Weiße Klötze werden dem Betrachter gezeigt. Die Aufschrift darauf: We are hiring

Was sind Arbeiterlosigkeit und Fachkräftemangel

In Zukunft wird nicht Arbeitslosigkeit das größte Problem für unsere Wirtschaft sein, sondern Arbeiterlosigkeit. Was sich beim Lesen nach einem kleinen Unterschied anhört, stellt eine gewaltige und oft unterschätzte Gefahr für unseren Wohlstand dar. Denn das Erwerbspersonenpotenzial sinkt dramatisch. Sebastian Dettmers, CEO von Stepstone, ist sich in seinem Buch “Die große Arbeiterlosigkeit” sicher: “Auf dem Arbeitsmarkt bricht eine neue Ära an. Neben der Klimakrise ist die drohende Arbeiterlosigkeit die größte wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts.”

Doch wie hängen Wohlstand, Produktivität, Wachstum und Arbeiterlosigkeit zusammen? Und warum ist eine stagnierende oder sinkendeProduktivität ein nicht zu unterschätzendes Wachstumsrisiko? Das erfahren Sie in diesem Artikel.

Warum bedrohen Fachkräftemangel und Arbeiterlosigkeit unseren Wohlstand?

Wohlstand setzt stetiges Wachstum voraus. Die entscheidende Triebfeder für steigenden Wohlstand ist die Produktivität. Doch genau die stagniert seit 2018! Schuld daran ist unter anderem die sinkende Erwerbsbevölkerung und damit der einhergehende Fachkräftemangel.

Führungskräfte in ganz Deutschland sehen den Fachkräftemangel als die größte Herausforderung für ihr Unternehmen. Das belegt z. B. eine Studie von Stepstone, in der im Jahr 2020 mehr als 22.000 Fach- und Führungskräfte befragt wurden. Rund 77 Prozent der Unternehmer machen den Geschäftserfolg davon abhängig, ob es ihnen gelingt, neue Mitarbeiter zu gewinnen.

Der Fachkräftemangel ist allerdings ein Phänomen der Vergangenheit. Es fehlten bereits Ärzt*innen, Lehrer*innen, IT-Fachkräfte, Pflegepersonal und viele mehr. Und das in einer Zeit, in der die Erwerbsbevölkerung in Deutschland weiter gewachsen ist. Doch jetzt schrumpft sie. Deshalb verlassen wir die Ära des Fachkräftemangels. Es beginnt das Zeitalter der Arbeiterlosigkeit.

Diese einzigartige Trendwende beschäftigt nicht nur Unternehmen, sondern auch die Medien, wie z. B. in Hart aber Fair vom 4. April 2022. Bis 2030 wird allein Deutschland schätzungsweise fast 4 Millionen Arbeitnehmer verlieren. Global sind die Zahlen noch verheerender. Ein riesiges Arbeitsmarktproblem. Der Mensch als Wachstumstreiber fällt aus.

Wie ist die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt?

Schon der Fachkräftemangel zwang die Unternehmen nicht nur dazu, neue Mitarbeiter zu gewinnen, sondern vor allem bestehende zu halten. Dies wird in Zeiten der Arbeiterlosigkeit ungleich wichtiger. Zwar verzeichnet Deutschland momentan noch keine so große Kündigungswelle wie die USA. Aber viele sehen bereits erste Anzeichen einer ‘Great Resignation‘. Einige wenige Stepstone Zahlen belegen, wie akut die anstehenden Herausforderungen für die Unternehmen sind:

  • Umgerechnet gut 15 Millionen Arbeitnehmer*innen denken mehrmals pro Woche an einen Jobwechsel.
  • Wichtiger noch als die akute Wechselbereitschaft ist die passive Offenheit für einen Wechsel. Immer mehr Menschen, sind bereit zu wechseln, auch wenn sie selbst noch nicht aktiv suchen.
  • Eine unbesetzte Stelle kostet Arbeitgeber im Schnitt 29.000 Euro, in der IT, im Vertrieb, in der Industrie oder im Handwerk sind die Zahlen deutlich höher. In großen Unternehmen liegt der Wert bei mehr als 73.000 Euro.
  • Bei Stepstone ist die Zahl der neuen Jobs gegenüber der Vor-Krisenzeit um mittlerweile 60 Prozent gestiegen. (Vergleich März 2022 zu Durchschnitt Oktober 2019 – März 2020). Ein unvorhersehbarer und langanhaltender Job-Boom.
  • Die Arbeitslosenzahlen sinken weiter, der Arbeitsmarkt zeigt sich trotz Doppel-Krise stabil.

Was bringt die Zukunft?

Es gilt das Arbeitskräftepotenzial voll auszuschöpfen. Jeder Mensch wird auf dem Arbeitnehmermarkt gebraucht. Und hierin liegt eine historische Chance: Jetzt haben wir die Gelegenheit und den ökonomischen Druck, echte Chancengleichheit Realität werden zu lassen. Nur gemeinsam und indem wir alle Potenziale aktivieren, werden wir unseren Wohlstand erhalten können. Deutschland benötigt mehr qualifizierte Einwanderer, gleiche Chancen und Bezahlung für Frauen und Männer. Ein Ende geringqualifizierter und -geschätzter Beschäftigung und stattdessen eine Qualifikationsoffensive für einen Produktionsschub am Arbeitsmarkt. Es braucht neue Lösungen, um dem Strukturwandel zu begegnen.

Eine sinkende Geburtenrate und die damit verbundene Fachkräftekrise gefährden den Arbeitsmarkt der Zukunft, die Wirtschaft und damit direkt die Wohlstandentwicklung. Der Arbeitsmarkt ist (noch) dysfunktional. Zum einen werden Menschen exkludiert und benachteiligt und dadurch Potenziale verschenkt. Zum anderen mahlen unsere Rädchen auch noch viel zu wenig digital und ineffizient. Wer würde ein Produkt kaufen, dessen Preis unbekannt ist, dessen Zustellung ebenso unklar ist, wie die entscheidenden Kriterien dahinter? Ein Produkt, das mehrere Wochen oder gar Monate braucht, bis es ankommt. Nichts anderes sind Jobs in Zeiten der Arbeiterlosigkeit. Sie sind mindestens genauso wertvoll wie unsere Produkte. Und es gilt sie mindestens genauso gut an die Frau oder den Mann zu bringen. Denn sonst wird es keine Produkte, keinen Konsum, keinen Fortschritt und keinen Wohlstand mehr geben.

Gelingt es uns, den Arbeitsmarkt besser zu digitalisieren, damit Erwerbstätige und Arbeitgeber schneller und effizienter zueinander finden? Gelingt es uns, parallel Arbeit und Arbeitsmarkt gerechter und besser zu machen, damit Personalentscheidungen vorurteilsfrei und genderneutral getroffen werden? Und das so das Arbeitskräftepotenzial voll ausgeschöpft wird? Dann könnte aus der Not nicht nur eine Tugend, sondern eine großartige Zukunft werden.

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