Warum ein Employee Assistance Program (EAP) für Ihr Unternehmen von Vorteil ist

Laut einer Studie der Betriebskrankenkasse Pronoba aus 2023 sieht sich jede*r fünfte Deutsche von Burnout bedroht. Gleichzeitig berichtete die DAK im ersten Halbjahr 2024 von einem erheblichen Anstieg der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen. Fast ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland klagt zudem über Rückenschmerzen (Quelle: Statista). Diese Erkenntnisse verdeutlichen die weit verbreiteten psychischen und physischen Belastungen am Arbeitsplatz und betonen die Notwendigkeit, dass Unternehmen präventive Maßnahmen zur Unterstützung ihrer Beschäftigten ergreifen.

In diesem Kontext bietet ein Employee Assistance Program Unterstützung bei beruflichen und privaten Herausforderungen. Die Einführung eines EAP fördert das Wohlbefinden und wirkt sich positiv auf die Effizienz sowie die Fehlzeiten Ihrer Mitarbeitenden aus. Der folgende Artikel beleuchtet die wesentlichen Vorteile von EAPs und bietet einen umfassenden Schritt-für-Schritt-Leitfaden zur erfolgreichen Umsetzung in Ihrem Unternehmen.

Was ist ein Employee Assistance Program?

Ein EAP ist eine externe Beratungsdienstleistung, die Arbeitgeber zur Unterstützung ihrer Beschäftigten bei beruflichen, privaten und gesundheitlichen Herausforderungen bereitstellt. Es bietet eine anonyme und vertrauliche Kurzzeitberatung durch qualifizierte Expert*innen. Ziel des EAP ist es, die Gesundheit, Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu fördern und ihnen präventive Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Die Beratung steht häufig rund um die Uhr zur Verfügung.

Welche Themen deckt ein Employee Assistance Program ab?

EAPs decken eine breite Palette an Dienstleistungen ab. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der spezifischen Themenbereiche, in denen ein EAP Unterstützung bietet.

Berufliche Herausforderungen

• Stress bei der Arbeit
• Umgang mit betrieblichem Wandel und wachsenden Anforderungen
• Entscheidungsfindung und Karriereentwicklung
• Konflikte und Krisen im Arbeitsumfeld
• Zeit- und Selbstmanagement

Gesundheitliche Fragestellungen

• Stress und Erschöpfung (z. B. Burnout)
• Psychosomatische Beschwerden und Schlafstörungen
• Abhängigkeiten und Suchtprobleme
• Physische Beschwerden (z. B. Rückenschmerzen)

Persönliche und familiäre Themen

• Finanzielle Sorgen und der Umgang mit Schulden
• Beziehungskonflikte und Partnerschaftsfragen
• Umgang mit Krankheit, Tod und Trauer
• Work-Life-Balance

Führung und Teammanagement

• Gesundheitsorientierte Führung
• Umgang mit belasteten oder suchtgefährdeten Mitarbeitenden
• Konfliktmanagement im Team
• Vorbereitung auf schwierige Gespräche mit Angestellten

Psychosoziale Unterstützung

• Krisenintervention bei extremen Fällen (z. B. Suizidprävention)
• Sucht- und Abhängigkeitsberatung
• Unterstützung bei häuslicher Gewalt
• Beratung zu Erziehungsfragen und familiären Belastungen
• Pflegeberatung (finanziell und organisatorisch)

Erweiterte EAP-Dienstleistungen

• Rechtliche Erstberatung
• Vermittlung von Kinderbetreuung
• Unterstützung bei Haushalts- und Gartenarbeit

Lesetipp

Mental Health am Arbeitsplatz – richtig fördern und erhalten

Weiterlesen

Beispiel: Work-Life-Balance, Stressbewältigung, finanzielle Beratung

Anna, 35 Jahre alt und Beschäftigte in einem mittelständischen Unternehmen, kämpft mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, da sie sich um ihre zwei kleinen Kinder kümmert und gleichzeitig beruflich vorankommen möchte. Zudem belastet sie finanzielle Sorgen und Schulden. Der steigende Stress beeinträchtigt ihre Arbeit und ihre Beziehungen, was zu Überforderung und einem Burnout-Risiko führt.

Anna wendet sich an das Employee Assistance Program ihres Unternehmens und erhält kurzfristig einen Termin für eine vertrauliche Beratung. Der EAP-Berater erkennt, dass sie Unterstützung in den Bereichen Stressbewältigung, Finanzen und Work-Life-Balance benötigt. Sie bekommt Zugang zu Workshops für Zeitmanagement, wird an einen Finanzberater vermittelt und erhält Empfehlungen für Familientherapie.
Nach mehreren Sitzungen berichtet Anna von Fortschritten: Sie hat ihre Finanzen besser im Griff, fühlt sich weniger gestresst und bewältigt ihre beruflichen Herausforderungen besser. Das EAP bleibt in Kontakt, um ihre weitere Unterstützung sicherzustellen.

