Brille mit schmalem Metallrahmen wird vor eine Stadtansicht gehalten.
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Gehaltstransparenz als Motor für FairnessWas ist ein faires Gehalt?Spannungsfeld zwischen Gerechtigkeit und ZufriedenheitMehr Verantwortung für UnternehmenNeue Wege in der VergütungspolitikFazit: Gehaltstransparenz braucht Strategie und Fingerspitzengefühl

Gehaltstransparenz ist ein viel diskutiertes Thema, das Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt. Während die einen es als wichtigen Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit ansehen, warnen andere vor möglichen negativen Konsequenzen. Die Meinungen der Experten Markus Wörner und Bentje Gründwald spiegeln die Vielschichtigkeit dieser Debatte wider.

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Gehaltstransparenz als Motor für FairnessWas ist ein faires Gehalt?Spannungsfeld zwischen Gerechtigkeit und ZufriedenheitMehr Verantwortung für UnternehmenNeue Wege in der VergütungspolitikFazit: Gehaltstransparenz braucht Strategie und Fingerspitzengefühl

Gehaltstransparenz als Motor für Fairness

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Geheimniskrämerei führt nur zu Misstrauen und fördert Büroklatsch, der die Unternehmenskultur belastet.

- Markus Wörner, Mitglied des einhorn GehaltsratesClosing quote for citation

Markus Wörner betont, dass Gehaltstransparenz unerlässlich sei, um Gehaltsunfairness zu bekämpfen, insbesondere im Hinblick auf den Gender-Pay-Gap. Er verweist auf das Gehaltstransparenz-Gesetz von 2017, das darauf abzielt, mehr Gerechtigkeit zu schaffen. „Geheimniskrämerei führt nur zu Misstrauen und fördert Büroklatsch, der die Unternehmenskultur belastet“, so Wörner. Transparenz könne Spannungen abbauen und dazu beitragen, ein echtes Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Besonders introvertierte Mitarbeitende, die sich mit Gehaltsverhandlungen schwertun, könnten durch klare Regeln profitieren.

Was ist ein faires Gehalt?

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Ein faires Gehalt ist mehr als gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Faktoren wie Leistung, Wohnort oder individuelle Bedürfnisse spielen eine Rolle.

- Bentje Grünewald, Head of Compensation & HR Systems bei DKV Mobility Closing quote for citation

Bentje Gründwald sieht Gehaltstransparenz kritisch, wenn keine klaren Kriterien für die Gehaltsverteilung definiert sind. „Ein faires Gehalt ist mehr als gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Faktoren wie Leistung, Wohnort oder individuelle Bedürfnisse spielen eine Rolle“, argumentiert Gründwald. So könnten ältere Mitarbeitende aufgrund längerer Betriebszugehörigkeit höhere Gehälter beziehen, ohne zwangsläufig mehr Leistung zu erbringen. Auch der Wohnort sei relevant: Die Lebenshaltungskosten in Großstädten unterscheiden sich erheblich von denen auf dem Land.

Spannungsfeld zwischen Gerechtigkeit und Zufriedenheit

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Forschung zeigt, dass die Zufriedenheit derjenigen, die weniger verdienen, stark sinkt, während sie bei den Besserverdienenden nur leicht steigt.

- Bentje Grünewald, Head of Compensation & HR Systems bei DKV Mobility Closing quote for citation

Laut Gründwald könne Gehaltstransparenz zu Unzufriedenheit führen, wenn Mitarbeitende erkennen, dass Kolleg*innen aus unterschiedlichen, oft nicht transparenten Gründen mehr verdienen. „Forschung zeigt, dass die Zufriedenheit derjenigen, die weniger verdienen, stark sinkt, während sie bei den Besserverdienenden nur leicht steigt“, erklärt sie. Wörner entgegnet, dass Transparenz solche Missstände zumindest sichtbar mache und Raum für Verbesserungen biete. Die Verantwortung liege jedoch klar bei der Geschäftsführung und der HR-Abteilung. „Individuelle Konzepte und transparente Prozesse sind der Schlüssel“, betont er.

