Wie vielfältig die Arbeitswelt wirklich ist

Die exklusive StepStone und Handelsblatt Studie zeigt den aktuellen Stand von Diversity in Unternehmen und Arbeitswelt. Jetzt plus internationalem Vergleich: Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
Jetzt mit erfolgreichem Diversity-Management überzeugenDie wichtigsten Insights und Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber und HR auf einer Seite
Diversity-Management, -Beauftragte/r, -Ziele, -Checklisten oder -Trainings: Im Berufsalltag ist das Thema Vielfalt mit all seinen Dimensionen präsenter denn je. Denn klar ist: Jeder Mensch wünscht sich, als Individuum wertgeschätzt zu werden. Niemand möchte Vorurteilen ausgesetzt sein. Aber was verstehen die Menschen in Deutschland tatsächlich unter dem Begriff Diversität? Welche Priorität haben Diversity und Chancengerechtigkeit bei der Auswahl und Bewertung des Arbeitgebers? Und wie weit sind Wirtschaft und Gesellschaft in Sachen Vielfalt am Arbeitsplatz tatsächlich?

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Diversität aktuell wichtiger denn je

Diesen und vielen weiteren Fragen sind StepStone und die Handelsblatt Media Group gemeinsam nachgegangen und haben im Mai 2020 rund 11.000 Menschen zum Stand der Vielfalt von Arbeitswelt und Wirtschaft befragt.

Aktuell prägt vor allem die Erfahrung mit der Corona-Krise das Denken und Handeln der Beschäftigten. Angesichts dieser einschneidenden Situation scheint das Thema Vielfaltumso wichtiger zu werden. Die Mehrheit geht davon aus, dass zur Bewältigung der Krise gerade divers besetzte Führungsteams gefragt sind, da sie besonders vielfältige Potenziale und Perspektiven vereinen. Heterogene Chefetagen stärken laut fast 70 Prozent der Befragten die Mitarbeitermotivation und treffen für zwei Drittel der Teilnehmenden auch in komplexen Situationen eher den richtigen Ton.

Diversität als Erfolgs- und Wettbewerbsfaktor

Die Studie zeigt, dass die Mitarbeitenden Diversity-Management einen großen positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg des Gesamtunternehmens zuschreiben. Maßnahmen für Vielfalt und Chancengerechtigkeit im Rahmen eines erfolgreichen und authentischen Diversity-Managements ist aus Sicht von Fach- und Führungskräften demnach ein wichtiger Erfolgs- und Wettbewerbsfaktor – und in der Krise umso wichtiger. Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg sind in jeder Situation vor allem die richtigen Mitarbeitenden. Das gilt gerade nach dem bisherigen Höhepunkt der Krise in besonderem Maße. Geht es jedenfalls nach den gefragten Mitarbeitern, ist ein erfolgreiches Diversity-Management für Firmen ebenso unverzichtbar, um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen.

Update: Deutschland in Sachen Vielfalt international (noch) kein Vorreiter

Zusätzlich zur Gemeinschaftsstudie mit dem Handelsblatt hat StepStone auch über die Grenzen geschaut und zusätzlich 2.000 Menschen in Großbritannien sowie 1.500 Menschen in Frankreich zu ihren Erfahrungen mit den Themen Vielfalt und Chancengleichheit am Arbeitsmarkt befragt.

Im großen StepStone Vergleich zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien wird deutlich: Diversity-Management spielt bei unseren Nachbarn bereits eine deutlich größere Rolle als hierzulande. So sind ganze zwei Drittel der Briten der Meinung, dass ihr Arbeitgeber in den letzten drei Jahren große Fortschritte gemacht habe in Sachen Vielfalt und Chancengleichheit. In Frankreich sieht das immerhin jeder zweite Beschäftigte so. In Deutschland dagegen kann diese Aussage nur etwas mehr als jeder Dritte unterschreiben. Trotz einer insgesamt durchaus positiven Entwicklung in Deutschland gibt es demnach noch Luft nach oben.

