Arbeitgeberattraktivität

Attraktivitätsfaktoren richtig kommunizieren

Wussten Sie, dass 50 % aller Mitarbeiter nicht mit ihrem derzeitigen Arbeitgeber zufrieden sind?

Laptop auf dem Schoß
Infografik Cover Arbeitgeberattrakivität

Infografik: Arbeitgeberattraktivität

Tipps und Tricks auf einen Blick

Es ist kein Geheimnis: Jobsuchende sind überwiegend gut qualifiziert und kennen ihren Wert. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an den zukünftigen Arbeitgeber. Auch wenn das Gehalt nach wie vor eine große Rolle spielt, gibt es eine Reihe anderer Faktoren, die bestimmen, wie groß die Anziehungskraft eines Unternehmens auf Bewerber ist.

Aber von welchen Faktoren sprechen wir genau? Wie identifiziert man die Bedürfnisse von Jobsuchenden? Wie lassen sich diese Erkenntnisse beim Recruiting einsetzen? Und wie werden Attraktivitätsfaktoren richtig kommuniziert? Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie hier übersichtlich zusammengefasst.

Teilen Sie diesen Beitrag:

Interne und externe Arbeitgeberattraktivität

Arbeitgeberattraktivität ist Teil der internen und externen Employer-Branding-Strategie eines Unternehmens. Wer im Recruiting nachhaltig agieren will, muss nicht nur für Jobsuchende attraktiv sein, sondern auch für die derzeitigen Mitarbeiter.

Interne Arbeitgeberattraktivität

Bei der internen Arbeitgeberattraktivität geht es vor allem um sogenannte Bindungsfaktoren, die dazu beitragen, dass ein Mitarbeiter sich in hohem Maße mit dem Unternehmen identifiziert. Hierzu zählen unter anderem flache Hierarchien, Angebote zur Work-Life-Balance (z. B. Sportangebote), sinnhafte Aufgaben oder ein familiäres Arbeitsklima. Wenn ein Angestellter gerne zur Arbeit geht und sich dem Unternehmen verbunden fühlt, ist die Wahrscheinlichkeit eines hohen Levels an Motivation und Loyalität sehr groß.

Eine aktuelle Umfrage zeigt allerdings: Immerhin jeder zweite Mitarbeiter ist mit seinem derzeitigen Arbeitgeber nicht zufrieden. Die Top-Begründung für die Unzufriedenheit? Ein unproduktives und demotivierendes Arbeitsklima.

Externe Arbeitgeberattraktivität

Mit Blick auf die externe Arbeitgeberattraktivität spielen bei Jobsuchenden zunächst Faktoren wie ein attraktives Gehalt, flexible Arbeitszeiten sowie gute Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle.

Aber wie gut gelingt es deutschen Unternehmen eigentlich, sich als attraktiver Arbeitgeber in Szene zu setzen? Der Employer-Branding-Spezialist Universum hat in einer groß angelegten Umfrage herausgefunden, dass Deutschland in Sachen Employer Branding Nachholbedarf hat.

Es ist heute wichtiger denn je, nicht nur eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen, sondern diese auch in der Realität mit Leben zu füllen. Bereits jeder Dritte hat einen neuen Job schon einmal im ersten Jahr wieder gekündigt (Quelle: Stepstone Onboarding im Fokus, 2019). Der Hauptgrund hierfür: enttäuschte Erwartungen. Versprechen einzulösen ist entscheidend für die Mitarbeiterzufriedenheit und damit dafür, dass sich eine starke Employer Brand nicht zu einem Boomerang entwickelt.

Arbeitgeberattraktivität Studie – Cover

Arbeitgeberattraktivität

In dieser Studie werden entscheidende Attraktivitätsfaktoren von Arbeitgebern in Deutschland im Branchenvergleich analysiert. Daraus werden u. a. konkrete Handlungsempfehlungen für den Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke abgeleitet.

Onboarding im Fokus Cover

Onboarding im Fokus

Wie das Onboarding neuer Mitarbeiter gelingt: Insights, Erwartungen und Handlungsempfehlungen in unserer Studie – kompakt und aktuell.