Vorteile eines Employee Assistance Programs für Unternehmen und Führungskräfte

Ein EAP bietet Unternehmen sowie deren Mitarbeitenden und Führungskräften nachhaltige Vorteile, die sich positiv auf die allgemeine Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit auswirken.

Vorteile eines EAP für Unternehmen

• Mitarbeitende zeigen mehr Produktivität, Konzentration und Leistungsfähigkeit, wenn sie bei der Bewältigung beruflicher und privater Herausforderungen Unterstützung bekommen.
• EAPs fördern die Resilienz der Mitarbeitenden, indem sie gezielt bei Krisen und belastenden Lebenssituationen unterstützen. Dies führt zu einer höheren Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress und fördert langfristig die Gesundheit.
• Das Risiko von krankheitsbedingten Ausfällen verringert sich durch frühzeitige Hilfe bei psychischen und körperlichen Belastungen. Weniger Fehlzeiten und eine gesteigerte Arbeitsleistung senken die Kosten.
• Die Bindung ans Unternehmen erhöht sich, da ein EAP den Mitarbeitenden zeigt, dass ihr Wohlbefinden wichtig ist. Dies führt zu weniger Fluktuation und Verlust von Know-how im Unternehmen.
• Eine erhöhte Arbeitgeberattraktivität, geprägt von zufriedenen Mitarbeitenden, wirkt sich intern wie extern aus und wird zu einem entscheidenden Vorteil im Recruiting. Arbeitgeber mit EAP-Angeboten sind für potenzielle Talente attraktiver und heben sich von der Konkurrenz ab.
• Die gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit fördert die Motivation und schafft ein positives Arbeitsumfeld, in dem Kreativität und Innovation sich entfalten. EAPs bieten Mitarbeitenden einen sicheren Raum, um Herausforderungen zu besprechen und Lösungen zu finden.

Lesetipp

Recruiting Trends 2024 – aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt

Weiterlesen

Vorteile eines EAP für Führungskräfte

• Führungskräfte erhalten die Möglichkeit, ihre Führungsfähigkeiten auszubauen und in ihrer Rolle kontinuierlich wachsen.
• Ein EAP fördert achtsame und gesunde Führung, sodass Entscheidungsträger sowohl auf ihr eigenes Wohlbefinden als auch auf das ihrer Mitarbeitenden achten können.
• Führungskräfte können auf professionelle Beratung zurückzugreifen, wenn es um heikle Themen wie Konfliktgespräche oder schwierige Mitarbeitergespräche geht.
• Vorgesetzte lernen, Konflikte im Team frühzeitig zu erkennenund zu lösen, was zu Effizienz und einem besseren Arbeitsklima führt.
• Führungskräfte haben die Möglichkeit, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern, sodass sie klarer und empathischer kommunizieren und Missverständnisse reduzieren können.

Ablauf einer EAP-Beratung: Vom Erstgespräch bis zur Nachberatung

Ein gut organisierter Prozess ermöglicht es Mitarbeitenden, rasch Unterstützung zu erhalten, wenn sie mit Herausforderungen konfrontiert sind. Durch diese strukturierte Vorgehensweise trägt ein EAP dazu bei, Probleme schnell und effizient zu lösen.

1. Einführung und Information 

Die Mitarbeitenden kontaktieren den EAP-Anbieter über eine Hotline, E-Mail oder ein Online-Portal. Bei der ersten Kontaktaufnahme geben sie lediglich ihren Arbeitgeber an, um die Anspruchsberechtigung zu überprüfen, sowie ein Stichwort zu ihrem Anliegen.

2. Erstgespräch und Problemklärung

Nach der Kontaktaufnahme vereinbaren die Mitarbeitenden zeitnah einen Beratungstermin, abhängig von der Dringlichkeit des Anliegens. Im Erstgespräch klären sie ihre Herausforderungen und Ziele. Die Berater*innen ermitteln, ob es sich um eine akute Krise handelt und ob zusätzliche Unterstützung, wie psychotherapeutische Maßnahmen, nötig ist. Das Ziel dieses Gespräches besteht darin, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und einen klaren Überblick über die Situation der Ratsuchenden zu verschaffen.