Dies belegt auch ein weiterer Vergleichswert. Während nur gut jeder vierte Franzose und jeder dritte Brite mangelnde Vielfalt am eigenen Arbeitsplatz beklagt, sind es in Deutschland 45 Prozent. Hier zeigt sich möglicherweise ein direkter Effekt der geringeren Fortschritte in Sachen Diversity. Besonders betroffen hiervon sind der Umfrage nach Frauen. Obwohl die Beschäftigten in allen drei Ländern zu hohen Anteilen der Meinung sind, dass Frauen härter für Anerkennung und Beförderungen arbeiten müssen als Männer, sind es in Deutschland besonders viele.

Die Ursache hierfür könnte nicht allein bei den Arbeitgebern zu suchen sein. In Frankreich und Großbritannien geben über 60 Prozent der Fachkräfte an, dass sie sich eher bei einer Firma bewerben würden, wo Frauen Teil des Top-Managements sind. In Deutschland verhält sich nach eigenen Angaben mit Blick auf diese Dimension des Themas nur jeder Dritte. Dies legt den Eindruck nahe, dass das Thema auch auf Seite der Arbeitnehmenden noch nicht die starke Rolle spielt, wie auf beiden Seiten des Ärmelkanals. Diese Interpretation stützen auch weitere Ergebnisse. So würde es immerhin fast zwei Drittel der Deutschen motivieren, wenn ihr Arbeitgeber Chancengleichheit aktiv fördere. In Großbritannien und Frankreich sehen dies aber noch deutlich mehr Menschen so (81 und 86 Prozent stimmen dieser Aussage zu). Ähnlich ist das Ergebnis, wenn Arbeitgeber auf die Vielfalt in Teams achten. Über 70 Prozent der Beschäftigten in Deutschland fänden es gut, wenn sich ihr Arbeitgeber in diesem Punkt engagieren würde. In Großbritannien sind es allerdings ganze 83 Prozent und in Frankreich 79 Prozent.

Die Ergebnisse zeigen folglich, dass Franzosen und Briten dem Thema Diversity bereits mit größerer Sensibilität begegnen als die Menschen in Deutschland. Nichtsdestotrotz zeigt die Studie, dass das Thema auch in der Gesellschaft hierzulande eine immer größere Rolle spielt – für Unternehmen wie Jobsuchende.

Diversity-Management als Spielentscheider auf dem Arbeitsmarkt

77 Prozent der Studienteilnehmenden geben an, sich eher bei einem Unternehmen zu bewerben, dass sich als tolerant, vielfältig und offen präsentiert. Ein eindeutiges Votum gegen Diskriminierung und entsprechendes Verhalten am Arbeitsplatz. Noch mehr wünschen sich explizit, in einem heterogenen Arbeitsumfeld mit unterschiedlichen Menschen zusammenzuarbeiten. Ein möglicher Grund hierfür: Die Allermeisten gehen davon aus, bei einem Arbeitgeber bessere Karriere- und Aufstiegschancen zu haben, der sich für Vielfalt einsetzt. Dies sagen klare Mehrheiten sowohl unter Frauen als auch Männern. Die deutliche Mehrzahl sieht darüber hinaus Vorteile für das Image des Unternehmens. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass die Befragten ein gutes Diversity-Management als Erfolgsrezept gegen den Fachkräftemangel empfehlen. Die Mitarbeitenden haben im sprichwörtlich ‚selben Atemzug‘ ihren Wunsch nach einem erfolgreichen Diversity-Management zum Ausdruck gebracht.

Vier von zehn der Teilnehmenden geben sogar an, für einen Vielfalt fördernden Arbeitgeber auf Gehalt verzichten zu wollen. Für fast zwei Drittel wäre Diskriminierung ein Anlass, schnell Konsequenzen zu ziehen und zu kündigen. Dies zeigt zusätzlich die große Bedeutung des Themas für Personalentscheider.

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Licht und Schatten: Ungleichbehandlung geht alle an

Trotz der zahlreichen oben angesprochenen Initiativen und Programme gibt es in Deutschland in vielen Dimensionen noch einiges zu tun. Drei von vier Berufstätigen haben selbst schon Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht. Über 60 Prozent sehen aktuell keine Chancengleichheit bei Entscheidungen über Stellenbesetzungen. Dabei zeigen sich Menschen, die selbst bereits Ungleichheitserfahrungen sammeln mussten, deutlich aufmerksamer für die damit einhergehenden Themen – und kritischer bei der Bewertung des status quo.

