So wichtig sind Cultural Fit und Unternehmenskultur für Mitarbeitende

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ein*e hochqualifizierte*r Mitarbeiter*in ist in einem hervorragend aufgestellten Unternehmen angestellt. Die Aufgaben entsprechen exakt den eigenen Wünschen, die Rahmenbedingungen der Stelle sind ausgezeichnet und flexibel. Dennoch ist die*der Mitarbeitende unzufrieden, mit negativen Folgen für Motivation und Arbeitsleistung. 

Eine Situation, die in der Realität häufiger vorkommt, als es Fachkräften und Unternehmen lieb ist. Der Cultural Fit zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen sollte von Arbeitgebenden daher nicht unterschätzt werden. Schließlich spielt die gelebte Unternehmenskultur für viele Arbeitnehmende eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, ob sie in ihrem Job zufrieden sind.

Im Kampf um die besten Talente kommen dem Cultural Fit und der Unternehmenskultur eine große Bedeutung zu. Welche Herausforderungen warten dabei auf Arbeitgebende? Worin liegen bei diesem Thema die Chancen für Unternehmen? Wie können Recruiter einen Mismatch vermeiden? Antworten auf all diese Fragen finden Sie in diesem Artikel.

Wie hängen Unternehmenskultur und Cultural Fit zusammen?

Mit der Unternehmenskultur sind die gemeinsamen Werte, Überzeugungen, Verhaltensweisen und Normen gemeint, die die Arbeitsweise sowie das Umfeld eines Unternehmens prägen. Unternehmenskultur meint per Definition die Philosophie einer Firma, die häufig durch historische Entwicklungen, Führungsstile und individuelle Erfahrungen der Mitarbeitenden über die Zeit entstanden sind.

Die Unternehmenskultur beeinflusst, wie Mitarbeitende Entscheidungen treffen, miteinander umgehen sowie ihre Arbeit erledigen. Im Zusammenhang mit der Unternehmenskultur steht der Begriff des Cultural Fits. Dieser sagt aus, wie gut ein*e Mitarbeiter*in zur Unternehmenskultur passt und andersherum.

Ist ein*e Mitarbeiter*in ein guter Cultural Fit, dann stimmen die Überzeugungen, Einstellungen, Werte und Verhaltensweisen mit der Unternehmenskultur einer Firma überein. Von einem Cultural Fit ist die Rede, wenn Mitarbeitende nicht nur die fachlichen Anforderungen erfüllen, sondern sich auch sozial und in Bezug auf die Unternehmenskultur in das Unternehmen einfügen.

Warum ist der Cultural Fit für Arbeitgeber so wichtig?

Nicht nur für Arbeitnehmende ist der Cultural Fit entscheidend, wenn es um die Zufriedenheit in einem Job geht – auch für Arbeitgeber ist er relevant. Schließlich entscheidet der Cultural Fit darüber, ob Mitarbeitende in ein Unternehmen passen, sich gut ins Team einfügen, loyal und engagiert sind sowie gute Leistungen erbringen.
Produktivität und Motivation sind eng an den Cultural Fit geknüpft, weshalb Personaler*innen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter*innen immer auch darauf achten sollten, ob die Person in das Unternehmen passt. Je besser der Cultural Fit zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden ist, desto besser sind die Auswirkungen auf Fluktuation, Engagement und Teamzusammenhalt.

Cultural Fit & Unternehmenskultur: Wann kommt es zum Mismatch?

Wo liegt der Grund für den Mismatch, wenn es nicht passt zwischen Beschäftigten und Unternehmen? Oftmals liegt es daran, dass die gelebte Unternehmenskultur sowie die Wertvorstellungen nicht mit den Werten und Vorstellungen der Mitarbeitenden übereinstimmen, das heißt:

• Cultural Fit: stimmt es sozial und kulturell, hat das große Vorteile für Mitarbeitende und Unternehmen.
• Mismatch: stimmt es nicht, kann sich dies negativ auf die Motivation sowie die Arbeitsleistung auswirken.

Damit es zum Perfect Match zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen kommt, muss es also in puncto Unternehmenskultur stimmen. Stimmen die Werte von Mitarbeitenden nicht mit denen eines Unternehmens überein, so ist die Rede von einem Mismatch.

Wie wichtig ist die Unternehmenskultur für Talente?

Aber warum ist das so? Zunächst ist festzuhalten, dass die Unternehmenskultur nicht nur wichtig ist, um eine produktive Arbeitsbeziehung zwischen Fachkräften und ihren Arbeitgebenden herzustellen. Sie ist generell ein wichtiger Aspekt für Unternehmen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Sie kommt besonders im Recruiting und im Wettstreit um die besten Talente zum Tragen und auch, um wichtige Mitarbeitende langfristig an das Unternehmen zu binden. Sie erhöht maßgeblich die Mitarbeitermotivation, ihre Zufriedenheit und somit auch die Produktivität des Unternehmens.

Dabei ist es entscheidend zu wissen, dass sich Unternehmenskultur nicht an einem einzigen Aspekt festmachen lässt. In der Attracting Talent Studie von 2024, die wir in Zusammenarbeit mit dem Kienbaum Institut @ ISM für Leadership & Transformation durchgeführt haben, wurden unterschiedliche Personen zu mehreren Aspekten befragt, die alle ein Teil der Unternehmenskultur sind. Darunter waren sowohl Talente, die noch im Jahr 2024 ihren Job wechseln möchten, als auch Talente, die bei ihrem bestehenden Arbeitgeber bleiben wollen, sowie Recruiter*innen.

Was sagen wechselwillige Mitarbeitende?

