Ein junger Pfleger schiebt eine ältere Frau im Rollstuhl.
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Die Gehälter in der Pflege steigen – aber es gibt große UnterschiedePflegekräfte sollten wie Ingenieur*innen verdienenHöhere Gehälter gegen den Personalmangel

Trotz häufig schwieriger Arbeitsbedingungen und unterdurchschnittlicher Bezahlung ist der Pflegejob sehr beliebt. Mit welchem Gehalt kannst du als Pflegekraft rechnen und was hat sich hier in den vergangenen Jahren getan? Ein Blick in unsere Datenbank zeigt: Die Löhne variieren sehr stark, je nach Firmengröße, Bundesland und auch Geschlecht.

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Die Gehälter in der Pflege steigen – aber es gibt große UnterschiedePflegekräfte sollten wie Ingenieur*innen verdienenHöhere Gehälter gegen den Personalmangel

Pflegeberufe sind attraktiv: In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der neuen Auszubildenden um fast 40 % . Aber nicht alle halten bis zum Ende durch. Rund ein Drittel bricht die Ausbildung vorzeitig ab.

„Die Arbeitsbedingungen sind knallhart. Das darf man nicht unterschätzen“, sagt Heike Prestin. „Und die Kompensationen reichen einfach nicht aus.“ Prestin war lange in der Pflege tätig und vermisst den Job manchmal immer noch. Dennoch hat die heutige Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe DBfK Nordost mit 35 Jahren aufgehört.

Schichtdienst, große Verantwortung, Personalmangel: Tag und Nacht, am Wochenende und an Feiertagen sind Pflegekräfte im Einsatz. Nicht erst seit der Corona-Krise arbeiten sie oft am Limit – und kämpfen seit Jahren um bessere Bedingungen und mehr Geld. Auch der DBfK Nordost fordert höhere Gehälter. Doch was verdienen Pflegekräfte eigentlich? Und wie viel wäre fair?

Die Gehälter in der Pflege steigen – aber es gibt große Unterschiede

Zuletzt sind die Löhne in der Pflege stärker gestiegen als in anderen Branchen. Fachkräfte in Vollzeit verdienen laut dem Statistischen Bundesamt ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren. „Man muss aber sagen, dass sie auf einem niedrigen Niveau angefangen haben“, sagt Prestin.

Außerdem gibt es teils starke Unterschiede, wie der Blick in unsere Datenbank zeigt. Schauen wir uns die Median-Brutto-Gehälter an.

Was heißt nochmal Median?

Der Median ist der Mittelwert aller Gehälter. Das heißt: Exakt 50 % der Gehälter liegen unter und 50 % über dem angegebenen Median-Gehalt. Damit ist der Median genauer als der Durchschnittswert, den einige Ausreißer nach oben oder nach unten verzerren können.

Unsere Auswertung unter 22.115 Pflegenden zeigt: Das mittlere Jahresgehalt liegt bei rund 38.100 € brutto. Dabei gibt es einige Faktoren, die die Höhe des Gehalts beeinflussen. Eine bedeutende Rolle spielt z. B. die Größe des Unternehmens: Wer im kleinen Pflegebetrieb mit weniger als 50 Beschäftigten arbeitet, kann mit etwa 35.000 € rechnen. In einem großen Krankenhaus mit mehr als 5.000 Angestellten kommen Pflegende hingegen auf rund 43.800 €.

Die Lohnkluft zwischen Ost und West ist ebenfalls groß: In Bremen kommt eine Pflegekraft auf 40.000 €, in Thüringen nur auf 35.600 €.

Und was ist mit Berufseinsteiger*innen? Das Brutto-Einstiegsgehalt liegt bei knapp 33.100 € pro Jahr und fällt damit etwas geringer als in der Gesamtwirtschaft aus. Dort liegt es bei 35.000 €. Nach drei bis fünf Jahren können Pflegende mit ca. 35.500 € rechnen. Erst ab dem 11. Jahr liegt das Median-Brutto-Gehalt bei mehr als 40.000 € jährlich.

„Das ist entschieden zu wenig in Anbetracht der komplexen Aufgaben und der enormen Verantwortung“, sagt auch Katharina von Croy, Pressereferentin des DBfK Nordwest. Ihre Forderung: 4.000 € brutto im Monat für eine ausgebildete Pflegefachkraft. Im Jahr würden Berufseinsteiger*innen somit auf 48.000 € brutto kommen. Das fordert übrigens auch der Deutsche Pflegerat.