Insgesamt bewerten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber überwiegend gut in Sachen Diversity-Management. Sie wünschen sich allerdings eine stärkere Fokussierung auf das Thema. Eine große Rolle spielen Vielfalt und Chancengerechtigkeit demnach nämlich nur in gut 40 Prozent der Firmen. Besonders gut aufgestellt sind die Unternehmen in Deutschland laut ihrer Beschäftigten in Sachen altersgemischte und multikulturelle Belegschaft. Die grundsätzliche Gleichstellung von Frauen und Männern im Beruf sieht auch eine Mehrheit als gegeben an, obwohl Frauen in diesem Punkt merklich kritischer sind als Männer. Die Integration und Förderung von Menschen mit Behinderung bewertet nur noch jeder Zweite positiv.

Insgesamt werden Einstellungs- und Aufstiegschancen, etwa für Frauen oder ältere Beschäftigte, kritisch beurteilt. Das bedeutet, dass Vielfalt überwiegend ein prägender Bestandteil der Arbeitswelt ist und somit ein Teil des Alltags der allermeisten Menschen. Ihr gezieltes Management und ihre Förderung haben allerdings noch Luft nach oben. Dies sind somit Aspekte, mit denen Unternehmen entscheidend für sich punkten können – und scheinbar wollen. Denn fast 70 Prozent der Teilnehmenden sehen deutliche Fortschritte in Sachen Chancengleichheit im Vergleich zu vor zehn Jahren. Verantwortlich hierfür könnte die vitale Start up Szene sein. Insbesondere Start ups schreiben die Befragten ein hohes Maß an Toleranz und große Fortschritte in Sachen Diversity zu.

Wo Unternehmen vielfältig sind – und wo nicht

Im Rahmen der Studie wurde gezielt untersucht, in welchen Aspekten die Arbeitswelt eher vielfältig ist und wo noch Maßnahmen notwendig sind. Demnach sind Unternehmen überwiegend altersgemischt. Fast zwei Drittel der Menschen arbeiten sowohl mit jüngeren und älteren Kolleginnen und Kollegen zusammen. Für eine klare Mehrheit ist die tägliche Zusammenarbeit mit dem anderen Geschlecht normal. 60 Prozent arbeiten in geschlechtergemischten Teams zusammen. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass vier von zehn der Befragten fast ausschließlich nur mit Frauen oder Männern zusammenarbeiten. Angesichts eines nahezu ausgeglichenen Geschlechterverhältnisses auf dem Arbeitsmarkt (53 Prozent Männer, 46 Prozent Frauen) bedeutet das, dass es nach wie vor ‚Frauen- und Männerberufe‘ gibt. Während jeder Zweite der Meinung ist, dass am eigenen Arbeitsplatz Vielfalt im Hinblick auf die Herkunft der Menschen herrscht, sagt dies für die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung nur jeder Fünfte. Die Befragten sehen ebenfalls Bedarf für konkrete Maßnahmen in den Chefetagen. Der Studie nach sind die obersten Führungsebenen der Unternehmen mehrheitlich weiterhin nicht divers besetzt. Die eingangs erläuterten Zahlen zur Performance diverser Führungsteams in Krisen zeigt, für wie wichtig die Mitarbeitenden Fortschritte an dieser Stelle halten.

Zum Weiterleisen: Raul Krauthausen, Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit, ordnetim Gespräch mit StepStonedie Situation auf dem Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung exklusiv ein und analysiert die jüngsten Entwicklungen.

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Über die Studie

Vielfalt und Gleichberechtigung: Wie weit sind Deutschlands Unternehmen? Welche Rolle spielt das Thema Diversity in unternehmerischen Strategien, im Berufsalltag der Menschen in Deutschland und bei der Jobsuche? Diese Fragen hat StepStone zusammen mit der Handelsblatt Media Group im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage untersucht, um aufzuzeigen, welche Wege hin zu mehr Vielfalt und gegen Diskriminierung erfolgversprechend sind. An der Befragung haben im Juni 2020 insgesamt ca. 11.000 Fach- und Führungskräfte teilgenommen. Gut jede/r fünfte Teilnehmende hat Führungsverantwortung.

Die dargestellten Ergebnisse sind nach Alter, Geschlecht und beruflicher Bildung repräsentativ für die Erwerbsbevölkerung in Deutschland.

Kontakt

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