18.01.2024
Lesedauer: 7 Min.

Den Mitarbeitenden die KI-Angst nehmen: So schaffen Sie Vertrauen zu den neuen Technologien

Camille Delorme
Camille Delorme

Inhalt

  • Faktor Mensch
  • Gefahr oder Allheilmittel? 
  • KI-Angst nehmen
  • FAQ
Studie: Guide to an AI-Powered Workplace

Studie: Guide to an AI-Powered Workplace

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Die zunehmende Nutzung von künstlicher Intelligenz verändert unseren Alltag. Und damit auch die Arbeitswelt. Ob ChatGPT, Bildgeneratoren oder intelligente Tools zur Prozessoptimierung: Es passiert enorm viel – und doch ist all das bislang nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Möglichkeiten, die KI-Technologien uns mittelfristig bieten werden. Wir glauben, dass KI ein enormes Potenzial dazu hat, die (Arbeits-) Welt besser zu machen. Doch der Erfolg steht und fällt mit den Menschen. Mit ihrer Einstellung, ihrem Know-how und ihren Fähigkeiten.

Wir fragen uns hier: Wie aufgeschlossen stehen Angestellte dem Thema KI gegenüber? Welche Bedenken haben sie und sind diese Vorbehalte berechtigt? Und warum lohnt es sich, KI-Tools aufgeschlossen zu begegnen?

Der Faktor Mensch – entscheidend für den KI-Erfolg 

KI entwickelt sich rasant – steckt aber immer noch in den Kinderschuhen. Und bis auf Weiteres gilt: Jede KI ist nur so gut wie der Mensch, der sie bedient. So kann ChatGPT zwar in beeindruckendem Tempo Texte erstellen; doch nur mit den richtigen Eingabebefehlen – die nennt man übrigens „Prompts“ – wird der Text am Ende brauchbar. Anderes Beispiel: Wer eine KI seine Bewerbungen vorsortieren lässt, sollte tunlichst darauf achten, dass der zugrundeliegende Datenpool mit den Werten des Unternehmens übereinstimmt. Sonst kommt es unter Umständen zum „Amazon-Effekt“: 2018 machte das Unternehmen große (Negativ-)Schlagzeilen mit der Diskriminierung von Frauen im Recruiting-Prozess. Was war passiert? Das KI-Rekrutierungstool hatte sich an den Einstellungsdaten der Vorjahre orientiert. Und da in dieser Zeit mehr Männer eingestellt wurden, stufte das Tool das Attribut „weiblich“ kurzerhand als „nicht wünschenswert“ ein. Das Ergebnis: Bewerbungen von Frauen wurden pauschal aussortiert.

Damit die KI also den Unternehmenszielen zuverlässig dient, braucht es Menschen, die ihr Know-how für durchdachte Strategien, Training und Kontrolle einsetzen. Und dies wiederum setzt ein Vertrauen der Menschen in die Nutzung von KI voraus. Doch wie intensiv wird KI in Unternehmen bislang überhaupt genutzt? Und wie aufgeschlossen stehen Angestellte dem Thema KI gegenüber? Um diese und andere Fragen zu beantworten, hat The Stepstone Group zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Totaljobs eine umfangreiche Online-Befragung mit mehr als 5.000 Teilnehmer*innen aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich durchgeführt.

Die Studienergebnisse stimmen einerseits zuversichtlich, zeigen andererseits aber auch den weiten Weg, der in puncto KI noch vor uns liegt: Etwa 6 von 10 Befragten (57 %) haben bereits Erfahrungen mit KI gemacht. Und rund jede zweite befragte Person fühlt sich im Umgang mit den entsprechenden KI-Tools sicher. Außerdem geben nur knapp 20 Prozent an, KI bisher recht häufig oder regelmäßig zu nutzen.1

KI – Gefahr oder Allheilmittel? 

Warum sind viele Menschen noch skeptisch, wenn es darum geht, sich auf das Thema KI einzulassen? Die Antwort liegt auf der Hand: Sie haben Angst. Angst davor, den Job an eine KI zu verlieren. Angst vor Fake News, vor gefälschten Gesichtern oder Stimmen mithilfe von KI (so genannten „Deepfakes“), grundsätzliche Angst vor einer „diffusen Bedrohung“. Vielleicht ist es sogar Angst vor einem „Terminator-Szenario“, also vor einer Welt, in der die Maschinen uns Menschen unterdrücken.

Diese Ängste sind nicht neu. Tatsächlich sind sie so alt, wie die Menschheit selbst. Schon als beispielsweise im 15. Jahrhundert der Buchdruck aufkam, regte sich Widerstand: Wer soll das alles lesen? Und wie soll man die Kontrolle behalten, wenn plötzlich jede x-beliebige Idee gedruckt werden kann? Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Fotografie ihren Siegeszug um die Welt antrat, fürchteten vielerorts Maler um ihre Existenzgrundlage. Traktoren, Computer, Roboter – mit jeder neuen Technologie kam auch neue Skepsis. Und das völlig zurecht: Schließlich hat jede dieser Erfindungen die (Arbeits-)Welt fundamental verändert. Doch in der Regel nicht zum Schlechteren, sondern hin zu mehr Effizienz, mehr Produktivität und weniger schwerer, körperlicher Arbeit.

