Hannah Yeboah
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Du schreibst Bewerbung nach Bewerbung, schickst alles pünktlich ab – und bekommst trotz guter Qualifikation nur Absagen. Oder noch schlimmer: gar keine Rückmeldung. Das frustriert. Gerade wenn du das Gefühl hast, alles "richtig" zu machen. Tatsächlich stellt sich die Frage: Warum bekomme ich nur Absagen auf Bewerbungen?
Genau das hat Stepstone in der exklusiven "Quality of Applications"-Studie untersucht. Recruiter, also Personalvermittler, aus ganz Deutschland verraten darin, worauf sie wirklich achten – und warum Bewerbungen in der Praxis oft schon in der ersten Runde aussortiert werden. So viel vorweg: Es liegt nicht immer nur an deiner Qualifikation. In diesem Artikel bekommst du einen echten Blick hinter die Kulissen.
Im Schnitt gehen bei einer offenen Stelle rund zwölf Bewerbungen ein. Davon schaffen es vier gar nicht erst in die nähere Auswahl. Das heißt: Rund 33 % werden direkt nach dem ersten Screening aussortiert. Dabei setzen ganze 73 % der Recruiter*innen auf eine manuelle Sichtung der Unterlagen.
Im Gespräch mit Martin Spielvogel, Head of Recruiting Germany & Switzerland bei Henkel, wird deutlich, wie sich der Bewerbungsalltag für viele Personaler verändert hat. Der erfahrene Recruiter beobachtet einen klaren Trend:
„Die Qualität [von Bewerbungen] nimmt durchaus ab“, so Martin Spielvogel, Head of Recruiting Germany & Switzerland bei Henkel.
Ein Recruiter für technische Berufe beobachtet:
Viele nutzen fertige Vorlagen, machen Selfies als Bewerbungsfotos und laden Word-Dateien hoch. Das wirkt, als wäre wenig Mühe investiert worden.
Sein Recruiting-Kollege aus dem Vertrieb schlägt in dieselbe Kerbe: „Der Aufwand für Bewerbungsunterlagen scheint generell zu sinken.“
Der erste Eindruck leidet also oft nicht an fehlender Kompetenz, sondern an mangelnder Sorgfalt und Fehlern.
Viele Bewerbungen scheitern daran, dass die Fähigkeiten nicht zur ausgeschriebenen Stelle passen. Ebenso häufig sind unterm Strich jedoch einfach zu vermeidende Formfehler der Grund. . Dazu gehören laut der aktuellen Stepstone-Studie:
Ein Blick in die Branchenstatistikzeigt sich, wie unterschiedlich die Absagegründe ausfallen können:
Wenn Personaler Bewerbungen prüfen, folgen sie bestimmten Kriterien. Diese sind oft nicht explizit genannt, aber entscheidend:
Nicht auf der Liste sind Bewerbungsfotos: 37 % der Recruiter*innen sagen, dass ein Bewerbungsfoto für sie "nicht wichtig" ist. Ein Zeichen für mehr Chancengleichheit und diskriminierungsfreies Recruiting.
Im Gespräch haben uns mehrere Recruiter verraten, worauf es bei einer wirklich überzeugenden Bewerbung heute ankommt – und das geht weit über einen fehlerfreien Lebenslauf hinaus.
Christoph Schulz, EMEA Talent Acquisition Manager bei Orion Carbons, bringt es klar auf den Punkt: Eine hochwertige Bewerbung ist eine, „die sich mit der Stellenausschreibung auseinandergesetzt hat“. Bewerbungen, die einfach generisch wirken oder offensichtlich aus einer Vorlage stammen, hinterlassen kaum Eindruck. Stattdessen achten Personaler darauf, ob sich Bewerbende wirklich mit der Rolle und dem Unternehmen beschäftigt haben.
- Christoph Schulz, EMEA Talent Acquisition Manager bei Orion CarbonsEine hochwertige Bewerbung ist eine, die sich mit der Stellenausschreibung auseinandergesetzt hat.
Auch Martin Spielvogel, Head of Recruiting Germany & Switzerland bei Henkel, hat betont, wie wichtig der Cultural Fit geworden ist:
- Martin Spielvogel, Head of Recruiting Germany & Switzerland bei HenkelDie Skills und die Passung zur Unternehmenskultur gehen Hand in Hand.
Es reicht also nicht mehr, nur formal zu passen – Recruiter*innen möchten spüren, dass jemand wirklich Teil des Teams werden will.
Immer mehr Recruiter*innen zeigen sich offen für kreative Bewerbungsformen – etwa in Form von kurzen Video-Botschaften. Diese können, wenn sie gut gemacht sind und inhaltlich zur Stelle passen, ein echter Pluspunkt sein.
Martin Spielvogel nennt sie ausdrücklich als positives Beispiel. Dennoch macht der Head of Recruiting Germany & Switzerland bei Henkel deutlich: Kreativität ja – aber bitte mit Substanz.
Die Ergebnisse unserer Studie und die Gespräche mit Recruiter*innen machen deutlich: Viele Absagen haben weniger mit fehlender Qualifikation zu tun, als Bewerbende vielleicht vermuten. Häufig scheitert es an Punkten, die mit etwas Vorbereitung und Sorgfalt gut vermeidbar wären – etwa unvollständige Unterlagen, mangelnder Bezug zur Stelle oder eine unklare Kommunikation.
Gleichzeitig zeigen die Rückmeldungen aber auch: Wer sich die Zeit nimmt, sich wirklich mit der Ausschreibung, dem Unternehmen und den eigenen Stärken auseinanderzusetzen, hebt sich positiv ab. Eine Bewerbung, die strukturiert, relevant und persönlich ist, wird wahrgenommen – gerade in Zeiten, in denen viele Unterlagen austauschbar wirken.
Die Botschaft der Recruiter ist klar: Wer sich Mühe gibt, Interesse zeigt und Persönlichkeit einbringt, hat deutlich bessere Chancen – selbst in hart umkämpften Branchen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Bewerbungen abgelehnt werden. Häufig liegt es daran, dass relevante Qualifikationen oder Berufserfahrung fehlen. Aber auch wenn die Bewerbung unvollständig ist oder schlecht formatiert, kann das schnell nach hinten losgehen. Dazu kommen unrealistische Gehaltsvorstellungen oder unerklärte Lücken im Lebenslauf, die den Eindruck erwecken, dass man sich nicht genug Mühe gegeben hat.
Absagen kommen oft durch fehlende Fachkenntnisse oder zu wenig Erfahrung, die für den Job wichtig wären. Auch eine unübersichtliche Bewerbung oder Rechtschreibfehler lassen einen schnell aussortieren. Wenn das Anschreiben nicht individuell genug wirkt oder einfach keine klare Verbindung zur Stelle herzustellen ist, fliegt man auch schnell raus. In manchen Fällen können auch zu hohe Gehaltsforderungen oder eine schlechte Passung zur Unternehmenskultur der Grund sein. Was sind die drei häufigsten Gründe für die Ablehnung von Kandidaten? 1. Fehlende relevante Fähigkeiten (70 %) 2. Mangelnde Berufserfahrung (58 %) 3. Schlechte Formatierung der Unterlagen (33 %)
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