Wichtige Aspekte für wechselwillige Mitarbeitende, wenn es um die Kultur von Unternehmen und Teams geht, sind:

• Wechselwilligen Mitarbeitenden ist der Aspekt Fairness und Gleichberechtigung besonders wichtig (56 Prozent).
• Eine Wissens-, Lern- und Fehlerkultur ist für 49 Prozent der befragten Wechselwilligen relevant.
• Zusammengehörigkeit wird von 35 Prozent der Befragten als wichtiger Aspekt genannt, wenn es darum geht, einen neuen Job anzutreten.
• Weitere Aspekte sind Inklusion und Vielfalt, eine offene Kommunikation innerhalb des Teams, ein Gemeinschaftsgefühl sowie Empowerment.

Was sagen Angestellte, die nicht wechseln wollen?

Für Beschäftigte, die 2024 in ihrem Job bleiben wollen, sind vor allem folgende Aspekte wichtig:

• flache Hierarchien (42 Prozent)
• ein Zusammengehörigkeitsgefühl (41 Prozent)
• eine transparente und offene Kommunikation (44 Prozent)
• Teamwork (40 Prozent)

Unternehmenskultur: Beispiele für Aspekte, die bei der Personalgewinnung besonders relevant sind

Recruiter*innen geben im Rahmen der Studie an, dass bei der Personalgewinnung insbesondere Fairness und Gleichberechtigung als Aspekt stark ins Gewicht fallen, wenn es um die Unternehmenskultur geht (52 Prozent). Eine transparente und offene Kommunikation innerhalb des Teams ist ebenfalls ein entscheidender Punkt im Recruiting neuer Mitarbeiter*innen (54 Prozent).

Im Rahmen der Studie zeigt sich daher, dass Unternehmen auf einem guten Weg sind, wenn es um die Unternehmenskultur geht: Sie matchen die Wünsche der Bewerber*innen und Mitarbeiter*innen und haben insbesondere bei Aspekten wie flache Hierarchien, Zusammengehörigkeit, Innovationskultur sowie Inklusion und Vielfalt hohe Überschneidungen.

Der Faktor Engagement

Dennoch gibt es auch viele Arbeitnehmende in Deutschland, die sich ihren Arbeitgebenden nicht verbunden fühlen. In unserem Whitepaper „The Engagement Advantage – Navigating Tight Labor Markets with the Power of Employee Engagement“ haben wir den Faktor Engagement in Deutschland, USA und UK unter die Lupe genommen.

Das ernüchternde Ergebnis: Nur 23 % der Mitarbeitenden in Deutschland fühlen sich ihre Arbeitgeber verbunden. Um diese Zahl zu verbessern und Mitarbeitende stärker an ein Unternehmen zu binden, müssen sich Arbeitgeber die Bedeutung von Unternehmenskultur bewusst machen und die einzelnen Aspekte leben.

Welche Herausforderungen und Chancen gibt es beim Thema Unternehmenskultur?

Die Unternehmenskultur ist sowohl aus Sicht der Unternehmen wie der Mitarbeitenden von hoher Bedeutung. Die eigene Unternehmenskultur sicht- und erlebbarer zu machen ist ein wichtiger Hebel für rekrutierende Unternehmen. Insbesondere die älteren Generationen nennen die Unternehmens- und Teamkultur im Rahmen der Attracting Talent-Studie als wichtigen Faktor, wenn es um die Wünsche an einen neuen oder bestehenden Arbeitgebenden geht:

• Wechselwillige: Die 30- bis über 60-jährigen Wechselwilligen nennen die Teamkultur auf Platz 4 ihrer Wünsche, wenn es um einen neuen Arbeitgebenden geht. Nur für die 20- bis 29-jährigen Wechselwilligen kommt die Teamkultur erst auf dem fünften und die Unternehmenskultur erst auf dem sechsten Platz. Für sie sind andere Faktoren wie Karriere & Entwicklung noch relevanter.
• Nicht-Wechselwillige: Bei den Angestellten, die ihren Job nicht wechseln wollen, werden die Team- und Unternehmenskultur ebenfalls in allen Altersgruppen auf den ersten fünf Plätzen genannt.

Team- und Unternehmenskultur sind soziale Bedürfnisse, die Arbeitnehmende haben und auf die Arbeitgeber bei der Personalsuche eingehen sollten.

Unternehmenskultur und Cultural Fit aus Sicht der Unternehmen

Es spricht dafür, dass Unternehmen noch viel zu tun haben, wenn sich nur 23 Prozent der Arbeitnehmenden in Deutschland ihrem Arbeitgeber verbunden fühlen. Denn ein guter Cultural Fit ist etwa mit Blick auf die Mitarbeitermotivation und die Mitarbeiterbindung von Vorteil.

Insbesondere bei der Einstellung von Führungskräften und der Besetzung von Positionen in den Bereichen Personal, Marketing und Vertrieb ist aus Unternehmenssicht der Cultural Fit besonders wichtig. Kein Wunder, sind diese Positionen doch für die Kommunikation und Repräsentation der Unternehmenswerte von enormer Bedeutung.

Über die Studie

Die Studie von The Stepstone Group in Zusammenarbeit mit dem Kienbaum Institut @ISM für Leadership & Transformation will die Faktoren aufdecken, die Top-Talente anziehen und an ein Unternehmen binden. Die Grundlage dafür bildet das Bedürfnisempfinden von Menschen. Qualitative Interviews und eine umfassende Literaturrecherche sind die Grundlage eines quantitativen Fragebogens, mit dem 8.400 Antworten im Rahmen einer Onlinebefragung gesammelt wurden. Die Befragungsergebnisse wurden anhand des Mikrozensus gewichtet und sind somit repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung hinsichtlich Alter und Geschlecht.

Häufig gestellte Fragen zur Unternehmenskultur und Cultural Fit: