18.01.2021
Lesedauer: 10 Min.

Jasmin Berger

Autor - Jasmin Berger

Flexible Arbeitszeitmodelle: Ist die Zukunft der Arbeit hybrid?

Inhalt

  • Was sind flexible Arbeitsmodelle?
  • Die beliebtesten Arbeitszeitmodelle
  • Vorteile flexible Arbeitszeit
  • Haben flexible Modelle Nachteile?
  • Relevanz von flexiblen Arbeitszeitmodellen
  • Wie können Unternehmen punkten?
  • Homeoffice als flexibles Modell
  • Fazit
  • Über die Studien
  • FAQ
Studie: Decoding Global Ways of Working

Studie: Decoding Global Ways of Working

Download (English)

15 % Rabatt auf alle Online-Produkte.

Zum Angebot
Alle ArtikelArbeitsmarktFlexible Arbeitszeitmodelle: Ist die Zukunft der Arbeit hybrid?

Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsalltag grundlegend verändert – die Arbeitswelt, die es vorher gab, existiert nicht mehr. Variable Arbeitszeit steht festen Arbeitszeiten gegenüber, immer mehr Beschäftigte wünschen sich flexible Arbeitszeitmodelle und auch das Thema Homeoffice bzw. hybride Arbeitsmodelle sind mittlerweile in vielen Unternehmen verankert. Welche Erkenntnisse haben Arbeitnehmende und Unternehmen aus den Erfahrungen mit flexiblen Arbeitsmodellen gezogen, die sie während der Corona-Pandemie gesammelt haben? Und welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es überhaupt?

Was sind flexible Arbeitsmodelle?

Illustration einer Frau, die unter Palmen an ihrem Laptop arbeitet

Flexible Arbeitsmodelle sind Modelle, die flexible Arbeitszeiten vorsehen und auch den Arbeitsort flexibel definieren. Doch was bedeutet flexibel genau?
Die Arbeitskräfteerhebung des Statistischen Bundesamtes definiert flexible Arbeitszeit wie folgt:

  • Gleitzeit oder Arbeitszeitkonten 
  • Festgelegte Anzahl, wie viele Stunden gearbeitet werden muss, aber flexible Verteilung der Stunden über den Tag 
  • Freie Gestaltung der Arbeitszeit 

Was sind die beliebtesten Arbeitszeitmodelle?

Eine Übersicht über die beliebtesten Arbeitszeitmodelle macht klar, dass es mehr gibt als den klassischen 9-to-5-Job. Das sind Beispiele für flexible Arbeitszeitmodelle:

Gleitzeit

Gleitzeit bedeutet, dass die vereinbarte Anzahl von Arbeitsstunden innerhalb eines definierten Rahmens selbstbestimmt erbracht wird.
Bei Gleitzeit gibt es eine klare Definition der Arbeitszeit, (zum Beispiel 40 Stunden). Wie diese Arbeitszeit in der Arbeitswoche aufgeteilt wird, ist den Arbeitnehmenden selbst überlassen. Arbeitnehmende entscheiden selbst, ob sie z. B. an fünf Tagen in der Woche acht Stunden arbeiten oder an zwei Tagen neun Stunden und dafür an den anderen Tagen kürzer.
In vielen Unternehmen gibt es im Rahmen der Gleitzeit eine Kernarbeitszeit. Das heißt, dass z. B. zwischen 10 und 15 Uhr alle Mitarbeitenden arbeiten müssen, während der genaue Arbeitsbeginn davor und der Feierabend danach individuell festgelegt werden können.
Um im Rahmen von Gleitzeitmodellen Arbeitszeit zu erfassen, wird meist mit einer elektronischen Arbeitszeiterfassung gearbeitet. Die gesetzliche Regelung für Gleitzeit ist wie alle Arbeitsfragen im Arbeitsrecht festgehalten – üblicherweise werden die Rahmenbedingungen dafür in einer Gleitzeitvereinbarung oder im Tarifvertrag festgehalten.

Vertrauensarbeitszeit

Vertrauensarbeitszeit kommt ohne Arbeitszeiterfassung aus. In diesem Modell ist es den Beschäftigten überlassen, ihre Arbeitszeit zu erbringen – der Fokus liegt dabei stärker auf dem Arbeitsergebnis.

