17. February 2025
Lesedauer: 9 Min.

Recruiting im Gesundheitswesen: So gewinnen und binden Sie die besten Fachkräfte

Inhalt

  • Das Wichtigste in Kürze
  • Arbeitsmarkt & Gesundheitswesen
  • Gesundheitswesen im Fokus 2025
  • Herausforderungen im Recruiting
  • 7 Recruiting-Tipps
  • FAQ
Fact Sheet: Gehalt und Gesundheitsberufe 2025

Fact Sheet: Gehalt und Gesundheitsberufe 2025

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Die Erwartungen von Fachkräften im Gesundheitswesen an ihre Arbeitgeber verändern sich deutlich. Jede*r Zweite plant, im Jahr 2025 den Job zu wechseln – die Mehrheit bereits im ersten Quartal.

Die Vorsätze der Bewerbenden für 2025 spiegeln diesen Trend wider: die Beschäftigten möchten ihren Stress reduzieren (58 %), legen Wert auf eine verbesserte Work-Life-Balance (44 %) und planen, sich gezielt weiterzubilden (42 %). Arbeitgeber, die diese Bedürfnisse ernst nehmen, haben bessere Chancen, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu halten. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie Ihre Gesundheitseinrichtung als attraktiven Arbeitgeber positionieren und Fachkräfte durch eine ganzheitliche Recruiting-Strategie ansprechen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Hohe Nachfrage: In deutschen Großstädten wächst der Bedarf an qualifizierten Fachkräften im Gesundheitswesen, während der demografische Wandel und schwierige Arbeitsbedingungen die Personalnot verschärfen.
  • Attraktive Benefits: Neben einem wettbewerbsfähigen Gehalt sind flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und Gesundheitsangebote entscheidende Faktoren, um Fachkräfte im Gesundheitsbereich zu gewinnen und zu binden.

Der Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen: Gefragte Positionen und Gehaltsentwicklungen

Piktogramm mit einem Schild, das Pfeile trägt, die in zwei verschiedene Richtungen zeigen

Bereitschaft zum Jobwechsel

1 von 2 Bewerbende plant, den Job zu wechseln

Piktogramm eines Feuerwerks

Höchste Nachfrage

Pflegekräfte, Ärzt*innen, psychische Gesundheit2

Hoch frequentierte Standorte

Hamburg, Berlin, München, Köln und Bonn

Piktogramm eines Dollarzeichens

Bruttomediangehalt in Deutschland

41.250 €

Piktogramm eines Kompasses

Bestverdienende Region

Bremen

Top-Gehälter

Plegedienstleister, Medizintechniker*in

50 % der Fachkräfte in der Gesundheitsbranche planen, 2025 den Job zu wechseln – die Mehrheit bereits im ersten Quartal1. Neben einem besseren Gehalt sind vor allem eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (51 %) sowie bessere Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten (35 %) ausschlaggebende Faktoren für einen Wechsel.

Cover des Factsheets Gehalt & Gesundheitsberufe im Fokus 2025

Gesundheitsberufe im Fokus 2025

Weitere Positionen, Gehaltsvergleiche & Insights über die Berufsgruppe im Detail finden Sie in unserem Factsheet: “Gesundheitsberufe im Fokus”

Warum das Recruiting in der Gesundheitsbranche zunehmend  herausfordernder wird

Welche aktuellen Entwicklungen und Trends stellen die Rekrutierung von Fachkräften besonders vor Herausforderungen?

Der Druck auf die Branche verschärft sich

Der demografische Wandel und herausfordernde Arbeitsbedingungen verschärfen die Personalnot im Gesundheitswesen. Niedrige Gehälter, hohe Belastung und mangelnde Wertschätzung machen insbesondere die Pflegebranche unattraktiv. Gleichzeitig begrenzen finanzielle Engpässe vieler Pflegeeinrichtungen die Einstellung zusätzlicher Fachkräfte.

Aktuell fehlen rund 120.000 Pflegekräfte, um die Versorgung von über vier Millionen Pflegebedürftigen sicherzustellen – und der Personalmangel nimmt weiter zu. Bis 2049 könnte der Bedarf aufgrund der alternden Gesellschaft auf 280.000 bis 690.000 zusätzliche Pflegekräfte steigen3.

Bewerbermarkt: Machtverhältnisse verschieben sich

Neben der Arbeiterlosigkeit verändert sich auch das Bewerbungsverhalten. Jobsuchende versenden im Gesundheitswesen im Durchschnitt nur noch elf Bewerbungen, bevor sie ein Angebot annehmen – deutlich weniger als der bundesweite Durchschnitt von 16. Gleichzeitig wissen sie um ihre hohe Nachfrage und setzen klare Erwartungen an Arbeitgeber. 74 % der Fachkräfte in der Branche geben an, dass sie ihren Marktwert realistisch einschätzen können. 

Dies stellt Gesundheitseinrichtungen und Praxen vor die Herausforderung, gezielt auf die Wünsche von Fachkräften einzugehen.  

7 Tipps, um im Gesundheitswesen als attraktiver Arbeitgeber zu punkten

Wie können Sie als Gesundheits- oder Pflegeeinrichtung gezielt auf die Wünsche von Fachkräften eingehen und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren? Die folgenden sieben Tipps helfen Ihnen, qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und langfristig zu binden.

1.

Stellenanzeigen ansprechend und individuell verfassen 

In vielen Stellenanzeigen der Gesundheitsbranche liegt der Fokus stark auf einer langen Liste von Anforderungen, während die Vorteile für potenzielle Bewerber*innen zu kurz kommen. Insbesondere in der Pflegebranche sind Jobbeschreibungen häufig zu allgemein und ungenau. Achten Sie daher beim Schreiben der Stellenanzeige darauf, die wesentlichen Anforderungen und Qualifikationen präzise zu formulieren.

Tipp: Passen Sie die Stellenausschreibung zudem gezielt an, da Pflegekräfte, Ärzt*innen und Therapeut*innen unterschiedliche Erwartungen an ihren Arbeitsplatz haben. Pflegekräfte legen beispielsweise häufig großen Wert auf Wohnortnähe, während Ärzt*innen eher bereit sind, für ein attraktives Angebot umzuziehen.

Eine Frau arbeitet vor einem Laptop, auf dem eine Stepstone Stellenanzeige zu sehen ist

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2.

Gehaltstransparenz ermöglichen

Fachkräfte im Gesundheitswesen bewerten ihren Marktwert vor allem anhand ihrer Berufserfahrung (57 %), dem Austausch mit Kolleg*innen (40 %) und Gehaltsangaben in Stellenanzeigen (37 %).  Gehaltstransparenz steigert dabei die Bewerbungsbereitschaft deutlich: 81 % der Jobsuchenden bewerben sich eher auf Stellen mit klar kommunizierter Vergütung. Arbeitgeber, die von Anfang an transparente und faire Gehaltsstrukturen aufzeigen, profitieren im Wettbewerb um Talente.  

Zwei Personen unterhalten sich an einem Schreibtisch

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3.

Gehaltsstrukturen überdenken

Trotz hoher Nachfrage nach Fachkräften verhandeln Beschäftigte im Gesundheitswesen selten über ihr Gehalt. 2024 forderten nur 19 % eine Gehaltserhöhung – lediglich 8,5 % waren erfolgreich. Zum Vergleich: Bundesweit stellten 29 % der Arbeitnehmenden eine Gehaltsforderung, 14 % erhielten eine Erhöhung. Viele Fachkräfte zögern, ihr Gehalt anzusprechen, und Arbeitgeber reagieren oft zurückhaltend. 

Angesichts des Fachkräftemangels in der Pflege, Ärzteschaft und Betreuung ist eine wettbewerbsfähige Vergütung essenziell. Prüfen Sie, ob Ihre Gehälter marktgerecht sind, und setzen Sie auf zusätzliche Anreize wie Prämien, Darlehensrückzahlungen oder Gewinnbeteiligungen.

Zwei Personen schauen sich an

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4.

Attraktive Mehrwerte schaffen und Zusatzleistungen anbieten

Fachkräfte im Gesundheitswesen wünschen sich neben einem attraktiven Gehalt einen Arbeitgeber, der ihre Bedürfnisse ernst nimmt und ihnen konkrete Vorteile bietet. Heben Sie daher in Ihren Stellenanzeigen nicht nur den gesellschaftlichen Wert des Berufs hervor – diesen kennen die Kandidat*innen bereits. Entscheidend sind greifbare Benefits für Mitarbeitende, die den Arbeitsalltag spürbar verbessern.

Balkendiagramm: Was Talente im Gesundheitswesen sich wünschen. Flexible Arbeitszeiten (75 %), berufliche Weiterbildung (68 %), Gesundheitsangebote (58 %), Mobilitätszuschuss (55 %), Altersvorsorgeplan (42 %), Versicherung (40 %).
75 % der Talente im Gesundheitswesen wünschen sich flexible Arbeitszeiten. Weitere attraktive Vorteile für Arbeitgeber sind eine berufliche Weiterbildung und Gesundheitsangebote, bsp. Fitnessstudio-Zuschüsse oder mentale Unterstützung.

Wichtig: Angesichts hoher Burnout-Raten spielen Gesundheitsangebote eine Schlüsselrolle für die Arbeitgeberattraktivität. Sie verbessern nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, sondern steigern auch langfristig die Mitarbeiterbindung.

5.

Benefits effektiv kommunizieren und das Arbeitgeber-Image stärken

Die besten Benefits verlieren ihre Wirkung, wenn Sie diese nicht nachhaltig nach außen kommunizieren.  Positionieren Sie Ihre Gesundheitseinrichtung als attraktiven Arbeitgeber, indem Sie klar herausstellen, was Ihre Einrichtung besonders macht. Kommunizieren Sie Ihre Unternehmenskultur, Werte und Entwicklungsmöglichkeiten überzeugend, um Ihre Arbeitgebermarke zu stärken. 

Piktogramm von Dokumenten

Praxisbeispiele:

  • Eine benutzerfreundliche und ansprechend gestaltete Karriereseite ist beispielsweise ein effektives Mittel, um die Zahl qualifizierter Bewerbungen zu erhöhen.
  • Blogbeiträge zu Themen wie Patientengeschichten, Work-Life-Balance oder Weiterbildungsangeboten unterstreichen Ihr Engagement als fürsorglicher Arbeitgeber.
  • Kurze Videos, wie Imagefilme oder Interviews mit Mitarbeitenden, gewähren Bewerbenden authentische Einblicke in den Arbeitsalltag, schaffen Vertrauen und verdeutlichen die Karriereperspektiven, die sie bei Ihnen erwarten können.

6.

Bewerbungsprozess vereinfachen

Ein langwieriger und komplizierter Bewerbungsprozess schreckt selbst die qualifiziertesten Fachkräfte ab – besonders in der Gesundheitsbranche, wo der Wettbewerb um die Kandidat*innen hoch ist. Viele Einrichtungen fordern umfangreiche Unterlagen, ohne im Gegenzug einen reibungslosen Ablauf oder schnelle Rückmeldungen zu bieten. 

Überlegen Sie sich, wie viel Zeit und Aufwand eine klassische Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen kostet. Besonders für passive Bewerbende, die nicht aktiv auf Jobsuche sind, stellt dies eine unnötige Hürde dar. Benötigen Sie wirklich alle diese Unterlagen im ersten Schritt?

Tipp:Optimieren Sie den Bewerbungsprozess, indem Sie ihn so einfach wie möglich gestalten. Erstellen Sie ein unkompliziertes, digitales Bewerbungsformular mit den wichtigsten Fragen. So können sich Bewerbende mit einem Klick bewerben und beispielsweise ihren Lebenslauf direkt hochladen. Auf diese Weise senken Sie die Hemmschwelle und gewinnen schneller qualifizierte Fachkräfte. 

7.

Den Quereinstieg ins Gesundheitswesen ermöglichen

Der Quereinstieg als Chance für den Fachkräftemangel gewinnt an Bedeutung – Rund 37 % der Beschäftigten haben bereits ohne klassische Ausbildung in die Branche gewechselt4.

Die Beweggründe sind vielfältig. Viele suchen neue Herausforderungen oder möchten schlechten Arbeitsbedingungen und mangelnder Wertschätzung entkommen. Andere wechseln aus persönlichem Interesse, weil sie die Arbeit als sinnstiftend empfinden oder eine Leidenschaft für den Bereich entwickeln.

Während der IT-Sektor bereits gezielt tech-affine Quereinsteiger*innen für Programmierer- und IT-Stellen gewinnt, bietet auch das Gesundheitswesen großes Potenzial. Durch strukturierte Einarbeitung und gezielte Weiterbildung lassen sich viele Aufgaben erfolgreich übertragen – eine Chance, Personalengpässe zu reduzieren und neue Fachkräfte für die Branche zu gewinnen.

Häufig gestellte Fragen

Was genau versteht man unter Employer Branding im Gesundheitssektor? 

Employer Branding im Gesundheitssektor bezeichnet die gezielte Markenbildung eines Unternehmens, um es als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren. Ein einheitliches Employer Branding überzeugt sowohl aktiv Suchende als auch passive Kandidat*innen, indem es die Werte, Kultur sowie Arbeitsbedingungen und Karrieremöglichkeiten im Gesundheitsbereich hervorhebt und so ein positives Bild des Unternehmens vermittelt.

Welche Rolle spielt die digitale Präsenz bei der Personalgewinnung für Kliniken und Krankenhäuser?

In der heutigen Zeit ist eine starke digitale Präsenz für die Personalgewinnung unverzichtbar. Kliniken und Krankenhäuser können ihre Arbeitgebermarke durch eine ansprechende Website, Social-Media-Kanäle und Karriereseiten stärken, um sowohl aktiv Suchende als auch passive Kandidaten anzusprechen und einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen.

Welche Bedeutung hat Diversity im Recruiting-Prozess im Gesundheitswesen?  

Diversity spielt im Recruiting-Prozess eine Schlüsselrolle, da sie nicht nur die Arbeitskultur bereichert, sondern auch die Vielfalt an Perspektiven und Erfahrungen im Team fördert. Für Gesundheitsorganisationen bedeutet das, aktiv Fachkräfte aus unterschiedlichen sozialen, kulturellen und beruflichen Hintergründen zu rekrutieren. Dies erfolgt beispielsweise durch gezielte Rekrutierungskampagnen, Partnerschaften mit Diversity-Netzwerken und die Förderung eines integrativen Arbeitsumfelds.


Quellen:
1 Stepstone-Befragung Job & Gehalt 2024/2025
² Stepstone interne Daten, 2024
3Statistisches Bundesamt
4 Hiring Trends Index, Stepstone, Q4 / 2024