Ein Mann und eine Frau vor einem Bürgebäude.
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Was bedeutet Commitment im Beruf?Drei Formen von CommitmentWelche Rolle spielt Commitment für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz?Was, wenn die emotionale Bindung fehlt?Kann zu viel Commitment krank machen?Fazit: Warum es sich lohnt, über Commitment nachzudenken

Wie fühlst du dich, wenn du morgens deinen Arbeitsplatz betrittst? Energiegeladen, motiviert und voller Tatendrang? Dann steckt vielleicht ein hohes Maß an Commitment dahinter. In der heutigen Arbeitswelt gewinnt das Konzept hinter diesem Begriff immer mehr an Bedeutung. Was es damit auf sich hat und was es dir bringt, dich mit deinem Commitment auseinanderzusetzen, erfährst du in diesem Artikel.

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Was bedeutet Commitment im Beruf?Drei Formen von CommitmentWelche Rolle spielt Commitment für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz?Was, wenn die emotionale Bindung fehlt?Kann zu viel Commitment krank machen?Fazit: Warum es sich lohnt, über Commitment nachzudenken

Was bedeutet Commitment im Beruf?

Der englische Begriff Commitment lässt sich am besten den Begriffen „Bindung” oder „Verpflichtung” übersetzen. Im Unternehmenskontext kann auch der Begriff „Loyalität” eine gute Umschreibung sein. 

Commitment am Arbeitsplatz

Commitment am Arbeitsplatz beschreibt sozusagen die Verbundenheit oder das Verpflichtungsgefühl, das Mitarbeitende gegenüber ihrer Arbeitsstelle haben.

Oder auch, wie sehr sie sich mit dem Unternehmen identifizieren können oder welche Einstellung sie ihrem Arbeitgeber gegenüber haben.

Die Form und Stärke deines Commitments sagt dir sozusagen, warum du deine Arbeit machst und mit wie viel Herzblut du dabei bist. Bist du motiviert, deine Aufgaben bestmöglich zu erledigen, kannst du dich mit den Zielen deines Unternehmens identifizieren und bist du bereit, auch zusätzliche Anstrengungen auf dich zu nehmen? Dann hast du wahrscheinlich ein hohes Maß an Commitment.

Drei Formen von Commitment

Commitment ist nicht gleich Commitment. Die Psychologin Natalie J. Allen und der Psychologe John P. Meyer haben bereits in den 90er Jahren drei verschiedene Formen von Commitment herausgearbeitet. Die Unterscheidung in affektives, normatives und kalkulatorisches Commitment wird auch heute noch verwendet:

Affektives Commitment

Beim affektiven Commitment handelt es sich um etwas, das man als „emotionale Verbundenheit” mit dem Unternehmen bezeichnen könnte. Mitarbeitende mit einem hohen affektiven Commitment können sich gut mit den Werten und Zielen des Unternehmens identifizieren. Sie arbeiten gerne dort, haben oft das Gefühl, gut ins Unternehmen zu passen und sind mit ihren Aufgaben zufrieden. Sie sind daher bereit, sich besonders für das Unternehmen einzusetzen. Mitarbeitende mit einem hohen affektiven Commitment wollen und wünschen sich auch in Zukunft bei diesem Arbeitgeber zu bleiben.

Normatives Commitment

Wenn du ein hohes normatives Commitment hast, dann erlebst du wahrscheinlich eine moralische Verpflichtung gegenüber deiner/m Arbeitgeber:in. Diese Art von Commitment kann sich manchmal auch in einer Art Schuldgefühl äußern. Das kann vielleicht daran liegen, dass ein Verlassen des Unternehmens eine Kompetenzlücke kreieren würde, die den Druck auf deine bisherigen Kolleg:innen erhöhen könnte. Oder zum Beispiel, weil du dort eine Aus- oder Weiterbildung absolviert hast und unterstützt wurdest - und dankbar dafür bist, aber auch das Gefühl hast, nun in der Schuld zu stehen. Mitarbeitende mit hohem normativem Commitment bleiben im Unternehmen, weil sie das Gefühl haben, dass es “das Richtige” ist oder sie sich verpflichtet fühlen.

Kalkulatorisches Commitment

Das kalkulatorische Commitment ist die rationalste Form des Commitments. Hier geht es vor allem um eine rationale, kalkulatorische Entscheidung und Überlegung. Die persönlichen Kosten und Nachteile, die entstehen würden, wenn du das Unternehmen verlässt, wären einfach zu hoch. Das kann vielleicht daran liegen, dass du in einem anderen Unternehmen deutlich weniger verdienen würdest oder dass du schlicht und einfach keine beruflichen Alternativen siehst. Mitarbeitende mit einem hohen kalkulatorischen Commitment bleiben beim Unternehmen, weil sie es müssen.

