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Job-Boom in systemrelevanten Berufen

Die Nachfrage nach systemrelevanten Berufen nimmt zu. Auf stepstone.de wurde zuletzt 50 % häufiger nach diesen Jobs gesucht als noch vor zwei Jahren. Eine StepStone Marktforschung zeigt, dass auch die Wertschätzung dieser Berufe seit der Corona-Pandemie gestiegen ist. 

Nicht nur die Anzahl der Suchanfragen ist gestiegen, auch bei Unternehmen sind die Schlüsselberufe begehrter denn je. Mitte Juni lag die Zahl der auf steptone.de ausgeschriebenen Stellen für Pflegekräfte in Deutschland 13 % höher als die Zahl von Mitte Januar 2020 – einer Zeit, in der Corona in Deutschland noch kein Thema war. Die Nachfrage nach Handwerker*innen ist seitdem um 24 % gestiegen, der Bedarf in der Logistikbranche um 95 %.
„Es findet gerade ein Shift am Jobmarkt statt. Bei StepStone erleben wir gerade einen Blue-Collar-Boom“, sagt unser Arbeitsmarkt-Experte Dr. Tobias Zimmermann. „Denn der Fahrer oder Zusteller ist für die Unternehmen genauso wichtig wie die Software-Entwicklerin. Heute entscheidet die Besetzung jeder einzelnen Stelle über Erfolg oder Misserfolg. Die demografischen Entwicklungen werden dafür sorgen, dass dieser Trend sich fortsetzt.“

Mehr Respekt für die Arbeit von Pflegekräften & Co

Unsere Jobexperten haben nicht nur die Nachfrage untersucht, sondern auch, wie sich die Corona-Krise auf die gesellschaftliche Wahrnehmung systemrelevanter Berufe ausgewirkt hat. Im Rahmen einer neuen Studie wurden im Mai rund 2.000 Beschäftigte in Deutschland befragt. Das Ergebnis zeigt, dass fast alle Schlüsselberufe in der Gunst der Deutschen gestiegen sind. Besonders Arbeitnehmer*innen, deren Tätigkeit den direkten Kontakt zu anderen Menschen voraussetzt, beispielsweise Pflegekräfte, Ärzt*innen, Beschäftigte im Einzelhandel und Erzieher*innen, haben an Respekt gewonnen.

Steigende Wertschätzung für Jobs mit persönlichem Kontakt

Im weiteren StepStone Ranking der Schlüsselberufe folgen Tätigkeiten, in denen Homeoffice selbst zu Hochzeiten der Pandemie keine Option war. So sind Paketzusteller*innen, Bestatter*innen, Fernfahrer*innen, Lebensmittellieferant*innen, Reinigungskräfte und Mitarbeiter*innen in der Abfallentsorgung bei immerhin 25 % der Befragten jetzt angesehener als vor Corona. Andere systemrelevante Berufe wie Anwält*innen (+9 %), Journalist*innen (+3 %) und Banker*innen (+2 %) haben zwar auch Wertschätzung hinzugewonnen, allerdings deutlich weniger.

Systemrelevante Berufe im Spotlight

Die neue gewonnene Wertschätzung wirkt sich auch positiv auf die Attraktivität dieser Berufe aus. Vier von zehn Befragten gaben an, sie würden, im Falle einer Umschulung, einen Wechsel in die Pflege jetzt eher in Betracht ziehen. Auch die Arbeit von Virolog*innen (34 %), Erzieher*innen und Mitarbeiter*innen in der Abfallentsorgung (je 32 %) ist für deutlich mehr Menschen eine Option als noch vor Corona.
„Die Pandemie hat systemrelevante Jobs in ein neues Licht gerückt. Viele Menschen haben überhaupt erst erkannt, wie essenziell bestimmte Jobs für unser tägliches Leben sind“, sagt unser Arbeitsmarkt-Experte Dr. Tobias Zimmermann. „Andere wiederum haben zum ersten Mal mehr über manche Berufe erfahren und dabei zum Beispiel auch festgestellt, wie krisenfest und nachgefragt sie sind.“

Viel Arbeit, (noch) niedriges Gehalt

Im Gehalt spiegelt sich das hohe Ansehen vieler systemrelevanter Berufe bisher jedoch nicht wider. 70 % der Befragten sind der Meinung, dass Pflegekräfte zu wenig Geld verdienen. 64 % der Befragten finden, dass Reinigungskräfte unterbezahlt sind. Rund 58 % der Teilnehmenden sagen, dass Erzieher*innen zu wenig Geld bekommen. Auch Frisör*innen und Beschäftigte im Einzelhandel sind laut 57 % bzw. 55 % der Befragten unterbezahlt.
„Das könnte sich in den nächsten Jahren ändern“, sagt Zimmermann. „Im Bauwesen, Handel und in der Logistik sind es vor allem Lagerist*innen, Kassierer*innen und Bauarbeiter*innen, die für Wachstum sorgen. Sie werden momentan händeringend gesucht. Das muss und wird sich mittelfristig auch auf die Verdienstmöglichkeiten auswirken. Dasselbe gilt für Arbeitsumfeld und -bedingungen. Unternehmen, die schon jetzt auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter*innen reagieren und so in die Attraktivität ihrer Jobs investieren, schaffen sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Denn: Das Zeitalter knapper Bewerber*innen hat gerade erst begonnen. Das gilt ganz besonders für Berufe, die oft zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, aber für das Unternehmen nicht zu ersetzen sind.“

Übersicht der Top-25-Berufsgruppen

#Berufsgruppeø Grad der Wertschätzung vor der Corona-Krise: 0 = überhaupt keine Wertschätzung 10 = allerhöchste WertschätzungAnteil der Befragten, deren Wertschätzung für die jeweilige Berufsgruppe ein Jahr nach Beginn der Pandemie gestiegen ist
1Pflegekräfte8,4+ 53%
2Ärzt*innen8,2+ 41%
3Mitarbeiter*innen im Einzelhandel7,3+ 37%
4Erzieher*innen7,6+ 33%
5Zusteller*innen7,4+ 32%
6Virolog*innen7,2+ 31%
7Bestatter*innen7,1+ 28%
8Mitarbeiter*innen im Freizeit- und Gastgewerbe7+ 26%
9Fernfahrer*innen7+ 26%
10Lebensmittel-Lieferant*innen6,8+ 26%
11Mitarbeiter*innen in der Abfallentsorgung7,4+ 26%
12Polizist*innen7,4+ 26%
13Reinigungskräfte7,1+ 24%
14Frisör*innen6,8+ 24%
15Sozialarbeiter*innen7,1+ 24%
16Lehrer*innen7,2+ 22%
17Lagerist*innen6,6+ 17%
18Mitarbeiter*innen im Baugewerbe6,9+ 14%
19Hausmeister*innen6,2+ 9%
20Bundeswehrbedienstete6+ 9%
21Anwält*innen6,7+ 9%
22HR-Mitarbeiter*innen6,2+ 8%
23Fitnesstrainer*innen5,5+ 4%
24Journalist*innen6+ 3%
25Banker*innen5,8+ 2%

Über die StepStone Studie
Welche Berufsgruppen genossen in Deutschland vor der Corona-Pandemie die höchste Wertschätzung? Wie hat sich der Respekt für bestimmte Berufsgruppen im Laufe der Krise verändert? Wie hat sich Corona auf die Attraktivität von Schlüsselberufen ausgewirkt? Die Jobplattform StepStone hat im Mai 2021 rund 2.000 Beschäftigte in Deutschland zu diesen und weiteren Themen befragt. Weitere Informationen zu dieser Studie hier.

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