3. Lösungsorientierte Beratungssitzungen

In den darauffolgenden Sitzungen, in der Regel zwischen drei und sechs Termine, unterstützen die Berater*innen die ratsuchende Person dabei, individuelle Lösungsansätze zu entwickeln und Schritt für Schritt umzusetzen. Diese Beratungen finden persönlich, telefonisch oder online statt, wobei die Mehrheit der Mitarbeitenden persönliche Gespräche bevorzugt.

4. Nachverfolgung und fortlaufende Unterstützung

Nach den initialen Beratungssitzungen erfolgt ein Follow-up, um den Fortschritt zu überprüfen und sicherzustellen, dass die ratsuchende Person die vereinbarten Maßnahmen umsetzt. Bei Bedarf vermitteln die Berater*innen die ratsuchende Person an spezialisierte Fachstellen oder bietet zusätzliche Unterstützung an. Dieses kontinuierliche Monitoring hilft den Mitarbeitenden, langfristig von der Beratung zu profitieren und Herausforderungen effektiv zu bewältigen.

5. Abschluss und Feedback

Die Beratung endet, wenn der Angestellte die gesetzten Ziele erreicht hat oder beide Seiten entscheiden, dass keine weitere Unterstützung mehr notwendig ist. Nach dem formellen Abschluss haben Mitarbeitende die Möglichkeit, bei erneuten Problemen wieder auf das EAP-Angebot zuzugreifen. Um die Qualität der Dienstleistung sicherzustellen, erhalten die Mitarbeitenden häufig die Gelegenheit, anonym Feedback zur Beratung abzugeben.

Checkliste: Einführung eines Employee Assistance Programs

Die Einführung eines EAP erfordert eine sorgfältige Planung, um sicherzustellen, dass das Programm sowohl die Anforderungen des Unternehmens als auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden optimal erfüllt. Um den Implementierungsprozess effektiv zu gestalten, finden Sie hier eine praktische Checkliste.

Identifizieren Sie die individuellen Herausforderungen Ihrer Belegschaft. Nutzen Sie Umfragen oder anonyme Fragebögen, um spezifische Themen und Problemfelder zu ermitteln, die Ihre Mitarbeitenden am häufigsten betreffen.

Definieren Sie messbare Ziele für das EAP, wie die Reduzierung von Fehlzeiten um einen bestimmten Prozentsatz oder die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit innerhalb eines festgelegten Zeitraums.

Entwickeln Sie spezifische Kennzahlen, um den Erfolg des Programms regelmäßig zu bewerten. Berücksichtigen Sie dabei die Nutzungshäufigkeit, Zufriedenheitsumfragen sowie qualitative Rückmeldungen von Mitarbeitenden.

Wählen Sie einen EAP-Anbieter, der über nachweisliche Erfahrung und eine gute Reputation am Markt verfügt. Achten Sie darauf, dass der Anbieter über qualifizierte Berater*innen in relevanten Fachbereichen wie Psychologie, Suchtberatung und Stressmanagement verfügt.

Vergleichen Sie die Angebote verschiedener Dienstleister und achten Sie dabei auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Klären Sie, ob der Anbieter die Kosten pauschal oder nach tatsächlicher Nutzung abrechnet.

Achten Sie darauf, dass der Anbieter rund um die Uhr erreichbar ist, um auch in dringenden Situationen Unterstützung zu gewährleisten.Überprüfen Sie die angebotenen Kommunikationskanäle, einschließlich Telefon, Online-Chat und persönliche Sitzungen.

Überprüfen Sie, ob der Anbieter strenge Vertraulichkeits- und Datenschutzrichtlinien beachtet. Stellen Sie sicher, dass Mitarbeitende ohne Angst vor negativen Konsequenzen das Programm in Anspruch nehmen können.

Entwickeln Sie eine Kommunikationsstrategie, um das EAP intern bekannt zu machen. Nutzen Sie verschiedene Kanäle, wie das Intranet, Newsletter, Social Media, Flyer und Workshops, um die Mitarbeitenden regelmäßig über das Angebot zu informieren.

Organisieren Sie Schulungen für Führungskräfte, um ihnen das Wissen zu vermitteln, wie sie Mitarbeitende auf das EAP hinweisen und in kritischen Situationen effektiv unterstützen können. Fügen Sie praktische Übungen hinzu, um die Schulungen interaktiver zu gestalten.

Überwachen Sie den Erfolg des EAPs, indem Sie anonymes Feedback der Mitarbeitenden einholen. Setzen Sie die gewonnenen Erkenntnisse gezielt ein, um das EAP kontinuierlich zu optimieren und bestmöglich auf die sich wandelnden Anforderungen und Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden einzugehen.