Attraktivitätsfaktoren

In unserem Stepstone Report „Arbeitgeberattraktivität“ haben wir die Teilnehmer gefragt, welche Vorteile bei ihrem derzeitigen Job bzw. Unternehmen gegeben sind. Das Ergebnis: Flexible Arbeitszeiten sind der Attraktivitätsfaktor, der für jeden Zweiten im Jahr 2020 inzwischen Realität ist. Von guten Gehältern profitieren 40 Prozent der befragten Arbeitnehmer. Einen umfassenden Überblick über die Durchschnittsgehälter in Deutschland gibt unser Stepstone Gehaltsreport 2020. Nur jeder Dritte sieht Sinnhaftigkeit in seinem täglichen Tun. Besonders großer Nachholbedarf offenbart sich mit Blick auf eine überzeugende Unternehmenskultur und das Angebot an Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Weitere Attraktivitätsfaktoren wie ein familiäres Arbeitsklima, flache Hierarchien, ein internationales Umfeld oder eine gute Work-Life-Balance bewegen sich im Mittelfeld – auch hier besteht also viel Raum für Verbesserung.

Flexible Arbeitszeiten 50%, attraktives Gehalt 40%, sinnhafte Aufgaben 33%, familiäres Arbeitsklima 32%, flache Hierarchien 28%, internationales Umfeld 28%, Work-Life-Balance 23%, Unternehmenskultur 18%, Karriere- & Weiterbildungsmöglichkeiten 17%

Quelle: Stepstone Report Arbeitgeberattraktivität

Eine genaue Betrachtung der verschiedenen Attraktivitätsfaktoren zeigt auf, wie stark Wunsch und Realität teilweise auseinanderdriften. Während sich 90 Prozent der Befragten flexible Arbeitszeiten wünschen, ist dies nur bei 50 Prozent der Fall. Beim Thema Gehalt ist die Diskrepanz noch größer: Während für 96 Prozent ein attraktives Gehalt wichtig wäre, empfinden nur 40 Prozent ihr Gehalt tatsächlich als attraktiv. Bei den Faktoren Unternehmenskultur und Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten zeigt sich der größte Missstand mit Blick auf Realität (18 bzw. 17 Prozent) und Wunsch (90 bzw. 91 Prozent).

Cover des Gehaltsreport 2021

Gehaltsreport 2020

Der Stepstone Gehaltsreport liefert einen detaillierten Überblick über die Durchschnittsgehälter in Deutschland – aufgeschlüsselt u. a. nach Berufsgruppe, Branche, Bildungsgrad, Studienrichtung, Berufserfahrung und Region.

Arbeitgebervorteile: Identifikation und Priorisierung

Um die interne Arbeitgeberattraktivität zu stärken, müssen die Bedürfnisse der Mitarbeiter im eigenen Unternehmen identifiziert werden. Die Mitarbeiterzufriedenheit ist einer der wichtigsten Spielentscheider, wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens geht.

Für eine systematische Mitarbeiterbefragung, bei der die Erwartungen und Bedürfnisse von Mitarbeitern ermittelt werden sollen, müssen für die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden. Ein aufschlussreiches Interview zu dem Thema und ein guter Buchtipp hierzu finden sich auf dem Saatkorn-Blog von Gero Hesse.
Die zufriedensten Mitarbeiter sind übrigens in der Versicherungs- und IT-Branche sowie in der Branche rund um Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung und Recht auszumachen.

In diesen Branchen sind die zufriedensten Mitarbeiter: 57% IT, 56% Versicherungen, 55% Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung und Recht

Was die Stärkung der externen Attraktivität betrifft, hat sich gezeigt, dass Jobsuchenden nicht nur Gehalt, flexible Arbeitsbedingungen oder gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten wichtig sind. Die Stepstone Studie „Jobsuche im Fokus“ hat ergeben, dass auch eine sichere Anstellung, die Betonung teamorientierten Arbeitens, eine moderne technische Ausstattung oder attraktive Zusatzleistungen wie ein Firmenwagen wichtige Faktoren bei der Entscheidung für ein Unternehmen darstellen.
Bei welchen Unternehmen Young Professionals am liebsten arbeiten würden, erfahren Sie im Young Professional Survey 2019 von Universum.

