08.06.2021 von Franziska Eckhardt Tags: Blue Collar fachkräfte Jobsuche Pflege Pflegepersonal studie Umfrageergebnisse

Was wir über Beschäftigte in Pflegeberufen wissen

Worauf legen Beschäftigte in Pflegeberufen bei der Jobsuche Wert? Welche Rolle spielen Diversität und Gehalt? Wobei würden Pfleger*innen am ehesten Kompromisse eingehen? Wir haben die Berufsgruppe unter die Lupe genommen.

Darauf legen Beschäftigte in der Pflege bei der Entscheidung für einen neuen Job oder Arbeitgeber Wert

Der entscheidendste Faktor neben Gehalt und Jobsicherheit ist für Beschäftigte in der Pflege eine hohe Work-Life-Balance und Familienfreundlichkeit. Weiterhin wurden flexible Arbeitszeiten, attraktive Sozialleistungen und Mitarbeitervorteile, die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit und gute Weiterbildungsangebote als wichtige Faktoren bewertet.

Bei diesen Punkten würde die Zielgruppe am ehesten Kompromisse eingehen

Personen, die in Pflegeberufen arbeiten, würden bei folgenden Punkten Kompromisse eingehen, wenn sie ein Jobangebot mit einem für sie sehr attraktiven Gehalt erhalten:

Bekanntheit des Arbeitgebers (14 %)
Flexibilität der Arbeitszeiten (9,6 %)
Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten (9,6 %)

Top genutzte Kanäle und Medien bei der Jobsuche

Online-Jobbörsen (81 %)
Zeitungen oder Zeitschriften (44 %)
Suchmaschinen (39 %)
Agentur für Arbeit (35 %)

Zufriedenheit mit dem Gehalt

Nur 11 % des befragten Pflegepersonals sind im Allgemeinen mit ihrem Gehalt sehr zufrieden. 42 % sind eher zufrieden, 42 % sind eher unzufrieden und 6 % sind sehr unzufrieden. Der Großteil der Befragten (75 %) gab an, nicht die Möglichkeit zu haben, mit dem Arbeitgeber Gehaltserhöhungen zu verhandeln. Einerseits, weil sie im öffentlichen Dienst arbeiten oder aus anderen Gründen, wie zum Beispiel Regelungen über Tarifvertrag oder automatische Erhöhungen für alle Mitarbeitenden.

Diese Ziele verfolgt das befragte Pflegepersonal langfristig in Beruf und Karriere

Die meisten (47,1 %) der Befragten möchten vor allem einen Job ausüben, der ihnen Spaß macht. 19,1 % möchten langfristig einen sicheren Job haben. 18,3 % möchten Karriere machen und Verantwortung übernehmen, streben allerdings keine Führungsposition an. 8,4 % der Befragten möchten möglichst viel Geld verdienen und 7 % möchten eine Führungsposition ausüben. Die Befragten stimmten eher zu, dass es ihnen wichtig ist, für einen Arbeitgeber mit hohem gesellschaftlichem Ansehen zu arbeiten. Auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist Befragten eher wichtig. 76,1 % der Befragten ist es (eher) wichtig, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, der nachhaltig handelt und/oder mit seinen Produkten und Dienstleistungen zur Nachhaltigkeit beiträgt.

Diese Diversity-Kriterien sind der Zielgruppe bei der Jobsuche besonders wichtig

Das befragte Pflegepersonal achtet bei der Suche nach einem neuen Job zumindest nicht bewusst auf die Diversität des Arbeitgebers. 74 % der Befragten glauben jedoch in einem Unternehmen, das sich glaubwürdig um Vielfalt und Chancengleichheit bemüht, bessere Karrierechancen zu haben und würden sich auch eher bei einem Unternehmen bewerben, das sich nach außen als tolerant, vielfältig und offen für alle präsentiert. Während sich 45 % eher bei einem Unternehmen mit Frauen in der Geschäftsführung bzw. im Vorstand bewerben würden, bevorzugen 82 % der Befragten einen Job mit einem altersgemischten Team aus Männern und Frauen sowie Menschen mit Migrationshintergrund.

So steht die Zielgruppe zum Thema Gehalt vs. Diversity

Wenn die angebotenen Gehälter ungefähr gleich wären, würden 80 % des befragten Pflegepersonals (eher) das Unternehmen mit ausgeprägtem Engagement im Bereich Diversity wählen. 44 % würden selbst bei einem geringeren Gehalt das Jobangebot des Unternehmens mit glaubwürdigem Engagement im Bereich Diversity wählen. 85 % würden ihre Entscheidung in erster Linie von den Rahmenbedingungen der angebotenen Stelle, wie z. B. Position im Team, Aufstiegschancen, Verantwortungsniveau anhängig machen. Laut dem befragten Pflegepersonal gibt es noch einen großen Nachholbedarf im Hinblick auf Chancengleichheit und Toleranz. Dieser Aspekt trifft laut 80 % der Befragten vor allem auf die schlechte Bezahlung in Berufen zu, in denen überproportional viele Frauen arbeiten.

Befragte Stichprobe

Im Rahmen der Online-Umfrage von StepStone und der Handelsblatt Media Group wurden 114 Arbeitnehmende aus dem Bereich der Pflege befragt. 74 % der befragten Pflegekräfte waren weiblich, 26 % waren männlich. Der Großteil der Befragten (41 %) war 50 bis unter 60 Jahre alt (4 % unter 20 Jahre, 8 % 20 bis unter 30 Jahre, 17 % 40 bis unter 50 Jahre, 14 % über 60 Jahre). 53 % der Befragten haben einen Realschulabschluss (Mittlere Reife), 19 % Fachhochschulreife, 18 % haben allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife und 10 % haben einen Volks- oder Hauptschulabschluss. Nach dem Schulabschluss haben 84 % eine Berufsausbildung abgeschlossen. 9 % haben einen Meister oder Techniker und 7 % des befragten Pflegepersonals hat keinen Abschluss erworben. 17 % der Befragten sind Fachkraft oder Spezialist*in in einem Arztberuf oder Ähnlichem. 83 % der Befragten ist Fachkraft oder Spezialist*in in der Pflege oder Ähnlichem. 40 % der Befragten leiten zwischen 15 und 49 Mitarbeitende.