Teilzeit

In Teilzeit zu arbeiten, kann sich positiv auf die Work-Life-Balance auswirken. Innerhalb eines Teilzeitmodells können verschiedene Arbeitszeitmodelle greifen.
So gibt es häufig feste Arbeitszeiten bei Teilzeit, zum Beispiel, dass Mitarbeiter*innen fünf Tage die Woche von 9 bis 15 Uhr arbeiten oder an vier Tagen die Woche von 08:30 Uhr bis 14:30 Uhr.
Auch Modelle wie das 9-3-Modell zählen zur Teilzeit. Dabei arbeiten Angestellte an drei Tagen in der Woche für jeweils neun Stunden. So erreichen sie in wenigen Arbeitstagen viele Arbeitsstunden und haben vier Tage in der Woche frei.

Schichtarbeit

Wenn sich mehrere Beschäftigte in geregelter Reihenfolge an einem Arbeitsplatz abwechseln, dann ist die Rede von Schichtarbeit. Dieses Konzept führt häufig dazu, dass Beschäftigte zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten und kein geregelter 9-to-5-Alltag entsteht. Auch Schichtarbeit lässt sich flexibel und nach den Wünschen der Beschäftigten gestalten.

Wichtig: Schichtarbeit muss im Arbeitsvertrag stehen.

Jahresarbeitszeit

Bei der Jahresarbeitszeit wird mit den Beschäftigten keine Wochenarbeitszeit vereinbart, sondern eine Stundenanzahl, die im Laufe eines Jahres geleistet werden muss. Das bietet sich insbesondere für Unternehmen an, in denen es starke saisonale Schwankungen gibt, wie zum Beispiel in der Landwirtschaft oder im Tourismus.

Muss im Arbeitsvertrag die Wochenarbeitszeit stehen? 

Im Arbeitsvertrag muss die Arbeitszeit grundsätzlich festgehalten werden. In der Regel wird dabei die Wochenarbeitszeit festgehalten – bei einer Jahresarbeitszeit-Regelung gelten andere Vorgaben. Wie in einem Arbeitsvertrag die Formulierung zur flexiblen Arbeitszeit genau aussieht, ist von Firma zu Firma unterschiedlich gestaltet.

Welche Vorteile hat flexible Arbeitszeit?

Flexible Arbeitszeiten haben weitreichende Vorteile. So empfinden Beschäftigte die freie Zeiteinteilung im Rahmen von Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit etwa als vorteilhaft, da ihre Work-Life-Balance davon profitiert. Denn für viele Menschen steht im Vordergrund, wie sie im Alltag Berufs- und Privatleben miteinander vereinbaren können.
Außerdem identifizieren sich Menschen verstärkt mit ihrer Arbeit und ihren Ergebnissen. Größere Flexibilität ermöglicht es ihnen, ihren Arbeitsalltag so zu strukturieren, dass sie am effizientesten arbeiten können.

Weitere Vorteile von flexibler Arbeitszeit sind:

  • Höhere Produktivität
  • Ausgleich von Schwankungen im Saisonbetrieb oder Projektgeschäft
  • Mehr Mitarbeiterzufriedenheit
  • Positive Auswirkungen auf das Employer Branding
Illustration einer Frau, die in einer Hängematte zwischen zwei Palmen sitzt und einen Laptop auf ihrem Schoß hat.

Die meisten der Befragten1 befürworten, selbst zu bestimmen, wo und zu welchen Zeiten sie arbeiten:

  • 47% möchten grundsätzlich frei entscheiden, ob sie im Homeoffice tätig sind oder ins Büro gehen.
  • 36% möchten eine fest vereinbarte Zahl von Homeoffice-Tagen, die sie jeweils nach ihren Bedürfnissen in Anspruch nehmen. Das heißt: Insgesamt wünschen sich gut vier von fünf der Studienteilnehmer*innen flexible Konzepte für ihren Arbeitsplatz.

*Die ab diesem Punkt im weiteren Verlauf genannten Zahlen beziehen sich ausschließlich auf die Stepstone Studie mit Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt.

Haben flexible Arbeitszeitmodelle auch Nachteile?