Ein Mann mit einem Laptop unterm Arm steht in einem modernen Büro.
Versuche eine gesunde Balance zwischen Arbeits- und Privatleben anzustreben. © Lumina/Stocksy

Welche Rolle spielt Commitment für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz?

Wenn wir nun die Frage beantworten wollen, welche Rolle Commitment für das persönliche psychische Wohlbefinden spielt, wird schnell klar, dass dies auch maßgeblich von der Form des Commitments abhängt.

Insbesondere eine ausgeprägte emotionale Komponente, wie sie vor allem beim affektiven (aber auch häufig beim normativen) Commitment zu finden ist, fördert das persönliche Wohlbefinden.

Opening quote for citation

Psychologische Studien haben gezeigt, dass engagierte Mitarbeitende, die sich stark mit ihrer Arbeit identifizieren, weniger anfällig für Stress und Burnout sind. Sie erleben ihre Arbeit als sinnstiftend und erfüllend, was zu einer höheren Lebenszufriedenheit führt.

- Sarah Boppert, Ärztin und Autorin bei HelloBetterClosing quote for citation

Außerdem zeigen diese Menschen eine gute individuelle Leistung bei der Arbeit und sind motiviert, sich weiterzuentwickeln - was wiederum die Beziehung zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in fördert. In einer Zeit, in der die Balance zwischen beruflichem Erfolg und persönlicher Gesundheit immer wichtiger wird, kann berufliches Commitment ein wichtiger Baustein für ein ausgeglichenes Arbeitsleben sein. 

Vorteile eines hohen Commitments am Arbeitsplatz

Was, wenn die emotionale Bindung fehlt?

Bei einem hohen kalkulatorischen Commitment fehlt diese emotionale Bindung an das Unternehmen. Aber auch das kalkulatorische Commitment kann sich mitunter positiv auf dein Wohlbefinden auswirken. Gibt dir dein Beruf genug Stabilität und Sicherheit, erlebst du keine allzu hohe Stressbelastung, stehst du deinen Aufgaben neutral gegenüber und nimmst du den Kontakt zu Kolleg:innen als angenehm wahr? Dann kann sich auch die Bindung an das Unternehmen, die durch ein hohes kalkulatorisches Commitment entsteht, positiv auf deine psychische Gesundheit auswirken. Du fühlst dich abgesichert und die Arbeit raubt dir nicht die Energie, die du vielleicht für Dinge aufwenden kannst, die dir wirklich wichtig sind und zu denen du eine hohe emotionale Bindung hast - zum Beispiel ein geliebtes Hobby oder ein Ehrenamt.

Das kalkulatorische (und in gewissem Maße auch das normative) Commitment ist jedoch deutlich krisenanfälliger als das affektive Commitment. Steigt die Stressbelastung, gerät das Unternehmen in eine Krise oder kommt es zu unangenehmen Erlebnissen mit dem*der Chef*in oder Kolleg:*innen - dann kann schnell eine starke Unzufriedenheit entstehen, die sich negativ auf das emotionale Wohlbefinden niederschlägt. Fehlende Alternativen für einen Jobwechsel können sich dann auf deine Motivation auswirken, zu unangenehmen Gefühlen wie Frustration, Traurigkeit oder Antriebslosigkeit führen und mit der Zeit kann sich das Gefühl einstellen, „innerlich schon gekündigt zu haben”. Das Risiko, psychische Belastungen wie ein Burnout-Syndrom zu entwickeln, steigt.

Opening quote for citation

Eine gesunde Balance zwischen beruflichem Engagement und Selbstfürsorge ist wichtig für dein psychisches Gleichgewicht.

- Sarah Boppert, Ärztin und Autorin bei HelloBetterClosing quote for citation

Kann zu viel Commitment krank machen?

Wir haben gerade gesehen, wie kalkulatorisches Commitment krank machen kann. So positiv affektives und normatives Commitment für Mitarbeitende und Arbeitgebende sein mögen, so bergen auch diese Risiken. Fühlst du dich nämlich übermäßig an dein Unternehmen gebunden - hast also ein sehr hohes affektives Commitment - kann es leicht passieren, dass du immer wieder “die Extrameile” für deinen Job gehst - und dabei vielleicht gelegentlich oder sogar häufig dein Privatleben und deine eigenen Bedürfnisse hinten anstellst.

Bist du ständig für die Arbeit erreichbar - auch außerhalb der Arbeitszeit? Vernachlässigst du deine Hobbys und Beziehungen zu Familie und Freunden für den Beruf? Denkst du auch außerhalb der Arbeitszeit viel über Aufgaben und arbeitsbezogene Probleme nach? Überlegst du, deinen Urlaub lieber nochmal zu verschieben, weil die Arbeit im Moment vermeintlich wichtiger ist? All das können Anzeichen dafür sein, dass du dich möglicherweise zu sehr für deine Arbeit engagierst. Kurzfristig mag das kein Problem sein, langfristig kann es aber dazu führen, dass deine Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht gerät und sich stressbedingte Krankheiten wie das Burnout-Syndrom einschleichen. Das heißt nicht, dass es dazu kommen muss. Aber du solltest dich selbst hinterfragen, wenn du diese Anzeichen bei dir bemerkst. Dann kannst du frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um einem Burnout entgegenzuwirken. Dabei helfen dir zum Beispiel psychologische Online-Therapieprogramme wie HelloBetter Stress und Burnout - kostenlos auf Rezept und als Soforthilfe für dich zu Hause.

4 Anzeichen, dass du im Job zu viel Commitment zeigst

Fazit: Warum es sich lohnt, über Commitment nachzudenken

Eine gesunde Balance zwischen beruflichem Engagement und Selbstfürsorge ist wichtig für dein psychisches Gleichgewicht. Die eigene Einstellung zur Arbeit und die Form und das Ausmaß deines Commitments von Zeit zu Zeit zu hinterfragen, kann eine gute Selbstreflexion über deine aktuelle berufliche Situation sein. Wie im vorherigen Abschnitt erläutert, kann dir dies helfen, Warnsignale für eine Überlastung frühzeitig zu erkennen. Wenn du dich mit deinem eigenen Engagement beschäftigst und feststellst, dass es im Laufe der Zeit abnimmt oder ungewollt eher kalkulatorische Züge annimmt, kann das auch ein Zeichen dafür sein, dass es Zeit ist, etwas zu ändern. Entweder indem du in einem offenen Gespräch mit deinen Vorgesetzten nach Möglichkeiten suchst, die Rahmenbedingungen und den Aufgabenbereich anzupassen - oder indem du dich im Zweifelsfall nach neuen Karrieremöglichkeiten umsiehst.

Weitere Tipps zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz erhältst du im Artikel „Psychische Belastung am Arbeitsplatz - Erkennen, Vorbeugen und Bewältigen“ von Dr. Hanne Horvath.

Portrait Sarah Boppert
Sarah Boppert

Sarah Boppert ist approbierte Ärztin mit praktischen Erfahrungen aus verschiedenen Kliniken der Allgemein-, Geronto- und Akutpsychiatrie und befindet sich aktuell in Ausbildung zur systemischen Beraterin und Therapeutin (SG akkreditiert). Seit 2022 arbeitet sie bei HelloBetter im multidisziplinären Content-Team, wo sie als wissenschaftliche Autorin psychologisches und medizinisches Wissen für Fachpersonen und Betroffene ohne Fachwissen aufbereitet. Dabei liegt ihr besonders am Herzen, praxisnahe Hilfe zur Selbsthilfe zu vermitteln. Zudem nutzt sie ihre Erfahrungen aus Praxis und Theorie für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Online-Therapieprogramme von HelloBetter.

Über HelloBetter

HelloBetter gehört zu den weltweit führenden Anbietern evidenzbasierter digitaler Medizinprodukte. Das Unternehmen wurde 2015 aus einem universitären Forschungsprojekt heraus von führenden Psycholog:innen gegründet. HelloBetter bietet zehn Online-Therapieprogramme an, von denen sechs zuzahlungsfrei auf Rezept für alle krankenversicherten Erwachsenen zugänglich sind (1. Stress und Burnout, 2. Panik 3. Schlafen 4. Vaginismus 5. Chronische Schmerzen 6. Diabetes). Eines der erfolgreichsten Programme ist HelloBetter Schlafen, das von der Stiftung Warentest mit dem Qualitätsurteil "sehr gut" (1,4) ausgezeichnet wurde. Die Wirksamkeit und Kosteneffektivität der Therapieprogramme wird durch mehr als 50.000 zufriedene Teilnehmende sowie 30 randomisierte kontrollierte Studien gestützt (Randomisiertkontrolliert bedeutet bei einer klinischen Studie, dass sowohl die Zuordnung einzelner Personen zu den Studiengruppen sowie der Vergleich dieser Gruppen nach strengen Kriterien erfolgt.). Kein anderer Anbieter weltweit kann eine vergleichbar breite Studienlage vorweisen. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Berlin und Hamburg und beschäftigt rund 150 Mitarbeitende.

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