Und wie so oft gilt: Es gibt kein Universalrezept für die Identifikation und Priorisierung von Faktoren bei der Stärkung der internen und externen Arbeitgeberattraktivität, denn die Bedürfnisse unterscheiden sich unter anderem je nach Branche und Unternehmensgröße.
Die Pharmaindustrie punktet beispielsweise bekanntermaßen mit attraktiveren Gehältern als andere Branchen und im Bereich Gesundheit und soziale Dienste liegt es nahe, dass Mitarbeiter ihre Aufgaben eher als sinnhaft erachten, als dies Angestellte in anderen Bereichen tun. Es gilt, genau diese Stärken in der Kommunikation besonders hervorzuheben, aber auch in andere Bereiche zu investieren und diese Vorteile zu betonen.

Die Anforderungen an den Arbeitgeber unterscheiden sich auch hinsichtlich der jeweiligen Zielgruppe. Wer ausreichend Candidate Insights sammelt, kann ermitteln, welche Attraktivitätsfaktoren bei der Bewerberkommunikation besonders hervorgehoben werden sollten.
Eine Möglichkeit, sich intensiv mit der Zielgruppe oder mehreren Zielgruppen auseinanderzusetzen und die entsprechenden Attraktivitätsfaktoren zu identifizieren, ist die Erstellung von Candidate Personas. Bei der Erstellung von Personas wird überlegt, welche Personen stellvertretend für eine bestimmte Bewerbergruppe stehen und ordnet diesen bestimmte Attribute (z. B. Alter, Ausbildung, Lebenssituation, …) zu. Die Erstellung dieser fiktiven Personen hilft bei der Analyse der Bedürfnisse der Zielgruppe und macht es einfacher, spezifische Maßnahmen für Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting abzuleiten.
Weitere Vorgehensweisen zur Zielgruppenidentifikation und -analyse sind Fokusgruppeninterviews, Standardfragen im Bewerbungsprozess oder Interviews mit neuen Kollegen.
Auch die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Generationen auf dem Arbeitsmarkt kann bei der Identifikation von Bedürfnissen helfen.

Jobsuche im Fokus Cover

Jobsuche im Fokus

Die Studie gibt einen Einblick in die Präferenzen und Erwartungen der Kandidaten bei der Jobsuche und im Bewerbungsprozess.

Baby Boomers

Live to work

  • Workaholics
  • Kompetitiv
  • Durchsetzungsstark
  • Idealistisch
  • Religiös
Generation X

Work to live

  • Ambitioniert
  • Selbstständig
  • Pragmatisch
  • Professionelle Karriere
  • Work-Life-Balance
Generation Y geboren 1980er bis späte 1990er

Living before working

  • Flexibilität & Freiheit
  • Selbstverwirklichung
  • Work = Sinn & Spaß
  • Mitbestimmung
  • Team Spirit
Generation Z

Living and working as one fluent process

  • Digital Natives
  • Networker
  • Realistisch & kreativ
  • Klar strukturiert

Quelle: Stepstone Studie „Erfolgsfaktoren im Recruiting“, 2017

Kommunikation von Attraktivitätsfaktoren

Die eigenen Mitarbeiter sind ein wichtiger Kommunikationskanal und somit starke Botschafter für Ihre Arbeitgebermarke. Zufriedene Mitarbeiter tragen die positiven und attraktiven Aspekte des Arbeitens bei einem Unternehmen nach außen – auch auf Bewertungsplattformen im Internet – und prägen das Image des Unternehmens maßgeblich mit. Es lohnt sich also, in die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu investieren, den Kontakt zwischen Mitarbeitern und Management aufrechtzuerhalten und regelmäßig die allgemeine Gemütslage über ein Stimmungsbarometer zu analysieren.

