Elena Geiger
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Krankmeldung ohne Arztbesuch – das geht inzwischen bequem per Telefon oder auch online. Einige Einschränkungen gibt es dabei allerdings. In diesem Beitrag klären wir alle Fragen rund um die Online-Krankschreibung: In welchen Fällen ist sie zulässig? Wie bekommst du sie? Und wird sie vom Arbeitgeber anerkannt?
Eine Online-Krankschreibung ist eine Möglichkeit, sich bei leichteren Erkrankungen wie Grippe, Erkältung oder Magen-Darm-Beschwerden online krankschreiben zu lassen, ohne persönlich zum Arzt gehen zu müssen. Dabei erfolgt die ärztliche Feststellung der Arbeitsunfähigkeit über eine digitale Plattform, meistens durch eine Besprechung via Video oder Telefon. Dieses Verfahren kann für dich als Arbeitnehmer*in eine praktische Alternative zum Arztbesuch sein, wenn du krank bist und dich von der Arbeit befreien lassen möchtest.
Am 1. Januar 2023 wurde für alle gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland die sogenannte elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) eingeführt: Krankschreibungen werden seitdem nicht mehr mit drei gelben Scheinen (für die gesetzliche Krankenkasse, den Arbeitgeber und den*die Versicherte*n) ausgestellt, sondern nur noch elektronisch. Das bedeutet auch, dass Versicherte ihre Krankmeldung nicht mehr an den Arbeitgeber schicken müssen, sondern dass sie von der Krankenkasse elektronisch weitergeleitet wird.
Der Vorteil: Durch die eAU wird die Arbeitsunfähigkeit lückenlos bei der Krankenkasse dokumentiert – das ist vor allem für die Auszahlung von Krankengeld relevant. Außerdem bedeutet das elektronische Verfahren Zeitersparnis und weniger Bürokratie für Arztpraxen, Arbeitgeber und Versicherte.
Die eAU gilt nicht für:
Vielleicht hast du dich auch schon öfter zum Arzt geschleppt, um nach einem fünfminütigen Gespräch mit Rezept und AU wieder nach Hause zu gehen. Gerade bei gängigen Krankheitsbildern und leichten Beschwerden ist eine Behandlung vor Ort oft nicht unbedingt nötig. Über eine Videokonferenz können Ärzt*innen sich die Symptome erläutern lassen und Diagnosen stellen, Wunden begutachten oder auch psychotherapeutische Gespräche führen.
Es hat mehrere Vorteile, sich online untersuchen und behandeln zu lassen:
Natürlich gibt es Grenzen: Bestimmte Untersuchungen wie zum Beispiel das Abhören der Lunge, das Abtasten von Körperteilen oder auch Tests wie Blutuntersuchungen sind virtuell nicht möglich. Und auch bei schweren Krankheiten reicht eine Ferndiagnose und -behandlung meist nicht aus.
Nicht unbedingt! Wenn kein ärztlicher Kontakt (per Video oder Telefon) stattfindet, kann der Arbeitgeber die Krankschreibung ablehnen. Das zeigt ein Fall von 2021: Hier entschied das Arbeitsgericht Berlin, dass ein Online-Attest, das nur auf Basis eines Online-Fragebogens ausgestellt wurde, nicht ausreichend war, um die Arbeitsunfähigkeit zu beweisen. Denn für eine „ordnungsgemäß ausgestellte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung“ fehlte laut Gericht die ärztliche Untersuchung. Der Arbeitgeber durfte deshalb die Lohnfortzahlung verweigern.
Wenn du via Videokonferenz mit einem Arzt oder einer Ärztin sprichst, kannst du bis zu 7 Tage krankgeschrieben werden, und auch rückwirkende Online-Krankschreibungen sind je nach Anbieter möglich. Leider bieten nicht alle Praxen diese Option an. Außerdem dürfen Ärzt*innen seit April 2022 nur 30 % ihrer Patient*innen telemedizinisch behandeln. So kommst du trotzdem an dein Online-Attest:
Viele Arztpraxen bieten mittlerweile Videosprechstunden an. Frag einfach mal bei deinem*r Hausärzt*in nach oder informier dich auf der Website der Praxis.
Wird hier noch keine Online-Sprechstunde angeboten, kannst du dich natürlich auch an eine andere Praxis wenden. Auf Portalen wie Doctolib, Jameda oder Dr. Flex sind Ärzt*innen gelistet, die Videosprechstunden anbieten.
Mittlerweile gibt es im Internet diverse Online-Praxen und telemedizinische Plattformen, die mit Online-Krankschreibungen werben. Darunter befinden sich sowohl seriöse als auch unseriöse Anbieter – es ist also Vorsicht geboten!
Laut Stiftung Warentest erkennst du einen guten Anbieter u. a. daran, dass folgende Informationen vor der Registrierung leicht auffindbar und transparent aufgeführt sind:
Der Anbieter Teleclinic wurde 2022 von Stiftung Warentest geprüft und mit der Note gut (2,3) bewertet. Gelobt wurden u. a. „umfassende Anamnesebögen, die eine gute Diagnostik unterstützen“, sowie der Service „mit einem breiten Behandlungsspektrum und sehr guten Infos zum allgemeinen Ablauf“.
In der Regel werden die Kosten für die Videosprechstunde von der Krankenkasse übernommen. Online-Anbieter lassen sich das Erstellen der Krankschreibung meistens ein paar Euro kosten und geben Privatrezepte aus, die Versicherte selbst zahlen müssen. Informier dich unbedingt im Vorfeld auf der Website des jeweiligen Dienstes darüber, mit welchen Kosten du rechnen musst.
Das Verfahren ist je nach Praxis oder Anbieter unterschiedlich. In der Regel durchlaufen Patient*innen folgende Schritte:
Noch nicht sicher, welche Form der Krankschreibung du wählen sollst? Telefonische Krankschreibung, online krankschreiben lassen oder doch der persönliche Arztbesuch – hier die drei Möglichkeiten auf einen Blick:
Bei gängigen Krankheitsbildern wie Magen-Darm-Infektionen und einer Grippe kannst du dir einen Krankenschein online ausstellen lassen.
Wann möglich?
Wie lange gilt die Krankschreibung?
Seit 7. Dezember 2023 kannst du dich wieder telefonisch krankschreiben lassen. Das war zu Zeiten der Corona-Pandemie nur bei Verdacht auf Corona möglich, um die Arbeitspraxen zu entlasten.
Wann möglich?
Wie lange gilt die Krankschreibung?
Der Gang zum Hausarzt oder zur Hausärztin ist nach wie vor der meistgenutzte Weg, an eine Krankschreibung zu kommen.
Wann nötig?
Wie lange gilt die Krankschreibung?
Die Corona-Maßnahmen sind inzwischen aufgehoben – aber gibt es beim Thema Krankschreibung noch Besonderheiten? Hier die wichtigsten Infos:
Du siehst: Das Thema Krankschreibung ist gar nicht so leicht zu überblicken. Du kannst zwar theoretisch über verschiedene Wege an ein Attest kommen, aber für jeden gibt es bestimmte Voraussetzungen und Möglichkeiten. Neben diesen solltest du auch die Regelungen deines Arbeitgebers gut kennen: Ab wann wird ein Attest verlangt? Steht er Online-Krankschreibungen generell kritisch gegenüber? Wenn du im Vorfeld gut informiert bist, kann wenig schiefgehen und du kommst so schnell wie möglich an dein Attest. Jetzt aber erstmal: gute Besserung!
Disclaimer: Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft. Die in diesem Artikel veröffentlichten Rechtsgrundlagen wurden sorgfältig zusammengestellt, erheben aber keinen Anspruch auf Aktualität, sachliche Richtigkeit oder Vollständigkeit; eine entsprechende Gewähr wird nicht übernommen. Insbesondere übernimmt The Stepstone Group Deutschland GmbH keinerlei Haftung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nutzung der bereitgestellten Inhalte entstehen.
Das kommt auf die Regelungen in deinem Unternehmen an. Laut Gesetz dürfen Arbeitgeber schon ab dem ersten Tag der Arbeitsunfähigkeit eine ärztliche Bescheinigung verlangen. Informier dich unbedingt bei deinem Vorgesetzten oder der Personalabteilung, ab wann du eine AU vorlegen musst.
Auch, wenn die eAU von der Krankenkasse an den Arbeitgeber übermittelt wird, musst du ihn zusätzlich informieren, dass du krank bist und nicht arbeiten kannst. Das solltest du schnellstmöglich per Telefon oder E-Mail erledigen. Wann die Krankmeldung vorliegen muss, legt jeder Arbeitgeber selbst fest.
Ja, und zwar, wenn die Krankschreibung nur auf Basis eines Online-Fragebogens und ohne ärztliche Untersuchung (telefonisch oder per Videosprechstunde) erfolgt. Es besteht das Risiko, dass dein Arbeitgeber eine solche Krankmeldung nicht akzeptiert. Bei einer Online-Krankschreibung ohne Video sollte zumindest ein telefonisches Gespräch stattfinden.
Alle Krankheiten, bei denen keine körperliche Untersuchung nötig ist, können in einer Online-Sprechstunde besprochen werden. Übliche Diagnosen sind Erkältungen und Magen-Darm-Probleme, aber auch psychische Krankheiten wie Depressionen.
Die Schnelligkeit der Attest-Ausstellung hängt vom Anbieter ab. In einigen Fällen erhältst du die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung online sofort nach der Konsultation als digitales Dokument per E-Mail oder in deinem Konto auf der Plattform. Andere Anbieter benötigen etwas mehr Zeit, um das Attest zu bearbeiten und es dir zuzusenden. Informier dich am besten im Voraus über die Richtlinien des Anbieters, um zu wissen, wie schnell du mit dem Attest rechnen kannst.
Rückwirkende Online-Krankschreibungen sind möglich, allerdings muss der*die Ärzt*in feststellen, dass du schon im Vorfeld arbeitsunfähig warst. Ob und wie lang du rückwirkend krankgeschrieben werden kannst, entscheidet die Arztpraxis bzw. der Telemedizin-Anbieter.
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