Caroline Stanski
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Wenn du das Wort Regelstudienzeit hörst, denkst du sofort an einen Countdown, der über deinem Studium schwebt? Keine Sorge – betrachte die Regelstudienzeit einfach als hilfreichen Kompass auf deinem Weg zum Abschluss. Wir erklären dir, warum das Überziehen der Regelzeit kein Tabu ist und wie spannende Abenteuer wie Auslandserfahrung oder Praktika deine Jobchancen sogar verbessern können.
Das Studium – eine Achterbahn der Gefühle: Du findest Freund*innen, lernst neue Skills und (er)findest dich neu. Gleichzeitig schwebt über jedem Semester die Regelstudienzeit wie eine tickende Uhr. Doch musst du wirklich durchs Studium hetzen und aufregende Chancen verpassen, nur um die Regelstudienzeit einzuhalten?
Die Regelstudienzeit erfüllt einen wichtigen Zweck: Solange du dich in der Regelstudienzeit befindest, kann die Hochschule dein Studienfach nicht einfach streichen oder dir den Abschluss verweigern. Außerdem zeigt sie, in wie vielen Fachsemestern ein Vollzeitstudium laut Studien- und Prüfungsordnung abgeschlossen werden kann. Doch spätestens, wenn Kommiliton*innen vor dir den Abschluss in der Tasche haben, kommen häufig die ersten Karrieresorgen auf. Was passiert, wenn du die Regelstudienzeit überschreitest? Und welche Auswirkungen hat das auf deinen Berufseinstieg und deine Jobchancen?
Hier kommt die gute Nachricht: Es ist kein Tabu, die empfohlene Semesterzahl zu überschreiten. Vorausgesetzt, du nutzt die Zeit, um jobrelevante Erfahrungen und Qualifikationen zu sammeln.
Je nach Studiengang, Fachbereich und Studienabschluss erwarten dich verschiedene Leistungsanforderungen. Das bedeutet, dass auch die Semesterzahl gemäß der Regelstudienzeit ordentlich variieren kann. In besonders lernintensiven Studiengängen wie Jura oder Medizin ist es sogar üblich, die vorgegebene Studiendauer zu überschreiten.
Die Gesamtzahl der Studiensemester darf jedoch im Durchschnitt nicht mehr als das Doppelte der Regelstudienzeit betragen. Wenn du zum Beispiel Anglistik mit einer Regelstudienzeit von sechs Semestern studierst, kannst du dein Studium um maximal sechs Semester überziehen. Die konkrete Semesterzahl regelt deine Prüfungs- und Studienordnung. Überziehst du die maximal mögliche Semesterzahl, lieferst außerdem keine Leistungsnachweise und begründest die Verzögerung nicht anderweitig, kann das zur Zwangsexmatrikulation führen.
Im Durchschnitt kannst du je nach Studienabschluss mit folgenden Regelstudienzeiten rechnen:
Regelstudienzeiten können sich auch je nach Studiengang stark unterscheiden:
Wer es eilig hat und pünktlich graduieren will, muss sich vor allem im Bachelor und Master an straffe Studienpläne halten. Das hat grundsätzlich Vorteile: Pünktliche Absolvent*innen erwartet keine Kürzung oder Streichung von BAföG oder anderer finanzieller Studienförderung. Die Bezugsdauer von BAföG ist grundsätzlich an die Dauer der Regelstudienzeit gebunden. Bei Vorliegen eines anerkannten Grundes (z. B. Schwangerschaft, Krankheit oder ein Verschulden der Hochschule, das zu einer Studienzeitverlängerung führt) kannst du aber auch länger BAföG erhalten.
Ein zeitiger Studienabschluss bedeutet auch einen früheren Berufseinstieg. Straffe Studienpläne bieten jedoch weniger Zeit für das Sammeln von Berufserfahrung, für Auslandssemester oder zusätzliche Qualifikationen. Was dir wichtiger ist, hängt also vor allem von deinen eigenen Berufs- und Lebensplänen ab, aber auch davon, ob du zum Beispiel auf Einkünfte aus einem Nebenjob angewiesen bist oder nicht.
