Verena Feldmann
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Dass die gesetzliche Rente kaum reichen wird, um im Alter sorgenfrei leben zu können, ist längst kein Geheimnis mehr. Eine Möglichkeit zusätzlich vorzusorgen, ist die betriebliche Altersvorsorge. Dabei baust du dir mit Hilfe deines Arbeitgebers eine zusätzliche Rente auf. Wie genau das funktioniert und wann und für wen sich diese Art der Altersvorsorge besonders lohnt, verraten wir dir jetzt.
Dass Arbeitgeber für ihre Arbeitnehmer*innen finanziell vorsorgen, hat in Deutschland eine lange Tradition. Schon vor über 100 Jahren sparten einige Unternehmen für ihre Angestellten unter dem Begriff „betriebliche Altersversorgung“ (kurz bAV) gezielt Geld, um ihnen später eine Rente auszahlen zu können. Heute ist der Begriff "betriebliches Altersvorsorge" (abgekürzt ebenfalls bAV) geläufiger, der nicht nur die Möglichkeit einschließt, dass dein Arbeitgeber Geld für dich anspart, sondern du auch einen Teil deines Bruttogehalts über deinen Arbeitgeber investieren kannst. In beiden Fällen ist oft auch von einer Betriebsrente die Rede.
Grundsätzlich hast du keinen gesetzlichen Anspruch auf eine klassische betriebliche Altersversorgung – nicht alle Arbeitgeber bieten diese Leistung von vorneherein an. Arbeitest du in einer Branche mit Tarifverträgen, ist die bAV allerdings oftmals Bestandteil des Vertrags. Außerdem hast du immer die Möglichkeit deinen (zukünftigen) Arbeitgeber auf eine betriebliche Altersvorsorge anzusprechen und mit Hilfe der sogenannten Entgeltumwandlung einen Teil deines Bruttolohns gezielt für’s Alter anzulegen.
Konkret ergeben sich daraus zwei Möglichkeiten, wie die betriebliche Altersvorsorge funktioniert:
In beiden Fällen läuft die komplette Abwicklung über deinen Arbeitgeber: Er schließt entsprechende Verträge ab, verwaltet diese und leistet die Zahlungen. Neben den geringen bzw. gar keinen Aufwänden für dich, profitierst du oftmals auch von günstigeren Konditionen bei der Betriebsrente, dadurch dass spezielle Kassen und Versicherungen deinem Arbeitgeber optimierte Verträge für eine große Zahl an Mitarbeiter*innen anbieten.
Es gibt fünf verschiedene Arten der betrieblichen Altersvorsorge (auch Durchführungswege genannt), in die dein Arbeitgeber Rente für dich einzahlen und aus denen er frei auswählen darf. Je nachdem, ob die bAV komplett von deinem Arbeitgeber finanziert wird oder du selbst den Großteil zahlst, sind bestimmte Durchführungswege wahrscheinlicher.
Geht ein Lebensversicherer insolvent übernimmt zuerst eine Schutzeinrichtung die ausstehenden Forderungen von Betriebsrenten. Sollten die finanziellen Mittel diese Einrichtung jedoch nicht reichen, kann es zu Leistungskürzungen kommen.
Finanzierst du die betriebliche Altersvorsorge mit deinem eigenen Gehalt, musst du auf dieses Geld keine Einkommenssteuer zahlen und auch Sozialabgaben entfallen bis zu einem gewissen Grad. Bis zu vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze für die gesetzliche Rentenversicherung sind befreit: Konkret sind das bis zu 302 Euro im Monat (Stand: August 2024). Gleichzeitig reduziert sich durch dein geringeres Gehalt allerdings auch die Summe, die dein Arbeitgeber für dich in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt. Unterm Strich profitierst du von der bAV finanziell meist aber dennoch.
Gehst du in Rente und erhältst eine bAV musst du diese versteuern und auch weiterhin Sozialabgaben, vor allem für die Krankenkasse, zahlen. Allerdings gibt es hier einen Freibetrag von aktuell 176,75 Euro. Erst für jeden Euro Rente darüber hinaus werden Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung fällig.