Obwohl flexible Arbeitsmodelle für Arbeitgebende in motivierten und zufriedenen Mitarbeitenden resultieren, erfordert zum Beispiel das Arbeitsmodell Gleitzeit einen hohen dokumentarischen Aufwand, um Stunden festzuhalten.
Varianten wie die Vertrauensarbeitszeit hingegen, werden in der Regel als angenehm empfunden, da sie viel Flexibilität liefern. Allerdings werden auch keine Überstunden festgehalten, was ein Nachteil ist.

Warum sind flexible Arbeitszeitmodelle für Unternehmen wichtig? 

Illustration eines Mannes, der mit Bürozubehör jongliert

Für zwei Drittel der Befragten sind neben Gehalt und Jobsicherheit flexible Arbeitszeiten mitentscheidend, ob sie eine neue Stelle antreten. 51% sagen sogar: Ein Job ohne flexible Arbeitszeiten kommt für sie gar nicht erst in Betracht.

Im Wettbewerb um Talente sind flexible Arbeitszeitmodelle ein wichtiger Faktor, um als Unternehmen attraktiv zu sein. Die oben genannte Stepstone Studie macht es deutlich: der Großteil der befragten Menschen wünscht sich in Zukunft eben diese Flexibilität. Flexible Arbeitszeitmodelle sind für die meisten Talente sogar ein Spielentscheider bei der Jobsuche.

Piktogramm: Eule

Schon gewusst? Kleine Unternehmen profitieren auch von flexiblen Arbeitszeitmodellen 

Weitaus weniger wichtig ist es für die Befragten, ob das Unternehmen einen bekannten Namen hat. Darauf legt noch nicht einmal jede*r zehnte Befragte Wert. Auch kleine, eher unbekannte Unternehmen können also mit einem entsprechend guten Arbeitsmodell bei Stellensuchenden punkten.

Wie können Unternehmen mit hybriden Arbeitsmodellen punkten?

Illustration einer Frau von hinten, die an ihrem Schreibtisch arbeitet und von zwei Hunden umgeben ist.

Jedes zweite Unternehmen sieht die Notwendigkeit, flexible Arbeitsbedingungen und Homeoffice-Konzepte anzubieten.

Den meisten Arbeitgebenden ist die Bedeutung flexibler Arbeitsmodelle im Wettbewerb um die besten Talente bewusst. Um trotz der stetig zunehmenden Arbeiterlosigkeit auch in Zukunft qualifizierte Mitarbeitende zu finden, sieht jedes zweite Unternehmen die Notwendigkeit, flexible Arbeitsbedingungen und Homeoffice-Konzepte anzubieten. Fast jedes fünfte Unternehmen sieht sich selbst jedoch noch nicht in breiter Front dafür aufgestellt.

Diese Aussagen verdeutlichen, dass die Einführung flexibler Arbeitsmodelle ein Prozess ist, der Zeit braucht. Je nach Unternehmen und Branche stellen sich unterschiedliche Herausforderungen.

Tipp:Offene Kommunikation seitens der Unternehmen über Ziele und Prozessschritte sowie die ernst gemeinte Einbindung der Arbeitnehmenden und ihrer Wünsche, Erfahrungen sowie Perspektiven sind unabhängig von den Ausgangsbedingungen wichtige Faktoren für den Erfolg.

Während ein relevanter Teil der Entscheider*innen vorangehen will, herrscht vielfach noch Zurückhaltung. Dabei können die Unternehmen auf einen breiten Erfahrungsschatz ihrer Mitarbeitenden zurückgreifen.

Diese Herausforderungen haben sich nicht zuletzt während der Corona-Pandemie offenbart, als viele Unternehmen gezwungen waren, schnell und umfassend auf Homeoffice-Regelungen umzuschalten. Ihr Fazit:

  • Etwa ein Drittel kündigt an, für solche hybriden Modelle künftig offener zu sein.
  • Jedes vierte Unternehmen hält sie sogar für unabdingbar.
  • Etwas weniger geben an, in der Krise die Infrastruktur geschaffen zu haben, um in Zukunft erfolgreich flexibel arbeiten zu können.

Homeoffice als Teil von flexiblen Arbeitsmodellen: Was sind die Vor- und Nachteile?

