Mandy Rilke
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Der Alltagsstress hat dich fest im Griff, während deine Social-Media-Kanäle überflutet werden mit Fotos von den schönsten Orten der Welt? Dein Job verlangt vielleicht nach kreativen Lösungen, aber dein Akku ist leer? Deine Motivation ist an einem Tiefpunkt? Oder du brauchst ganz einfach dringend einen Tapetenwechsel? Ein Sabbatical – oder Sabbatjahr – kann da genau das Richtige für dich sein.
Ähnlich wie bei einem Gap-Year geht es beim Sabbatjahr oder Sabbatical in erster Linie darum, aus dem Alltag auszubrechen, frische Luft zu schnappen und anschließend mit vollen Akkus zurück in den Job zu kehren. Während ein Gap-Year traditionell zwischen zwei beruflichen oder schulischen Stationen eingeschoben wird – etwa zwischen Schulabschluss und Studium oder unmittelbar vor dem Start in den Job – werden Arbeitnehmer*innen beim Sabbatical für den Zeitraum eines Monats bis hin zu einem ganzen Jahr vom Arbeitgeber freigestellt.
Das klassische Gap-Year steht für Freiheit und Spontanität, dient häufig aber auch der beruflichen Inspiration. Was soll ich studieren? Welcher Job macht mich glücklich? Wo sehe ich mich in der Zukunft? Das Sabbatjahr dagegen wird häufig von der Karriere getrennt und bewusst mit Tätigkeiten verbracht, die nichts mit dem Job zu tun haben. Die Motivation kann dabei ganz unterschiedlich aussehen. Hier sind drei Gründe, warum du eine berufliche Auszeit gebrauchen könntest:
Jeden Tag um dieselbe Uhrzeit aufstehen, zur Arbeit gehen, zur selben Zeit nach Hause fahren und den Abend auf der Couch verbringen: Für viele Menschen ist das Alltag. Gegen eine Routine ist auch nichts einzuwenden – der Mensch ist und bleibt nun mal ein Gewohnheitstier. Trotzdem erleben viele Arbeitnehmende diese Routine früher oder später als Stagnation. Ein Tapetenwechsel kann da helfen. Dafür ist das Sabbatjahr genau richtig! Du brichst für einen begrenzten Zeitraum aus dem Alltagstrott aus, findest zu dir selbst zurück, erlebst vielleicht sogar ein Abenteuer und kehrst schließlich voller Energie und mit neuer Motivation zurück in deinen Job. Eine Win-Win-Situation – für dich und deinen Arbeitgeber.
Wie soll ich die Lücke im Lebenslauf künftigen Arbeitgebern erklären? Falls du dir diese Frage stellst, können wir dich beruhigen. Lücken im Lebenslauf stellen für Arbeitgeber immer seltener ein Problem dar. Recruiter*innen sehen den Menschen hinter dem Lebenslauf und verstehen, dass eine Lücke viele Gründe und ein Sabbatjahr aus Unternehmenssicht sogar Vorteile haben kann.
Die Auszeit lässt sich durchaus aktiv zugunsten der Karriere nutzen, zum Beispiel für eine berufliche Neuorientierung im Rahmen eines Praktikums oder für die Vorbereitung einer Selbstständigkeit. Dein Job erfüllt dich nicht mehr? Oder du hast das Gefühl, auf der Stelle zu treten? Dann bist du vielleicht bereit für ein Sabbatical.
Auch die Kompetenzen für deinen aktuellen Job lassen sich aber im Rahmen eines Sabbatjahrs weiter ausbauen. So sind beispielsweise Sprachkurse ein beliebter Zeitvertreib während einer beruflichen Auszeit.
Bei einer 40-Stunden-Woche (oder mehr) passiert es nicht selten, dass das Privatleben zu kurz kommt – das gilt leider auch häufig für die Zeit mit der Familie. Viele Menschen nutzen die berufliche Auszeit deshalb gezielt für Quality Time mit Partner*in und/oder Kindern und das ganz unabhängig von Elternzeitregelungen. Dabei muss es nicht immer die große Weltreise sein. Ausflüge und Unternehmungen, die sonst zu kurz kommen, ein gemeinsames Hobby oder einfach mehr Zeit miteinander empfinden viele Familien als Gewinn. Auch für die Pflege älterer Angehöriger wird ein Sabbatjahr häufig genutzt und ist als sogenannte „Pflegezeit“ immerhin gesetzlich geregelt. Generell gilt: Eine der größten Herausforderungen bei der Planung eines Sabbaticals ist die Finanzierung.
Werde ich eigentlich während meiner Auszeit weiterhin bezahlt? Einfache Frage – einfache Antwort: Nein. Für ein Sabbatical wird meist unbezahlter Sonderurlaub beantragt. In der Regel musst du also über den gesamten Zeitraum ohne dein regelmäßiges Einkommen zurechtkommen. Ein kleines Finanzpolster solltest du also schon in der Hinterhand haben.
