Globale Arbeiterlosigkeit: Der deutsche Arbeitsmarkt

Eine weltweite Arbeiterlosigkeit steht uns bevor. Sind sich die Menschen der Problematik bewusst? Wie kommen mögliche Lösungsansätze unter den Befragten an?
Welche Maßnahmen braucht es, um der Arbeiterlosigkeit entgegenzutreten?Die wichtigsten Ergebnisse und Lösungsansätze gibt es jetzt zum Herunterladen!
Das 21. Jahrhundert ist ein Jahrhundert der Megatrends und globalen Herausforderungen. Normalerweise sind Krisen und Megatrends sehr sichtbar und dominieren den öffentlichen Diskurs. Aber: Es gibt eine Herausforderung, die zu oft unsichtbar ist oder unterschätzt wird: Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der "Arbeitslosigkeit" sein. Es ist nun dringend notwendig, mögliche Lösungen zu beleuchten. Hierzu hat Stepstone im Rahmen einer internationalen Studie rund 20.000 Personen befragt. Lesen Sie hier alles über die Ergebnisse für Deutschland.

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Unsere Erwerbsbevölkerung schrumpft

Herrschte lange Zeit die Angst vor der Population Bomb und einer Überbevölkerung unseres Planeten – erleben wir jetzt eine Zeitenwende. Nach Jahrhunderten des Wachstums, beginnt der Trend einer stetig wachsenden Bevölkerung zunächst zu stoppen und sich in immer mehr Ländern der Welt umzukehren. Die fünf größten Volkswirtschaften der Welt, die USA, China, Japan, Deutschland und Großbritannien, werden laut den Prognosen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 13 % ihrer Erwerbsbevölkerung verlieren – mehr als 168 Millionen Menschen. Gleichzeitig wird die Gruppe der Rentner immer größer und in den fünf größten Volkswirtschaften bis zum Jahr 2050 um 71 % wachsen. Der Blick nach Deutschland zeigt, dass die Entwicklung hierzulande besonders gravierend ist. Allein bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird unsere Erwerbsbevölkerung um 3,7 Millionen Menschen schrumpfen –mehr als alle Einwohner Berlins.

 

 

Die auf uns zukommenden Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur können in vielen Ländern gravierende wirtschaftliche, soziale und geopolitische Folgen haben. Das Verhältnis von Erwerbstätigen und Rentnern verschiebt sich. Die Produktivität der Erwerbstätigen müsste also steigen, um unseren Wohlstand aufrechtzuerhalten. Und damit kommen wir zur zweiten Herausforderung: Trotz der Digitalisierung werden wir nicht produktiver. Bereits in den 1990er Jahren betrug das jährliche Produktivitätswachstum noch 2 Prozent, in den 2010er Jahren nur noch 0,8 Prozent und im Jahr 2018 kam der Anstieg der Pro-Kopf-Produktivität in Deutschland schließlich zum Stillstand (Quelle).

 

 

Trotzdem haben wir es noch in der Hand das Blatt zu wenden. Qualifizierte Migration, mehr Geschlechtergerechtigkeit und die sinnvolle Automatisierung von Arbeitsprozessen stellen einige von vielen möglichen Lösungsansätzen dar. Doch sind die gegenwärtigen Entwicklungen bereits in der Bevölkerung bekannt? Für wie problematisch halten die Befragten die Bevölkerungs- sowie die Produktivitätsentwicklung? Und wie bewerten sie die möglichen Lösungsansätze? Dazu hat Stepstone im Rahmen einer globalen Studie insgesamt 20.000 Menschen aus den USA, China, Deutschland und Großbritannien befragt.

 

 

Global Labor Shortage: Ergebnisse für Deutschland

71 % der Befragten aus Deutschland schätzen die Bevölkerungsentwicklung falsch ein

In Deutschland sind aktuell etwa 54 Millionen Menschen zwischen 16 und 65 Jahre alt und somit erwerbsfähig. Bis zum Jahr 2050 wird die Erwerbsbevölkerung in Deutschland um 15 % schrumpfen – die Gruppe der Rentner hingegen um 29 % wachsen. Diese Entwicklung schätzen 71 % der Befragten aus Deutschland falsch ein. Selbst aus dem Top-Management schätzen noch zwei von drei (64 %) Unternehmensentscheidern die Bevölkerungsentwicklung falsch ein. Im mittleren Management sind es sogar 72 %. Aufmerksam gemacht auf die Entwicklung, bewerten jedoch 78 % aller Befragten diese als problematisch.

 

Die Menschen überschätzen den Effekt der Digitalisierung massiv

Eine mögliche Lösung, um die Effekte einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung auszugleichen wäre ein starkes Produktivitätswachstum durch die Digitalisierung. 75 % der Befragten geben an, dass sich ihre individuelle Produktivität in den letzten 20 Jahren durch die Digitalisierung erhöht hat. Doch auch das ist ein Trugschluss, stagnierte die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen in Deutschland bereits im Jahr 2018. Auch diese Problematik sehen die Befragten, nachdem sie auf die Problematik aufmerksam gemacht wurden. So halten es knapp zwei Drittel der Befragten für problematisch, dass wir nicht mehr produktiver werden, für unproblematisch nur jede*r Zehnte.

