13.04.2023
Lesedauer: 5 Min.

Gastronomie-Personal finden: Tipps für Arbeitgeber

Jasmin Berger
Jasmin Berger

Inhalt

  • Status Quo
  • Gehalt
  • Tipps für die Mitarbeiterrekrutierung
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„Dieser Bereich ist wegen Personalmangel geschlossen!“ Spätestens seit der Corona-Pandemie sind Schilder wie diese normal geworden. Und Hotellerie und Gastronomie sind in aller Munde, wenn es um das Thema Fach- und Arbeitskräfteknappheit geht. Allein im Jahr 2020 haben Hotels und Gaststätten in Deutschland laut einer IW-Studie rund 216.000 Beschäftigte verloren.1 Erste Restaurants arbeiten inzwischen mit Bedien-Robotern.

Auch wenn die Lage sich im vergangenen Jahr wieder ein wenig entspannt hat, hält der Druck auf die Branche dennoch an. Erfolgreiche Mitarbeitergewinnung und -bindung ist und bleibt eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben. Doch welche Lösungsansätze für erfolgreiches Recruiting in Hotellerie und Gastronomie gibt es und wie kann dies in Zeiten der Arbeiterlosigkeit gelingen?

Status Quo in Hotel & Co.

Rund zwei Millionen Menschen arbeiten aktuell deutschlandweit im Hotel- und Gastronomiebereich. Die gute Nachricht: Der Arbeitskräftemangel scheint sich tatsächlich im vergangenen Jahr etwas entspannt zu haben: So ist beispielsweise die Zahl neuer Ausbildungsverträge im Jahr 2022 mit mehr als 30 % überproportional gestiegen und lag nur noch 6 % unter dem Vorkrisenniveau von 2019.2 Doch diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Denn nur, weil sich aktuell wieder mehr junge Menschen für einen Job im Gastgewerbe interessieren, bedeutet das noch lange nicht, dass diese auch langfristig dabeibleiben werden. Denn Jobs im Hotel, im Restaurant oder im Café haben weiterhin ein Attraktivitätsproblem. Spätestens, seit Homeoffice & Co. salonfähig geworden sind.

Schlusslicht beim Gehalt

Homeoffice-Tage, flexible Arbeitszeiten, ortsflexibles Arbeiten: Was in anderen Branchen in den vergangenen Jahren zur Normalität geworden ist, ist im Hotel- und Gastgewerbe oft schlicht nicht möglich. Auch der Faktor Geld sorgt nicht gerade für Freudensprünge: Mit einem Bruttomediangehalt von nur 35.722 Euro bildet die Berufsgruppe Hotellerie, Gastronomie und Tourismus das Schlusslicht im Stepstone Gehaltsreport 2023. Und auch die Entwicklungschancen lassen – zumindest in Sachen Gehalt – deutlich zu wünschen übrig: Selbst mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung verdienen Menschen im Hotel- und Gastrobereich immer noch weniger als der*die Durchschnittsdeutsche: nämlich im Median 38.914 Euro pro Jahr.3

Kein Wunder also, dass es den Unternehmen der Branche schwerfällt, ausreichend Personal zu finden. Dieser Umstand schlägt sich auch in den Vakanzzeiten nieder: Rund 134 Tage dauert es aktuell, eine Stelle in der Hotellerie und Gastronomie neu zu besetzen. Mit jedem Tag der Nichtbesetzung entgeht Unternehmen im Durchschnitt Umsatz in Höhe von 398 Euro.4

Tipps für die Mitarbeiterrekrutierung in der Gastronomie

Aber was können Arbeitgeber aus der Hotellerie- und Gastrobranche tun, um trotz der angespannten Situation Menschen für einen Job bei sich zu begeistern – und dann auch langfristig zu binden? Wir haben ein paar Ansatzpunkte für ein erfolgreiches Recruiting im Gastgewerbe zusammengestellt:

  • Aktiv werden
    First things first: Wer nicht sucht, wird auch nicht (erfolgreich) finden. Werden Sie also selbst aktiv und werben Sie für Ihr Unternehmen als Arbeitgeber. Mit Stellenanzeigen, einer eigenen Landingpage für das Recruiting, Social-Media-Ads – gern aber auch mit kreativen Aktionen. Ob Stellenangebot auf dem Bierdeckel oder Flashmob beim Stadtfest – lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Zettel aushängen kann schließlich jeder.
  • Das Positive hervorheben
    Präsenzpflicht sowie Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende mögen für viele Menschen Nachteile sein – doch welche Vorteile bieten Jobs im Hospitality-Sektor? Besinnen Sie sich bei Ihrer Kommunikation auf die positiven Seiten: Ihre Mitarbeitenden haben zum Beispiel täglich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, gehören zu einem starken Team und bekommen viel Bewegung. In diesen – und sicher noch weiteren – Punkten kann Homeoffice nicht mithalten.
  • Für bessere Konditionen sorgen
    Auch wenn es wehtut: Greifen Sie tiefer in die Tasche. Noch immer ist das Gehalt einer der wichtigsten Faktoren für Kandidat*innen, wenn es um einen Jobwechsel geht. Wer hier mehr bietet, hat die Nase vorn. Doch auch darüber hinaus können Sie viel tun, um in Ihrem Betrieb für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Muss die Teilschicht wirklich sein, oder lässt sich der Tag vielleicht auch anders organisieren? Können körperlich anstrengende Arbeiten besser aufgeteilt werden? Hören Sie Ihren Mitarbeitenden zu und gehen Sie – wenn möglich – auf individuelle Bedürfnisse ein.
  • Potenziale nutzen
    Wie wichtig sind harte Faktoren wie eine abgeschlossene Ausbildung, Branchenerfahrung, Alter oder perfekte Deutschkenntnisse eigentlich wirklich? Kann vieles davon nicht vielleicht durch genügend Motivation und Lernbereitschaft ausgeglichen werden? Wer beispielsweise Quereinsteiger*innen eine Chance gibt und sich bemüht, Vorurteile abzubauen, entdeckt unter Umständen völlig neue Potenziale. Schauen Sie für ein möglichst erfolgreiches Recruiting in der Hotellerie und Gastronomie bei der Personalfindung auf den Menschen, nicht (nur) auf den Lebenslauf.

1 Quelle: Jansen, Anika / Risius, Paula, 2022, Sorgenkind Gastro?. Berufswechsel in der Corona-Pandemie, IW-Kurzbericht, Nr. 60, Köln
2 Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): : Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2022
3 Quelle: Stepstone Gehaltsreport 2023
4 Quelle: Stepstone Gehaltsreport 2023 & Bundesagentur für Arbeit