24.04.2024
Lesedauer: 8 Min.

Deutschland unter den Top 5 der attraktivsten Arbeitsländer: Weltweite Studie untersucht die Mobilitätstrends von Arbeitskräften

Camille Delorme
Camille Delorme

Inhalt

  • Wichtigste Ergebnisse
  • Attraktivste Arbeitsdestinationen
  • Berlin sechst-attraktivste Stadt
  • Attraktivitätsfaktoren von Deutschland
  • Unterstützung bei der Relocation
  • Mobilitätsbereitschaft in Deutschland
  • Emotionale Bindung zu Deutschland
  • Zielländer von deutschen Fachkräften
  • Remote Work
  • Datenbasis und Methodik
Studie: Decoding Global Talent – Dream Destinations and Mobility Trends

Studie: Decoding Global Talent – Dream Destinations and Mobility Trends

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Arbeiten mit Blick aufs Brandenburger Tor oder Mittagspause im Englischen Garten? Für viele internationale Arbeitskräfte wäre dies eine äußerst reizvolle Perspektive. Denn Arbeiten in Deutschland ist höchst gefragt: In der neuen Studie „Decoding Global Talent 2024“, die vor Kurzem veröffentlicht wurde, schafft es Deutschland erneut unter die Top 5 der attraktivsten Zielländer der Welt, wenn es um einen neuen Job geht. Berlin landet auf Platz 6 unter den attraktivsten Städten weltweit. Zum vierten Mal hat The Stepstone Group in Kooperation mit The Network und der Boston Consulting Group (BCG) internationale Arbeitskräfte zu ihren Mobilitätspräferenzen befragt. Mehr als 150.000 Teilnehmer*innen aus 185 Ländern machten mit und geben Aufschluss über die aktuellen Mobilitätstrends und sich entwickelnde Präferenzen auf dem Weltarbeitsmarkt. Hier liefern wir Ihnen die neuesten Insights für Ihr internationales Recruiting

Decoding Global Talent: Das sind die wichtigsten Ergebnisse für Deutschland:

  • Deutschland bleibt unter den Top 5 der attraktivsten Arbeitsdestinationen weltweit. 
  • Die Bereitschaft der Deutschen, ins Ausland zu ziehen, sinkt auf nur noch 7 Prozent. 
  • Der Trend der virtuellen Mobilität nimmt zu: 58 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen würden für ein ausländisches Unternehmen remote tätig werden.   

Die attraktivsten Arbeitsdestinationen: Deutschland bleibt unter den Top 5 

Im Vergleich zur letzten „Decoding Global Talent“-Studie aus dem Jahr 2020 musste Deutschland im Ranking der beliebtesten Arbeitsdestinationen einen Platz einbüßen (von Rang 4 auf 5), bleibt aber weiterhin das attraktivste Zielland Europas und das einzige nicht-englischsprachige Land in den Top 5. Seit 2014 führen englischsprachige Länder das Ranking an, gefolgt von mehreren europäischen Staaten sowie den asiatischen Zielen Japan und Singapur. Neu auf Platz 1 ist in diesem Jahr erstmals Australien, das sich seit 2014 kontinuierlich von Rang 7 „hochgearbeitet“ hat. 

Abbildung: Top 10 der attraktivsten Arbeitsländer weltweit – Entwicklung seit 2014
Abbildung: Top 10 der attraktivsten Arbeitsländer weltweit – Entwicklung seit 2014. Quelle: Studie: „Decoding Global Talent“, The Stepstone Group, BCG und The Network, 2024.

Berlin ist die sechst-attraktivste Stadt der Welt

Auf der Skala der beliebtesten Städte der Welt konnte London den ersten Platz im Ranking verteidigen, gefolgt von Amsterdam, Dubai, Abu Dhabi und New York. Berlin landete auf Platz 6. Erstmals taucht in der aktuellen Studie als weitere attraktive deutsche Stadt Frankfurt am Main auf. Die Mainmetropole belegt Platz 40, gefolgt von München auf Platz 41

Gute Karrierechancen und hohe Lebensqualität: Das macht die Bundesrepublik für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiv

Auf die Frage nach den Gründen, sich für einen Job in Deutschland zu entscheiden, nennen 74 Prozent der internationalen Befragten die hohe Qualität der Beschäftigungsmöglichkeiten, 61 Prozent geben die gute Lebensqualität als wichtigen Grund für die Attraktivität Deutschlands an. Weitere Gründe, die aus Sicht der internationalen Talente für das Arbeiten in Deutschland sprechen, sind Sicherheit (49 %), monetäre Belange (48 %), das Innovationspotenzial (36 %) sowie das deutsche Gesundheitssystem (34 %).  

