Heilpraktiker

Was heißt es, ein Heilpraktiker zu sein?

 

Sie haben mit Sicherheit schon mal die Berufsbezeichnung „Heilpraktiker“ gehört. Aber viele Menschen haben keine Vorstellung, was ein Heilpraktiker ist und welchen Tätigkeiten er nachgeht. Den Beruf des Heilpraktikers gibt es in Deutschland bereits seit den 1930er Jahren, doch das Interesse an der ganzheitlichen Herangehensweise der Profession steigt erst seit den letzten zwei Jahrzehnten immer weiter an.
Ein Heilpraktiker beschäftigt sich, wie es der Name schon sagt, mit der Naturheilkunde. Als Praktiker der Naturheilkunde üben Sie Ihre Tätigkeit berufsmäßig und eigenverantwortlich aus. Heilpraktiker orientieren sich an den Gesetzmäßigkeiten der Natur sowie der inneren Natur des Menschen bei der Ausübung Ihrer Praktik.

 

Was macht ein Heilpraktiker?

 

Heilpraktiker betrachten den Körper und die Seele als ein ganzheitliches System. Die Hauptaufgabe, die Ihnen als Heilpraktiker zukommt, ist die Therapie dieser körperlicher und seelischer Leiden Ihrer Patienten, die entstehen, wenn in dem ganzheitlichen System eine Störung vorliegt. Für die Lokalisierung und für die anschließende Behandlung dieser Beeinträchtigung, erarbeiten Sie als Heilpraktiker auf den Grundlagen einer sorgfältigen Anamnese und der darauffolgenden Diagnose eine für den Patienten individuell angepasste Therapie. Neben anamnetischen Daten zieht ein Heilpraktiker zur Erkenntnisgewinnung der körperlichen oder seelischen Störung auch klinische Daten und die Beurteilung von Konstitution, Temperament, Disposition und Diathese mit hinzu.
Die Arbeit eines Heilpraktikers beginnt in der Regel mit einer Erstuntersuchung, bei denen der Patient Ihnen von seinen Leiden berichtet, von Symptomen und von möglichen Vorerkrankungen. Zu dieser Untersuchung kann bei Bedarf wie bei einem Schulmediziner auch ein Abklopfen, Abhören oder eine Blutuntersuchung hinzugezogen werden. Anhand dieser ersten Untersuchung folgt dann die Diagnose mit einer anschließenden Ausarbeitung einer geeigneten Therapie.
Zu den Therapiemöglichkeiten könne Aromatherapien, Akupunktur, Physiotherapien, Phytotherapien und Chiropraktik gehören. Als Heilpraktiker müssen Sie jedoch auch ausreichende Kenntnisse zur Homöopathie haben. Viele Heilpraktiker praktizieren des weiteren Blutegeltherapien und auch Bioresonanztherapien.
Zu dem Alltag eines Heilpraktikers gehören ebenso organisatorische Aufgaben wie das erstellen von Honorarrechnungen, das Führen von Behandlungsprotokollen und Behandlungsabläufen und die Buchhaltung im Allgemeinen.
Hier nochmal alle Aufgaben eines Heilpraktikers im Überblick:

  • Untersuchungen durchführen
  • Blutuntersuchungen, abtasten und abhören
  • Diagnosen erstellen
  • individuelle und für den Patienten geeignete Therapie ausarbeiten
  • Therapien:
    • Physiotherapie
    • Phytotherapie
    • Chiropraktik
    • Blutegeltherapie
    • Aromatherapie
    • Akupunktur
    • Kinesiologie
    • Osteopathie
    • Bioresonanztherapie
    • Homöopathie
  • Honorarrechnungen erstellen
  • Führen von Behandlungsprotokollen
  • Buchhaltung führen

 

Wo kann ein Heilpraktiker arbeiten?

 

Die meisten Heilpraktiker sind selbstständig und leiten Ihre eigene Praxis mit einem eigenen Kundenstamm. Jedoch ist dies nicht die einzige Option. Wenn Sie als Heilpraktiker nicht selbstständig sein wollen, haben Sie die Möglichkeit in einer anderen Heilpraxis tätig zu sein mit weiteren Heilpraktikern oder auch in einer physiotherapeutischen Einrichtung. Heutzutage erfahren auch Ärzte Unterstützung durch Heilpraktiker in deren Praxen oder in Gesundheits- und auch Rehabilitationszentren.

 

Wie wird man Heilpraktiker?

