Laura Henrich
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In einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt, die geprägt ist von technologischem Fortschritt, Globalisierung und zunehmender Komplexität, rückt ein Thema immer stärker in den Fokus: unser Mindset. Die Art und Weise, wie wir über uns selbst, unsere Fähigkeiten und unsere Entwicklungsmöglichkeiten denken, hat einen enormen Einfluss auf unseren beruflichen Werdegang und unsere psychische Gesundheit. Das Konzept des Mindsets, insbesondere die Unterscheidung zwischen einem "statischen" und einem "dynamischen" Mindset, gewinnt daher sowohl in der Psychologie als auch in der Unternehmensführung zunehmend an Bedeutung.
Doch was genau verbirgt sich hinter diesen Begriffen? Und wie können wir die Erkenntnisse der Mindset-Forschung nutzen, um unser berufliches und privates Leben positiv zu gestalten? Diesen Fragen möchte ich in diesem Artikel nachgehen.
Der Begriff "Mindset" beschreibt unsere grundlegenden Überzeugungen und Einstellungen darüber, wie die Welt funktioniert und welche Rolle wir darin spielen. Es ist sozusagen unsere mentale Brille, durch die wir die Realität wahrnehmen und interpretieren. Im Kontext der Persönlichkeits- und Leistungspsychologie werden zwei Arten von Mindsets unterschieden:
Ein "statisches Mindset" (auch "fixed mindset" genannt) geht davon aus, dass unsere grundlegenden Eigenschaften und Fähigkeiten weitgehend unveränderlich sind. Menschen mit einem statischen Mindset glauben, dass Intelligenz, Talent und Persönlichkeit angeboren und kaum beeinflussbar sind.
Im Gegensatz dazu steht das "dynamische Mindset" (oder "growth mindset"). Es basiert auf der Überzeugung, dass wir unsere Fähigkeiten durch Anstrengung, Lernen und Erfahrung kontinuierlich weiterentwickeln können. Menschen mit einem dynamischen Mindset sehen Herausforderungen als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung.
Diese Konzepte gehen auf die Arbeit der Psychologin Carol Dweck zurück. In jahrzehntelanger Forschung konnte sie nachweisen, wie tiefgreifend unser Mindset unser Verhalten, unsere Motivation und letztlich unseren Erfolg beeinflusst.
Die Wurzeln der Mindset-Theorie reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Damals begannen Psychologen wie Carol Dweck damit, die Reaktionen von Kindern auf Misserfolge zu untersuchen. Sie stellten fest, dass manche Kinder Herausforderungen als aufregende Lerngelegenheiten betrachteten, während andere sie als bedrohliche Situationen wahrnahmen, in denen sie scheitern könnten.
Diese Beobachtungen führten zur Entwicklung der Theorie der "impliziten Theorien". Dweck und ihre Kollegen erkannten, dass Menschen implizite, oft unbewusste Annahmen über die Veränderbarkeit menschlicher Eigenschaften haben. Diese impliziten Theorien bilden die Grundlage unseres Mindsets.
- Laura Heinrich, CEO von KlenicoIm Berufsleben zeigen sich die Unterschiede zwischen statischem und dynamischem Mindset besonders deutlich. Menschen mit einem dynamischen Mindset sind eher bereit, neue Aufgaben zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln.
Zahlreiche Studien haben seither die Auswirkungen des Mindsets in verschiedenen Lebensbereichen untersucht. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Studierende mit einem dynamischen Mindset bessere Noten erzielen, sich schneller von Rückschlägen erholen und eher bereit sind, Herausforderungen anzunehmen.
Besonders interessant ist die Erkenntnis, dass unser Mindset nicht in Stein gemeißelt ist. Durch gezielte Interventionen lässt sich ein dynamisches Mindset fördern - mit weitreichenden positiven Folgen für Leistung, Motivation und Wohlbefinden.
Im Berufsleben zeigen sich die Unterschiede zwischen statischem und dynamischem Mindset besonders deutlich. Menschen mit einem dynamischen Mindset sind eher bereit, neue Aufgaben zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln. Sie sehen Feedback als Chance zur Verbesserung und nicht als Kritik an ihrer Person. Dies führt langfristig zu einer steileren Lernkurve und größerem beruflichen Erfolg.
