25.04.2024
Lesedauer: 8 Min.

Relocation: So bringen Sie internationale Talente nach Deutschland

Camille Delorme
Camille Delorme

Inhalt

  • Global Mobility
  • Das alles gehört zu Relocation
  • Erfolgreiche Relocation
  • Wünsche von internationalen Talenten
  • Professionelles Relocation Management
  • Datenbasis und Methodik 
Studie: Decoding Global Talent – Dream Destinations and Mobility Trends

Studie: Decoding Global Talent – Dream Destinations and Mobility Trends

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Wenn freie Stellen monatelang nicht besetzt werden können und die Produktivität aufgrund von Personalmangel sinkt, ist es an der Zeit, größer zu denken. Die Rede ist vom Thema Relocation. Während internationale Rekrutierung in der Vergangenheit mehrheitlich von Konzernen praktiziert wurde, wird sie seit einigen Jahren auch für Mittelständler, kleinere Unternehmen und Start-ups zunehmend interessant. Denn in Zeiten von Fachkräftemangel und schrumpfender Erwerbsbevölkerung lohnt es sich für alle und jeden, Rekrutierung global zu denken.

Doch mit der Einstellung internationaler Fachkräfte erwartet HR-Abteilungen ein ganz neuer Themenkomplex, den es zu durchdringen gilt. Was genau bedeutet eigentlich Relocation? Welche Relocation-Services gibt es und welche Form der Unterstützung wünschen sich internationale Kandidat*innen? Und warum ist Relocation auch als Attraktivitätsfaktor fürs Employer Branding nicht zu unterschätzen? 

Global Mobility auf hohem Niveau: 6 von 10 Arbeitskräften würden im Ausland arbeiten

Illustration der Erdkugel mit einem Flugzeug

Der englische Begriff Relocation bedeutet zunächst schlicht „Umzug“. Im Businesskontext geht es  darum, neuen Mitarbeitenden, oft aus dem Ausland, beim Umzug und der Anpassung an ihren neuen Wohn- und Arbeitsort zu helfen.

Abbildung: Bereitschaft der deutschen Bevölkerung, für einen Job ins Ausland zu ziehen.
Abbildung: Globale Bereitschaft, für einen Job ins Ausland zu ziehen. Quelle: Studie: „Decoding Global Talent“, The Stepstone Group, BCG und The Network, 2024.

Relocation ist ein brandaktuelles Thema, wie unsere neueste Arbeitskräftestudie „Decoding Global Talent 2024“ zeigt. In Kooperation mit The Network und der Boston Consulting Group (BCG) haben wir über 150.000 Arbeitnehmer*innen aus 185 Ländern zu Mobilitätstrends und ihren Präferenzen befragt. Das Ergebnis: Die Bereitschaft, ins Ausland zu ziehen und dort zu arbeiten, ist hoch! Ganze 63 %, also mehr als sechs von zehn Arbeitnehmer*innen, sind generell bereit, für den richtigen Job ihr Heimatland zu verlassen. Besonders hoch ist der Umzugswille im Mittleren Osten, in Südasien und in Afrika. Hier suchen zwischen 51 % (Uganda) und 85 % (Pakistan) der Arbeitskräfte aktiv nach einem neuen Job im Ausland. Und Deutschland steht bei internationalen Fachkräften hoch im Kurs: Laut unserer Studie rangieren wir unter den Top 5 der beliebtesten Zuwanderungsländer weltweit.1 

Doch selbstverständlich bringt so ein Neuanfang neben den beruflichen Chancen auch viele Herausforderungen mit sich und will darum gut durchgeplant sein. Umso besser, wenn der Arbeitgeber hier unterstützt.

Neuanfang im Ausland: Das alles gehört zu Relocation

Beim Thema Relocation denken viele zunächst an Umzugsunterstützung und Kostenübernahme. Und es stimmt, natürlich ist der eigentliche Umzug elementarer Teil eines jeden Relocation-Pakets für Mitarbeiter*innen. Doch wer den Neuanfang in einem fremden Land einmal weiterdenkt, wird schnell feststellen, dass gut gemachte Relocation deutlich mehr umfassen sollte. Wie gelingt die Wohnungssuche? Wer hilft bei Formalitäten und Behördengängen? Wer berät in wirtschaftlichen und steuerlichen Fragen? In vielen Fällen zieht zusammen mit einer Arbeitskraft auch die Familie mit um, was weitere Fragen aufwirft: Wie kommt man an Schul- oder/und Kitaplätze? Wie gelingt die Integration des*der Partner*in in Arbeit und Alltag? 