Wie steht es also um die Angst vor Arbeitslosigkeit, Betrügereien und revolutionierenden Maschinen? Gibt es Grund zur Sorge? Das kalifornische Center for AI Safety (CAIS) sagt: jein. Denn natürlich öffnet das große Potenzial künstlicher Intelligenz auch Negativszenarien Tür und Tor. So warnt die amerikanische Non-Profit-Organisation vor einer ganzen Reihe von Risiken, beispielsweise durch böswillige Nutzung oder unzureichende Sicherheitskonzepte.2

Doch zum Super-GAU muss es nicht kommen, denn glücklicherweise haben wir Menschen unser Schicksal selbst in der Hand: Wir können beispielsweise den Zugang zu gefährlicher KI einschränken, uns für umfassende Sicherheitsvorschriften einsetzen, die internationale Zusammenarbeit stärken und insgesamt eine Kultur der Sicherheit fördern.2 Doch dazu müssen wir zunächst eines tun: uns auf das Thema KI einlassen.

Die Angst vor KI nehmen durch gezielte KI-Schulungen

Wegschauen ist also keine Option. Ganz gleich ob Führungskraft, Lehrer*in oder Auslieferungsfahrer*in: Wer KI verstehen und gewinnbringend einsetzen will, muss sich damit beschäftigen. Diese kritische Auseinandersetzung hat außerdem einen weiteren Nutzen: Unsere Studie zeigt, dass sie nachweislich dabei hilft, Vertrauen zu schaffen und Vorbehalte zu reduzieren. So geben 42 Prozent der befragten Personen mit KI-Erfahrung an, KI werde die eigene Produktivität erheblich steigern. Von den Befragten ohne KI-Erfahrung glauben dies nur 20 Prozent. Auch der Aussage „KI macht meinen Job einfacher“ stimmen Menschen mit KI-Erfahrung doppelt so oft zu (42 %) wie Menschen ohne Erfahrung mit künstlicher Intelligenz (21 %).1

Woran liegt diese gesteigerte Akzeptanz? Wer schon Erfahrungen mit KI gesammelt hat und diese recht häufig oder regelmäßig nutzt, erkennt die Vorteile im Arbeitsalltag. Die „diffuse Bedrohung“ wird greifbarer – und damit gleich viel weniger bedrohlich.

Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeitenden also aus verschiedenen Gründen dazu ermutigen, sich stärker mit KI auseinanderzusetzen und den neuen Technologien unvoreingenommen zu begegnen – ganz gleich auf welcher Karrierestufe. Um Know-how zu fördern, Vorurteile abzubauen und ein Umfeld zu kultivieren, das KI begrüßt, lohnt sich beispielsweise die Investition in gezielte KI-Ausbildungs- und -Entwicklungsprogramme. Laut der Stepstone Befragung ist in diesem Bereich bislang allerdings nur gut ein Fünftel der Arbeitgeber (21 %) aktiv tätig.1

Was Unternehmen konkret tun können, welche Fähigkeiten im Umgang mit KI hilfreich sind und warum „KI-Readiness“ auch ein wichtiger Faktor fürs Employer Branding sein kann, darum geht es im nächsten Blogartikel unserer KI-Reihe: So machen Sie sich und Ihr Unternehmen „KI-ready“.

Quellen:
1 Stepstone Studie: From Vision to Reality: The Ultimate Guide to an AI-Powered Workplace, 2023
2www.safe.ai/ai-risk, eingesehen am 19.10.2023


FAQ – Häufige Fragen zur Angst vor KI

Warum haben Menschen Angst vor Künstlicher Intelligenz?

Menschen haben Angst vor Künstlicher Intelligenz, weil sie befürchten, dass sie ihre Arbeitsplätze übernehmen könnte. Es gibt auch Ängste bezüglich Datenschutz und Privatsphäre sowie ethische Bedenken bezüglich Entscheidungen, die von KI getroffen werden könnten.

Wie können die potenziellen Gefahren von KI minimiert werden?

Die potenziellen Gefahren von KI können minimiert werden, indem strenge ethische Richtlinien und Regulierungen für die Entwicklung und den Einsatz von KI-Technologien implementiert werden. Unternehmen sollten auch darauf achten, KI-Algorithmen auf Vorurteile und Diskriminierung zu überprüfen und sicherstellen, dass sie fair und transparent sind.

Wie können Unternehmen die Ängste der Mitarbeiter*innen vor KI abbauen?

Unternehmen können die Ängste der Mitarbeiter vor KI abbauen, indem sie Schulungen und Trainings zu KI anbieten, um das Verständnis und die Fähigkeiten der Mitarbeiter im Umgang mit KI-Technologien zu verbessern. Darüber hinaus sollten Unternehmen transparent kommunizieren, wie KI in ihren Arbeitsabläufen eingesetzt wird und welche Vorteile sie bietet.