Wann gilt man in Deutschland als reich? Vielleicht hast du dir diese Frage auch schon mal gestellt. Immerhin kursieren im Netz verschiedenste Theorien darüber, mit welchem Einkommen man sich in Deutschland zur Oberschicht zählen kann. Ökonom und Vermögensforscher Dr. Jan Schulz-Gebhard von der Universität Bamberg erklärt im Interview, welche Definition in Deutschland für Reichtum gilt, welche Faktoren darüber entscheiden, wie reich man sich subjektiv fühlt – und warum finanzielle Unabhängigkeit so wichtig für die individuelle Lebensgestaltung ist.
Du musst kein Millionär sein, um als reich zu gelten. Also weder müssen auf deinem Konto oder in deinem Depot erhebliche Summen liegen (schadet allerdings auch nicht) und du brauchst nicht zwangsläufig Immobilien. Wann genau man in Deutschland als reich gilt wird von unterschiedlichen Stellen anders definiert. Die meisten dieser Definitionen ziehen allerdings das monatliche Einkommen als Grundlage heran um festzustellen, wer als reich gilt.
Dabei ist wichtig zu wissen: Die Zahlen liegen nicht jedes Jahr neu und aktuell vor. Es gibt auch keine festen Stichjahre, an denen sich alle forschenden Institutionen orientieren, wann sie neue Werte ermitteln. Daher können manche Werte durchaus etwas niedriger erscheinen.
Während das statistische Bundesamt das Mediangehalt als Grundlage für die Berechnung nimmt, sagt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), dass diejenigen als reich gelten, wenn sie zu den einkommensreichsten 10% der Bevölkerung zählen. Mitte 2025 wäre das – laut IW – ab einem Pro-Kopf-Nettoeinkommen von 4.400 € pro Monat, also 8.800 € monatliches Haushaltsnettoeinkommen. Generell wichtig zu unterscheiden: Es gibt Vermögensreichtum und Einkommensreichtum. Das Nettoeinkommen bestimmt grundsätzlich den Grad des Einkommensreichtums.
Vermögensreichtum errechnet sich relativ aus den Faktoren Alter und Haushaltsgröße. Ein Single in den Zwanzigern hat in der Regel weniger Vermögen als ein Paar in den Fünfzigern. Ausschlaggebend nach IW ist die Schwelle, ob jemand zu den Top 10% seiner*ihrer Altersgruppe gehört. Zum Vergleich: Unter 35jährige benötigen in 2023 dazu etwa 200.000 € Nettovermögen, ab 54 ein Haushaltsnettovermögen von einer Million Euro aufwärts.
Da haben wir einiges an Möglichkeiten zusammengetragen:
Häufig wird Reichtum anhand des Medianeinkommens definiert. So auch bei Berechnungen des Statistischen Bundesamts und Berichten wie dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Als arm gilt, wer nur 60% des Medianeinkommens verdient. Reich ist, wer die Schwelle von 200 % des Medians überschreitet. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hingegen setzt die die Schwelle, ab der man zu den „relativ Einkommensreichen“ zählt, auf 250 % Medians.
Deshalb halten wir fest: Zu 100 % festgelegt sind die Grenzen nicht. Vermögungsforschung, Bund und bundesnahe Einrichtungen haben leicht unterschiedliche Faktoren, nach denen sie die Grenze ziehen. Diese liegen dafür relativ nah beieinander.
Das Gehalt ist bei der Jobentscheidung oftmals der wichtigste Faktor. Mit Daten des Gehaltsreports 2025 und auf Basis von über einer Million Datensätzen hat Stepstone jetzt analysiert, ab welchem Einkommen Vollzeitbeschäftigte in Deutschland zu den Bestverdienenden gehören – und in welchen Regionen und Berufen hohe Gehälter winken.
Das Ergebnis: Wer in Deutschland zu den oberen zehn Prozent der Beschäftigten gehören will, muss im Median 80.000 € verdienen – für die Top fünf Prozent sind 97.000 € erforderlich. Wer 143.750 € im Jahr verdient, gehört laut Stepstone Gehaltsreport 2025 zum einkommensstärksten Prozent der Beschäftigten. Die Gehälter im Einzelnen:
Was ist das Mediangehalt?