Dazu kommt, dass deine laufenden Kosten oft auch während deiner Berufsauszeit weiterhin anfallen. Viele Menschen entscheiden sich deshalb bei einem Sabbatical im Ausland dafür, ihre Wohnung für diesen Zeitraum unterzuvermieten, damit wenigstens die Mietkosten gedeckt sind. Bei einer unbezahlten Freistellung stehst du außerdem vor dem Problem, dass du ohne Einkommen nicht mehr sozialversichert bist. Du müsstest für den Zeitraum also mindestens deine Krankenversicherung anders regeln.
Diese Herausforderung lässt sich allerdings mit dem Teilzeitarbeitsmodell umgehen: Beim Teilzeitarbeitsmodell arbeitest du über einen längeren Zeitraum für ein gekürztes Gehalt, das aber auch über den Zeitraum deines Sabbaticals weiterhin gezahlt wird. Damit bist du auch während der Auszeit über deinen Arbeitgeber kranken-, renten- und arbeitslosenversichert.
Ebenfalls sehr beliebt für die Umsetzung eines Sabbatjahrs ist das sogenannte Langzeitarbeitskonto. Dabei wird mehr oder weniger vorgearbeitet: Überstunden und Urlaubstage werden während der sogenannten Ansparphase – ja, eben angespart. Auch in diesem Fall greift die Krankenversicherung ganz regulär über den Arbeitgeber. Erkundige dich dafür frühzeitig bei deiner Führungskraft nach den Möglichkeiten und Vorlaufzeiten.
Falls du aber eh schon weißt, dass du nach deiner Auszeit nicht in deinen bisherigen Job zurückkehren möchtest, bleibt dir natürlich auch die ganz reguläre Kündigung.
Schon bereit für eine berufliche Auszeit? Dann hast du jetzt die Qual der Wahl. Wie möchtest du die Zeit nutzen? Wo möchtest du dein Sabbatical verbringen? Die Welt steht dir offen, aber macht es das leichter?
Es gibt kein Patentrezept fürs Sabbatical. Ob du die Seele baumeln lassen willst oder die Zeit doch eher aktiv oder produktiv nutzt, bleibt dir überlassen. Hier findest du für beide Herangehensweisen Inspiration:
Viele Freiwillige verbringen ihre Auszeit mit ehrenamtlicher Arbeit – machen also ein sogenanntes Social Sabbatical. Dabei kannst du dich zum Beispiel in einem Tierheim engagieren und dabei helfen, Straßenhunde aufzupäppeln und weiter zu vermitteln. Oder du verbringst die Zeit in einem Entwicklungsland und unterrichtest Kinder in Englisch oder anderen Fächern. Auch rund um den Naturschutz gibt es jede Menge Angebote für dein Sabbatical: Plastik sammeln in Bali, Bäume pflanzen im Regenwald oder die Ärmel hochkrempeln und auf einer Farm mit anpacken. Wenn du noch nicht genau weißt, wie du dich engagieren möchtest, gibt es online eine Vielzahl von Anbietern, wie zum Beispiel Volunteer World, ManaTapu oder Freiwilligenarbeit.de, die dich bei der Planung unterstützen.
Seine sieben Sachen packen und dem Alltagstrott den Rücken kehren: Backpacking durch Australien, Neuseeland, Thailand oder gleich durch mehrere Kontinente ist vor allem im Rahmen eines Gap-Years vor oder nach dem Studium sehr beliebt. Warum solltest du aber nicht auch später im Leben einfach mal losziehen, Orte bereisen, die du schon immer mal sehen wolltest und neue Abenteuer erleben? Am Ende geht es auch beim Sabbatical darum, mit neuer Energie und Motivation in den Alltag zurückzukehren. Wie du das am besten erreichst, bleibt dir überlassen.
Wenn uns der Alltag über den Kopf wächst, müssen wir manchmal die Reißleine ziehen, bevor es zu spät ist. Im Rahmen des Sabbatjahrs lässt sich auch ein sogenanntes Retreatment umsetzen. Hierbei steht die persönliche Besinnung im Vordergrund. Den Jakobsweg begehen, im Kloster zur Ruhe kommen oder mit Yoga und Meditation zu dir selbst finden, sind nur einige Beispiele für ein Sabbatical, bei dem Entschleunigung im Mittelpunkt steht. Diese Maßnahmen können auch einem nahenden Erschöpfungszustand – dem Burn-Out – vorbeugen.
Neben dem Job noch deine Selbstständigkeit planen? Ganz schön stressig! Wenn deine finanzielle Situation es zulässt, kannst du auch hierfür ein Sabbatical nutzen. Frei von Ablenkungen und dem Trubel, den der Berufsalltag mit sich bringt, lassen sich deutlich einfacher Pläne schmieden und Fortbildungen – zum Beispiel in Betriebswirtschaft – wahrnehmen. Indem du die freie Zeit für den Übergang nutzt, startest du gut vorbereitet und hoffentlich weniger gestresst in das Abenteuer Selbstständigkeit.
Hier nochmal die wichtigsten Punkte im Überblick:
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