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Forschung zeigt, dass die Zufriedenheit derjenigen, die weniger verdienen, stark sinkt, während sie bei den Besserverdienenden nur leicht steigt.

- Bentje Grünewald, Head of Compensation & HR Systems bei DKV Mobility Closing quote for citation

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Mehr Verantwortung für Unternehmen

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Wir zahlen manchmal sogar mehr, als Kandidat*innen verlangen, um Fairness zu gewährleisten.

- Bentje Grünewald, Head of Compensation & HR Systems bei DKV Mobility Closing quote for citation

Beide Experten sind sich einig, dass faire Vergütung nicht allein den Mitarbeitenden überlassen werden darf. „Wir zahlen manchmal sogar mehr, als Kandidat*innen verlangen, um Fairness zu gewährleisten“, berichtet Gründwald. Wörner plädiert dafür, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden stärker einbinden: „Selbstverantwortung und unternehmerisches Denken erfordern Wissen – auch über Gehälter, Umsätze und Kosten.“

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Selbstverantwortung und unternehmerisches Denken erfordern Wissen – auch über Gehälter, Umsätze und Kosten.

- Markus Wörner, Mitglied des einhorn GehaltsratesClosing quote for citation

Neue Wege in der Vergütungspolitik

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Viele Mitarbeitende bevorzugen heute mehr Freizeit statt mehr Gehalt. Unternehmen müssen flexibler auf individuelle Lebensphasen eingehen.

- Bentje Grünewald, Head of Compensation & HR Systems bei DKV Mobility Closing quote for citation

Die Experten stimmen überein, dass es kein universelles Modell für faire Vergütung gibt. Stattdessen seien maßgeschneiderte Lösungen gefragt. „Viele Mitarbeitende bevorzugen heute mehr Freizeit statt mehr Gehalt. Unternehmen müssen flexibler auf individuelle Lebensphasen eingehen“, so Gründwald. Wörner ergänzt: „Gehaltstransparenz kann Teams stärken, wenn sie richtig umgesetzt wird. Sie ist ein Entwicklungsschritt, der langfristig zu besseren Beziehungen und größerem Zusammenhalt führen kann.“

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Gehaltstransparenz kann Teams stärken, wenn sie richtig umgesetzt wird. Sie ist ein Entwicklungsschritt, der langfristig zu besseren Beziehungen und größerem Zusammenhalt führen kann.

- Markus Wörner, Mitglied des einhorn GehaltsratesClosing quote for citation

Fazit: Gehaltstransparenz braucht Strategie und Fingerspitzengefühl

Gehaltstransparenz birgt großes Potenzial, stellt Unternehmen aber auch vor Herausforderungen. Während sie Missstände sichtbar macht und Fairness fördert, kann sie auch neue Spannungen erzeugen. Entscheidend ist ein gutes Vergütungsmanagement mit klaren und transparenten Prozessen, das die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigt. Nur so kann eine Unternehmenskultur geschaffen werden, die Transparenz, Gerechtigkeit und Zufriedenheit miteinander vereint.

 

Das Expert*innen-Gespräch zum Thema

Markus Wörner
Bentje Grünewald
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Gehaltstransparenz ist der Schlüssel zu fairen Gehältern, Geheimniskrämerei fördert Unfairness, Stichwort: Gender-Pay-Gap. Darum gibt es ja auch seit 2017 das Gehaltstransparenz-Gesetz.

🤔 Was ist die Definition für ein faires Gehalt? Gleicher Job, gleiches Geld?

Was ist mit Unterschieden in der Leistung, dem Wohnort oder Bedarf? Ältere Mitarbeiter*innen verdienen oft mehr als jüngere, weil sie schon viele Gehaltsrunden miterlebt haben. Sie leisten aber nicht zwingend mehr als die jüngeren Kolleg*innen. Mitarbeiter*innen in Großstädten haben höhere Ausgaben für Miete, wohingegen die Lebenshaltungskosten auf dem Land geringer sind.