Zahlt dein Arbeitgeber die komplette betriebliche Altersvorsorge, hast du erst nach drei Jahren Betriebszugehörigkeit Anspruch auf die Rentenzahlung.
Erst etwas weniger Nettogehalt, dafür weniger Abgaben, unsichere Angaben zur tatsächlichen Rentenhöhe, dafür eine weitere Säule bei der Altersvorsorge: Es gibt viele Punkte, die für eine betriebliche Altersvorsorge sprechen aber genauso auch Punkte, die verunsichern. Wann also lohnt sich die bAV und wann solltest du dein Geld lieber anderweitig investieren?
Eine Grundregel ist: Übernimmt dein Arbeitgeber die Zahlungen zur bAV komplett als Sonderzahlung zum Gehalt, gibt es keinen Grund dieses Goodie nicht mitzunehmen.
Nutzt du die Entgeltumwandlung für die betriebliche Altersvorsorge, kommt es einerseits auf die Rendite des Produkts an, in das investiert wird: Je höher die Rendite, desto schneller hast du dein Geld später wieder raus. Ein zweiter Faktor ist der Arbeitgeberzuschuss: Je höher dieser ist, desto lukrativer wird es für dich.
Sinnvoll ist die bAV außerdem für alle, die nur wenig verdienen und später mit einer niedrigen gesetzlichen Rente rechnen. Seit 2018 werden Einnahmen bis 200 Euro aus der Betriebsrente nämlich nicht mehr auf die Grundsicherung angerechnet. Zuvor wurde diese angerechnet und die Grundsicherung wurde entsprechend gekürzt, so dass sich das zusätzliche Sparen nicht gelohnt hat. Wenn du im Alter trotz niedriger Rente auf die Grundsicherung verzichten möchtest, kannst du deine Rente durch einen Zuverdienst aufbessern.
Grundsätzlich musst du bei dieser Art der Altersvorsorge bedenken, dass es sich um eine monatliche Rente handelt, auf die du sparst und bei der du nicht frei über dein Geld verfügen kannst. Ist dir mehr Flexibilität wichtig und willst du beispielsweise im Alter die Möglichkeit haben, kurzfristig auf eine größere Summe zuzugreifen, gibt es andere Formen der Altersvorsorge, die sich besser eignen. Außerdem gibt es besondere Lebenssituationen, in denen sich die betriebliche Altersvorsorge tatsächlich kaum lohnt.
Verdienst du zwischen 5.175 und 7.550 Euro, lohnt sich die bAV, zumindest aus eigenen Mitteln, meist nicht: Da du mit diesem Gehalt über der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Krankenversicherung liegst, zahlst du nämlich auch abzüglich eventueller Beiträge zur bAV den Höchstbetrag – profitierst also hier nicht von Einsparungen. Gleichzeitig reduzieren sich hier aber dennoch die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Du machst also an zwei Fronten Verlust.
Hast du in Vergangenheit bereits häufig den Arbeitgeber gewechselt oder spielst du sogar mit dem Gedanken, dich irgendwann selbstständig zu machen, solltest du ebenfalls überlegen, ob eine bAV die richtige Altersvorsorge für dich ist. Einmal abgeschlossen verfallen Rentenansprüche zwar nicht mehr, wirklich sinnvoll sparen kannst du mit vielen nur kurz laufenden Rentenverträgen aber auch nicht.
Gut zu wissen: Eine einmal abgeschlossene Direktversicherung kannst du zu einem neuen Arbeitgeber mitnehmen, allerdings ist dieser nicht verpflichtet, diesen Vertrag auch zu übernehmen. Dann hast du die Möglichkeit die Beiträge privat weiterzuzahlen oder den Vertrag ruhen zu lassen. Theoretisch kannst du bereits angespartes Guthaben auch auf einen neuen Vertrag übertragen. Wegen hoher Wechselgebühren ist das meist aber ein Verlustgeschäft.