Und was unterscheidet es vom Durchschnittsgehalt? Der Durchschnitt wird berechnet, indem alle Werte summiert und danach durch die Anzahl der Datensätze geteilt wird. Der Durchschnittswert kann durch extrem hohe oder niedrige Werte verzerrt werden. Zur besseren Einordnung des Durchschnittswertes hilft deshalb ein Vergleich mit dem Median. Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte aller Werte liegt. Das heißt, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt.
Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und dessen Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) sowie auf Berechnungen des Statistischen Bundesamts und Berichten wie dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung lag der Median für Singles bei ca. 2.250 Euro im Monat. Nun setzt man verschiedene Faktoren an, um zu berechnen, ab wann ein Haushalt als reich gilt.
Lebenssituation | Nettoeinkommen | Faktor |
|---|---|---|
Single | 4.500 Euro | (200 % des Medians) |
Paar ohne Kinder | 6.750 Euro | 1,5 |
Familie mit 2 Kinder (< 14 J.) | 9.450 Euro | 2,1 |
Hinweis der Redaktion: Das Interview mit Dr. Jan-Schulz-Gebhard ist im Original am 9. Januar 2024 erschienen.

Dr. Jan Schulz-Gebhard ist Postdoktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Internationale Wirtschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Verteilungsfragen, schwerpunktmäßig mit dem Vermögen der Superreichen und dessen gesellschaftliche Wahrnehmung.
Zunächst muss man zwischen Einkommen und Vermögen unterscheiden. In der öffentlichen Debatte werden die Begriffe häufig vermischt, weil Einkommen viel näher an der Lebensrealität der Mehrheit der Bevölkerung ist, die über kaum eigenes Vermögen verfügt.
Vermögen ist allerdings sehr viel ungleicher verteilt als Einkommen – und oft zeigt sich Reichtum an Vermögen nicht im Einkommen der Superreichen, weil beispielsweise aus Steuergründen Kapitalerträge nicht realisiert werden, sondern im Unternehmen verbleiben. Reichtum sollte also am ehesten in Bezug auf Vermögen definiert werden. Pragmatisch wird die Grenze in aktuellen Studien bei einer Million € angesetzt.
Der Begriff Einkommen bezieht sich auf Einnahmen innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, also zum Beispiel das Gehalt oder Mieteinnahmen innerhalb eines Jahres. Das Vermögen beschreibt alles, was man bereits hat, also etwa Bankguthaben, Wertpapiere, Immobilien oder andere Wertgegenstände.
Laut IW-Studie liegt der Durchschnittswert der oberen fünf Prozent für das monatliche Netto-Einkommen pro Haushaltsmitglied bei 5.460 €, für das einkommensreichste Prozent liegt er bei 12.760 €.
Allerdings berücksichtigt dieser Wert nicht ausreichend Kaufkraftunterschiede, die regional und entlang der Einkommensverteilung gravierend ausfallen können. So betrifft die aktuelle Inflation überproportional Energie- und Lebensmittelpreise und damit ärmere Haushalte. Die oben genannten Durchschnittswerte unterschätzen in der momentanen Krise tendenziell die Ungleichheit in der Kaufkraft.
Den oder die typische Millionär*in gibt es im statistischen Sinne eigentlich nicht. Die reichsten Deutschen haben ein Vermögen im zweistelligen Milliardenbereich, also mehrere Male das Zehntausendfache derjenigen, die mit einem Vermögen im kleinen einstelligen Millionenbereich „nur“ sehr reich sind.
Zur Ehrlichkeit gehört aber auch dazu, dass wir wenig über die Vermögensverhältnisse dieser Gruppe wissen, weil es für Deutschland nach Aussetzung der Vermögensteuer kaum offizielle Registerdaten zu Privatvermögen gibt. In Umfragestudien sind die Superreichen nicht erfasst. Das Problem: Selbst, wenn nur wenige Vermögensdaten nicht erfasst werden, verzerrt sich die Schätzung massiv, weil das Vermögen bei den Reichsten der Reichen so unterschiedlich ausfällt. Diesen Effekt haben Mishael Milaković und ich kürzlich für das deutsche Sozio-Ökonomische Panel durchgerechnet.