Pflegekräfte sollten wie Ingenieur*innen verdienen

Auf ähnliche Zahlen kommt der sogenannte Comparable-Worth-Index der Uni Duisburg. Die Wissenschaftler*innen haben 2018 verschiedene Berufe hinsichtlich der Gesamtbelastung verglichen. Würden sich die Löhne nach diesem Index richten, müssten Pflegefachkräfte ähnlich verdienen wie Ingenieur*innen – und die beziehen im Median immerhin 62.400 € im Jahr.

Davon sind Beschäftigte in der Pflege derzeit noch weit entfernt. Unsere Zahlen zeigen: Selbst Pflegende mit Personalverantwortung kommen auf gerade mal 44.000 € brutto pro Jahr.

Diese Berufe werden auch deshalb nicht fair entlohnt, weil Belastungen in weiblich dominierten Berufen grundsätzlich geringer bewertet würden als in klassisch männlichen Berufen, sagen die Entwicklerinnen des Index.

Auch innerhalb der Pflege zeigt der Blick in unsere Datenbank einen Gender-Pay-Gap. Unbereinigt liegt er bei gut 10 %. Während männliche Pflegekräfte rund 41.300 € im Jahr verdienen, kommen Frauen auf lediglich 37.000 €.

Unbereinigter Gender-Pay-Gap vs. bereinigter Gender-Pay-Gap

Der unbereinigte Gender-Pay-Gap vergleicht die Bruttojahresgehälter aller Frauen und Männer und vermischt wichtige Faktoren wie Berufserfahrung, Branche, Qualifikation etc. Dadurch werden teils sehr unterschiedliche Positionen miteinander verglichen.

Der bereinigte Gender-Pay-Gap wiederum setzt alle wichtigen Faktoren gleich, mit Ausnahme des Geschlechts, sodass nur ähnliche Berufspositionen miteinander verglichen werden. So sagt der bereinigte Gender-Pay-Gap aus, wie viel Frauen bei gleicher Arbeit nur aufgrund ihres Geschlechts weniger verdienen.

„80 % der Pflegekräfte sind Frauen“, erklärt Katharina von Croy. „Nach wie vor leisten sie aber auch privat einen größeren Teil der Sorge-Arbeit: Sie kümmern sich um die Kinder und pflegen Angehörige.“ Deshalb arbeiten Frauen öfter in Teilzeit, mit entsprechend geringeren Löhnen. „Es gibt eine Riesengefahr der Altersarmut“, sagt von Croy.

Eine Krankenschwester und ein Krankenpfleger gehen nebeneinander einen Krankenhausflur entlang.
Gleiche Aufgaben, aber ungleiche Bezahlung – in der Pflege liegt der Gender-Pay-Gap bei gut 10 %. © Maskot/EyeEm

Höhere Gehälter gegen den Personalmangel

„Die Gehälter müssen hoch, ganz klar“, sagt Ralf Berning, der auch als @schwester.gabi bekannt ist. Der Intensivpfleger setzt sich für bessere Bedingungen in der Pflege ein. „Die Menschen in den Kliniken, Einrichtungen und Rettungsdiensten leisten Übermenschliches. Im Dienste der Gesellschaft. Superhelden wie Batman oder Thor würden sich vor uns verneigen“, schreibt er auf seiner Instagram-Seite.

Neben Gehaltserhöhungen setzt er sich für die abschlagsfreie Rente ab 60 ein: „So holt man die Leute auch wieder in den Beruf zurück.“

Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung scheint seine Aussage zu bestätigen: Hunderttausende Pflegekräfte können es sich demnach vorstellen, in den Beruf zurückzukehren – wenn die Arbeitsbedingungen und die Gehälter stimmen.

Und das wäre dringend nötig, denn der Fachkräftemangel ist eins der größten Probleme in der Pflege. „Der Markt ist leergefegt“, sagt Katharina von Croy. „Sie finden keine Pflegenden mehr.“ Hinzu kommt, dass in den nächsten zehn bis zwölf Jahren eine halbe Million Fachkräfte in Rente gehen wird. Zugleich wird unsere Gesellschaft immer älter und die Zahl der Pflegebedürftigen steigt.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Die Löhne in der Pflege werden weiter steigen. Seit dem September 2022 gelten sogenannte Tariftreue-Regelungen, die Pflegeheime verpflichten, ihre Mitarbeitenden nach Tarif zu bezahlen. Vor allem für Beschäftigte in der Altenpflege bedeutet das oft einen spürbaren Anstieg. Zwar sei noch viel zu tun, sagt Katharina von Croy. „Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.“

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