Ein eindrucksvolles Beispiel liefert eine Studie von Dweck und Kollegen in einem großen Technologieunternehmen. Mitarbeiter mit einem dynamischen Mindset zeigten eine höhere Innovationsbereitschaft, eine bessere Zusammenarbeit im Team und ein stärkeres Engagement für das Unternehmen. Sie waren auch eher bereit, aus Fehlern zu lernen und neue Lösungsansätze auszuprobieren.
Auch die Art und Weise, wie wir uns Ziele setzen, wird stark vom Mindset beeinflusst. Menschen mit einem statischen Mindset konzentrieren sich eher auf Leistungsziele - sie wollen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und Fehler vermeiden. Im Gegensatz dazu setzen sich Menschen mit einem dynamischen Mindset eher Lernziele. Sie sehen Herausforderungen als Chance, sich neue Fähigkeiten anzueignen.
Besonders aufschlussreich ist der Umgang mit Misserfolgen. In einer Studie von Dweck und Leggett zeigten Kinder mit einem statischen Mindset bei Misserfolgen Hilflosigkeit und gaben schnell auf. Kinder mit einem dynamischen Mindset reagierten dagegen mit verstärkten Anstrengungen und sahen Misserfolge als Lerngelegenheit.
Diese Muster setzen sich im Erwachsenenalter fort. Menschen mit einem dynamischen Mindset erholen sich schneller von beruflichen Rückschlägen, sind stressresistenter und zeigen eine höhere Problemlösungskompetenz. Sie interpretieren Schwierigkeiten nicht als Beweis ihrer Unfähigkeit, sondern als normalen Teil des Lernprozesses.
Die Auswirkungen unseres Mindsets gehen weit über beruflichen Erfolg hinaus - sie beeinflussen maßgeblich unsere psychische Gesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden. Menschen mit einem dynamischen Mindset zeigen eine höhere emotionale Stabilität, ein positiveres Selbstbild und eine größere Lebenszufriedenheit.
Eine faszinierende Studie von Yeager et al. untersuchte den Einfluss des Mindsets auf die Stressresilienz. Personen mit einem dynamischen Mindset wiesen niedrigere Cortisolwerte (ein Stresshormon) und eine bessere kardiovaskuläre Erholung nach Stresssituationen auf. Dies deutet darauf hin, dass ein dynamisches Mindset uns buchstäblich widerstandsfähiger gegen die negativen Auswirkungen von Stress macht.
Die Mindset-Theorie gewinnt auch im klinischen Kontext an Bedeutung. Neuere Forschungen zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Depressionen und Angststörungen durch Interventionen, die ein dynamisches Mindset fördern. Patienten lernen dabei, negative Denkmuster in Frage zu stellen und ihre Fähigkeit zur Veränderung und zum persönlichen Wachstum zu erkennen.
- Laura Heinrich, CEO von KlenicoDie Entwicklung eines dynamischen Mindset kann der Schlüssel zu größerem beruflichen Erfolg, besserer psychischer Gesundheit und einem erfüllteren Leben sein.
Die gute Nachricht: Unser Mindset ist veränderbar. Durch bewusste Reflexion, gezielte Übungen und die Schaffung unterstützender Umgebungen können wir ein Mindset entwickeln, das Wachstum, Lernen und Resilienz fördert.
Hier einige praktische Tipps:
Unternehmen erkennen zunehmend die Bedeutung des Mindsets für Innovation, Leistung und Mitarbeiterzufriedenheit. Einige Vorreiter wie Microsoft und Google haben das Konzept des Dynamic Mindset tief in ihre Unternehmenskultur integriert.
Bei Microsoft beispielsweise hat CEO Satya Nadella das Konzept des "Growth Mindset" zu einem zentralen Pfeiler der Unternehmenskultur gemacht. Dies zeigt sich in der Art, wie Feedback gegeben und mit Fehlern umgegangen wird und wie Mitarbeiter ermutigt werden, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
Konkrete Maßnahmen zur Förderung eines dynamischen Mindsets in Unternehmen können vielfältig sein. Dazu gehören Mindset-Trainings und -Workshops für alle Mitarbeitenden, die Implementierung von Feedback-Systemen, die Lernen und Entwicklung in den Mittelpunkt stellen, sowie die Schaffung von Freiräumen für Experimente und Innovationen. Auch die Anpassung von Beurteilungs- und Beförderungssystemen, um Lernbereitschaft und persönliche Entwicklung zu honorieren, spielt eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt ist die Vorbildfunktion der Führungskräfte entscheidend, die offen über eigene Lernprozesse und Fehler sprechen sollten.