Wer die Bedürfnisse seiner Bewerberzielgruppe gut kennt, sollte sich bei der externen Kommunikation der Attraktivitätsfaktoren vor allem auf die Aspekte konzentrieren, die für die Zielgruppe besonders wichtig sind. Hat man beispielsweise identifiziert, dass für die Zielgruppe die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besonders bedeutend ist, sollten die Benefits in diesem Bereich schon in der Stellenanzeige besonders prominent platziert werden. Wer eine Juniorposition besetzen möchte, sollte vielleicht die Weiterentwicklungsmöglichkeiten betonen. Außerdem spielen bei jungen Zielgruppen wie Schülern, Studenten und Absolventen vermutlich vor allem eher weiche Faktoren (z. B. Arbeitsklima) eine große Rolle.

Generell gilt: Wer glaubhaft belegen kann, dass kommunizierte Attraktivitätsfaktoren wirklich gelebt werden, kann sich auf größeren Recruiting-Erfolg einstellen. Es reicht also nicht, nur zu erwähnen, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance großgeschrieben wird. Es geht vor allem um das WIE. Wie genau wird für eine gute Work-Life-Balance gesorgt? Gibt es ein vielfältiges Sportangebot? Gibt es Kurse zu den Themen Selbstmanagement und Stressbewältigung?
Auch über die Bildsprache lassen sich manche Attraktivitätsfaktoren gut visualisieren. Besonders gut eignen sich Video-Formate, um einen authentischen Einblick in ein Unternehmen zu geben und Mitarbeiter zu Wort kommen zu lassen. Ein Beispiel für ein solches Video finden Sie hier:

Fazit

Jobsuchende sondieren den Arbeitsmarkt gründlich und wissen genau, was sie wollen. Eine zumindest angemessene Vergütung gehört für Jobsuchende im digitalen Zeitalter genauso zu den Grundlagen eines attraktiven Jobangebots wie vermeintlich weichere Faktoren. Zu diesen gehören zum Beispiel eine begeisternde Unternehmenskultur sowie sinnstiftende Arbeitsaufgaben, die auch im Hinblick auf die interne Arbeitgeberattraktivität eine wichtige Rolle spielen. Fach- und Führungskräfte sind sich darüber hinaus bewusst, dass die fortschreitende Digitalisierung lebenslanges Lernen und Weiterbildung unabdingbar macht. Damit im Einklang verschieben sich auch die Prioritäten bei der Karriereplanung.

Empfehlungen für die Praxis

  1. Arbeitgeber müssen erkennen, dass nur die Kombination verschiedener Attraktivitätsfaktoren die Grundlage bildet, um qualifizierte Jobsuchende von sich zu überzeugen und auch im Unternehmen zu halten. Einzelne Aspekte können je nach Zielgruppe besonders ausgeprägt sein und für bestimmte Zielgruppen im Fokus stehen.
  2. Unternehmen sollten gezielt weitere Pluspunkte identifizieren und/oder ausbilden, um als Teil des eigenen Employer Brandings das Arbeitgeberprofil zu schärfen und sich bei spezifischen Zielgruppen in den Vordergrund zu spielen.
Tipps & Tricks in einer Sprechblase. Eine Glühbirne leuchtet auf

Die Ergebnisse des Stepstone Report „Arbeitgeberattraktivität“ machen deutlich, dass sich deutsche Arbeitgeber aktuell nicht unbedingt von ihrer besten Seite zeigen. Einige aus Sicht der Mitarbeiter zentrale Aspekte lassen noch viel Raum für reale Verbesserungen. Auch bestehende Stärken können noch besser ins rechte Licht gerückt werden. Unternehmen, die in diesen Aspekten bereits punkten oder schnell nachlegen, können sich also im Wettbewerb um die besten Talente einen entscheidenden Vorteil verschaffen.

Weitere Informationen zum Thema „Arbeitgeberattraktivität“ finden Sie auch auf Stepstone Wissen.

Weiterführende Informationen

Stepstone Studien

Sie suchen neueste Erkenntnisse im Bereich Recruiting und nützliche Tipps & Tricks? Dann sind Sie hier richtig.

Kostenfreie Webinare

Entdecken Sie die neuesten Trends und Entwicklungen im HR-Bereich innerhalb unserer kostenfreien Webinare.

Stellenanzeige

Stellenanzeigen

Besetzen Sie offene Stellen einfach und schnell.