Während der Corona-Pandemie mussten viele Menschen von zu Hause arbeiten. Die Stepstone- Studie aus dem Jahr 2021 stellte noch mitten in der Pandemie fest, dass sich dieser Trend, aus Sicht der Arbeitnehmenden, nach der Pandemie gerne fortsetzen darf.

Vorteile von Homeoffice

  • Geringerer Zeitaufwand (74%).
  • weniger Umweltbelastung (51%)
  • niedrigere Kosten (50%)
  • weniger Stress (43%)
  • bessere Konzentration (41%)
  • höhere Produktivität (39%)

Nachteile von Homeoffice

  • Fehlende soziale Interaktion mit ihren Kolleg*innen (66 %)
  • Keine klare Trennung von Arbeits- und Privatleben (50 %)

Pro und Contra Homeoffice sind also ausgewogen. Dementsprechend ausgeprägt ist der Wunsch der Studienteilnehmer*innen, das Beste aus beiden Welten zu vereinbaren. Nur 4% der Befragten wollen grundsätzlich immer, nur 5% wollen grundsätzlich nie ins Homeoffice. Alle anderen setzen auf Flexibilität.

Fazit: Die Zukunft von hybriden Arbeitsmodellen

Über 80 Prozent der Menschen wollen selbstständig(er) zwischen Büro und Homeoffice wählen und Arbeitsbeginn wie Arbeitsende freier bestimmen. Das ist eine beträchtliche Anzahl, die das Potenzial einer globalen, dezentral remote tätigen Arbeitnehmerschaft noch einmal belegt. Das ist eine Entwicklung, die daher nicht nur auf Deutschland begrenzt ist. Von A wie Austria (Österreich) bis Z wie Zambia wünscht sich eine Mehrheit der Menschen hybride Formen der Arbeitsgestaltung.

Porträtbild von Dr. Tobias Zimmermann, Stepstone Evangelist und Arbeitsmarktexperte
Anführungszeichen

„In Zukunft gibt es kein ‚Entweder-oder‘ mehr. Die Mehrzahl der Unternehmen wird auf lange Sicht auf hybride Arbeitsmodelle umstellen. Im Idealfall vereinen sie damit das Beste beider Welten: Gemeinschaft und Struktur mit Vertrauen und Freiheit.“

Stepstone Arbeitsmarktexperte Dr. Tobias Zimmermann

Anführungszeichen

Über die Studien

Für die Studie Decoding Global Talent haben Stepstone, die Boston Consulting Group (BCG) und The Network, ein von Stepstone mitbegründeter globaler Zusammenschluss führender Online-Jobbörsen in 130 Ländern, im Herbst 2020 insgesamt rund 208.000 Arbeitnehmer aus 190 Nationen befragt. Schwerpunkte der Online-Befragung waren unter anderem die Bereitschaft, im Ausland zu arbeiten, die bevorzugten Arbeitsmärkte und -standorte sowie die Präferenzen bei der digitalen Arbeit.


FAQ

Welche Arten von flexiblen Arbeitszeitmodellen gibt es?

Es gibt verschiedene Modelle wie Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Teilzeit, Schichtarbeit und Jahresarbeitszeit. Jedes Modell hat seine eigenen Regeln und Vorteile.

Wie unterscheiden sich Gleitzeit und Vertrauensarbeitszeit?

Bei Gleitzeit wird die Arbeitszeit erfasst und kann innerhalb eines bestimmten Rahmens flexibel gestaltet werden. Vertrauensarbeitszeit setzt auf das Vertrauen, dass die Arbeitnehmenden ihre Aufgaben ohne genaue Zeiterfassung erfüllen.

Warum sind flexible Arbeitszeitmodelle für Unternehmen wichtig?

Flexible Arbeitszeiten sind ein entscheidender Faktor im Wettbewerb um Talente. Sie erhöhen die Attraktivität eines Unternehmens und sind für viele Talente ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl.

Welche Vorteile bieten flexible Arbeitszeitmodelle?

Flexible Arbeitszeiten fördern eine bessere Work-Life-Balance, erhöhen die Produktivität und steigern die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Sie tragen auch positiv zum Employer Branding bei.


Quellen:
1 Decoding Global Ways of Working, The Stepstone Group, BCG und The Network, 2021