Übersicht

HR-Perspektive auf den Arbeitsmarkt 2023

Produktivitätsverluste und Nachwuchssorgen

Wie empfinden Recruiter*innen die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt? In welchen Bereichen wird besonders viel neues Personal eingestellt und was sind die größten Recruiting-Herausforderungen? Für unsere neue Studie „Puls Check Arbeitsmarkt 2023“ hat The Stepstone Group rund 10.000 Menschen befragt, darunter auch etwa 2.800 Führungskräfte und HR-Verantwortliche. Die Ergebnisse: Während für Arbeitnehmerinnen aktuell der Wunsch nach beruflicher Veränderung im Vordergrund steht (mehr dazu gibt es in diesem Blogartikel zu lesen), beklagt ein Großteil der Unternehmen Produktivitätseinbußen und Nachwuchssorgen. Das sind die Pain Points der Arbeitgeber:

Die Produktivität sinkt

Der Arbeitskräftemangel setzt Unternehmen in Deutschland weiter massiv unter Druck – und das ungeachtet der schwächelnden Konjunktur. Drei von vier Unternehmen (76 %) melden Einbußen bei ihrer Produktivität, weil Personal fehlt. Das sind ganze 16 Prozentpunkte mehr als vor der Corona-Pandemie. Die höchsten Produktivitäts-Einbußen verzeichnen laut unserer Studie der öffentliche Dienst sowie die Gesundheitsbranche und das Sozialwesen. Hier berichten 88 Prozent (öffentlicher Dienst) bzw. 83 Prozent der Befragten (Gesundheit + Soziales) von Einbußen bei der Bereitstellung ihrer Produkte oder Dienstleistungen. Aber auch der Groß- und Einzelhandel (80 %) muss vielfach Einschnitte verkraften.

Und das, obwohl mehr als ein Drittel aller Unternehmen (36 %) nach eigenen Angaben innerhalb der letzten drei Monate mehr Personal eingestellt haben. Etwa genauso viele (35 %) planen Neueinstellungen in den kommenden drei Monaten. Im öffentlichen Dienst beabsichtigt das sogar fast jeder zweite Arbeitgeber (48 %). Die meisten Mitarbeitenden wurden im 2. Quartal 2023 übrigens in den Bereichen Technik/IT (24,9 %), Vertrieb (21,9 %) und Personalwesen (20 %) eingestellt.

Das passende Personal fehlt

Allerdings stellt auch die Einstellung neuer Mitarbeiter*innen viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Fast 90 Prozent der Unternehmen beklagen, dass sie Schwierigkeiten haben, überhaupt geeignete Kandidaten ausfindig zu machen. Neben der Qualität ist auch die Quantität von Arbeitskräften längst zum kritischen Faktor geworden:85 Prozent der Unternehmen geben als große Herausforderung an, nicht genügend Kandidatinnen zu finden. Im Jahr 2020 waren es noch 67 Prozent.

„Diese Zahlen sind alarmierend, sollten uns aber nicht mehr überraschen“, sagt The Stepstone Group Arbeitsmarktexperte Dr. Tobias Zimmermann. Ähnliches legt die Studie nahe. So geben 60 Prozent der Befragten an, den Wettbewerb um die besten Fachkräfte schon länger zu spüren. „Der Mensch ist unangefochten Wettbewerbsfaktor Nummer eins“, so Zimmermann weiter. „Unternehmen, die mit gezielten Maßnahmen zur Gewinnung von Mitarbeitenden und dem Einsatz innovativer Technologien gegensteuern, sichern sich einen langfristigen Vorsprung am Markt, der nur schwer einzuholen sein wird. Genau das muss uns ab jetzt mehrheitlich gelingen. Sonst wird der Arbeitskräftemangel dramatische wirtschaftliche Folgen haben.“

KI noch zu sparsam im Einsatz

Kann der Einsatz von künstlicher Intelligenz ein Weg sein, um dem Produktivitätsdilemma die Stirn zu bieten? In jedem Fall, sagt Tobias Zimmermann: „Langfristig wird es immer weniger Arbeitskräfte geben. Gleichzeitig wird KI den Arbeitsmarkt umwälzen. Wir sollten die Menschen befähigen und weiterbilden, KI dort einzusetzen, wo sie ihnen hilft.“ Die Rede ist also von leistungsstarken Technologien, die mit den menschlichen Fähigkeiten Hand in Hand gehen. Mögliche Einsatzgebiete könnten zum Beispiel zeitaufwändige administrative Tätigkeiten wie die Dokumentation im Pflegebereich sein.

Trotzdem zeigt unsere Studie, dass viele Arbeitgeber das Potenzial neuer Technologien längst noch nicht ausschöpfen. Nicht mal jedes zweite Unternehmen nutzt aktuell künstliche Intelligenz, um Prozesse zu automatisieren. Die Gründe dafür können vielfältig sein: beispielsweise mangelndes Know-how, fehlendes Vertrauen in die neuen Technologien oder schlicht der Mangel an Zeit bzw. Ressourcen, um sich neben dem Tagesgeschäft mit innovativen Themen auseinanderzusetzen. Auch die Angst, KI könne Menschen über kurz oder lang überflüssig machen, spielt sicher vielerorts eine Rolle. Dabei gehe es beim Thema KI nicht ums Ersetzen, sondern schlicht ums Entlasten, betont Zimmermann: „Wir brauchen die Menschen weiterhin gerade in den Bereichen, die nicht automatisiert werden können oder sollen – zum Beispiel in der Pflege oder in der Kinderbetreuung, aber auch in kreativen Bereichen oder bei sozialen Interaktionen. Deshalb ist es umso wichtiger, Prozesse zu automatisieren, um die Menschen zu entlasten.“

Auch bei The Stepstone Group ist längst künstliche Intelligenz im Einsatz, um die Personalsuche zu verbessern und zu beschleunigen. „Wir sehen bereits jetzt die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen, wenn Jobs unbesetzt bleiben“, sagt Zimmermann. „Das Matching der richtigen Kandidat*innen mit den passenden Jobs und Unternehmen wird in Zukunft der Spielentscheider werden. Aus diesem Grund investieren wir massiv in intelligente Technologien, die Unternehmen mit dem passenden Jobsuchenden noch schneller zusammenbringen.“

Teilen Sie diesen Beitrag:

Home » HR Blog » HR-Perspektive auf den Arbeitsmarkt 2023

Das könnte Sie auch interessieren

Übersicht

1 von 6