- Dr. Jan Schulz-Gebhard, Ökonom und VermögensforscherDie reichsten Deutschen haben ein Vermögen im zweistelligen Milliardenbereich.
Tatsächlich vergleichen sich Menschen tendenziell mit anderen, die über ein ähnliches Einkommen und Vermögen verfügen, zum Beispiel mit Kollegen und Kolleginnen am Arbeitsplatz oder mit den Nachbarn. In der Fachdebatte wird dieses Phänomen als Homophilie bezeichnet: Entscheidend für die Frage, wie reich man sich fühlt, und damit auch für die eigene Lebenszufriedenheit, ist also das relative Einkommen und Vermögen im Vergleich zu den Referenzgruppen. Auch regionale Unterschiede zum Beispiel zwischen Ost- und Westdeutschland sollten immer mitbedacht werden.
- Dr. Jan Schulz-Gebhard, Ökonom und VermögensforscherReichtum sollte in Bezug auf Vermögen, nicht auf Einkommen definiert werden. Die Grenze wird in aktuellen Studien bei einer Million Euro angesetzt.
Das Phänomen des sogenannten „middle-class bias“ ist mittlerweile für viele Länder empirisch gut belegt und macht auch vor Spitzenpolitikern wie Friedrich Merz nicht halt, der sich als mutmaßlicher Einkommensmillionär bekanntermaßen als Teil der „gehobenen Mittelschicht“ wähnte. Der Hauptgrund für diese Wahrnehmungsverzerrung liegt in der schon angesprochenen Homophilie. Menschen vergleichen sich mit anderen, die ihnen in Bezug auf Einkommen und Vermögen ähnlich sind.
Nehmen sie dieses eigene Umfeld als repräsentativ für die Gesamtgesellschaft an, entsteht in Modellsimulationen exakt der angesprochene „middle-class bias“, wie Daniel Mayerhoffer, Anna Gebhard und ich in unserer Forschung zum Thema „Soziale Vergleiche und wahrgenommene Ungleichheit“ Aufsatz zeigen konnten.
- Dr. Jan Schulz-Gebhard, Ökonom und VermögensforscherMenschen vergleichen sich mit anderen, die ihnen in Bezug auf Einkommen und Vermögen ähnlich sind. Nehmen sie dieses eigene Umfeld als repräsentativ für die Gesamtgesellschaft an, entsteht der sogenannte „middle-class bias".
Es mag durchaus sein, dass solche Informationen kurzfristig Enttäuschungen nach sich ziehen und entsprechend unzufriedener machen. Sie sind aber gleichzeitig notwendige Bedingung für demokratische Aushandlungsprozesse. Wenn in Gesellschaften wie der deutschen immer noch die Norm vorherrscht, dass man „nicht über Geld spricht“, sind sie sogar häufig die einzige Möglichkeit, die eigene Lage richtig einzuschätzen und sich so informiert am demokratischen Diskurs beteiligen zu können.
Empirisch ist das eine sehr kontroverse Frage, zu der andere Forschende kompetenter Auskunft geben können. Ich möchte hier nur auf eine unterbeleuchtete Funktion von Geld und Vermögen in Bezug auf Glück hinweisen: Je mehr sich der Sozialstaat aus der Daseinsfürsorge zurückzieht, desto wichtiger wird Vermögen, um private Risiken abzusichern. Vermögen ermöglicht also Risikobereitschaft und individuelle Lebensgestaltung – und es lohnt sich schon deshalb, über die gesellschaftliche Verteilung von Vermögen nachzudenken.