Wie ein Relocation-Paket konkret aussehen kann, beschreibt Jana Classen-Heizmann, Head of Talent Acquisition DACH bei Schneider Electric. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Verena Schrahe-Bueth leitet sie das Recruiting des Energiemanagement-Unternehmens für den deutschsprachigen Raum. Dabei rekrutiert sie regelmäßig auch Talente über Landesgrenzen hinweg.

Porträtbild von Jana Classen-Heizmann
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„In unserer Relocation Policy geht es um Formalien wie Visa, eine temporäre Unterkunft, Unterstützung bei der Wohnungssuche, finanzielle Unterstützung für den Umzug oder für Familienmitglieder, aber auch um unseren Familien-Service. Denn es ist so gut wie unmöglich, einen Kitaplatz aus dem Ausland heraus zu planen. Hinzu kommen kulturelle Aspekte: Wir bieten interne Sprachkurse an, es gibt Team-Buddies, die den Start erleichtern, und das Mobility-Team lädt regelmäßig alle ausländischen Kolleg*innen zum Call ein.“

– Jana Classen-Heizmann, Head of Talent Acquisition DACH bei Schneider Electric

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All diese Bereiche führen zu erfolgreicher Relocation:

  • Unterstützung bei der Wohnraumsuche – nach einer vorübergehenden Unterkunft ebenso wie nach einem dauerhaften Zuhause 
  • Umzugspaket, inkl. Organisation, Kostenübernahme, Ein- und Auspackservice 
  • Unterstützung bei Behördengängen, wie z. B. der Beantragung eines Visums und der notwendigen Arbeitserlaubnis
  • Erstattung von Visagebühren und Reisekosten  
  • Unterstützung bei organisatorischen Angelegenheiten wie der Eröffnung eines Bankkontos, dem Abschluss von Versicherungen, dem Abschluss von Verträgen für Strom, Internet etc. 
  • Familienservice: Organisation von Schul- oder/und Kitaplätzen, Integration des*der Lebenspartner*in 
  • Alltagsunterstützung für den Start: Wo kann man einkaufen? Welche Sport- und Freizeitangebote gibt es? 
  • Angebot von Sprachkursen, sowohl vor als auch nach dem Umzug 
  • Informationen über das Gesundheitssystem 
  • Beratung in rechtlichen, wirtschaftlichen und steuerlichen Fragen 
  • Langfristige, regelmäßige Betreuung der internationalen Arbeitskräfte, um diese bestmöglich zu integrieren. Denn nur wer sich wohlfühlt, bleibt Land und Unternehmen auch wirklich längerfristig treu. 

Vorteil für die Mitarbeitermobilität: Diese Relocation-Services wünschen sich internationale Talente

Abbildung: Themen, bei den sich internationale Talente Unterstützung von ihrem deutschen Arbeitgeber wünschen.
Abbildung: Themen, bei den sich internationale Talente Unterstützung von ihrem deutschen Arbeitgeber wünschen. Quelle: Studie: „Decoding Global Talent“, The Stepstone Group, BCG und The Network, 2024.

Wenn es um die Entscheidung für einen neuen Arbeitgeber geht, sind sich internationale und deutsche Arbeitskräfte in vielerlei Hinsicht einig: Sie wünschen sich vor allen Dingen ein gutes Gehalt, gute Entwicklungsmöglichkeiten und eine offene Unternehmenskultur. Doch darüber hinaus ist für fast jede zweite Person aus dem Ausland (46 %) auch die Unterstützung bei Umzug und Integration vor Ort ein wesentlicher Attraktivitätsfaktor.1 Um in Deutschland zu arbeiten, wünschen sich globale Talente insbesondere Unterstützung bei: 

  • der Wohnungssuche (77 %) 
  • der Beantragung von Visum und Arbeitserlaubnis (77 %) 
  • dem Umzug selbst (66 %) 
  • dem Erlernen und Trainieren der Sprache (58 %) 
  • rechtlicher und finanzieller Beratung (43 %)1 