Abbildung: Gründe für das Arbeiten in Deutschland aus Sicht internationaler Talente
Abbildung: Gründe für das Arbeiten in Deutschland aus Sicht internationaler Talente. Quelle: Studie: „Decoding Global Talent“, The Stepstone Group, BCG und The Network, 2024.

Am beliebtesten zeigt sich Deutschland bei Arbeitskräften aus Bosnien und Herzegowina sowie der Türkei, gefolgt von umzugswilligen Menschen aus Pakistan, Ungarn und Ghana auf den Rängen 3 bis 5. 

Unterstützung bei der Relocation: Damit können Arbeitgeber punkten

Viele internationale Talente sind grundsätzlich bereit, für den richtigen Job nach Deutschland zu kommen. Bei der Wahl des passenden Arbeitgebers spielt für fast jede zweite Person (46 %) jedoch auch eine Rolle, inwieweit das Unternehmen sie bei Umzug und Integration vor Ort, sprich: beim Thema Relocation, unterstützt. Insbesondere wünschen sich globale Talente laut unserer Arbeitskräftestudie:

  • Unterstützung bei der Wohnungssuche (77 %),
  • bei der Beantragung von Visum und Arbeitserlaubnis (77 %),
  • bei dem Umzug selbst (66 %),
  • beim Spracherwerb (58 %) sowie
  • eine rechtliche und finanzielle Beratung (43 %).

Wer hier Unterstützung zusichert, verschafft sich einen Attraktivitätsvorteil und hat im Kampf um die besten internationalen Talente die Nase vorn. 

Globale Mobilität der Deutschen auf niedrigem Niveau

Doch wie steht es um die Bereitschaft der Deutschen, selbst für einen Job ins Ausland umzuziehen? Im globalen Vergleich: träge! Deutsche Talente zeigen sich deutlich weniger mobil als der internationale Durchschnitt: Im Jahr 2023 gaben nur 7 Prozent der Studienteilnehmer*innen aus Deutschland an, ins Ausland ziehen zu wollen. Zum Vergleich: Global liegt die Bereitschaft zu internationaler Mobilität bei 23 Prozent und ist seit 2020 sogar um 2 Prozentpunkte gestiegen.   

Auch der Blick auf die tendenziell eher mobilen Zielgruppen – 20–30-Jährige sowie Menschen mit Hochschulabschluss – zeichnet hier kein wesentlich anderes Bild. Während global 32 Prozent der jungen Menschen angeben, dass sie bereit wären, ins Ausland zu ziehen, sind es in Deutschland gerade einmal 10 Prozent. Und auf 24 Prozent umzugswillige Menschen mit Hochschulabschluss weltweit kommen in Deutschland sogar nur 8 Prozent. 

Abbildung: Vergleich der Bereitschaft zu globaler Mobilität in Deutschland mit den globalen Gesamtzahlen
Abbildung: Vergleich der Bereitschaft zu globaler Mobilität in Deutschland mit den globalen Gesamtzahlen. Quelle: Studie: „Decoding Global Talent“, The Stepstone Group, BCG und The Network, 2024.

Why stay? Emotionale Gründe, um zu bleiben

Wie lässt sich dieser fehlende Wunsch nach Mobilität unter deutschen Arbeitskräften erklären? Auch danach haben wir im Rahmen der Studie „Decoding Global Talent 2024“ gefragt. Als mit Abstand wichtigstes Argument gegen einen Umzug geben sowohl deutsche als auch internationale Befragte an, den*die Lebenspartner*in oder/und die Familie nicht mitnehmen zu können (Deutschland: 63 %, global: 54 %). Weitere ausschlaggebende Faktoren für deutsche Arbeitskräfte sind:

  • eine starke emotionale Verbundenheit mit dem Heimatland (36 %),
  • Sicherheitsbedenken (32 %),
  • Sprachbarrieren (31 %) sowie
  • fehlendes Know-how über das Arbeiten im Ausland (27 %).

