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Was ist Unconscious (Gender) Bias?

Was ist eigentlich Unconscious Genderbias? Welche Auswirkungen hat er auf unser Handeln? Und welche Relevanz hat er für Unternehmen sowie Kandidat*innen im Bewerbungsprozess?  

Stereotype

Stereotype, wie zum Beispiel „Frauen interessieren sich nicht für Technik“, sind generalisierende Erwartungen und Vorstellungen über eine bestimmte Gruppe. Diese Erwartungen sind nicht immer richtig. Denn meistens ist unser Wissen über eine soziale Gruppe, der wir nicht selbst angehören, unvollständig. Trotzdem können Stereotype unsere Wahrnehmung und schließlich unser Handeln beeinflussen.  

Unconscious Genderbias

Unconscious Bias ist eine kognitive Verzerrung, die unbewusst („unconscious“) und aufgrund fehlerhafter Informationsverarbeitung auftritt. Wenn wir entscheiden müssten, welche Person wir für einen Job einstellen, wird unsere Entscheidung häufig auch durch Geschlechterstereotype beeinflusst, statt lediglich durch die Qualifikationen der Person.  Es wird also anhand von Stereotypen auf eine einzelne Person geschlossen, wobei Informationen über die einzelne Person außer Acht gelassen werden. Weitere Beispiele wären, wenn sich eine junge Frau aufgrund des „Computer-Nerd-Stereotyps“ gegen eine Ausbildung zur Fachinformatikerin entscheidet. Oder, wenn einem kleineren Mann weniger Kompetenz zugeschrieben wird als einem größeren Mann. Unconscious Genderbias umfasst also insbesondere geschlechterbezogene Wahrnehmungen und Einstellungen, die unbewusst und automatisch bestehen.  

Problemstellung

Frauen sind in vielen Bereichen unterrepräsentiert – zum Beispiel in Führungspositionen oder im Bereich der Naturwissenschaften. So lag laut dem Statistischen Bundesamt der Anteil der 2019 in der Industrie arbeitenden Frauen EU-weit bei 17,5 Prozent. Der Frauenanteil in Führungspositionen lag 2019 in Deutschland bei 29,4 Prozent. Für dieses Ungleichgewicht gibt es verschiedene Gründe. Zum einen gibt es unterschiedliche Stereotype, welche Frauen aus Führungspersonen, der Naturwissenschaft oder Technik herausdrängen. Naturwissenschaften und hiermit assoziierte Begriffe, wie zum Beispiel Objektivität und Rationalität, werden allgemein als männliche Attribute wahrgenommen. Zudem wird von verschiedenen Gruppen öffentlich ein männlich geprägtes Bild gezeichnet (wie zum Beispiel der Computer-Nerd-Stereotyp in der Tech-Branche). Junge Mädchen wachsen mit diesen Stereotypen auf. Dementsprechend fällt es ihnen schwerer einen Zugehörigkeitswunsch zu entwickeln. Im Endeffekt treffen Mädchen und Jungen eher eine geschlechtsspezifische Entscheidung bei ihrer Berufswahl.  

Aber auch auf institutioneller Ebene haben sich seit langer Zeit soziale Strukturen verfestigt, welche eine auf sozialen Gruppen basierende Ungleichheit erhalten. Eine Studie von Gaucher, Friesen und Kay (2011) zeigte Folgendes: Stellenanzeigen für Jobs in männerdominierten Branchen enthalten mehr männlich-kodierte Wörter als Stellenanzeigen für Jobs in frauendominierten Branchen. Aus Streotypen folgt eine Kodierung von Worten. Bestimmte Attribute, wie “Rationalität” oder “Durchsetzungsstärke” werden häufig eher mit Männern assoziiert. Beschreibungen dieser Eigenschaften sind deswegen männlich-kodiert. Im Vergleich dazu werden Eigenschaften, wie “Hilfsbereitschaft” oder “Empathie” als vermeintlich typisch weiblich assoziiert. Das Forschungsteam untersuchte daraufhin die Auswirkungen der männlich-kodierten Wörter in Stellenanzeigen. Sie fanden heraus: Frauen, die Stellenanzeigen mit männlich-kodierten Wörtern lasen, fühlten sich weniger zugehörig und nahmen die Stelle deswegen als weniger ansprechend war – und dies unabhängig von ihren eigenen Fähigkeiten.  

Fazit

Wenn wir etwas beurteilen, beruht diese Beurteilung meist auf Vorerfahrungen oder Stereotypen. Dies ermöglicht uns bei einer Fülle von Informationen schneller Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig ist unsere Wahrnehmung aber dadurch verzerrt, weil wir niemals alle vorhandenen Informationen verarbeiten können. Unconscious Genderbias meint eine unbewusste verzerrte Wahrnehmung in Bezug auf die Geschlechter, welche auf Stereotypen beruht. Unbewusst werden zum Beispiel bestimmte Attribute als „männlich“ oder „weiblich“ wahrgenommen. Eine Studie zeigte, dass solche männlich-kodierten Attribute in Stellenanzeigen Frauen davon abhalten, sich unabhängig von ihren Qualifikationen, auf die Stelle zu bewerben, weil sie sich weniger zugehörig fühlen. Auf Männer hatten die männlich-kodierten Attribute hingegen keinen negativen Effekt, weswegen die weiblich-kodierten Formulierungen sinnvoll sind. Unternehmen sollten dies bei der Formulierung von Stellenanzeigen beachten, um alle Kandidat*innen anzusprechen und den Jobmarkt langfristig gerechter zu machen. Denn Unternehmen können es sich in Zeiten des Fachkräftemangels nicht leisten, Personen (wenn auch nur unbewusst) auszuschließen. Um dieses Problem zu beheben, wurde der StepStone Genderbias Decoder entwickelt.  


Weitere Informationen zum Thema Genderbias und wie man Genderbias in Stellenanzeigen erkennt und vermeidet, erfahren Sie hier.

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