Natürlich gibt es immer individuelle Faktoren, aber: Zu lernen, offen über Gehälter zu sprechen, ist ein Entwicklungsschritt, aus dem Teams gestärkt und mit besseren Beziehungen untereinander hervortreten können. Wir gewinnen potenziell ein ganz neues Verständnis füreinander, was zu einem echten Gemeinschaftsgefühl führt. 💪🤝

Eine gute Zusammenarbeit und Verständnis füreinander sind wichtig, klar. 👍 Aber die Gehaltsbudgets werden durch Gehaltstransparenz ja nicht größer. Daher müssen Gehaltserhöhungen besser verteilt werden. ⚖

Der Schlüssel zu fairen Gehältern ist ein gutes Vergütungsmanagement mit klaren und transparenten Prozessen und Kriterien.

👍 Stimmt, Transparenz reduziert Spannungen! Das gilt aber nicht nur für die Prozesse an sich, sondern auch für die Gehälter, die am Ende ausgezahlt werden.

Bei geheimen Gehältern kommt irgendwann immer der Flurfunk zum Tragen, es werden Vermutungen angestellt und diese Vermutungen sind selten positiv, sondern zeichnen in der Regel ein negatives Bild, in dem sich viele benachteiligt fühlen. Diese Büropolitik ist völlig unnötig und schadet nur.

Gehaltstransparenz führt aber nicht per se zu einer anderen Verteilung der Gehälter, sondern stattdessen zu Unzufriedenheit auf allen Seiten. Alle Mitarbeiter*innen können Kolleg*innen finden, die aus den unterschiedlichsten Gründen mehr verdienen, und werden dies als ungerecht empfinden.

Die Forschung zeigt: Bei denjenigen, die mehr verdienen als ihre Peers, steigt die Zufriedenheit nur leicht, während bei denjenigen, die weniger verdienen, die Zufriedenheit sinkt. 📊🤷

Transparenz schützt aber auch introvertierte Menschen, die gute Leistung bringen, aber sich schwertun, zu verhandeln.

Klare Regeln und Gehaltsbänder schützen diese Menschen auch. Die Verantwortung für faire Gehälter sollte nicht auf den Schultern der Mitarbeiter*innen liegen, sondern bei der Geschäftsführung und HR. Wir zahlen daher manchmal sogar mehr als ein*e Kandidat*in verlangt, damit es fair ist.

Das ist super! 👍

Noch ein Gedanke: Wir fordern von unseren Mitarbeiter*innen Selbstverantwortung, unternehmerisches Denken und Flexibilität. Nur beim Gehalt bleibt alles beim Alten. Ich finde, das ist inkonsequent. Für unternehmerisches Denken brauchen wir Wissen. Wissen über den Umsatz, die Kosten und die genaue Situation des Unternehmens, das muss auch für Gehalt gelten.

Es stimmt grundsätzlich: Unternehmenskultur und Vergütungsphilosophie müssen auf jeden Fall zusammenpassen. 👍 Welche Ergebnisse und Verhaltensweisen sollen belohnt werden? Und wie? Vielen Menschen ist mehr Freizeit inzwischen viel wichtiger als mehr Geld. Hier müssen Unternehmen mehr auf unterschiedliche Bedürfnisse in unterschiedlichen Lebensphasen eingehen.

Richtig, es gibt kein Patentrezept, das bei allen Unternehmen gleich gut funktioniert. Darum sind individuelle Konzepte für mehr Fairness und Transparenz beim Gehalt eine gute Zukunftsoption. ⚖🤝

Markus Wörner

Markus Wörner ist Mitglied im Gehaltsrat der Firma Einhorn, einem Hersteller von Kondomen und Periodenartikeln aus Berlin. Einhorn hat die Löhne aller Mitarbeiter*innen 2019 in einer Tabelle für das gesamte Unternehmen jederzeit einsehbar gemacht.

Bentje Grünewald

Bentje Grünewald arbeitet seit mehreren Jahren als Head of Compensation & HR Systems beim Mobilitätsdienstleister DKV Mobility und beschäftigt sich unter anderem mit den Themen Vergütungs- und Performance-Management.

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