Man unterscheidet zwischen Einkommens- und Vermögensreichtum. Ab einem monatlichen Netto-Einkommen von 3.700 € gehören Singles zu den reichsten zehn Prozent in Deutschland, ab einem Einkommen von 7.190 € zum reichsten ein Prozent. Paare gehören ab einem gemeinsamen Haushalts-Netto-Einkommen von 5.500 € zu den reichsten zehn Prozent, ab 10.790 € zum reichsten ein Prozent der Gesellschaft (Quelle: IW Köln). Mit Blick aufs Vermögen spricht man pragmatisch ab einem Wert von einer Million € von Reichtum. Tipp: Der Stepstone Gehaltsvergleich 2025 zeigt, in welchen Branchen man wie viel verdienen kann.
Der Begriff Einkommen bezeichnet das Geld, das aufs Konto ein-kommt, also etwa Lohn, Gehalt oder auch Mieteinnahmen oder Tantieme. Unter Vermögen versteht man die Werte, die man bereits hat: Geldvermögen in Form von Bargeld, Sparbüchern, Aktien, Anleihen usw. sowie Sachvermögen wie Immobilien, Rohstoffe, Sammlerobjekte, Firmenanteile oder auch Patente.
Neben einem guten Einkommen ist ein konsequenter Vermögensaufbau entscheidend, denn dieses sichert private Risiken ab. Idealerweise gelingt es, passive Einkommensströme zu generieren, etwa über Aktiendepots oder vermietete Immobilien, um so etwaige Verdienstausfälle auszugleichen. Um finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen, sollte man einen genauen Blick auf den eigenen Umgang mit Geld werfen, das eigene Konsumverhalten hinterfragen und überlegen, wie viel Geld man für Investments bereitstellen kann.
Neben einem guten Einkommen ist ein konsequenter Vermögensaufbau entscheidend, denn dieses sichert private Risiken ab. Idealerweise gelingt es, passive Einkommensströme zu generieren, etwa über Aktiendepots oder vermietete Immobilien, um so etwaige Verdienstausfälle auszugleichen. Um finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen, sollte man einen genauen Blick auf den eigenen Umgang mit Geld werfen, das eigene Konsumverhalten hinterfragen und überlegen, wie viel Geld man für Investments bereitstellen kann.
Wie reich man sich subjektiv fühlt, hängt von zwei Faktoren ab – vom Vergleich mit dem unmittelbaren Umfeld und von den Lebenshaltungskosten. Die Inflation mindert die Kaufkraft, was unmittelbar die Wahrnehmung von Reichtum beeinflusst.
Geld allein macht nicht glücklich – allerdings zeigen Studien, dass ein komfortables Vermögen die Freiheit bei der Lebensgestaltung erheblich beeinflusst. Damit ist nicht gemeint, dass ein Luxusleben zufriedener macht, aber dass finanzielle Sicherheit individuelle Lebensentscheidungen erleichtert.
Das hängt von deinem Einkommen und deiner Haushaltsgröße ab. Als Single gehörst du laut Institut der deutschen Wirtschaft ab etwa 4.400 € netto im Monat zu den einkommensreichsten 10 % – und damit zur sogenannten Oberschicht. In einem Zwei-Personen-Haushalt liegt die Schwelle bei rund 8.800 € netto. Wer sogar über 12.760 € netto pro Person verdient, zählt zum einkommensreichsten 1 %.
Der Begriff wohlhabend ist eher dehnbar – viele verbinden ihn mit einem guten Lebensstandard oder einem komfortablen Polster auf dem Konto. Reich hingegen wird meist mit echten Spitzenwerten verbunden: entweder sehr hohem monatlichen Einkommen oder einem Vermögen ab etwa einer Million Euro. Statistiken unterscheiden zudem zwischen Einkommensreichtum (was reinkommt) und Vermögensreichtum (was schon da ist).
Je nach Quelle unterscheiden sich die Schwellen leicht. Das Statistische Bundesamt etwa setzt Reichtum ab einem Einkommen von 200 Prozent des Medianeinkommens an. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht Reichtum ab 250 Prozent des Medians oder wenn jemand zu den einkommensreichsten zehn Prozent gehört. Beim Vermögen liegt die Grenze bei etwa einer Million Euro Nettovermögen – wobei hier zusätzlich Alter und Haushaltsgröße berücksichtigt werden. Reich ist demnach, wer zu den vermögendsten zehn Prozent seiner Altersgruppe zählt.
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