere, wie die Stepstone-Studie zeigt. Vor allem für Frauen geht die Babypause häufig mit einer beruflichen Veränderung einher.
Deutlich anders sieht der Karriereverlauf nach der Elternzeit bei den meisten Vätern aus. So arbeiten 85 Prozent der befragten Männer nach der Rückkehr in ihrer alten Rolle weiter.
Neben der Frage, ob du in deinen alten Job zurückkehrst, spielst du vielleicht mit dem Gedanken, deine Arbeitszeit zu reduzieren. Damit bist du in guter Gesellschaft: Wie die Stepstone-Studie zeigt, wollen jeweils rund zwei Drittel aller Eltern mehr Zeit mit ihren Söhnen und Töchtern verbringen sowie die Doppelbelastung aus Kinderbetreuung und Arbeit verringern.
Nach wie vor nehmen jedoch zumeist Frauen die Rolle des in Teilzeit arbeitenden Elternteils ein. Unabhängig davon, ob sie in neuer oder alter Position wieder einsteigen, entscheiden sich drei von vier Müttern nach der Rückkehr in den Job für eine Teilzeitbeschäftigung. Bei den Vätern sind es lediglich 17 Prozent. In vielen Fällen geht der Schritt in die Teilzeit zu Lasten der Karriere. Nach dem beruflichen Kürzertreten ist der Weg zurück oft schwierig. Die negativen Folgen für erwerbstätige Mütter sind vielfältig und werden unter dem Begriff "Mother Gap" zusammengefasst: Dazu gehören schlechtere Jobchancen, weniger Beförderungen und niedrigere Gehälter.
Das Problem: Zwei von drei Müttern würden nach einiger Zeit in Teilzeitbeschäftigung gerne wieder in Vollzeit arbeiten, können es aber aufgrund von mangelnder Unterstützung durch den Arbeitgeber oder fehlender Angebote für die Kinderbetreuung nicht. „Die Studie belegt, dass viele wollen.“, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei The Stepstone Group. „Es ist höchste Zeit, es ihnen zu ermöglichen, denn sie brauchen mehr Leistungen ihrer Arbeitgeber und eine Infrastruktur, die sie wirklich unterstützt. Nur so können wir Geschlechterungleichheit und Arbeitskräftemangel entscheidend entgegenwirken.“
Sorge bereitet Zimmermann vor allem die Betreuungssituation in den Kindertagesstätten. Denn noch immer fehlen in Deutschland Hunderttausende Kita-Plätze. Die Stepstone-Studie identifiziert die Kita-Krise als einen der Hauptgründe, warum Eltern ihre Arbeitszeit reduzieren. Demnach finden ein Drittel aller Eltern keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder und müssen dafür Abstriche bei der Karriere machen.
Fast jede zweite Mutter fühlt sich durch die Kinderbetreuung in ihrer beruflichen Entwicklung behindert. „Es kann nicht sein, dass der Mangel an Kindertagesbetreuung auf dem Rücken der Eltern - vor allem der Mütter - ausgetragen wird, die dafür in ihrer Karriere zurückstecken“, sagt Zimmermann. „Hier hat Deutschland großen Nachholbedarf.“ Bei den Eltern wächst der Wunsch nach politischen Maßnahmen, die eine Karriere mit Kindern erleichtern: Rund 60 Prozent fordern eine bessere Kinderbetreuung, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. 70 Prozent wünschen sich flexiblere Arbeitsgesetze.

Dr. Tobias Zimmermann ist Arbeitsmarkt-Experte und Group Evangelist bei The Stepstone Group. Der promovierte Politologe verantwortet als Head of Insights & Creation bei Stepstone die internationale Forschung zu Arbeit und Arbeitsmarkt. Sein Motto lautet: „Die Arbeit von Morgen ist unsere heutige Aufgabe.“ Er ist seit 2018 bei dem digitalen Recruiting-Unternehmen tätig, tritt für die internationale Düsseldorfer Firma regelmäßig als Speaker zu den unterschiedlichsten Themen in Erscheinung, ordnet als Experte aktuelle Entwicklungen und Ergebnisse für die Presse ein und moderiert den Stepstone Podcast „Snackbar“. Er hat von 2013 bis 2016 als Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung an der Universität Münster zu digitaler Kommunikation geforscht und gelehrt.
Auch die Unterstützung der Eltern durch den Arbeitgeber ist oftmals ausbaufähig. In der Stepstone-Umfrage gab die Hälfte der befragten Eltern an, von ihrem Unternehmen keine Unterstützung beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit erhalten zu haben. 29 Prozent erwägen sogar, wegen mangelnder Unterstützung zu kündigen.
Die wenigsten Unternehmen bieten der Studie zufolge betriebliche Hilfen an, die die Karriere mit Kindern erleichtern. Es fehlt an finanzieller Unterstützung bei der Kinderbetreuung, Feedbackrunden zum besseren Wiedereinstieg, Weiterbildungen und Betriebskindergärten. Besser sieht es bei flexiblen Arbeitsmöglichkeiten aus. Jedes dritte Elternteil berichtet von Optionen wie mobilem Arbeiten, Home-Office-Möglichkeiten sowie flexibleren Arbeitszeiten.
Die Stepstone-Studie zeigt: Das Risiko eines Karriereknicks nach der Elternzeit ist nach wie vor vorhanden und sollte nicht unterschätzt werden. Die folgenden Tipps können dir dabei helfen, den Wiedereinstieg gut zu meistern.
Wenn du einen Kinderwunsch hast, kann es sich lohnen, das bei der Karriereplanung schon frühzeitig zu berücksichtigen. Die Studie verdeutlicht, wie wertvoll ein Arbeitgeber sein kann, der Eltern nach der Babypause betriebliche Unterstützung für die Karriere mit Kindern anbietet. Bei der Jobsuche solltest du dir überlegen, ob es sich auszahlen könnte, einem familienfreundlichen Unternehmen den Vorzug vor der besser zahlenden Konkurrenz zu geben - auch, wenn der Nachwuchs noch nicht auf dem Weg ist. Laut der Stepstone-Befragung sind zwei von drei Eltern bereit, für familienfreundliche Maßnahmen Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen.
Die Stepstone-Studie zeigt, wie wichtig die Kinderbetreuung ist, um einen Karriereknick nach der Elternzeit zu vermeiden. Im besten Fall kümmerst du dich schon früh um eine Tagesbetreuung für dein Kind. Leider ist das ist aufgrund der fehlenden Kita-Plätze in Deutschland leichter gesagt als getan. Dennoch sollte das Thema ganz oben auf deiner Prioritätenliste stehen.
Generell gilt: Eine langfristige und fundierte Karriereplanung hilft vielen Eltern, den Wiedereinstieg zu meistern. Schon vor der Elternzeit solltet ihr euch Gedanken machen, wie eure Zukunft aussehen könnte und als Eltern eure Arbeitszeiten so abstimmen, dass beide Elternteile die Möglichkeit haben, beruflich den Anschluss zu halten. Auch, wenn es oft schwer fällt und die Zeit mit dem Nachwuchs auf keinen Fall zu kurz kommen soll: Versucht, so schnell wie möglich wieder in den Beruf einzusteigen und flexible Arbeitszeitmodelle zu nutzen, um Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen.
Für Mütter und Väter sind Berufe mit flexiblen Arbeitszeiten und Home-Office-Möglichkeiten besonders gut geeignet. Wie die Stepstone-Studie zeigt, spielt vor allem die Wahl des Arbeitgebers eine wichtige Rolle für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Idealerweise suchst du dir einen Job in einem familienfreundlichen Unternehmen, das Eltern betriebliche Unterstützung anbietet.
Ja, als Mutter kannst du definitiv Karriere machen. Dennoch sind Frauen nach der Elternzeit auf dem Arbeitsmarkt noch immer stärker benachteiligt als Männer, wie die Stepstone-Studie zeigt. Entscheidend für die Karriere als Mutter sind daher gute Rahmenbedingungen: Ein familienfreundlicher Arbeitgeber, eine gesicherte Kinderbetreuung und eine langfristige Karriereplanung.
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