Es gibt zahlreiche legitime Gründe, warum die Regelstudienzeit nicht immer eingehalten werden kann. Zu verbreiteten Gründen zählen:
Du siehst: Das Überziehen der Regelstudienzeit ist keine Seltenheit. 2014 konnten nur rund 40 Prozent aller Studierenden die Regelstudienzeit einhalten. 2021 lag die Anzahl an pünktlichen Absolvent*innen bei nur 32 Prozent. Speziell in Bachelor- und Masterstudiengängen lag der Durchschnitt im Jahr 2021 bei je 20 Prozent. Die Regelstudienzeit steht letztlich für optimale Studienbedingungen – externe Verpflichtungen, finanzielle Belastungen oder ungeplante Zwischenfälle sind nicht eingerechnet. Also mach dir keinen Stress, wenn du für deinen Abschluss etwas länger brauchst. Du bist in guter Gesellschaft.
Es gibt nicht nur gute Gründe, die Regelstudienzeit einzuhalten. Auch ein Überziehen kann von Vorteil sein. Was spricht also dafür, sich Zeit zu lassen, statt durchs Studium zu hetzen?
Du willst dich bewerben oder bist schon zum Vorstellungsgespräch eingeladen? Klasse! Dann mach aus deiner längeren Studiendauer eine Stärke. Denk dran: Es gibt keinen Grund, sich für ein langes Studium zu schämen, wenn du deine Zeit in Berufserfahrung und Qualifikationen investiert hast. Statt für Jahres- und Semesterzahlen, interessiert sich dein potenzieller Arbeitgeber vielmehr für Auslandserfahrung und Schlüsselqualifikationen wie IT-Skills, Sprachkenntnisse, Publikationen oder Engagement in Vereinen oder Organisationen.
Was zählt, ist eine klare und nachvollziehbare Kommunikation – sei es im Lebenslauf, im Bewerbungsschreiben oder bei der Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch. Mach dir bewusst, dass es dein Karriere- und Lebensweg ist. Es gibt niemanden, der deine Entscheidungen besser erklären kann. Weise aktiv auf die Gründe für ein längeres Studium hin: Zusätzliche Qualifikationen, Praktika, Auslandssemester oder ein erfolgreicher Abschluss trotz finanzieller Hürden. Damit beweist du Entschlossenheit, Organisationstalent und Durchhaltevermögen – alles Fähigkeiten, die Unternehmen suchen und schätzen.
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Die Regelstudienzeit sitzt vielen Studierenden im Nacken. Manchmal führt sie dazu, dass du für das Studium lebst, statt für das Leben zu studieren. Vor allem in Bachelor- und Masterstudiengängen ist der Zeitplan so eng gestrickt, dass kaum Raum für Praktika, Auslandssemester, Nebenjobs und Engagement bleibt.
Aber hey – du entscheidest, ob du lieber schnell ins Berufsleben einsteigen oder doch schon während des Studiums Erfahrungen und Kompetenzen für den Berufsalltag sammeln möchtest. Und denk immer dran: Solange du am Ende deinen Abschluss in der Tasche hast und wertvolle Qualifikationen unabhängig von der Semesterzahl sammelst, wirst du einen für dich passenden Job finden.
Die Zahl der Absolvent*innen, die laut Prüfungs- oder Studienordnung pünktlich abschließen, variiert je nach Studiengang. Der Gesamtdurschnitt an Erstabsolvent*innen in der Regelstudienzeit lag 2021 bei 32 Prozent. Rund 75 Prozent überzogen ihr Studium um ein oder zwei Semester.
Das Überziehen der regulären Studienzeit kann verschiedene Konsequenzen haben. Beziehst du BAföG, so musst du ab dem 5. Semester Leistungsnachweise vorlegen und mit dem Verlust deiner finanziellen Förderung rechnen. Einige Hochschulen erheben zudem Langzeitstudiengebühren. Eine Zwangsexmatrikulation ist das letzte Mittel der Hochschule gegen unverbesserliche Langzeitstudierende, die den Abschluss grundlos aufschieben.
Generell darf die Gesamtzahl der Fachsemester im Durchschnitt das Doppelte der Regelstudienzeit nicht überschreiten. Das bedeutet, dass die Regelstudienzeit je nach Studiengang, Fachrichtung und Abschluss unterschiedlich weit überschritten werden kann.
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