Neben der gesetzlichen Rente mit einer betrieblichen Altersvorsorge vorzusorgen, hat hierzulande Tradition und ist vor allem für all jene geeignet, die sich selbst so wenig wie möglich um die spätere Rente kümmern möchten. Schließlich entscheidet der Arbeitgeber über die Anlageform, kümmert sich um die Abwicklung und garantiert gewisse Leistungen oder Beträge. Das ist bequem und bietet eine gewisse Sicherheit – vor allem, wenn du ohnehin vorhast, lange in einem Unternehmen zu bleiben. Allerdings ist die bAV längst nicht für jeden der richtige Weg. Möchtest du zum Beispiel flexibler bei der Anlage und Verwendung deines Geldes sein, gibt es andere Formen der Altersvorsorge, mit denen du nicht nur freier über dein Geld entscheiden, sondern auch höhere Renditen (aber auch Verluste) erzielen kannst. Ob die betriebliche Altersvorsorge etwas für dich ist, hängt also vor allem von deinen persönlichen Vorstellungen bei deiner Finanzplanung ab.
Bei der betrieblichen Altersvorsorge spart dein Arbeitgeber zusätzliches Geld für deine spätere Rente an. Dafür kann er verschiedene Durchführungswege wählen und zum Beispiel in eine Lebensversicherung investieren.
Die betriebliche Altersvorsorge kann eine weitere Säule für deine finanzielle Versorgung im Alter sein und wird unabhängig von der gesetzlichen Rente ausgezahlt. Wie viel du davon tatsächlich profitierst, hängt vor allem von der jeweiligen Rendite des Produkts ab, in das dein Arbeitgeber investiert.
Die bAV lohnt sich vor allem, wenn dein Arbeitgeber die komplette Summe oder einen großen Teil der bAV übernimmt. Zahlst du einen Teil der bAV von deinem Gehalt, ist die Rendite und die Höhe des Arbeitgeberzuschusses relevant.
Ein möglicher Nachteil der betrieblichen Altersvorsorge ist, dass zu Beginn der Laufzeit nicht immer klar ist, wie sich die Rendite und damit die spätere tatsächliche Rentenhöhe entwickelt – dieses Problem gibt es aber bei vielen Vorsorgeprodukten. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass das Geld ab Renteneintritt in monatlichen Raten ausgezahlt wird und somit später nicht frei verfügbar ist.
Eine betriebliche Altersvorsorge lohnt sich vor allem dann nicht, wenn du zu viel verdienst oder häufig den Job wechselst. Legst du Wert auf finanzielle Flexibilität, ist die bAV meist ebenfalls nicht das richtige Produkt für dich.
Wie viel du in die bAV einzahlen solltest, hängt von deinen finanziellen Möglichkeiten ab. Übernimmt dein Arbeitgeber die komplette bAV sind meist feste Sätze vorgesehen.
Von der Betriebsrente gehen jeden Monat Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung ab. Wie hoch diese sind, hängt unter anderem davon ab, ob du Kinder hast und wie alt diese sind. Rentner mit Kindern über 25 Jahren können ungefähr damit rechnen, 170 Euro Sozialabgaben zu zahlen, so dass rund 830 Euro Betriebsrente im Monat überbleiben. Allerdings muss dieses auch noch versteuert werden.
Ob du eine bAV abschließen solltest, hängt von deinen finanziellen Vorlieben ab. Willst du mit möglichst wenig Aufwand fürs Alter vorsorgen, kann sich die betriebliche Altersvorsorge lohnen. Verdienst du sehr gut und/oder willst du zu jeder Zeit frei über dein Geld entscheiden, gibt es andere Möglichkeiten für die Altersvorsorge.
Die betriebliche Altersvorsorge lohnt sich bei jeder Gehaltsstufe – außer bei einem sehr hohen Einkommen. Zahlst du dann die bAV von deinem eigenen Gehalt, profitierst du nämlich nicht mehr von Vergünstigungen bei den Sozialabgaben.
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