Es liegt somit auf der Hand, dass internationale Talente sich eher für einen Arbeitgeber entscheiden werden, der sie beim Thema Relocation begleitet. Wer also z. B. ein Umzugspaket anbietet, bei der Suche nach einer Unterkunft unterstützt, Formalitäten erleichtert oder Sprachkurse ermöglicht, hat im Kampf um die besten internationalen Talente klar die Nase vorn. Oder anders gesagt: Unternehmen, die fit sind in Sachen Relocation, fördern die Mitarbeitermobilität und steigern die eigene Attraktivität als Arbeitgeber. Dabei steht es natürlich jedem Unternehmen frei, selbst festzulegen, wie umfangreich ein solches Relocation-Paket für Mitarbeiter*innen aussehen soll. Grundsätzlich lohnt sich hier aber immer der individuelle Blick auf die persönlichen Bedürfnisse der neuen Arbeitskräfte. Denn der Weg ins Ausland geht sich am besten von Anfang an gemeinsam. 

Professionelles Relocation Management: Spezielle Dienstleister können helfen

Wer bislang noch keine oder nur wenig Erfahrung mit Relocation hat, für den lohnt sich – zumindest für den Einstieg – die Zusammenarbeit mit einer Relocation-Agentur. Relocation Management als Dienstleistung ist in Deutschland noch ein relativ junges Feld; die ersten spezialisierten Agenturen entstanden in den 1990er-Jahren. Ursprünglich stammt das Konzept aus den USA, wo es aufgrund der Landesgröße traditionell dazugehört, für den Job teils große Entfernungen zu überwinden. 

Heute gibt es Agenturen für Relocation Management – also Firmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Unternehmen beim Umzug und der Integration internationaler Arbeitskräfte zu unterstützen – in jeder größeren deutschen Stadt. Sie können für Personalabteilungen eine hilfreiche Unterstützung sein, schließlich verfügen sie über sehr spezialisiertes Know-how, arbeiten mit etablierten Netzwerken und wissen auch um rechtliche und formale Feinheiten, die für Personalverantwortliche mit zeitaufwändiger Recherche verbunden wären. So können Relocation-Dienstleister den Arbeitsalltag in der HR-Abteilung deutlich entlasten und den Weg zur internationalen Rekrutierung vereinfachen – und nicht zuletzt lässt sich von ihnen natürlich jede Menge lernen.

Webinar-Tipp: Global Mobility

Sie möchten mehr über Relocation und internationale Rekrutierung erfahren? In unserem Webinar „Global Mobility“ gibt es spannende Insights und wertvolles Know-how rund um Rekrutierung, Relocation und Onboarding internationaler Fachkräfte. 

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Zwei Figuren ausgerichtet mit dem Blick auf eine Weltkarte

Datenbasis und Methodik: Über „Decoding Global Talent 2024“ 

„Decoding Global Talent“ ist eine der größten Arbeitskräftestudien der Welt. In Kooperation mit The Network und der Boston Consulting Group (BCG) befragt The Stepstone Group nach Möglichkeit alle vier Jahre globale Fachkräfte zu ihrer internationalen Mobilität. Das Ziel: Mobilitätstrends und sich entwickelnde Präferenzen zu untersuchen und Arbeitgebern so dabei zu helfen, Top-Talente aus aller Welt einzustellen. Die Studie fasst die Antworten von mehr als 150.000 Teilnehmer*innen aus 185 Ländern zusammen und liefert damit aktuelle Insights zur internationalen Rekrutierung.

Mit einem Querschnitt aus allen Bildungsniveaus und Branchen nahmen rund 14.000 Personen aus Deutschland an der Studie teil, davon 52 % Männer, 46 % Frauen und 2 % Diverse. 85 % der Teilnehmenden lebt in Deutschland, 15 % sind ausgewandert. Die berufliche Situation der deutschen Teilnehmer*innen setzt sich wie folgt zusammen: 67 % Vollzeitbeschäftigte, 10 % Teilzeitbeschäftigte, 12 % Jobsuchende, 4 % Selbstständige, 7 % Sonstige (z. B. Rentner*innen und Studierende). 


Quellen: 

1 Studie: „Decoding Global Talent“, The Stepstone Group, Boston Consulting Group und The Network, 2024