Es sind also größtenteils emotionale Faktoren, die deutsche Arbeitskräfte dazu bewegen, ihrem Land treu zu bleiben. Doch – wenn auch im Rahmen der Studie nicht abgefragt – ein weiterer Gedanke liegt nahe: Offensichtlich mögen die Deutschen ihr Heimatland im internationalen Vergleich! Denn selbst wenn deutsche Mitbürger dafür bekannt sind, gern mal zu meckern – die strukturellen, wirtschaftlichen und sozialen Vorteile ihres Landes scheinen ihnen dennoch bewusst zu sein und sie wissen diese auch zu schätzen. 

Quo vadis? Diese Destinationen sind bei deutschen Fachkräften beliebt

Doch wohin gehen diejenigen Talente aus Deutschland, die einen Umzug ins Ausland in Erwägung ziehen würden? Die Studie hat gezeigt, dass vor allem die deutschsprachigen Nachbarländer – in jedem Fall aber europäische Länder – besonders hoch im Kurs liegen. Nach der Schweiz und Österreich landen die USA zwar auf Platz 3, aber mit Platz 4 kehren wir bereits nach Europa zurück, nämlich nach Spanien. 
Eines fällt jedoch ins Auge: Wenn Talente Deutschland verlassen, dann mit eher langfristigen Perspektiven. Während ganze 55 Prozent angeben, entweder auf unbestimmte Zeit im Ausland bleiben oder sich zumindest noch nicht festlegen und dies vor Ort entscheiden zu wollen, sprechen sich nur 9 Prozent für einen vergleichsweise kurzen Aufenthalt von unter einem Jahr aus. 

Die wichtigsten Gründe für das berufliche Auswandern aus Deutschland sind praktischer Natur. So nennen 68 Prozent der Befragten finanzielle und wirtschaftliche Gründe, 66 Prozent versprechen sich vom Umzug eine bessere Lebensqualität und 64 Prozent folgen einem konkreten Jobangebot. Eine eher untergeordnete Rolle spielen dagegen Gründe wie eine inklusivere Gesellschaft (13 %), umweltpolitische Aspekte (12 %) oder die Wiedervereinigung mit Familie und Freunden (12 %). 

Remote Work: Die virtuelle Mobilität boomt

Sind die Deutschen also grundsätzlich eher „Auslands-Muffel“, wenn es um internationales Arbeiten geht? Nicht zwingend. Denn die virtuelle Mobilität – also die Bereitschaft, aus dem eigenen Land heraus remote für ein ausländisches Unternehmen zu arbeiten – boomt. Auch in Deutschland. So signalisieren in der aktuellen Studie 58 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen die Bereitschaft, remote für ein Unternehmen zu arbeiten, das keine physische Präsenz in ihrem Aufenthaltsland hat. Im Jahr 2020 lag diese Zahl noch bei 47 Prozent. Aufgrund der fortschreitenden Globalisierung und der rasanten Entwicklung von Kommunikationstechnologien ist damit zu rechnen, dass dieser Trend sich auch in Zukunft weiter fortsetzen wird. 

Datenbasis und Methodik: Über „Decoding Global Talent 2024“ 

„Decoding Global Talent“ ist eine der größten Arbeitskräftestudien der Welt. In Kooperation mit The Network und der Boston Consulting Group (BCG) befragt The Stepstone Group nach Möglichkeit alle vier Jahre globale Fachkräfte zu ihrer internationalen Mobilität. Das Ziel: Mobilitätstrends und sich entwickelnde Präferenzen zu untersuchen und Arbeitgebern so dabei zu helfen, Top-Talente aus aller Welt einzustellen. Die Studie fasst die Antworten von mehr als 150.000 Teilnehmer*innen aus 185 Ländern zusammen und liefert damit aktuelle Insights zur internationalen Rekrutierung.

Mit einem Querschnitt aus allen Bildungsniveaus und Branchen nahmen rund 14.000 Personen aus Deutschland an der Studie teil, davon 52 % Männer, 46 % Frauen und 2 % Diverse. 85 % der Teilnehmenden lebt in Deutschland, 15 % sind ausgewandert. Die berufliche Situation der deutschen Teilnehmer*innen setzt sich wie folgt zusammen: 67 % Vollzeitbeschäftigte, 10 % Teilzeitbeschäftigte, 12 % Jobsuchende, 4 % Selbstständige, 7 % Sonstige (z. B. Rentner*innen und Studierende).