 

Kommen wir nun zu der wichtigsten Frage: Wie wird man eigentlich ein Heilpraktiker? Die Bezeichnung „Heilpraktiker“ ist seit dem Ende der 30er Jahre ein durch das Heilpraktikergesetz geschützter Begriff. Diese staatliche Erlaubnis die Naturheilkunde auszuüben, erhalten Sie über ein anspruchsvolles Prüfungssystem. Je nach beruflicher Vorbildung kann die Ausbildung zu einem Heilpraktiker 12 bis 36 Monate in Anspruch nehmen.
Die Ausbildung zu einem Heilpraktiker kann an unterschiedlichen Institutionen absolviert werden, die jedoch alle privat sind. Eine staatliche Schule gibt es hier nicht. Alle Schulen bieten künftigen Heilpraktikern unterschiedliche Lehrgänge an – ob Abendkurse, Teilzeit oder Vollzeit, dass können Sie nach belieben auswählen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ausbildungen erhalten Sie während der Ausbildung zu einem Heilpraktiker kein Gehalt. Ganz im Gegenteil sogar: es fallen Kosten an. Die Kosten liegen bei 2.000€ bis 11.000€ und müssen selbst getragen werden.

 

Wie sieht die Ausbildung zu einem Heilpraktiker aus?

 

Die Ausbildung zu einem Heilpraktiker kann je nach Institution inhaltlich und von der Dauer unterschiedlich aussehen, da es in Deutschland keine gesetzliche Vorschrift gibt. Die Mehrheit aller angehenden Heilpraktiker absolvieren eine dreijährige Ausbildung und erlernen ein fundiertes Fachwissen über die Anatomie eines Menschen, die klinische Medizin, die Krankheitslehre, Pathologie, Pharmakologie und Physiologie. Zu dem Bestandteil dieser Ausbildung gehören auch die Anamneseführung und die Untersuchungstechnik.
Das Ziel dieser Ausbildung ist, dass Sie spätestens am Ende Ihrer Ausbildung die akuten Notfälle erkennen und versorgen können. Auch sollten Sie ansteckende und degenerative Krankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten und auch Volkskrankheiten sicher identifizieren können.
Die Ausbildung zum Heilpraktiker wird in der Regel mit einer Schulinternen-Abschlussprüfung abgeschlossen, die Ihnen jedoch nicht automatisch die Erlaubnis erteilt, therapeutisch tätig zu werden. In Deutschland gibt es die Regelung, dass Sie bei dem zuständigen Landesgesundheitsamt eine staatliche Prüfung ablegen müssen, bevor Sie die Naturheilkund tatsächlich praktizieren dürfen.

 

Was wird in der staatlichen Prüfung abgefragt und welche Voraussetzungen gibt es?

 

Die Prüfung, die beim Landesgesundheitsamt abgelegt werden muss, um als staatlich anerkannter Heilpraktiker seinen Beruf ausüben zu können besteht aus zwei Teilen: ein schriftlicher Teil und ein mündlicher Teil. Im schriftlichen Part der Prüfung müssen mindestens 75% der 60 Frage richtig beantwortet werden, um eine Zulassung zu der mündlichen Prüfung zu erhalten.
In der staatlichen Prüfung werden unterschiedliche Kenntnisse abgefragt wie die Anatomie des Menschen, Fragen zur Physiologie und Pathophysiologie. Als angehender Heilpraktiker, der die stattliche Prüfung absolvieren möchte, sollten Sie auch Fragen zur allgemeinen Krankheitslehre, Pathologie und Psychopathologie beantworten können. Außerdem sind auch klinische Befunderhebungen, Untersuchungen, kleine Eingriffe wie Blutabnahme oder Injektionen, Erkennung und die Erstversorgung von Notfällen ein Bestandteil der Prüfung. Neben all diesen Fachkenntnissen sollten Sie auch wissen wie die Anwendungsbereiche, Grenzen, Wirkungen und die Risiken all dieser diagnostischen und therapeutischen Naturheilkunde-Maßnahmen aussehen. Zu guter Letzt müssen Sie auch Wissen über die Praxishygiene, Desinfektion und Sterilisation unter Beweis stellen.
Die staatliche Prüfung zu einem Heilpraktiker kann erst angemeldet werden, wenn man das 25. Lebensjahr vollendet hat, einen Schulabschluss erfolgreich absolviert hat (mindestens die Hauptschule) und ein polizeiliches Führungs- und ein medizinisches Gesundheitszeugnis vorlegen kann. Die Kosten dieser beiden Prüfungsteile betragen je nach Bundesland zwischen 300€ bis 600€, die der Prüfling auch selbst tragen muss. Die Durchfallquote bei dieser staatlichen Prüfung liegt jährlich im Durchschnitt bei 80%.
Checklist der Kenntnisse und Voraussetzungen für die staatliche Prüfung:

  • Haben Sie bereits fundierte Kenntnisse über die menschliche Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie?
  • Könnten Sie mit Ihrem jetzigen Wissen Fragen zur allgemeinen Krankheitslehre, Pathologie und Psychopathologie beatworten?
  • Können Sie klinische Befunderhebungen, Untersuchungen, kleine Eingriffe (Injektion oder Blutabnahme) durchführen?
  • Können Sie bereits Notfälle erkennen und diese auch versorgen?
  • Kennen Sie die Anwendungsbereiche, Grenzen, Wirkungen und die Risiken der diagnostischen und therapeutischen Naturheilkunde-Maßnahmen?
  • Wie sehen die Hygienevorschriften aus?
  • Sind sie 25 Jahr alt oder älter?
  • Haben Sie einen Schulabschluss?
  Wenn Sie all diese Voraussetzungen erfüllen, müssen Sie nur noch ein polizeiliches Führungs- und medizinisches Zeugnis vorlegen. Mit dem nötigen Kleingeld kann Ihrer Karriere als Heilpraktiker nichts mehr im Wege stehen.

 

Wie ist der gesetzliche Status des Heilpraktikers aufgebaut?

  Die rechtlichen Grundlagen zum Status des Heilpraktikers werden im Großen und Ganzen im Heilpraktikergesetz geregelt. Das Gesetz besagt, dass Heilpraktiker, die die staatliche Prüfung erfolgreich absolviert haben, auch therapeutische behandeln dürfen.
Jedoch müssen Heilpraktiker aber auch mehr Gesetze bei ihrer Tätigkeit beachten als nur dem, welches für die Praktik der Naturheilkund erlassen wurde. Sie müssen nämlich auch dem Infektionsgesetz und dem Arzneigesetz folgen. Das Infektionsgesetz untersagt es dem Heilpraktiker einige Krankheiten zu behandeln. Zu diesen Krankheiten zählen Botulismus, Cholera, Diphtherie, Masern oder akute Virushepatitis, aber auch Geschlechtskrankheiten.
Heilpraktiker habe auch nicht die Lizenz ihren Patienten Beruhigungsmittel oder andere Medikamente zu verschreiben. Diese Regelung wird im Arzneigesetz festgehalten. Im Gegensatz zu Schulmedizinern ist es einem Heilpraktiker auch verboten Geburtshilfen zu leisten oder die Zahnheilkunde auszuüben. Auch das Untersuchen von Straftaten, das Feststellen vom Tod oder das Röntgen gehören nicht zu den Tätigkeitsbereichen eines Heilpraktikers.

 

Wie sehen die Berufsaussichten für einen Heilpraktiker aus?

 

Da die Praktik der Naturheilkunde in den letzten Jahren immer mehr an Akzeptanz gewonnen hat sehen die Berufschancen für einen Heilpraktiker sehr gut aus. Immer mehr Menschen suchen einen Heilpraktiker auf, um ihre Leiden loszuwerden. Durch die Digitalisierung haben sich auch für die Heilpraktik neue Wege geöffnet, sodass sich hier viele neue berufliche Möglichkeiten für Heilpraktiker ergeben haben. Neben Reha- und Therapiezentren haben Heilpraktiker heute auch die Möglichkeit in Arztpraxen zu arbeiten. In dieser Branche verdienen Sie Ihr festes Gehalt und sind nicht auf einen Kundenstamm angewiesen wie als selbstständiger Heilpraktiker.
Wenn Sie jedoch lieber selbstständig sein wollen, sollten Sie sich unbedingt vor erst die Konkurrenz vor Ort anschauen, denn diese hängt von Ihrem beruflichen Erfolg ab. Auch das Gebiet, auf welches Sie sich spezialisiert habe, spielt bei den Berufsaussichten eine große Rolle. Der größte Vorteil an einer eigenen Praxis für Naturheilkunde ist der, dass Sie Beruf und Familie sehr gut vereinbaren können. Als selbstständiger Heilpraktiker haben Sie nämlich die Möglichkeit mit Ihren Kunden Termine zu vereinbaren, wie Sie es gerne haben würden. Sie können auch entscheiden wie viele Kunden Sie am Tag behandeln wollen. So gelingt Ihnen eine perfekte Work-Life-Balance.

 

Was verdient man als Heilpraktiker?

 

Genaue angaben lassen sich zu einem Gehalt eines Heilpraktikers leider nicht machen. Da die Mehrheit aller Heilpraktiker eine eigenständige Praxis führt, ist das Gehalt abhängig von ihrem Kundenstamm. Wie die meisten bereits wissen, muss man einen Heilpraktiker in den häufigsten Fällen aus der eigenen Tasche bezahlen, da die Krankenkassen sich bei den anfallenden Kosten nicht mit beteiligen.

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