Zu den internationalen Ergebnissen

Die wichtigsten Lösungen, um der Arbeiterlosigkeit entgegenzutreten

Im Rahmen der Befragung wurden die wichtigsten Maßnahmen diskutiert: Die Befragten sollten die Prinzipien, und wie sie sich auf die Erhaltung unseres Lebensstils und unserer wirtschaftlichen Stärke auswirken, bewerten.

 

Der Aussage, dass Diversität am Arbeitsmarkt stärker gefördert werden sollte – beispielsweise durch den Abbau von Vorurteilen, flexible Arbeitsmodelle, flächendeckende Kinderbetreuung und Unterstützung bei der Care-Arbeit – standen 77 % der Befragten positiv gegenüber. 71 % der Männer und ganze 87 % der Frauen. Damit erhielt diese Maßnahme die größte Zustimmung unter den deutschen Befragten. Hinsichtlich der Führungsposition befürworten etwas weniger Personen aus dem Top-Management (72 %) als Personen aus dem mittleren Management (77 %) und ohne Führungsverantwortung (78 %) diese Maßnahme.

 

Insgesamt 71 % der deutschen Befragten geben an, dass Arbeit und Arbeitsmarkt so flexibel wie möglich sein sollten. Das bedeutet weniger Regulierung und mehr Gestaltungsfreiheit bei Arbeitsort, -zeit, und -inhalten sowie die Möglichkeit, flexibler die Stelle zu wechseln. Auch diese Maßnahme erhielt etwas mehr Zuspruch durch die Frauen. So bewerteten 75 % der Frauen und 68 % der Männer diese Maßnahme als positiv.

 

Der konsequenten Automatisierung repetitiver, unproduktiver Aufgaben und damit einhergehender Aufwertung menschlicher Arbeit stehen 69 % der Befragten positiv gegenüber. Vor allem aus dem Top-Management erhält diese Maßnahme die größte Zustimmung (75 %). Aus der Gruppe der Fachkräfte bewerten 65 % die Maßnahme als positiv, um der Arbeiterlosigkeit entgegenzutreten. Hingegen bewerten nur 57 % der Personen, die als einfache*r, Angestellte*r oder Hilfskraft arbeiten, diese Maßnahme als positiv.

 

 

Migration qualifizierter Fachkräfte sollte stärker gefördert werden. Durch gezielte Kampagnen, die Einführung eines Punktesystems (wie beispielsweise in Kanada) und bessere und einfachere Integration in die Gesellschaft könnten viele unbesetzte Arbeitsplätze besetzt werden. Diese Maßnahme bewerten insgesamt 63 % der Befragten als positiv. Darunter 61 % der Männer und 66 % der Frauen. Von den Befragten, die in der Stadt leben, befürworten 66 % Arbeitsmigration. Von den Befragten aus der Vorstadt sind es 62 % und von den Befragten aus ländlichen Regionen 60 %.

 

Ältere Menschen sollten so lange wie möglich am Arbeitsmarkt produktiv sein. Dies könnte durch Altersteilzeit, Fortbildungen, die Anhebung des Rentenalters auf 70 und die Vereinfachung individueller Regelungen ermöglicht werden. Insgesamt erhielt diese Maßnahme die geringste Zustimmung. Nur 26 % der Befragten gaben an, dass sich diese Maßnahme positiv auf die Erhaltung unseres Lebensstils und unserer wirtschaftlichen Stärke auswirkt. Jedoch steigt die Bereitschaft, auch im Alter noch am Arbeitsmarkt produktiv zu sein, mit dem Alter deutlich an: Während der Maßnahme aus der Gruppe der unter 30-jährigen lediglich jede fünfte Person positiv gegenüberstand, war es aus der Gruppe der über 60-jährigen jede zweite Person. Auch hinsichtlich der Führungsverantwortung gibt es Gruppenunterschiede: 44 % der Personen aus dem Top-Management befürworten die Maßnahme, im Vergleich zu 25 % aus dem mittleren Management und 24 % ohne Führungsverantwortung.

 

 

Über die Studie

Der globale Arbeitsmarkt befindet sich an einem Wendepunkt. Es beginnt das Zeitalter der “Arbeiterlosigkeit”. Das zeigen unter anderem die UN-Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung. Mit dieser internationalen Studie will die Stepstone Gruppe ein Bewusstsein für die kommenden Entwicklungen und mögliche Handlungsoptionen schaffen. Zu diesem Zweck hat Stepstone im Zeitraum von Dezember 2021 bis Januar 2022 rund 20.000 Arbeitnehmer in den USA, Großbritannien, Deutschland und China befragt. Ziel war es, zu entschlüsseln, ob die demografische Herausforderung im Bewusstsein der Menschen angekommen ist, wie mögliche Lösungen bewertet werden und welche Unterschiede es in vier der fünf wichtigsten Volkswirtschaften der Welt gibt.

Kontakt

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