Führungskräfte spielen ohnehin eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung eines dynamischen Mindsets im Team. Sie können dies fördern, indem sie ein psychologisch sicheres Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Risiken eingehen und aus Fehlern lernen können. Es ist auch wichtig, prozessorientiertes Feedback zu geben, das sich nicht nur auf Ergebnisse, sondern auch auf Bemühungen und Strategien konzentriert. Führungskräfte sollten neben Leistungszielen auch Lernziele setzen und die Mitarbeitenden ermutigen, sich neuen Herausforderungen zu stellen und ihre Komfortzone zu verlassen. Schließlich ist es wichtig, die Entwicklung und das Wachstum der Mitarbeitenden aktiv zu unterstützen und zu fördern.
Die Mindset-Forschung hat wertvolle Erkenntnisse darüber geliefert, wie unsere grundlegenden Überzeugungen unser Verhalten, unsere Leistung und unser Wohlbefinden beeinflussen. Die Entwicklung eines dynamischen Mindset kann der Schlüssel zu größerem beruflichen Erfolg, besserer psychischer Gesundheit und einem erfüllteren Leben sein.
Die gute Nachricht: Unser Mindset ist veränderbar. Durch bewusste Reflexion, gezielte Übungen und die Schaffung unterstützender Umgebungen können wir ein Mindset entwickeln, das Wachstum, Lernen und Resilienz fördert.
Letztlich geht es beim Konzept des Dynamic Mindset darum, unser volles Potenzial zu entfalten - beruflich und persönlich. Es ermutigt uns, lebenslang zu lernen, Herausforderungen anzunehmen und Rückschläge als Chance zur Weiterentwicklung zu sehen. In einer Welt voller Unsicherheit und rascher Veränderungen kann ein dynamisches Mindset unser wertvollstes Werkzeug sein, um erfolgreich und zufrieden zu navigieren.
Ein Mindset beschreibt unsere grundlegenden Überzeugungen und Einstellungen darüber, wie die Welt funktioniert und welche Rolle wir darin spielen. Es ist unsere mentale Perspektive, durch die wir die Realität wahrnehmen und interpretieren.
Ein "gutes" Mindset wird oft als dynamisches oder Growth Mindset bezeichnet. Es basiert auf der Überzeugung, dass wir unsere Fähigkeiten durch Anstrengung, Lernen und Erfahrung kontinuierlich weiterentwickeln können. Menschen mit diesem Mindset sehen Herausforderungen als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung.
Die Hauptunterscheidung liegt zwischen dem statischen (fixed) und dem dynamischen (growth) Mindset. Das statische Mindset geht davon aus, dass unsere grundlegenden Eigenschaften und Fähigkeiten weitgehend unveränderlich sind. Das dynamische Mindset hingegen glaubt an die Möglichkeit der kontinuierlichen Weiterentwicklung.
Um ein negatives oder statisches Mindset zu ändern, kann man:
Klenico ist aus einem Spinoff der Universität Zürich entstanden. Das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz und Deutschland hat eine klinisch validierte Software zur Diagnose psychischer Erkrankungen entwickelt, um Therapeut*innen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Mittlerweile bietet das Unternehmen auch eine Lösung für Endverbraucher*innen, außerdem wird die Software erfolgreich in Unternehmen und von Krankenversicherungen eingesetzt. Ziel ist in allen Anwendungsfällen das frühzeitige und korrekte Diagnostizieren psychischer Beschwerden oder Erkrankungen.
Seit fast zehn Jahren treibt Laura Henrich Digital-Health-Innovationen in verschiedenen Führungspositionen voran, unter anderem als Chief Marketing Officer von midge medical, dem Entwickler eines Verfahrens zur vereinfachten Blutentnahme und -testung, und als Business Development Director von welldoo, einem Startup, das Gesundheitsapps für Krankenkassen und Pharmaunternehmen entwickelt. In ihrer aktuellen Rolle als CEO von Klenico verfolgen ihr Team und sie ein großes Ziel: Die Revolution der Psychotherapie. Das Unternehmen hilft Menschen mit psychischen Beschwerden dabei, schnell und einfach die richtige Diagnose zu erhalten und die passende Therapie zu finden.
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